The Cloverhearts, 07.10.2023 in Treviso (IT)

Kurzes Vorgeplänkel (Wer keinen Bock auf Reisebericht hat, kann ja direkt zum Konzert skippen): Für die Herbstferien steht diesmal an, dass wir Tines Auto bis unters Dach mit Zeugs vollpacken und dann einfach mal in Richtung Süden fahren. Das ganz grobe Ziel ist Kroatien und auf dem Weg dahin wollen wir Liechtenstein mitnehmen, einfach weil, naja Länderpunkt halt, und außerdem ist dort eine geile Wanderung, aber dazu später mehr.

Schlafen tun wir übrigens mal im Zelt, mal in der Hängematte und im Süden auch manchmal einfach nur auf einer Isomatte am Meer. Hin und wieder nehmen wir uns auch mal zum Duschen eine Unterkunft. Das ist dann aber eher die Ausnahme. Hier im Bild seht ihr übrigens den Nufenen-Pass, der mittels Luftdruck mal eben eine Chips-Tüte im Auto zum Platzen bringt.

Hier in Graubünden bei Siat gibt es doch tatsächlich einen wunderschönen Platz, auf dem man legal "Wildcampen" kann. Das Ganze verfügt sogar über eine Biotoilette. Einfach nur stark, hätte ich gerne mehr von.

Am nächsten Tag geht es dann ins winzige Alpenland Liechtenstein, das eher wie ein Kanton der Schweiz als ein eigenes Land wirkt. Wir gehen den Fürstensteig, der später zum Kuhsteig wird, zu der Felsformation der Drei Schwestern. Eine definitiv anspruchsvolle Wanderung mit vielen exponierten Stellen für die man schwindelfrei sein sollte, geiler Ausblicke inklusive.

Kleiner Sprung zur Touristenhauptstadt Venedig. Dort spielen heute Venedig gegen Parma. Da ich jedoch kein Interesse an Fußball habe, verlassen wir die Stadt schnell wieder. Außerdem scheinen die hier ein großes Problem mit Wasser zu haben. Das sollte sich definitiv mal jemand vom Tiefbauamt anschauen.

Gestern noch über nervige VVK-Verfahren bei Konzerten beschwert, gibt es heute Abend im Krach Club zwar keinen VVK sondern nur Abendkasse, dafür muss man aber an der Abendkasse eine Clubmitgliedschaft für 10 Euro abschließen. Ein Prozedere, was ich in diesen für alternative Venues nicht gerade einfachen Zeiten verstehe, was aber trotzdem für jemanden, der von besagter Location eigentlich knapp 1000 Kilometer weit weg wohnt, ein wenig sinnlos und in erster Linie nervig ist. Immerhin stehen am Einlass sehr nette Menschen bereit, die uns Schritt für Schritt durch dieses Formular begleiten.

So, Tine und ich sind jetzt offiziell Asi-Club-Mitglieder, zusätzlich bekommen wir gleich noch zwei Bands kredenzt und das Ganze für insgesamt 20 Euro p. P.. Dafür ist der Laden an sich aber wirklich klasse. Eingerichtet in einem super-sympathischen Retro-Stil und nach außen hin zu einer Seite offen, liegt der Krach Club mitten im Nirgendwo, weshalb sich wohl eher selten Nachbar*innen beschweren dürften. Außerdem gibt es auch Essen, was uns heute Abend ein wenig den Arsch rettet, da unsere Mägen gerade so leer sind wie die Gewässer in Dalmatien.

Anders als in Venlo, wo es einfach mal eine halbe Stunde vor dem Beginn laut Ticket losging, betritt heute die erste Band JOHNNY REED AND SICK FOOLS so ganz entspannt gegen 23 Uhr die Bühne. Ich sehe hier dringenden Handlungsbedarf der EU, was Richtlinien zum einheitlichen Konzertbeginn angeht. Johnny Reed And Sick Fools ist das aber egal und so spielen sie herrlichen Pop-Punk, der so hart nach Blink182 und Green Day klingt, dass die vielen Cover im Set nur dadurch auffallen, dass sie in englischer und nicht in italienischer Sprache vorgetragen werden.

Dabei können auch die italienischen Songs etwas. Zumindest wird sehr viel geflucht bzw. ist es das einzige, was ich von den Songs verstehe, aber wahrscheinlich auch das wichtigste.
Ansonsten sind Johnny Reed And Sick Fools eine absolute Partyband, was das Publikum aber auch hart feiert. So wird z.B. immer wieder "Blitzkrieg Bop" angespielt und das Publikum soll "Hey Ho Krach Club!" singen. Da Italiener*innen die beiden Wörter aber etwas anders aussprechen, brauche ich ziemlich lange, bis ich "Krach Club" und nicht mehr "Raclette" verstehe.

Es ist schon ordentlich spät und nachdem wir so lange darauf gewartet haben, dass die erste Band anfängt, bin ich ein wenig besorgt, dass sich vor den Cloverhearts ähnliche Szenen abspielen. Zum Glück dauert es aber nicht lange bis es weitergeht.

Als nächstes dann die Folk-Punker der CLOVERHEARTS, die einen merklich schweren Stand haben. Nicht nur dass sie nicht mit dem Publikum so wirklich auf einer Ebene sind, auch mit dem Sound haben sie so ihre Probleme. Der Soundmensch scheint sich aber auch nicht wirklich Mühe zu geben. So fällt häufig das Mikro des Sängers aus, was für den Mischer jedoch kein Anlass ist, sich stressen zu lassen. Stattdessen lässt er sich super-viel Zeit, bequemt sich dann aber doch zu seinem Platz, nimmt das Mic, macht es aus und dann wieder an und gibt es dem Sänger zurück, nur damit es im nächsten Song wieder ausfällt. Nachdem sich das Schauspiel drei Mal wiederholt, gibt es dann aber doch ein neues Mikrofon. Ansonsten scheint der gute Mann sich auch eher beim Licht zu sehen, was er mit großen Inbrunst bedient, während er beim Sound sehr überfordert wirkt. Merkwürdig, war der Sound bei der Vorband doch noch super.

Musikalisch ist es aber in Ordnung, zumindest für Folk-Punk, besonders gut an kommt das Cover von "Ring Of Fire" und die Band tut während der Songs auch alles um das Publikum bei Laune zu halten. Die Ansagen zwischen den Songs kommen aber nicht so gut an, so fragt der Sänger doch tatsächlich, ob heute Deutsche anwesend sind. Wir drehen uns peinlich berührt weg und hoffen nicht erkannt zu werden. Die anderen Ansagen habe ich dann auch überhört oder wieder vergessen. Am Ende gehen die Musiker von der Bühne und was folgt ist absolute Stille und kein einziger "Zugabe!"-Ruf, weshalb nach ein paar Minuten des Schweigens einfach wieder die Musik vom Band angeschaltet wird. Ein denkwürdiger Auftritt...

Ganz vergessen zu erzählen habe ich übrigens von dem Typen um den ein Circle Pit veranstaltet wurde und der minutenlang völlig unberührt vom Geschehen einfach weiter an seinem Bier genippt hat und dabei keine Miene verzogen hat.

Wir schauen am nächsten Tag, dass wir Italien verlassen und Richtung Kroatien kommen, wo uns eine glasklare Adria empfängt. Von Istrien geht es zunächst nach Cress, von dort nach Krk und dann wieder aufs Festland nach Dalmatien runter. Dort haben wir auf dem Grund eines ausgetrockneten Sees gezeltet und insgesamt war es eine großartige Tour, nur mit Auto und Zelt unterwegs zu sein und keinen genauen Plan zu haben ist echt nicht schlecht...

...und man wacht z.B. mit diesem Blick auf eine Bucht auf. Gerne wieder.

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