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100 Kilo Herz, Kassettenricardo, 22.03.2024 in Potsdam, Waschhaus - Bericht von Fö

100 Kilo Herz, 22.03.2024 in Potsdam

Ich bin mal wieder geschäftlich in Berlin, weil ein paar unserer Labelbands Sachen auf Bühnen machen, und weil mein geschätzter Freund, Geschäftspartner und Top-1-WhatsApp-Kontakt Böngeldiböngelbönx am Folgetag Geburtstag hat! Aber zuvor geht es nach Potsdam. Das ist zwar nicht wirklich Berlin, aber solange Berliner*innen immer wieder behaupten, Düsseldorf läge im Ruhrgebiet, ist mir das ziemlich egal. Zumal wir uns in Zeiten voranschreitender Globalisierung mit solchen territorialen Spitzfindigkeiten eh nicht aufhalten sollten. No Borders, No Citys.
 Ich bin schon früh im Ort und nutze den Tag für einen kleinen dreistündigen Spaziergang durch die Potsdamer Park- und Wasserlandschaft. Muss sagen, das ist wirklich schön hier! Könnte mir durchaus vorstellen, ein Schloss in Potsdam zu kaufen. Ich glaube, davon haben die genug. Zur späteren Dämmerungsstunde kann man sich auch prima in menschenleeren dunklen Parks unheimliche Mystery-Podcasts reinballern. Ich entscheide mich für eine Folge von Ghost, basta!, weil ich diese Tätigkeit dann noch irgendwie als labelrelevant abrechnen kann. Business, Leute!
 Weiter zum Waschhaus und weiter ins Waschhaus. Da war ich noch nie, macht aber gar keinen schlechten Eindruck. Schönes Areal, der Club hat ne angenehme Größe (wobei es wohl noch die deutlich größere Arena gibt). Alsbald startet dann auch schon die Vorband: KASSETTENRICARDO. Ich hab mir schon im Vorfeld gedacht, dass das doch ein toller Name für ne trashige Schrammel-Deutschpunkband aus Leipzig oder Bremen wäre, oder vielleicht noch für ein Kindertheater, aber ein sehr schlechter Name für sämtliche andere Genres. Leider spielen sie dann sämtliche anderen Genres.
Müsste ich das in ne Schublade stecken, würde ich sie mit "25 Jahre zu spät gekommener Deutschsprachiger Alternative-Rock" beschriften und ein dickes Schloss dranhängen. Die Band scheint relativ neu zu sein, letzte Woche kam ihr Debütalbum raus. Die 4 Typen auf der Bühne sind engagiert, bedienen die Cringe-Palette wie echte Profis und kriegen dafür mehr als Anstandsapplaus.
 Ich hab mich kürzlich noch über Leute aufgeregt, die sich kein Stück bewegen wenn ne Band spielt, nicht einmal mitwippen, sowas verstehe ich einfach nicht - ertappe mich heute aber selbst dabei. Ups. Nee mir, gibt das einfach nichts. Und dieses ganze Mitklatschen-Mitsingen-Gedöns finde ich auch unangenehm.
Hier ein paar positive Aspekte zum Auftritt, die ich mir so überlegt habe, während ich darauf gewartet habe, dass die Tortour vorbei geht:
1. es gibt Leute die finden das gut, damit ist das wohl okay.
2. Der Sänger trägt ein gutes Shirt. Der Gitarrist auch. Der Bassist trifft mit seinem Shirt vermutlich immerhin den Geschmack des restlichen Publikums. Auf das Shirt des Drummers habe ich nicht geachtet, sorry. Sorry auch für Lookism.
3. Die Band steigert die Vorfreude auf die folgende Band. Und das ist doch wohl das größte Kompliment das man einer Vorband machen kann!
4. Mir fällt nichts mehr ein. Bitte vervollständigen Sie:
____________
 Puh, Auftritt vorbei. Mittlerweile sind auch BönxClaudiJackPaula angekommen, damit ist die Label-Entourage komplett!
 Dann 100 KILO HERZ! Das Konzert ist ausverkauft und das merkt man jetzt. Gut voll im Raum, weiß nicht was da reinpasst - so 250-300 Persönchen? Auf den Ticket-AGB muss sowas gestanden haben wie "Zutritt nur mit Shirt von 100 Kilo Herz, ZSK, Montreal, Feine Sahne Fischfilet oder Die Toten Hosen", anders kann ich mir die entsprechende Motiv-Dichte nicht erklären. Stelle gerade fest, dass ich heute sehr Shirt-fixiert bin. Sorry! Nächstes Mal werde ich mehr auf die Socken achten.
Paula ergänzt grad noch, dass es DTH-Bowling-Shirts (!!!) gab 🤯
Die Band hat ja kürzlich ein neues Kapitel eingeläutet und die Besetzung durchs Rührgerät (sorry für die Metapher, bin grad nebenbei am Backen) gejagt: Neuer Sänger/Bassist und neuer Gitarrist. Das ist schon ne ziemliche Nummer, wenn sich die Stimme einer Band ändert. Aber gut, AC/DC haben es auch geschafft. Steffen, der neue an der "Front", versucht auch gar nicht erst, den charismatischen Gesang von Rodi zu imitieren, sondern bringt seine eigene Stimmfarbe rein, was auf den Aufnahmen schon sehr ins Gehör sticht, live aber so gut funktioniert als wäre es nie anders gewesen. Verblüffend!
Muss aber auch ganz transparent zu Protokoll geben, dass es mir nicht schwer fällt, nen persönlichen Bezug zu Steffen herzustellen, auch wenn wir uns gar nicht wirklich kennen. Aber irgendwie auch doch, und das schon länger als es 100 Kilo Herz überhaupt gibt. Sei es weil er früher mal (wie Bönx und ich) in diesem Ärzte-Fankosmos rumgeisterte, weil er Tourbuddy von Oile Lachpansen war (Oiles Friends sind auch meine Friends), weil er als Grundhass mal beim Youth Brigade Festival auf der Bühne stand oder einfach, weil er mit Grundhass einen Song über die Waffeln am Stiel vom Dortmunder Hauptbahnhof geschrieben hat. Die es nicht mehr gibt, und damit riecht der Dortmunder Hauptbahnhof wie jeder andere Bahnhof. Buh. Aber Steffen hat die Gerüche auditiv konserviert. Danke dafür!
Zum neuen Gitarristen Christian hab ich weniger zu erzählen. Aber smarter Move: Er war halt vorher einfach Fan und stand vor wenigen Monaten noch selbst vor der Bühne, wie er erzählt. Rührend! Beide neuen Bandgesichter werden vom Publikum jedenfalls sehr wohlwollend aufgenommen. Ist ja auch keine Selbstverständlichkeit.
Gibt auch bereits zwei neue Songs mit Steffen, zu haben bei eurem Lieblingslabel. Das sind gute Lieder. Habe das Gefühl, dass 100 Kilo Herz weiter weg gehen von stumpfen Feine-Sahne-Toten-Hosen-Stadion-Gröl-Refrains. Die oben erwähnten Shirts sowie mitgebrachte Fahnen(!) und ganz viele stumpfe Mitgröl-Mitklatsch-Leute zeigen aber, dass die Fans deswegen zumindest nicht in Scharen weglaufen.
Viele Szenen zum Mitgrölen und Mitklatschen. Auch zum Fahnen schwenken (vor meinem geistigen Auge sehe ich Campino oberkörperfrei von der Traverse hängen). Gab auch ne Wall of Death oder diese komischen kreisförmigen Interpretationen davon. Stelle mal wieder fest, dass diese Art von Konzert einfach nicht so meins ist und sich hier ne komplett andere Bubble vor der Bühne versammelt als ich das von schrammeligen Kellerkonzerten gewohnt bin. Da fand ich die zwei Personen mit dem Glitzerkonfetti eigentlich noch am sympathischsten, weil nicht so, wie soll ich sagen, raumeinnehmend.
Guter Service: Damit auch alle Besucher*innen dieses ausverkauften Konzertes, insbesondere die kleineren, was vom Geschehen auf der Bühne sehen können, sind überall im Raum mobile Leinwände unterwegs. Leider noch etwas unkoordiniert (teilweise hab ich bis zu 7 davon vor meiner Nase), aber abgesehen davon ein tolles Konzept! Verstehe nur nicht warum die nur so Handydisplay-Größe haben und warum die immer nur für maximal ne Minute hochgehalten werden. Aber hat vermutlich Kostengründe.
Hier am Bildrand evtl. zu sehen: Ein ca 10jähriges Kind mit 2 Meter langen Beinen, das fast alle Texte mitsingt und total begeistert vom Auftritt ist! Da hat Erziehung doch mal Früchte getragen. Ob die Leute hinter dem riesigen Kind auch so viel Spaß hatten ist nicht überliefert, aber in dem Alter hab ich auch noch keine Rücksicht genommen, vor allem nicht auf Ältere!
Die Mitgröl-Eskapaden des Publikums nehmen manchmal merkwürdige Ausmaße an. Wenn nach dem Song einfach weiter der Refrain gebrüllt wird, so dass der Band gar nichts anderes übrig bleibt, als da irgendwie wieder mit einzusteigen. Weiß nicht was ich davon halten soll. Ich würde ja sagen das hat den Auftritt zerfasert, aber dann krieg ich bestimmt einen auf den Deckel. Die Band braucht einfach lautere Boxen um das Publikum im Zweifelsfall übertönen zu können. "ey jetzt haltet doch mal die Fresse, wir wollen das nächste Lied spielen!"
 Was noch? Falls das nicht so rüberkommt, ich fand den Auftritt durchaus kurzweilig und die Stimmung hier drinnen war echt beinahe durchweg am Siedepunkt. Zum Glück haben wir uns eine Position gesichert, an der immer mal etwas kühle Luft hereinkam. Angenehm! Überlege zwischenzeitlich, meine Mütze aufzusetzen, nicht dass ich mir was weghole.
Bönx muss noch in seinen Geburtstag reinfeiern, uns genügt es morgen rauszufeiern, also begrüßen wir die zaghaften Versuche der Secu, uns nach dem Konzert raus zu bitten, und ziehen von dannen.

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