Bunt statt Braun Open Air, 09.09.2023 in Dortmund

Zwen: Zehn Jahre Bunt Statt Braun sind eine sehr lange Zeit, weshalb es in diesem Jahr Zeit wurde das ganze Dingen an die Lametta-Leute abzugeben, die mittlerweile auch die meisten Brauks-Konzerte veranstalten. Aber auch wenn ich mich in diesem Jahr aus Orga und anderen Späßen vollständig herausgehalten habe, lasse ich es mir natürlich nicht nehmen bei allerbesten Wetter den Weg nach Dortmund-Nord-Ost auf mich zu nehmen. So erlebe ich diese Veranstaltung mal aus einer ganz anderen Perspektive.
Fö: Find's gut, dass es die Veranstaltung trotz Orga-Wechsel weiterhin gibt und, soviel vorweg, das auch gut angenommen wurde. Also müssen wir da natürlich hin! Schlau wie wir sind aber erst später, um die ersten zwei Bands zu verpassen. Kann mich dunkel erinnern, dass mir der Humor von "Der Tag des dümmsten Gesichts" beim letzten Mal gar nicht reinging (anders als der Bandname, der ist spitze!) und die Pappkaplane, naja, die werden auch ohne mich auskommen.

Zwen: Wir kommen zum letzten Song der Band DER TAG DES DÜMMESTEN GESICHTS, die Deutschpunk machen. Klingt insgesamt ganz in Ordnung, jedoch habe ich wie gesagt nur den letzten Songs gesehen. Trotzdem tragen Sänger und Gitarrist ein T-Shirt mit einer sehr wichtigen Message.

Zwen: Als nächstes dann DIE KLEBENDEN PAPPKAPLANE. Die habe ich jetzt auch schon länger nicht mehr gesehen und prompt überraschen sie mich mit einem richtigen guten Auftritt. Das Ganze hat sehr viel Anleihen von Chefdenker und ein paar wenige von den Kassieren (hier zum Glück ganz ohne ausziehen). Die Songs werden zügig runtergeknüppelt und insgesamt mit dem nötigen Druck vorgebracht. Dazu wird aus einem Witzebuch vorgelesen, welches aber nur zu Beginn des Sets Verwendung findet und dann mehr oder weniger vergessen wurde. Trotzdem sind die drei (noch) relativ nüchtern, was dem Auftritt aber tatsächlich ziemlich gut steht.

Zwen: Sehr wichtig ist natürlich auch der Nebel auf der Bühne. Vielleicht hat aber auch nur ein "Kaltgeräte-Stecker" für einen Kurzschluss gesorgt und alle denken nur, dass es sich hier um eine Nebelmaschine handeln würde. Zu den Pappkaplanen brauche ich auch die erste Pinkelpause und muss feststellen, dass die Klos, für die extra ein Wagen geordert wurde, wirklich absolut sauber sind. Top!

Zwen: Im Anschluss war ich sehr überrascht, wie viele Leute extra für NORD nach Brackel gekommen sind. Andi Holz ist eben ein Rockstar wie er im Buche steht und zieht jede Menge Menschen zu sich vor die Bühne. Musikalisch können Nord mit ihrem deutschsprachigen Emocore bei mir nicht so richtig punkten, aber trotzdem spielen sie einen ziemlich eindringliches Set, bei dem alle ganz gut abgehen, aber trotzdem die Basis nicht aus dem Blick verlieren.

Fö: Andi Holz ist wie immer der King! Aber mich deucht, seine Stage-Theatralik hat etwas nachgelassen. Teilweise steht er nur mit dem Rücken zum Publikum, wo er früher die Musik lautmalerisch in Gesten transformiert hätte. Ihr seht, ich habe hohe Ansprüche an Andi Holz! Seine Bemerkung, er halte die "unsichtbare Orange", bringt mich aber wieder voll auf Linie.

Fö: NO°RD bringen Ende des Monats ihr neues Album raus, man könnte fast von einer vorgelagerten Releaseparty sprechen. Natürlich gab es auch neues Material zu hören, wie die erste Auskopplung "Horizont". Starker Song! Sonst, muss ich zugeben, hab ich das neue Album noch gar nicht gehört, obwohl es hier in der Redaktion rumfliegt. Es ist bestimmt gut und die Releaseparty am 21.10. in Münster wird es auch.

Fö: Außerdem macht die Band darauf aufmerksam, dass man für Seapunks spenden soll und es drüben Pommes gibt. Beides wichtige Botschaften!

Zwen: Wie immer kümmert sich der Sportverein ehrenamtlich um die Speisen beim Bunt Statt Braun. So gibt es sehr günstige Pommes und Bratwurst. Während ich warte, komme ich mit der Frau an der Fritteuse ins Gespräch, die mir berichtet, dass sie heute schon seit 9 Uhr am brutzeln ist und auch den Großteil ihrer Zeit mit ehrenamtlicher Arbeit verbringt. Außerdem sei sie jetzt schon Anfang 70. Ich bin maximal beeindruckt. Ich muss sagen, dass ich als Gast heute tatsächlich noch mal mehr Respekt habe, vor allem was hier so abläuft.

Zwen: GRIM SILENCE verbringe ich mit Pommes holen und quatschen. Wie waren die denn?
Pineapple Paul: da hast du echt was verpasst. Ich kannte die selber nicht und hab mich überraschen lassen. Das war echt brutal geil. Die Sängerin war zum ersten oder zweiten mal nüchtern auf der Bühne aber gemerkt hat man das nicht. Die Stimme war gewaltig!
Fö: Was soll denn das heißen? Haben nüchterne Leute sonst keine Stimme?

Fö: Ich kannte die Band bisher nur dem Namen nach und find's sehr stark! Viel Botschaft verpackt in schnelle Hardcore-Brecher. Dazu wird geknüppelt und geschrien, wobei die Songs überraschend eingängig bleiben. Geil. Ordentlich druckvolle Performance dazu, gefällt. Hört doch einfach mal hier rein.

Fö: Eindringliche Ansagen und Themen, Musik ballert, alles sehr stimmig, nix hinzuzufügen.

Zwen: GOLDZILLA haben schöne Bühnendeko und wissen auch sonst zu gefallen. Vor allem die ultra-kratzige Stimme des Bass-Menschen finde ich richtig fett.

Fö: War wohl auch die Band, auf die ich heute am gespanntesten war. Das letzte Album "Goldzilla vs. Dortmund" war von vorne bis hinten super. Ansonsten bin ich bei der Band aber etwas zwiegespalten. Einerseits gute Aussagen und Ansagen, andererseits hatte ich bei denen in der Vergangenheit auch oft das Gefühl, dass sie beim Pöbeln übers Ziel hinausschießen oder sich dem eigentlich Diskurs verwehren. So schien es zum Beispiel damals bei dieser Resist-Sache gewesen zu sein. Und dann wär noch die Geschichte eines kommentarlos abgesagten Konzertes mit Chefdenker vergangenes Jahr (kürzlich posteten sie noch, sie hätten noch nie ein Konzert kurzfristig abgesagt). Aber dann kann ich ihnen wieder nicht wirklich böse sein, weil sie auf der Bühne so furchtbar süß sind! Egal, ich werd nicht schlau aus dieser Band, verpasse aber auch die Chance, nach der Show mal am Merchstand vorbeizuschauen und sie selbst anzupöbeln.

Fö: Auftritt soweit cool! Kam mir lediglich etwas kurz vor. Dabei wurde sogar ne neue EP für Herbst/Winter angekündigt und Songs daraus gespielt. Aber sonst, Musik, wie erwähnt, geil. "Straßenbahn", "Repariert was euch repariert hat" und "Das Lagerfeuerlied" wären da so meine Favoriten, aber alles andere bestimmt auch. In den Ansagen geht es auch darum, dass sie zum ersten Mal in Dortmund sind, obwohl ihr Album "vs. Dortmund" heißt (da werd ich auch wieder nicht schlau draus). Ich bin etwas enttäuscht, dass nicht über Dortmund gelästert wird. Allgemein zu wenig Gepöbel.

Fö: Goldzilla haben Fans, die sich auf die Barrier stellen und die Arme so grölend in die Luft strecken. Mega unangenehm. Campino gefällt das.

Fö: Vor der Bühne wird auch ein bisschen gepogt. Darunter auch Leute, die das überhaupt nicht können. Was witzig ist, weil sie betrunken sind, immer hinfallen und in Unbeteiligte reinlaufen. Aber wahrscheinlich nicht immer so witzig für die Unbeteiligten. Pogo ist halt auch ne Wissenschaft für sich!

Zwen: Ich muss gestehen, dass ich SCOARCHED OAK als Rausschmeißer ein bisschen schwierig finde. Ist halt keine Total-Abriss-Band. Auch wenn es natürlich musikalisch absolut nicht schlecht ist, aber ich hätte mir nach Goldzilla eher noch eine Steigerung gewünscht, auch wenn ich den Gedankengang, jetzt ein paar Gänge runterschalten zu wollen, nachvollziehen kann.

Fö: Bin auch überrascht über den Slot, auch wenn die Dunkelheit dem Sound tatsächlich gut tut. Vong Performance her passt das schon. Musik passt wohl auch, wenn man's mag, ist halt so Stoner-Blues-Kram und damit Musik, die ich mir eh maximal live geben kann, und dann nur in überschaubaren Dosen.

Zwen: Insgesamt war es ein sehr schönes Festival. Im nächsten Jahr dürften, wenn es nach mehr ginge (was es ja jetzt nicht mehr geht), gerne wieder ein paar größere Namen auf dem Plakat stehen. Ansonsten machen wir uns auch so langsam auf den Weg, verquatschen uns aber noch ein wenig, weshalb Götz und Reni schon mal ohne uns losgehen, trotzdem kriegen wir es noch hin den Zug in Richtung Bochum zu bekommen. Dort fällt mir dann aber sofort auf, dass Reni und Götz, obwohl sie 10 Minuten vor uns das Gelände verlassen haben, nicht in besagtem Zug sitzen.
Pineapple Paul: schön, dass es dir gefallen hat! Für nächstes Jahr haben wir uns schon ein paar coole Ideen für Bands und anderes Programm ausgedacht. Mal sehen, was wir davon umsetzen können. Dieses Jahr war noch alles ganz neu und daher ein bisschen durcheinander und stressig. Und einige Bands die wir eigentlich gern gehabt hätten, haben uns abgesagt. Trotzdem: Wir sind froh, wie gut alles funktioniert hat!
Ab Oktober geht's auch wieder los mit Lametta Konzerten! 14.10 schonmal vormerken!

Pineapple Paul: diese feinen Plakate klebten auf Bühne und auf Klo. Jetzt kleben sie auch bei BIERSCHINKEN.net

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