Linhay, Travels & Trunks, 27.01.2024 in Dortmund, Subrosa - Bericht von Fö
Linhay, 27.01.2024 in Dortmund
Am meisten hatte ich mich heute auf Baker Seats gefreut, bloß dass die kurzfristig wegen Krankheit absagen mussten. Verdammt ey! Ich beschließe, trotzdem ins Subrosa zu gehen, Linhay klingen ja auch ganz interessant. Meinen Klon schicke ich dafür in den Rekorder. Wir können uns ja dann hinterher erzählen, welches Konzert schlimmer war.
Unter Dortmunder Veranstalter*innen gibt es eine geheime Regel: Wenn ne Band absagt und sich kurzfristig einfach überhaupt kein Ersatz finden lässt, fragen wir halt Julius! Easy!
Julius, das ist TRAVELS & TRUNKS, und das wiederum ist eigentlich ne Band, gleichzeitig aber auch ein Soloprojekt, also sehr variabel einsetzbar. Nicht ganz so praktisch wie eine Klon-Armee, aber zumindest nah dran.
Julius, das ist TRAVELS & TRUNKS, und das wiederum ist eigentlich ne Band, gleichzeitig aber auch ein Soloprojekt, also sehr variabel einsetzbar. Nicht ganz so praktisch wie eine Klon-Armee, aber zumindest nah dran.
Direkt der erste Song ist ein Cover von Alkaline Trio. Über die gab es kürzlich im Bierschinken-Redaktionschat einen kurzen Diskurs, wo es darum ging, ob wir das neue Album besprechen wollen. Nach der Frage "ist das nicht der Typ von Blink182?" ging es nachfolgend darum an Überdosis zu sterben, um die Frage ob Blink die neuen Onkelz sind und ob man Alkaline Trio überhaupt irgendeine Textzeile abnehmen kann. Ich weiß noch nicht wie wir diese Erkenntnisse in eine Rezi packen sollen, aber bevor das komplett untergeht, halte ich es mal hier für die Nachwelt fest. So, kleiner anekdotischer Exkurs Ende.
Travels & Trunks also heute solo, weil weitere Bestandteile der Band andere Termine (ins Restaurant gehen und so) haben. Trotzdem wird uns ein neues Bandmitglied vorgestellt, Julius hat nämlich ein neues Pedal für seine E-Gitarre und so kriegen wir heute auch eine Premiere serviert, nämlich Travels & Trunks solo ohne Akustikgitarre, dafür mit elektrischer.
Der Protagonist freut sich über so viele unbekannte Gesichter im Publikum, für eine Show in Dortmund ja keine Selbstverständlichkeit! Vielleicht sind die bekannten Gesichter auch alle im Rekorder, wo vermutlich gerade "Gestank" den Abend eröffnen (an dieser Stelle böte sich eine kleine Liveschalte zum Klon im Rekorder an). Im Subrosa habe ich aber wirklich oft das Gefühl, in einer Paralleldimension zu sein. Die Leute sehen hier zwar alle ähnlich aus wie Leute die ich schon mal gesehen habe, aber es sind trotzdem andere Leute!
Aber ja, Subrosa, eh ein schöner Laden. Hier kommen noch Leute zu Konzerten, weil sie den Laden mögen und Musik mögen, auch wenn sie die Bands gar nicht kennen und vielleicht nicht einmal wissen, welches Genre heute bedient wird. Subrosa-Stammpublikum bleibt stabil! Auch heute bei Travels & Trunks, das Publikum ist angetan, der Musikant ebenfalls, it's a match.
Anschließend LINHAY! Aus den Untiefen der Kieler Musikszene. In Kiel gibt es übrigens auch einen Laden namens "Subrosa". Ich war da noch nie, aber das wirft natürlich ganz neue Aspekte auf die Theorie der Subrosa-Paralleldimension. Ist das Subrosa vielleicht ein Portal und befinden wir uns eigentlich gerade in Kiel? Wir müssen das dringend weiter untersuchen! Aber konzentrieren wir uns erstmal auf die Band.
Ich habe mich im Vorfeld gefragt, wie Linhay überhaupt ausgesprochen wird. Anscheinend ist es tatsächlich ein englisches Wort und meint ein Bauernhaus, vielleicht auch einen Heuschuber, deswegen auch das "hay". Also sagt man (englisch) Lin-Hay und nicht (deutsch) Linnei. Wobei die Internetsuche auch "Linny" als Aussprache ausspuckt, aber das ist bestimmt nur irgendein unverständlicher britischer Dialekt. Oder die Band weiß selbst nicht, wie man es ausspricht. Aber ist ja auch egal.
Linhay befinden sich quasi auf Releasetour ihrer EP "Emotional Rock Music", was wohl auch ihr Genre bezeichnen soll. Für mich übersetzen würde ich das als Indie mit starkem Emo-Einschlag und teils langen bis frickeligen Arrangements. Glaube, teilweise sind die Lieder so lang wie ein ganzes Set einer Hardcore-Band. Zum Beispiel von M.I.S.T. oder MORRA, eine von denen wird vermutlich grad im Rekorder spielen, vielleicht auch beide (hier wieder Liveschalte zum Klon!)
Schinkenleaks deckt auf: Auf der Setlist sind Akkorde vermerkt! Wenn ich das richtig sehe, mehr als 3 Akkorde pro Song. Sorry, aber das gibt einfach Null Punkrock-Credibility! Die Musik hingegen funktioniert natürlich schon, ist ganz einnehmend bis träumerisch mit gelegentlichen Ausbrüchen. Ich glaube, für daheim wäre mir das zu anstrengend zu hören, live übt das aber schon eine gewisse Faszination aus.
Was noch auffällt: Schlagzeuger Gunnar trägt ein Kopfmikro. Ist das ein neuer Trend? Das hatten wir doch letztens erst als Hochzeitskapellenstil enttarnt! Emobands sind solche oberflächlichen Coolness-Regeln halt einfach egal.
Schöner Auftritt, Publikum ist auch begeistert! Das Subrosa ist sehr ordentlich gefüllt, wenn ich das richtig mitbekommen habe sogar quasi ausverkauft, ebenso wie drüben im Rekorder. Was halt wieder mal zeigt, dass wir definitiv mehr Orte für Livemusik brauchen und nicht weniger! Mit dieser nicht allzu neuen Erkenntnis trete ich auch bald den Heimweg an und hoffe, dass der zweite Klon derweil die Wohnung aufgeräumt hat. Der erste Klon ist immer noch im Rekorder, oder? Also abschließend dann noch ne Liveschalte da rüber.