Die schwarzen Schafe, 13.10.2023 in Bochum

Wenn ca. 15 Geh-Minuten von der eigenen Haustür entfernt Punkrock aufgespielt wird, gehen wir natürlich hin. Zumindest solange es am gleichen Abend keine krassen Konkurrenz-Veranstaltungen gibt. Außerdem habe ich Babette zwar schon oft mit ihrer Hauptband den Vageenas gesehen, aber noch nicht mit ihrem beinahe-Solo-Projekt. Klonen ist gerade was Musik anbelangt immer noch voll am Puls der Zeit. Zumindest denke ich, dass ich nicht der einzige bin, der keinen Bock mehr hat sich mit irgendwelchen Trotteln in einem Proberaum rumzuärgern, sondern sich viel lieber einfach klonen würde und so Gitarre, Schlagzeug und Bass besetzen würde.

Bei BABETTE AND HER CLONE haben die Forschungsgelder bis heute nur für eine einzige Klonung gereicht, weshalb Schlagzeug und Bass vom Band kommen müssen. Die Gitarre übernimmt jedoch die etwas wortkarge und in einem finnischen Labor zur Welt gekommene Onni (keinen Plan ob man das so schreibt). Während die Klon-Gitarristin auf der Bühne verwurzelt bleibt, bietet Babette das gegenteilige Bild und hüpft wie ein rosa Flummi immer wieder quer durchs Wageni. Gleich am Anfang des Sets springt sie irgendwo runter und tritt dabei versehentlich eine Person um. Den Rest des Auftritts wird sich immer wieder ziemlich niedlich nach dem Gesundheitszustand besagter Person erkundigt. Es scheint aber wohl nichts passiert zu sein.

Ansonsten ist Babettes quirlige Show durchaus ansteckend und die Anwesenden springen z.T. selbst ein bisschen zaghaft vor der Bühne herum. Bei "Du bist kein Punk" wird sogar ausgiebig mitgegrölt, worauf sich Babette freut, weil wir durch das Mitgrölen des Songs unter Beweis stellen würden seine Message verstanden zu haben. Eine gewagte These; ich muss ehrlich gestehen, nur die eine Zeile im Refrain und sonst gar nichts verstanden zu haben.

Egal, ich muss an dieser Stelle eh gestehen, dass ich musikalisch keinen wirklichen Unterschied zu einem Vageenas-Set erkennen kann. Selbst Gitarrist Volker wird immer wieder auf die Bühne gerufen, weil der PC-Bildschirm wieder schwarz geworden ist und das obwohl der Stromstecker steckt. Tut aber dem Auftritt keinen Abbruch. Ansonsten gibt es interessanten Merch in Form von selbst gemalten, sehr bunten und knalligen Buttons und kleinen rucksackähnlichen Mini-Taschen. Ich selbst habe mir zwar nichts geholt, dennoch täte es dem heutigen Punkrock wahrscheinlich gut, wenn mehr Merchtische aussehen würden wie der von Babette.

Nach einer kurzen Umbaupause oder wie Volker sagt "Möchten die anderen vielleicht auch mal auf die Bühne kommen?" geht es dann auch schon weiter mit DIE SCHWARZEN SCHAFE. Die haben sich 1985 gegründet, wie sie immer wieder betonen, was bedeutet, dass sie bald 40-jähriges feiern. Wobei von der Originalbesetzung wohl nur noch Sänger Armin dabei ist, zumindest wenn ich alles richtig verstanden habe.

Auch wenn die Songs typische Altpunkthemen behandeln wie "So lang dabei" oder "Jetzt kommen die Jahre" und Armin das Publikum grundsätzlich a la Herbert Grönemeyer mit "Boochum!" anspricht, gibt es ansonsten eine sehr vitale Show. Armin hüpfte immer wieder Pirouetten und die anderen wirbeln ihre Gitarren durch die Gegend.

Trotzdem leert sich das Wageni nach und nach. Ich bin mir nicht sicher, ob es an der Band liegt, an der im Laden fehlenden Luft oder an der letzten Verbindung nach Hause. Die schlafenden Schafe lassen sich jedoch nicht verunsichern und spielen für alle Anwesenden eine solide Punkrock-Show. Hierbei bedanken sie sich immer wieder beim Publikum und feiern ausführlich Punkrockläden wie das Wageni. Außerdem betonen sie immer wieder, dass sich ihre Ansagen und Songs nicht nur an die alten sondern an alle Punks richtet.

Am Ende wird noch eine kleine Zugabe gespielt und während im Garten des Wagenis der Regen so langsam stärker wird, spielen die Schafe noch ihre letzten zwei Nummern. Wie gesagt, für mich war das alles sehr solide und ich hatte durchaus meinen Spaß. Babettes Show war absolut unterhaltsam und die Schwarzen Schafe haben schöne Melodien mit eingängigen Songs gespielt. Insgesamt dementsprechend ein schöner Abend im Wageni.

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