Captain Planet, Mr. Linus, 17.10.2023 in Karlsruhe, P8² - Bericht von Horace
Captain Planet, 17.10.2023 in Karlsruhe
Wir labern über fehlende soziokulturelle Zentren in Stuttgart, Vor- und Nachteile der Jugendhausgesellschaft und grübeln über die mögliche Setlist, die Sänger Arne ja schon im Podcast mit kraVal angeteast hat.
Als Vorband sind auf diesem Teil der Tour Mr. Linus aus der Schweiz dabei. Deren erste EP hier schon mal bei Eurem Lieblingsbierschinken besprochen wurde. Ihre neue EP "Aporie" hatten sie gleich im Gepäck (gibts auf rotem und blauem Vinyl). Mitreisender F. aus S. hat sich im Vorfeld darüber ausgelassen, dass er zu lange Lieder superstressig findet, weil die Band gefühlt nicht zum Punkt kommt. Nun...
Die Begrüßung erfolgt nach dem ersten Lied, das mal locker die 5min gesprengt hat. Begrüßung und Ansagen sehr sympathisch und supernett. Stil kann ich schlecht beschreiben. Kurze, krachige Nummern wie das sehr tolle "vongestern" scheinen wohl Vergangenheit zu sein. Die Songs sind alle recht lang, bauen sich auf, versinken z.T. im Noise und entladen sich dann in den besten Momenten in einem entsprechenden Finale.
Solche Ambitionen sind unsere Punker-Ohren gar nicht gewöhnt. Bei uns sind die Meinungen genau geteilt: Die Hälfte fands geil, der Rest eher ging so. Aber Show ziemlich top und Respekt dafür solche Songs zu dritt anzugehen. Mein Favorit war der Song mit den vielen (Himmels-)Richtungen.
"Ja is denn heut scho Weihnachten"? Unterlegt von gediegener klassischer Musik schmeißen die Captain Planets die Lichterkette an und wir kriegen Bock auf Glühwein. Mangels dessen überlegen wir uns mit "Flamingokotze" zu begnügen. Die Karte an der Bar hat noch mehr so einladende Getränke am Start.
Dann gehts los und mit "Neujahr" gleich ein Song von neuen (sehr guten) Album "Come on, Cat". Leute ham Bock, Band hat Bock - gleich richtig schöne Stimmung. Komplett ausverkauft isses nicht, aber sehr angenehm gefüllt.
Auch das Publikum ist sehr angenehm, keine StresserInnen oder Megafans, die sich bei "ihrem" Lied wie blöd durch die Leute boxen. Grüße an den 1,90 Typen der immer fragt, ob alle hinter ihm sehen und Leute vorlässt - so macht mensch das.
In der ersten Hälfte des Sets gibts eine Ritt durch quasi alle Alben und es sind halt alles Hits, Hits Hits. Arne hats im Podcast mit einem Augenzwinkern gesagt, aber die Band hat halt echt inzwischen eine ganze Latte Kracher am Start, die für ne normale Setlist in Gänze fast zu viel sind.
Arnes Stimme hat durch die letzten Konzerte wohl schon ein bisschen gelitten - der Tee steht von Anfang an auf der Bühne. Aber auf Benni und Publikum ist Verlass. Zum Schluss muss er manchmal ganz schön kämpfen, zieht die Songs aber eisern durch.
Auch der Rest der Band ist voll dabei. Benni wirkt manchmal wie ein unglaublich gut gelaunter Wahnsinniger. Basti spielt super präzise mit relaxtem Understatement und die Rhythmus-Fraktion lässt auch nicht zu wünschen übrig. Würde Drummer Sebastian schwitzen, wirkte er fast menschlich. Hammer Leistung.
Ganz kurz gibts vor der Zugabe das Bühne-runter-Bühne-rauf-Spiel. Zum Glück ist der "Backstage" nur durch nen Vorhang abgetrennt und mensch machts halt für das Ritual. Mein Mecker-Ich denkt kurz, dass da stattdessen noch ein kurzer Song reingepasst hätte - Aber was solls. Als Zugabe gibts noch "Walbaby", "Hundertzwanzig Sachen" und den "Spielplatz". Dann ist endgültig Sense.