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Les Shirley, Daniel Nicholas Fairhurst, 28.09.2023 in Münster, Rare Guitar - Bericht von der Redaktion

Les Shirley, 28.09.2023 in Münster

Fö: Ah, Les Shirley wieder auf Tour! Nachdem sie letztes Jahr beim Bierschinken-Fest so abgeräumt haben, war ja klar, dass da ein Besuch Pflicht ist. Auch wenn das Ruhrgebiet diesmal umschifft wird. Aber wie sich das gehört, haben wir natürlich Freitags frei und demzufolge steht dem Ausflug an einem Donnerstag nach Münster nicht viel im Wege!
Ziel ist diesmal das "Rare Guitar", das ich bisher nur von Niklas' Berichten kenne und das sich irgendwo in Niemandsland zwischen den Gleisen befindet. Der Laden überzeugt durch Deko-Gitarren an den Wänden, Konservenmusik die ausschließlich aus erdiger Gitarrenrockmusik besteht und einem Programm, das zu 85% aus Tribute-Bands und zu 5% aus Ey-Kyuss-Bands zusammen gestellt ist. Zum Glück haben wir heute die restlichen 10% erwischt!
Schlossi: Ja, zum Glück. Um die Zeit vor der musikalischen Unterhaltung totzuschlagen, sinnieren wir darüber, was denn eigentlich der Unterschied zwischen einer Cover-Band und einer Tribute-Band ist und kommen zu dem Schluss, dass in einer Tribute-Band wenigstens eine*r aussehen muss, wie jemand aus der Original-Band und da ist die hier demnächst auftretende GHOST-Tribute-Band ganz weit vorne. Außerdem inspiriert uns das Starren auf den Monitor über der Theke, auf dem in Dauerschleife eine Vorschau der nächsten Acts im Rare Guitar gezeigt wird, spontan dazu, eine LIMP BIZKIT Tribute-Band zu gründen. Wobei Ausnahmemusiker Fö natürlich den crazy Gitarristen Wes Borland verkörpert und ich in die Rolle von Frontmann Fred "The Arschloch" Durst schlüpfen werde. Der Posten des Schlagzeugers ist auch bereits vergeben, allerdings weiß Schuldenberg noch nichts von seinem Glück. Brauchen wir nur noch zwei Statist*innen für Bass und Turntables, also, falls ihr Bock habt, meldet euch gern.
Fö: Als Opener gibt es DANIEL NICHOLAS FAIRHURST, an anderen Stellen auch einfach nur Dan Fairhurst genannt, aber er hat sich offensichtlich für die kompliziertere Variante entschieden. Es gibt Akustik-Punkrock für Männer mit Bärten und Flanellhemden.
Fö: Ich kann dem nichts abgewinnen. Vor 15 Jahren gab es mal so ne Welle von vollbärtigen Akustik-Punkrock-Dudes, da war das noch irgendwie (teilweise) spannend, aber wer das heute noch macht, sollte zumindest irgendwie ne eigene Komponente mit reinbringen, die erkenne ich hier nicht. Außer dass es sehr viele Coversongs gab und Ansagen, die ich vor Nuschelei (oder war das welsh?) nicht verstanden habe.
Schlossi: Ich konnte mittelalten Männern, die traurige Lieder auf ihrer Gitarre spielen noch nie so viel abgewinnen und so werde ich hier auch nicht enttäuscht. Auf dem Weg nach Münster hatten wir noch über das Für-und-Wider von Vorbands und deren Rolle als Anheizer für den Haupt Act gesprochen, hier verspüre ich, mit Verlaub, eher eine dezente Müdigkeit. Zur Ehrenrettung von DANIEL NICHOLAS FAIRHURST sei gesagt, dass er sehr schöne Melodien auf seiner Klampfe zupft und eine gute Stimme hat. Außerdem bringt er zwischendurch einige sehr selbstironische Ansagen. Aber ja, meine Baustelle wird das nicht mehr und so ist auch meine Drohung, mir sofort hier an Ort und Stelle eine Akustikgitarre zu kaufen und Fö die ganze Rückfahrt mit traurigen Liedern zu unterhalten, relativ wirkungslos.
Fö: Dann LES SHIRLEY! Selbstverständlich handelt es sich auch hierbei um Gitarrenrockmusik! Aber ohne Vollbärte und dafür mit ner ordentlichen Portion Pop, sympathischem Humor und mitreißenden Songs.
Fö: Ich muss direkt zugeben, dass ich das aktuelle Album "More is More" noch gar nicht kenne und dementsprechend auch bei der Songauswahl nicht wirklich mitreden kann. Was aber auffällt ist die totale Vielseitigkeit und Finesse an den Instrumenten, das sieht alles so unfassbar lässig aus. Stark!
Schlossi: Lässig trifft das Ganze ziemlich gut.
Irgendwie schleicht sich gerade dieser schlimme Satz in meine Gedanken, der in fast jeder (Online-)Diskussion über "Frauen im Musikbusiness/in Bands/auf der Bühne" irgendwann von irgendeinem selbsternannten Experten als Conclusio geäußert wird: "Frauen können einfach nicht rocken." Abgesehen davon, dass ich alle Sätze mit dem Verb "rocken" furchtbar finde, frage ich mich in diesen Momenten immer, unter welchem Stein dieses meinungsstarke Rock-Fossil in den letzten Jahr(-zehnten) gelebt hat und warum es nicht ganz schnell wieder dorthin verschwindet. Aber ich schweife ab.
Fö: Publikum muss erstmal ein wenig auftauen, aber nach ein paar Liedern haben alle ein seliges Lächeln auf den Lippen. Wir werden auch alle irgendwann von Sängerin Raphaëlle in den Stand als "Shirleys" erhoben. Eine Familie quasi!
Fö: Zwischendurch gibt es noch witzige Storys von ersten Bühnenerfahrungen und anstrengenden part time jobs.
Schlossi: Gut gefallen hat mir die Story von Bassistin Sarah, die darüber berichtet, dass sie zu ihrem ersten Auftritt, zu der Zeit spielte sie noch Schlagzeug, nur ihre Sticks mitgebracht hat. Leider war vor Ort kein Schlagzeug vorhanden. Ob der Gig dann trotzdem stattgefunden hat, erfahren wir bedauerlicherweise nicht.
Schlossi: Überhaupt sind die drei Shirleys heute sehr viel redseliger als bei ihrem Auftritt im FZW, wo sie hauptsächlich ihre Hits hintereinander weggezockt haben. Steht ihnen beides sehr gut zu Gesicht, muss ich sagen.
Schlossi: Und wo wir gerade von Hits sprechen, davon hat die Band so einige. Das erste Album "Forever is now" hat mich ja direkt komplett begeistert, mit dem Nachfolger "More is more" hatte ich ein paar Startschwierigkeiten, aber live zeigt sich, dass auch die Platte ein paar absolut eingängige Ohrwürmer am Start hat.
Fö: Toller Auftritt! Als die letzten Songs als totale "Smasher" angekündigt werden, frage ich mich noch, was da denn noch folgen soll, aber tatsächlich, am Ende wird nochmal richtig was rausgehauen. Allen voran natürlich das großartige "Fuck It I'm In Love", was ein Hit. Es wird fleißig nach Zugaben gerufen, aber nicht gewährt. Auch wieder konsequent. Hoffe es dauert nicht mehr lange bis zur nächsten Tour!
Schlossi: Ich schließe mich fast vollumfänglich an, nur "Easy Target" hätte mir noch zu meinem Glück gefehlt, aber irgendwas ist ja immer. Danach genießen wir kurz die frische Luft in der Raucher*innenecke, hören noch etwas erdigen Rock und machen uns dann über Kamelle und Gartenzwerg auf den Weg nach Dortmund. Unterwegs erzählt Fö noch von seinen Therapiemethoden zur Bekämpfung von Phobien vor bestimmten Tieren, aber das ist eine andere Geschichte und soll ein andermal erzählt werden.

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