Seepogo Tag 1, 21.07.2023 in Selters-Münster

Fö: Mehr Festivals besuchen die ich noch nicht kenne, Teil 3. Das Seepogo feiert zehntes Jubiläum, ist dieses Jahr erstmalig an zwei vollen Tagen und hatte schon bei den vergangenen Ausgaben sehr ansprechende Lineups. Gute Gelegenheit also, da mal vorbei zu schauen! Melle und ich verbinden das mit nem kleinen Kurzurlaub und packen noch zwei Wandertage davor. Das 49-Euro-Ticket will ja auch genutzt werden.
Zwen: Ähnlich bei mir. Zwar finden zeitlich KNRD-Fest und Back To Future statt, doch entscheide ich mich auch für dieses sicherlich ebenfalls sehr nette Festival in der Provinz. Tatsächlich war ich bereits im Nachbardörfchen auf dem Tells Bells Festival. Anstatt zu wandern entschließe ich mich jedoch - zumindest zum Teil - den Rhein runter zu fahren. Das möchte ich schon sehr lange tun und so nutze ich auch dieses nice Ticket, für das ich nur knapp 13 Euro bezahlen muss, weil ich noch eingeschrieben bin.
Fö: Ah, ich war mal noch ein Nachbardörfchen weiter auf dem Pell Mell. Hat hier echt jedes Dorf ein eigenes Festival? Geil!
Melle: Jau, erst Wandern, dann Pogo. Ich bin gespannt. Wir sind bequeme Punker und mieten uns eine Unterkunft in einer ausgebauten Scheune. Ganz geil, ausgeschlafen kann es losgehen.

Fö: Wandertag 1! Wir sind an der Lahn und begutachten den Wanderweg nach Nassau. Schöne Waldwege (bei dem aktuell sehr sonnenreichen Wetter tut das sehr gut!), aber auch ein paar schöne Felsen mit herrlichen Ausblicken. Toll!
Melle: Ja, der Weg ist abwechslungsreich und das Wetter angenehm :)

Fö: Wandertag 2: Der Lahnweinstieg lädt ein zu ner Wanderung rund um Weinähr, wo wir auch unsere Unterkunft bezogen haben. Abwechslungsreiche Strecke, viel hoch, viel runter und auch ein paar Kletteroptionen. Sehr toll!
Melle: Sehr toll unterschreibe ich, auch wenn mich 1-3 Stellen ein bisschen Überwindung gekostet haben. Aber hey, ich bin nicht abgestürzt und die Blasenpflaster, die ich im Vorfeld angebracht habe, erfüllen ihren Zweck.

Zwen: Meine Rheintour startet in Karlsruhe und geht dann immer Richtung Süden. Ich bin ja schlau und fahre den Fluss herunter und nicht rauf. Bei der Überlegung, was ich mir dann heute so als Tagesziel setze (heute ist Mittwoch, weshalb ich noch etwas Zeit habe), sehe ich dass Darmstadt theoretisch möglich ist. Die Aussicht auf ein Bier im Pillhuhn hat mich dann absolut motiviert und so reiße ich dann mal eben 140 Kilometer an einem Tag auf dem Drahtesel ab.

Zwen: Am nächsten Tag bin ich dann aber merkwürdigerweise ziemlich verschallert und schaffe es kaum aus der Stadt heraus. Naja, dann muss ich am Freitag halt doch ein paar Kilometer mehr fahren als zuvor geplant. Trotzdem trudel ich ungefähr zur gleichen Zeit ein wie die anderen.

Fö: So, den Teil mit dem Sport soweit erledigt, weiter geht's zum Seepogo! Als wir ankommen, ist der Parkplatz noch nicht allzu voll, so dass wir die anderen ziemlich schnell finden, wie sie da in ihren Campingstühlen hocken und auf den Wolkenbruch warten.
Zwen: Danke nochmal fürs Tragen helfen, wir haben mal wieder viel zu viel Zeugs mitgeschleppt.
Tine: Ich mach das Taxi für die Campingausrüstung und komm recht früh an und bin die erste unserer Truppe. Also erst mal neue Teilzeitfreunde suchen. Das sind die Freunde, die man hat, bis die eigenen Freunde da sind.
Melle: Der Wolkenbruch wird mit Paderborner im Auto ausgesessen. Läuft.

Fö: Wir warten den ersten Regenguss ab und begutachten das Gelände. Sehr übersichtlich, etwas uneben, und hat totalen Charme. Genau die Größe die ich mir erhofft hatte. Toll!
Melle: Ich bin auch zufrieden. Besonders hervorheben möchte ich die ausreichenden Sitzgelegenheiten für alte Pogerinnen. Heißt das so? Wenn nicht: neue Wortkreation. Bitte zur Überprüfung an den Duden weiterleiten.

Tine: Wir bringen unseren Campingkram zum Campingplatz und stellen fest, dass man vom Weg vom Campingplatz zurück gut auf das Konzertgelände blicken kann.

Fö: Die erste Band nennt sich WATCH ME RISE. Geboten wird so Emocore-Kram. Musikalisch weniger meins, als Opener aber voll okay.
Melle: Meins auch nicht, aber ne tolle Ansage bezüglich Depressionen und dem Umgang mit selbigen.

Fö: In der etwas längeren Ansage ging es um den Umgang mit Mental Health und den Mut, darüber zu sprechen und sich Hilfe zu holen, wenn man Hilfe braucht. Finde es sehr sympathisch, dass die Band ihre Bühne nutzt, um das Thema anzusprechen

Fö: Es füllt sich so langsam. Aber ist ja erst Freitag nachmittag. Auch geil: Es gibt Stehtische, die teilweise bis vor die Bühne geschleppt werden. So richtig schön Alte-Leute-Feeling. Toll.

Fö: Zweite Band BRONSON A.D.! Von denen hatten wir mal ne CD hier rumliegen - aber außer dass es irgendwas mit Metal war, konnte ich mich daran nicht wirklich erinnern.
Melle: Ja, also musikalisch überhaupt nichts für mich.

Fö: Kommen wohl auch hier aus der Gegend. Geht mir tatsächlich besser rein als die vorherige Band, auch wenn wir nen Großteil des Auftritts nur vom Biertisch aus hören und dabei rätseln, worüber sie singen. Wir verstehen irgendwas mit "Achtung! Sitzsack!" und küren es zur Festivalhymne.
Melle: Ein bisschen Sitz-Spaß muss sein.

Zwen: Ich muss gestehen, dass mir beide der ersten Bands nicht wirklich gefallen haben. War mir irgendwie zu viel Gebolze, außer natürlich das "Sitzsack"-Lied.
Tine: Das geht mir genauso.

Fö: Anschließend TWO AND A HALF GIRL! Endlich sehe ich die auch mal live. Aber spielen ja recht viel derzeit. Eine Band aus dem Gröli-Roster, das spricht ja schon dafür dass es uns gefallen könnte.
Zwen: Einer der Festival-Insider entsteht tatsächlich schon in Darmstadt als ich im nicht mehr ganz nüchternen Zustand auf die Aussage, dass Eva bei Two And A Half Girl mit drinhängt, nur ganz selbstverständlich meine "Jaja, ihr gehört die Band." Mir gefällen Two And A Half Girl jedenfalls absolut gut, weshalb ich dann wohl Eva beim nächsten Sehen 5€ geben muss, weil ich auf ihr Bandfeld gekommen bin. So sind nun mal die Spielregeln.
Tine: Warte ab bis Eva ein Hotel auf dem Bandfeld stehen hat...
Melle: Mir haben die gut gefallen, leider ist der Sound mittelmäßig.

Fö: Musik ist natürlich Punkrock, hier und da wird auch mal in Richtung Hardcore, Rock'n'Roll oder gar Metal geschielt, was in der Mischung verdammt gut funktioniert.

Fö: Was nicht so gut funktioniert, scheint das Schlagzeug zu sein. Anscheinend wird hier ein sogenanntes Wanderschlagzeug genutzt. Diverse Versuche später, die Bassdrum mit Händen, Füßen und übriggebliebenen Boxen an ihrer Position zu halten, scheint es aber einigermaßen zu halten.

Melle: Und die obligatorische Pogo-Einlage, bei der die Sängerin die Bühne verlässt und sich unter das Publikum mischt, darf nicht fehlen. Für mich immer ein Sympathiebonus.

Fö: In einen Song wird noch galant ABBA eingestreut. Schlossi gefällt das.
Zwen: Sehr viel Energie und Bewegung, sowohl vor als auch auf der Bühne. Das geht sehr gut rein!

Fö: Dann TUSKY! Noch ne Gröli-Band. Wir sind ganz verzückt über so viel Gröli! Tusky hab ich jetzt auch schon ne ganze Weile nicht mehr gesehen. Musikalisch gar nicht mal so weit von Two And A Half Girl entfernt, wird hier in Punkrock und Artverwandtem gewildert.

Fö: Muss zugeben, die Band deutlich wilder und lebhafter in Erinnerung gehabt zu haben. Aber gut, ne Festivalbühne ist halt keine Clubshow.
Zwen: Startete diese Band damals aus den Überresten von John Coffey, spielt nun niemand mehr von besagter Band bei Tusky. Außerdem gibt es John Coffey wieder.
Melle: Habe Tusky noch nie gesehen und auch nicht auf dem Schirm gehabt. Schwinge aber den Pogo-Popo und finde es gut.

Zwen: Nichtsdestotrotz gefällt mir dieser Mix aus der eben viel erwähnten Band und den Foo Fighters sehr gut. Vielleicht gehen sie nicht ganz so sehr steil wie ihre großen Brüder, aber dafür gefällt mir der Gesang hier einen Tacken besser. Außerdem hatte ich sehr viel Spaß an so Hits wie "White Dress".

Fö: Dann 100 KILO HERZ. Gute Band, nur leider mit Bläsern. Dafür die erste Band heute, die nennenswert viel Publikum vor die Bühne holt, mittlerweile ist das Gelände ganz angenehm gefüllt.
Zwen: Außerdem kann der Sänger nach wie vor so gar nicht singen. Das ist nach wie vor gut genauso wie schlecht für Punkrock.
Tine: Ich find Bläser nicht so schlecht. Dafür aber die Stimme. Das muss so.
Melle: Da war ich wohl Popcorn 🍿 holen.

Fö: Der Zeitplan ist bereits etwas in Verzug, weswegen sie sich bei den Ansagen kurz halten wollen. Gibt davon aber trotzdem einige. Sinngemäß sowas wie, dass wir uns ja wahrscheinlich alle darauf einigen können dass Nazis scheiße sind, es aber auch (wie sich aktuell mal wieder zeigt) noch andere Themen gibt, die auch innerhalb der Szene mehr Raum bekommen müssen. Beispielsweise dass Männer endlich aufhören sollen, sich übergriffig zu verhalten. Gab auch später noch zwei Situationen, in denen die Band darauf aufmerksam machen musste, dass sie keinen Bock auf Männer mit freien Oberkörpern im Publikum haben.

Fö: Irgendwann fängt es an zu stinken und ich stelle fest, dass das nicht von mir kommt, sondern wieder irgendwelche Idioten mit Pyrokrams um sich schwenken. Wirklich, find ich scheiße sowas! Zum Glück keine Brennfackeln sondern nur so Rauchdinger, trotzdem nervig wie sau und sehr egoistisch, das anderen ungefragt zuzumuten.

Fö: Nerviger als Rauchdinger schwenken fand ich allerdings den übereifrigen Securitymenschen, der die Dinger den Leuten abnahm und einfach so vor die Bühne warf. Gut dass es vorher geregnet hat, dieser schwarze Brandfleck den ihr dort seht wäre sonst vermutlich größer gewesen. Denn auch Rauchfackeln haben eine nicht zu unterschätzende Hitzewirkung! Ich bin irgendwo zwischen amüsiert, erbost und geschockt. Immerhin wird dafür die Band eingenebelt statt das Publikum. Ätsch.
Zwen: Das hat mich auch ein bisschen verwundert. Ich dachte auch immer dass die Secus die Dinger in die Boxen schmeißen. In dem Moment fand ich es tatsächlich ein bisschen witzig. Gut, dass nichts passiert ist.

Fö: Die Fans selbst haben ihre Rauchfackeln übrigens vorbildlich in die dafür vorgesehenen Sandeimer gesteckt. Nächstes Mal also bitte der Secu ne zusätzliche Schulung ermöglichen.
Zwen: Es gab für Pyro vorgesehene Sandeimer? Krass! Fast so geil wie die hier auf dem Festival kostenlos verteilten Taschenascher. Eine Sache, die ich gerne auf mehr Festivals sehen würde.
Tine: Die Aschenbecher waren wirklich klasse. Ich hab meinen am ersten Tag verloren und hab sofort einen neuen bekommen, als ich beim Einlassstand nach Ersatz gefragt habe. Das kleine Reagenzglas aus Plastik bleibt jetzt in der Handtasche.

Fö: Ansonsten, ja, 100 Kilo Herz halt, sie haben ja so ihre Hits, muss man ihnen lassen, und der Auftritt macht tatsächlich Spaß. Trotz Wall of Death und son Spökes.

Fö: Jetzt zünden die auch noch die Bühne an!
Zwen: Gehört dir die Band nicht, kannst du da nicht was sagen?
Fö: Diese Anarchos lassen sich nix sagen! Also nur von Bönx.

Fö: Anschließend spielen TEENAGE BOTTLEROCKET. Nach langer Überlegung, wie mit dieser Band umzugehen sein, beschließe ich für mich, sie zu ignorieren. Finde es schwierig, die Band ruhigen Gewissens zu hören und zu gucken, wenn Vorwürfe wie in dieser Podcast-Folge geäußert im Raum stehen (übrigens kam im gleichen Podcast kürzlich ganz aktuell die Folge, die vermutlich zur Auflösung von Anti-Flag geführt hat). Weiteres findet sich z.B. in diesem Thread. Das Statement von Teenage Bottlerocket hab ich nicht mehr gefunden, aber hier gibt's Screenshots plus Diskussion dazu.
Zwen: Davon habe ich tatsächlich gar nichts mitbekommen, musikalisch hast du aber auch nichts verpasst. War okay, aber ich habe diese Band auch schonmal viel besser gewesen. Außerdem ist mir vom wilden Kopfgenicke das Drummers etwas schlecht geworden. Ich suche mal den Weg zum Zelt und finde heute nicht mehr zurück. Schade, Baboon Show hätte ich gerne gesehen.
Melle: Ich habe mir die Band ebenfalls aus bekannten Gründen bewusst nicht angeschaut. Hätte es aber vllt ohnehin nicht getan. Ist mir zu belangloser Ami-Punk

Fö: THE BABOON SHOW! Freue mich sehr, die Band mal wieder in einigermaßen kleinem Rahmen zu sehen. Auch wenn ihre Show natürlich auf große Bühnen ausgelegt ist, aber große Bühnen sind halt einfach der Klassenfeind.
Melle: Ich finde große Bühnen und Festivals nicht mehr so geil. Genauso wie ich Club-Konzerte den großen Hallen vorziehe.

Fö: Auftritt gefällt mir sehr gut! Hab ja die letzten Veröffentlichungen der Band nicht mehr so wirklich intensiv gehört und freue mich deswegen über ein paar ältere Songs im Set (It's A Sin, Queen Of The Dagger, Playing With Fire beispielsweise), wobei die neuen Sachen live auch bestens funktionieren. Cecilia weiterhin ein Wirbelwind sondergleichen, der Rest strahlt pure Coolness aus.

Fö: Seit Kurzem ist Gitarrist Hakan nicht mehr dabei und spielt lieber bei Mando Diao, stattdessen neu am Start: Don Simon, sonst aktiv bei De Lyckliga Kompisarna. Füllt die Rolle bei der Baboon Show tatsächlich ganz gut aus: Gesang, Gitarre, Schnurrbart, geht alles klar. An das neue Gesicht muss ich mich trotzdem noch gewöhnen.
Zwen: Sind Mando Diao eigentlich Klassenfeind? Hatte über das Thema mit den Sensitives eine längere Diskussion...

Fö: Zwischendurch ne ewig lange Bandvorstellung der einzelnen Personen, was zwar irgendwie witzig ist, aber dermaßen viel Zeit in Anspruch nimmt, dass da auch locker noch ein-zwei Songs mehr ins Set gepasst hätten. Zumal, wenn man bedenkt, dass wir heute eh ein bisschen zeitlichen Verzug haben.
Melle: Ich finde den Auftritt musikalisch sehr gut, aber das divenhafte Getue find ich irgendwie abturnend. Ich gebe also meine Brille ab und lenke mich mit Pogo ab.

Fö: Wie auch immer, der Auftritt macht total Bock. Band gut gelaunt, wir gut gelaunt, easy. Das Publikum frisst der Band aus der Hand und alles, inklusive Zugabe, wird amtlich abgefeiert. Stark!
Zwen: Zum Glück bekomme ich dieses Jahr nochmal die Chance, die Band beim "Hütte Rockt" zu erleben. Glück gehabt!

Fö: Vor der Bühne ist auch gut was los. So voll wurd's wahrscheinlich das ganze Wochenende nicht mehr, oder?

Fö: Melle und Fö sind heute was besseres und gesellen sich nicht zum Pöbel auf den Zeltplatz, deswegen kann ich auch nicht berichten, wie asozial es da zuging. Dafür darf ich berichten, dass der Shuttleservice vom Seepogo (die Gäste werden gratis(!) mit dem Taxi(!) zu beliebigen Adressen in 15 km Umkreis gefahren) wunderbar funktioniert. Erster Tag Seepogo: hat viel Spaß gemacht! Tolles Festival, gut organisiert, sehr angenehme Größe und Fülle, freu mich auf morgen!
Melle: Wirklich klasse, das mit dem Shuttle Service. Also ich sag euch, ich konnte nicht mehr fahren.
Zwen: Den Campingplatz empfand ich als sehr angenehm. Aber ich habe auch einen sehr tiefen Schlaf. Zumindest kann ich auf jedem Festival Camping-Platz besser schlafen, als in einem Wald in dem die ganze Nacht Hirsche ihre Brunftschreie durch den Wald röhren so wie gestern. Macker aufs Maul! (zu weiteren Schweinereien später mehr)

oli 04.08.2023 15:39	Lasst die doch mit den Fackeln da rumräuchern, ist doch scheissegal.
Schlossi () 04.08.2023 17:24	Ich bin für Pyroverbot. Immer und überall.
fehlnavigiert () 05.08.2023 16:18	pyro is doch nix anders als schniepi-kompensation für doofe jungs.

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