The Sensitives, Near Zero, 18.01.2024 in Bielefeld, Fairticken - Bericht von Zwen
The Sensitives, 18.01.2024 in Bielefeld
Ich entschließe mich spontan, die Umstiegszeit mit einem kleinen Spaziergang durch die Innenstadt zu verbringen. Aus einer geöffneten Ladentür ertönen dabei mittelgut abgemischte Klänge einer Indie-Band. Bei genauem Hinschauen registriere ich, dass es sich hierbei um KAPELLE PETRA handelt, die hier einfach mal einen Laden mitten in der Fußgängerzone von Hamm eröffnet haben. Zugegeben, mit der Musik kann ich nicht so viel anfangen, trotzdem finde ich das alles saucool, vor allem weil es mich total überrascht. Sollte es in der Tristesse deutscher Innenstädte definitiv mehr von geben. Haben tatsächlich auch relativ viel Laufkundschaft. Vielleicht sind die Innenstädte ja doch noch nicht vollständig tot.
Leider habe ich aber nicht mehr so viel Zeit, weshalb es nur für einen kurzen Blick reicht. Trotzdem eine Adresse, die ich mir gerne mal näher und mit mehr Zeit angucken würde. Somit war Hamm für mich schon mal einer der besten Umstiege seit langem. Für mich geht es jetzt im nächsten Zug erstmal weiter mit einem kleinen und erfrischenden Powernap.
Ausgeschlafen und guter Dinge komme ich dann in Bielefeld im Fairticken an. Ein wunderschöner und sehr gemütlicher Fairtradeladen in der Innenstadt. Heute wurden die meisten Regale jedoch zur Seite geräumt, um Platz für die Bands zu machen. Durch den Abend geführt wird übrigens von einem jungen Nachwuchstalent, der aber direkt klar macht, dass er eigentlich auf die großen Bühnen gehört. Nach dem Konzert finde ich sogar noch ein paar Moderationskarten, die verraten, dass der junge Mann nicht mal sein ganzes Pulver verschossen hat, was vermutlich daran lag, dass er gegen Ende des Abends leider ins Bett musste. Morgen ist ja schließlich wieder Schule und v.a. in Englisch besteht noch minimaler Verbesserungsbedarf für den Nachwuchsshowmaster. Ansonsten heute eigentlich bereits der beste Auftritt des Abends.
NEAR ZERO legen dann aber auch einfach mal den besten Auftritt hin. Schöner melodischer, leicht emotionaler Punkrock, der aber durchaus auch mal Kante haben darf. Dabei ist das alles technisch durchaus recht anspruchsvoll und generell gut getaktet. Ich bin dann auch sehr überrascht nach dem Gig zu hören, dass es die Band noch gar nicht so lange gibt. Dafür ist das Set nämlich schon sehr amtlich.
Leichte Unsicherheiten merkt man nur bei den Ansagen. So gibt es eine wichtige Ansage, in der dazu aufgerufen wird sich den zahllosen Anti-AFD-Demos anzuschließen, die jetzt an diesem Wochenende überall stattfinden. Geht da alle hin, ich werde auch in Dortmund dabei sein! Ach ja Stichwort Unsicherheiten; es gab einen kleinen Versprecher, so wurde anstatt "dagegen" "dafür" gesagt. Durch das etwas zurückhaltende Publikum entsteht sodann eine kurze Stille, welche den Moment noch etwas in die Länge zu ziehen scheint. Dann kommt aber auch schnell die Richtigstellung vom Sänger.
Während die Band über weite Strecken wie eine Mischung aus Tusky und Detectors klingt, gibt es zum Schluss noch ein ruhiges Lied. Ein interessante Wahl um das Set zu beenden, aber das kann man schon so machen.
Zwischen den Auftritten gibt es dann wieder ein sehr gute Zwischenmoderation. Tatsächlich kann man den Namen The Sensitives auf 100.000 verschiedene Arten aussprechen. Leider reicht es heute nur für eine erlesene Auswahl.
Zwischen den Auftritten gibt es dann wieder ein sehr gute Zwischenmoderation. Tatsächlich kann man den Namen The Sensitives auf 100.000 verschiedene Arten aussprechen. Leider reicht es heute nur für eine erlesene Auswahl.
Kommen wir nun zum besten Auftritt des Abends: THE SENSITIVES. Joa, war gut. Der Sound ist trotz eigentlich suboptimalen räumlichen Gegebenheiten ein absolutes Brett. Auf dieser Tour ist auch wieder Techniker Matthias mit dabei, der auf seinem Tablet nicht Candycrush spielt (behaupten zumindest The Sensitives), sondern sich um den Sound kümmert. Setlist ist etwas anders als auf der letzten Tour und ich muss gestehen, mir persönlich fehlen da ein paar Hits, aber passt schon. Diese Band hat einfach zu viele gute Songs, was willste machen?
Das Publikum ist - hatte ich ja oben schon geschrieben - heute ein bisschen zurückhaltend, so wird vereinzelt zwar ganz gut mitgewippt, aber der große Tanzreigen oder das frenetische Faust-Hochstrecken bleibt heute größtenteils aus. Nur nach der Ansage, dass es im nächsten Song um Sex geht, gibt es plötzlich Regung im Publikum und mit Regung meine ich lauten Applaus und zustimmende Rufe. Auch in Bielefeld scheinen stille Wasser echt tief zu sein.
Objektives Qualitätskriterium für den Abend: Sensitives müssen einen ruhigeren Song spielen, damit währenddessen mal kurz die Tür aufgemacht werden kann, weil mittlerweile nur noch wenig Luft im Laden vorhanden ist. Eigentlich käme jetzt mein großer Auftritt, aber leider habe ich mein Polizei-Kostüm im RE liegen lassen. Schade, aber so kann der Auftritt noch zu seinem Ende finden. Es gibt konsequent keine Zugabe, so wie es sich für Erwachsene gehört.