Frostpunx Open Air: Frontex, Atom Atom, Bruch, km/h, Zum Kotzen, Frisur In Dur, Schloidertrauma, 24.02.2024 in Lugau, An de Wägen - Bericht von verSemmelt
Frostpunx Open Air, 24.02.2024 in Lugau
Frei nach Getränkealkoholiker (I guess): "Sag mir wo du tankst" geht´s halb 2 los mit Leute einsammeln. Eine Absage 24 Stunden vorher wegen eines sonntäglichen Konzertausflugs nach Prag find ich derweil blöd, weil es noch einen weiteren Interessenten gegeben hat, der aber spontan nicht konnte. Mit Frost ist ansonsten nicht viel. Ich hab im Auto 2 Stunden die tiefstehende Februarsonne im Gesicht und fühle, dass ich gleich einen Sonnenbrand bekommen könnte.
Dieses Jahr hab ich untenrum Gummistiefel an. Dazu Premium-Grillfolie, einen Strumpf, 2 Arbeitssocken was gut warm hielt. Im Einkaufszentrum neben der Lugauer BMX-Strecke bekomme ich schon erste Schweißausbrüche vor Hitze. "Enttäuscht" war ich dann über den Zustand des Geländes. Wo ist der Schlamm? Selbst der Weiher führt wenig Wasser.
Für Jonny Kurt rutschten SCHLOIDERTRAUMA kurzfristig ins Lineup und sind scheinbar aus Lugau und machen ähnlichen Sound wie letztes Jahr "Endstation Chaos". Ich hab noch "1000 Jahre Inzucht" im Ohr, was wohl auf Gauland seinen Spruch zurückzuführen ist.
Sänger hat "Männergrippe", zieht aber ordentlich durch. Am Schluss "Good Night, White Pride". Solider Rumpel-Oi!
KM/H sind wohl Mururoa Attäck ohne Trompete (oder so ähnlich) und früher hießen die auch mal Dekadenz, wo ich ein frühes Release aus dem Jahre 1994 gefunden habe. Anyway. Wusste gar nicht, dass die noch existieren - mir sind KM/H aber geläufig, weil es einer der wenigen Platten in meiner Sammlung ist, die ich ausschließlich wegen des Covers auf Verdacht gekauft hatte. Es wird angekündigt, dass man aus Berlin und Hamburg stammt und deswegen wohl eher selten Konzerte gibt?!
Das knallt (wie die Platte) ganz gut. Vielleicht lässt es sich am ehesten mit Hammerhead vergleichen. Songs allesamt recht kurz und voll auf die Zwölf. Für die hat sich die Anreise schonmal gelohnt - ich bin entzückt. Einzig die Frage was heraus kommt, wenn man Karl Marx mit Hitler dividiert, ließ Fragezeichen in Gesichtern aufploppen. Aber vielleicht hat sich die Band auch nach (halb)toten Rennfahrern benannt?
Hab vergessen das fantastische Essen zu fotografieren. Und jetzt schreibe ich eventuell zum ersten Male die vegane Kochcrew richtig. Es heißt "Cookroach Catering". Was hatte ich da alles schon? Cockroach Cooking war auf jeden Falle dabei. Heute gibt es unter anderem Reis mit leckeren Bohnen und ebenso leckeren Saitanschnitzel oben drauf für 3,50€. Aktuell bestes sättigendes Festivalessen Ostdeutschlands. Not even close.
FRONTEX dann eine weitere Band für Genießer des durchaus harten Deutschpunks. Noch nie von denen gehört und die haben mich stark an Telekoma erinnert.
Gefiel mir ebenso übelst gut. Ganz zum Schluss mogeln sich 2-3 Titel ein, die für meinen Geschmack etwas abfallen. Die waren dann auch nicht mehr so hart, wenn ich mich richtig erinnere.
ZUM KOTZEN sind eine weitere Band die richtig sauer ist. Hardcorepunk mit ordentlich rausgekotztem Gesang. Bei den Texten scheint man halt auch darüber zu schreiben, was so alles ZUM KOTZEN ist - T. Heise zum Beispiel... Macht Sinn.
ATOM ATOM sind dann die letzte Band welche ich heut zu ersten Male live sehe. Aber 5 von 7 ist ein sehr guter Schnitt. Und hier habe ich mein absolutes Highlight. Mit extrem guten Sound (Danke an den Soundmensch) gibt´s anfangs so crustigen Hardcorepunk wird aber mit der Zeit immer facettenreicher.
Der hallige Gesang mit dem stumpfen Gegröle ergänzt sich so gekonnt - Mir fehlen etwas die Worte. Mit "Keine Gnade" beglückt uns die Band noch mit einem fantastisch präsentierten Gassenhauer.
Während im Zelt eine Ansprache gehalten wird, von der ich etwas wenig verstehe, läuft außerhalb des Zeltes simultan das kleine Feuerwerk. Gratulation dafür, dass man mit einem Winter-Open-Air tatsächlich die 10 Jahre voll gemacht hat. Allein die Idee hat ja schon etwas Verwegenes. Und Danke an alle die hier mitwirken - ich hätte übrigens auch gern mal an dem zimtigen Glühwein genascht.
BRUCH sehe ich das zweite Mal schon in diesem Monat und die wirkten heut eingespielter und somit noch stärker. Es wird immer noch jemand für die Vocals gesucht - aber in der Form juckt das null. Neues Material sollte "FCK AFD" sein und zum Abschluss gibt´s einen Song ohne Text, wo jemand meint, dass er nach Troopers klänge. Ich glotze ungläubig, aber nicke dann zustimmend.
Nach Zeitplan war man jetzt doch so 90 Minuten im Verzug und FRISUR IN DUR begann. Mein Problem: Ich habe die Deutschpunkcoverband schon 24 Stunden vorher in Dresden über weite Teile gesehen. Setlist ist auch gleich, aber ich bin erstaunt dass einer von ihnen noch eine Stimme hatte. Die schmierte am Tag zuvor eigentlich schon bei "Keine Gnade" ab. Das muss eine Sternburg-Wunderheilung gewesen sein. Wer die Band nicht kennt: Die rumpeln sich hauptsächlich durch den Deutschpunk der 80er. Toxoplasma, Canalterror, Slime, frühe Tote Hosen, Zitronen. Was halt so auf dem Mixtape lief.
Wir verbasteln uns dann doch recht zeitig. Ich war heute eh nicht groß in Laune zum quatschen und socializen. Der Rest der Autocrew fand´s auch okay (war tw auch schon gestern dabei) und ich hatte die Hoffnung den Tag ohne Knochenfabrik zu schaffen. Leider schallten die beim Kindergarten dann doch noch aus dem Wald...