Bremer Platz Musikanten, Unwucht, Mad Dog Tannen, 28.10.2023 in Warendorf, Hot - Bericht von niklas
Bremer Platz Musikanten, 28.10.2023 in Warendorf
Schon als das Konzert angekündigt wurde, hab ich mir den Termin fest in meinen Kalender eingetragen. Denn die Punks in der Provinz müssen unterstützt werden und Warendorf ist um die Ecke und es gibt dort viele coole Leute und das Bier ist billig und die Bands sind meistens auch ganz gut und sowieso,...als dann die Bands bekanntgegeben wurden, habe ich einen kleinen Luftsprung gemacht, denn meine Haus- und Hofband, die Bremer Platz Musikanten, standen auf dem Line-Up. Und nur ein kleiner Luftsprung, weil ich erstens faul und zweitens alt bin. Naja, zumindest faul,...
Am Samstag ist dann tatsächlich nix los in meiner aktuellen Heimatstadt und ich erwarte Scharen von Alt- und Kidpunks, die den Zug gen Warendorf bevölkern. Doch tatsächlich treffe ich nur einen einsamen Exil-Warendorfer. Vor dem HoT haben sich aber schon dutzende Dorfbewohner*Innen eingefunden und es scheint ein gut besuchter Abend zu werden. Anders als sonst trifft man sich auch nicht im Keller, denn dort verrecken grade Frösche, die sich hineinverirrt haben. Es gab da wohl einen größeren Wassereinbruch, wodurch der Keller jetzt als gut verstecktes Feuchtbiotop fungiert und nicht mehr für Punkrock zur Verfügung steht. Im oberen Bereich des HoT ist es aber auch ganz schick. Es gibt sogar eine richtige Bühne!
Vor der Tür werde ich von den Bremer Platz Musikanten im Empfang genommen und trotz fehlender Kamera dazu genötigt, einen wohlwollenden Bericht über ihr Konzert zu schreiben. Dafür spendiert man mir den Eintritt und das ein oder andere Bier aus der Bandkasse. Außerdem bin ich darauf angewiesen, von der Band mit zurück nach Münster genommen zu werden, denn der letzte Zug fällt heute wegen Personalmangel aus. Das sei aus Transparenzgründen hier einmal erwähnt!
Als erstes (falls man hier "Erstes" schreiben müsste, denk Dir das einfach; ich war mir unsicher, hab beides ausprobiert und mich für das "schönere" entschieden) spielen UNWUCHT aus Bremen. Leider ist der Sound vor der Bühne etwas mies abgemischt. Nicht, dass ich das besser könnte, aber der zweistimmige Gesang und das Schlagzeug werden leider von einer Wand aus Bass und Gitarre weggedrückt. Ansonsten gibt es aber gute Ansagen und offenbar auch gute Texte. Hängen geblieben ist insbesondere der Song über die Geschichte des Anarchismus. Die Musik klingt, abgesehen von den Soundproblemen, auch schön rumpelig räudig. Das gefällt mir ganz gut.
Dann dürfen die BREMER PLATZ MUSIKANTEN ran. Der Soundmix ist deutlich besser, aber wir haben auch kurz drüber gesprochen, dass man darauf achten sollte, was vorne aus den Boxen kommt. Vom ersten Song an wird getanzt und mitgesungen. Neben den bekannten Hits scheint es auch ein paar unbekannte Songs zu geben. Als vorbildlicher Musikjournalist, der ich nun mal bin, habe ich die Band aber nach dem Auftritt nicht mit Fragen dazu belästigt. Auch der Teil des Publikums, der noch nicht mit der Band vertraut ist, taut schnell auf und singt Vieles mit. Kurze Irritationen gibt es nur bei "Bullenbruder", denn eine Textzeile wie "mein Bruder ist ein Polizist" kommt hier nur wenigen ohne Brechreiz über die Lippen. "und ich bin Antifaschist" dafür umso leichter...zwischendurch wird gerempelt und getrunken und ein bisschen Bier verspritzt. Dass "Säufer" zu meinen Lieblingssongs (überhaupt, nicht nur von BPM) gehört, hab ich sicherlich schon mal erwähnt. Ein rundherum gelungener Auftritt.
Zwischendurch muss Mann in den Keller um benutztes Bier zurückzugeben. Auf der (Männer-)Toilette sind die Bands leider nur noch schlecht zu hören, aber man kann sich dort hervorragend unterhalten! Wichtiges Thema ist mehrfach (!) die tote Kellerassel im zweiten Pissior, die dort schon den ganzen Tag in der Pisse schwimmt und die angeblich auch mindestens einmal durch das Gitter durchgepinkelt wurde. Das muss hier einfach mal für die Nachwelt festgehalten werden.
Zum Abschluss dürfen noch MAD DOG TANNEN ran, die bei mir als sehr gut erträglicher Rock hängen bleiben. Allerdings habe ich zu dem Zeitpunkt auch schon etwas Schlagseite und höre mir die Band von weiter hinten an, damit niemand merkt, dass ich mich schon an der improvisierten Theke abstützen muss. Eine Grundlage hätte heute wirklich nicht geschadet.
Trotzdem hole ich mir für die Heimfahrt noch zwei Wegbiere, die tatsächlich ungeöffnet zu Hause ankommen. Mist. Insgesamt aber doch wieder ein sehr guter Abend im beschaulichen Warendorf. Immer eine Reise wert!
Ach ja, hier noch mal eine unmissverständliche Werbebotschaft: bucht die Bremer Platz Musikanten für eure Konzerte, Festivals, Geburtstage oder Beerdigungen! Es lohnt sich!
