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Judas Priest, Saxon, Uriah Heep, 27.03.2024 in Dortmund, Westfalenhalle - Bericht von niklas

Judas Priest, 27.03.2024 in Dortmund

DIE IDEE
Vor einem halbe Jahr fragte mich meine Liebste, ob wir uns nicht zusammen Judas Priest in Dortmund ansehen wollen würden. Nun halte ich mich ja für einen Metal-affinen Menschen, aber Judas Priest waren mir bisher immer herzlich egal gewesen. Immerhin kannte ich "Breaking the law" und "Painkiller", also stimmte ich zu. Zwei oder drei Tage später fuhr ich dann in die örtliche Vorverkaufsstelle und erstand zwei Karten für besagtes Konzert. Nun war ich ja schon ein paar Mal auf Konzerten. Auch auf recht großen in diversen Stadien und auch in der Westfalenhalle. Und ich habe auch nicht mit einen günstigen Preis gerechnet. Aber mit über 75 Euros war das die mit Abstand teuerste Karte, die ich jemals für ein Konzert gelöst habe (auch wenn ich beim Schreiben dieses Berichts diesen "Rekord" schon wieder geknackt habe...aber dazu 2025 mehr!). Dementsprechend sollte auch meine Vorbereitung aussehen: Judas-Priest-Platten kaufen, hören und auswendig lernen. Anreise und Abreise frühzeitig planen. Überstunden anhäufen um früher von der Arbeit abhauen zu können.

DIE VORBEREITUNG
Ein paar Wochen vor dem Konzert sollte ein in Metal-Kreisen bekanntes Print-Magazin eine Judas-Priest-Single veröffentlichen. Ich hatte die Werbung gesehen und mir den Erscheinungstermin sogar in den Kalender eingetragen, da mein Plan Platten zu kaufen bisher keine Früchte getragen hatte. Am Erscheinungstag hielt dann die AfD ihren traditionellen Neujahrsempfang im Münsteraner Rathaus ab. Klar, dass man sich denen in den Weg stellen muss. Zusammen mit anderen konnte ich den Hauptzugang zum Rathaus lange dicht halten, allerdings kam es mehrfach zu Rangeleien mit der BFE und auch zu vereinzelten Festnahmen. Danach hatte ich einfach keinen Nerv mehr, auch noch ne Zeitschrift zu besorgen. Und später war einfach keine mehr im örtlichen Bahnhofsbuchhandel zu bekommen, ohne sie zu bestellen...
Immerhin konnte ich etwa fünf Wochen vor dem Konzert eine Saxon-Live-LP ergattern, auf der sich hauptsächlich Songs des "Denim & Leather"-Albums befanden, welches immer noch auf CD in meinem alten Kinderzimmer bei meiner Mutter rumfliegen müsste.
Am Dienstag, also einen Tag vor dem Konzert plante ich dann auch mal unsere Reiseroute. Hinfahrt relativ entspannt, aber spät, da die Liebste noch arbeiten musste. Rückfahrt nahezu unmöglich. Zurück nach Münster eigentlich nur mit vier Umstiegen inklusive SEV. Alternativ nach Hagen fahren, dort dreieinhalb Stunden frieren und dann mit dem teuren ICE nach Münster. Auch in andere Richtungen wurde es schwierig. Schlafplätze in Iserlohn, Soest, Essen oder Duisburg waren genauso unerreichbar, wie die Wahlheimat.
Immerhin hab ich Urlaub für Mittwoch und Donnerstag genommen...die Liebste nicht.

DIE ANREISE
Um früh fertig zu sein und keine langen Wege zu haben, begann die Liebste mit der Arbeit im Homeoffice schon erschreckend früh. So konnten wir aber noch über Alternativen diskutieren. Konzert früher verlassen? Bei dem Eintrittspreis keine Option. Zu Hause bleiben? Niemals! Nacht durchmachen? Für mich kein Problem, aber die Liebste muss arbeiten!
Also spontan geguckt, was ein Hostel in Dortmund kostet. Kuriose Preisgestaltung und undurchdachte AGB sorgen dafür, dass wir für den besten Service den niedrigsten Preis bezahlen müssen. Also gebucht und eine Stunde früher als geplant zum Konzert aufgebrochen.
Erst am Dortmunder Bahnhof tauchen ein paar vereinzelte Gestalten mit einschlägigen Shirts auf. Mit der U-Bahn geht es direkt weiter zur Westfalenhalle. Dort stehen schon einige Dutzend Leute, aber dafür, dass die Halle ausverkauft sein soll, ist ganz schön wenig los. Also in die Schlange gestellt, mit den umstehenden Oppas gequatscht und auf Einlass gewartet.

DIE HALLE
Es ist schon Jahre her, dass ich in der Westfalenhalle war. Sieht aber aus wie erwartet. Garderobe kostet stolze 2,-€, wird dafür aber auch von einer Security-Firma betrieben. Meine Jacke berichtet hinterher, dass sie sich sehr sicher gefühlt habe. Beim Auslass hätten aber ruhig fünf bis zehn Leute mehr an der extra langen Garderobentheke aushelfen dürfen.
Bier ist barackenkalt und teuer. Ich finde 6,-€ für nen halben Liter (plus 3,-€ Pfand, die man natürlich nicht zurückbekam) auch völlig überzogen. Warum man deshalb die wenigen Aushilfen (überall hingen Stellenanzeigen rum für "Deinen Nebenjob in der Westfalenhalle") beschimpfen muss, wie während des Saxon-Auftritts geschehen, erschließt sich mir aber nicht (als ich den Typen angekackt habe, dass die Arbeitsbienen nix für die Entscheidungen der Königin können hat er tatsächlich über meine Haarfarbe geschimpft-->die ist Magenta und Lila, so wie offenbar das neue Trikot der deutschen Nationalmannschaft. Beides passt ihm nicht. Hammer Argumentation!). Während der Konzerte geht das Bier holen relativ zügig, auch wenn die unterbezahlten Thekenkräfte sich nicht grade ein Bein ausreißen (wer macht das schon auf der Arbeit?). In den Umbaupausen wäre es schön, wenn wenigstens alle Theken geöffnet wären...

DAS PUBLIKUM
Nach den letztjährigen Erfahrungen bei Scooter und beim Rock Hard schwante mir ja schon Übles. Aber eigentlich war es ganz okay. Hauptsächlich alte weiße Männer. Aber nur zwei Onkelz-Patches, drei oder vier Rammstein-Logos und sonst eher 08/15-Standard-Kutten ohne Überraschungen oder Aufreger. Einen Typen muss ich auf seine beiden Taylor-Swift-Aufnäher ansprechen. Daraufhin freut er sich wie Bolle, dass das überhaupt jemand erkannt hat und berichtet freudestrahlend davon, auch tatsächlich Tickets für ihre Tour bekommen zu haben. Auch ein paar bekannte Gesichter schlurfen vor der Bühne rum. Alles in Allem ein überraschend kurzhaariges aber freundliches Metal-Publikum.

DAS KONZERT
URIAH HEEP machen den Anfang. Es gibt wohl Hits quer durch die Bandgeschichte zu hören, denn die Ansagen berichten davon, dass dieser Song von 1974, jener von 1979 und der nächste vom aktuellen Album sei. Letzteres heißt wohl "Chaos & Colour", was mir gut gefällt. Den alten Männern steht ein gutes Drittel der Bühne zur Verfügung, die Lightshow ist auf sie abgestimmt und der Sound ist okay, wenn man davon absieht, dass der Keyboarder nur zwei Tasten zu haben scheint. Nach 35 Minuten und dem abschließenden "Lady in Black" verabschiedet sich die Truppe auch schon wieder, ohne einen wirklich bleibenden Eindruck hinterlassen zu haben.
Dafür machen SAXON von Beginn an Stimmung. Die alten Hasen haben die Halle deutlich besser im Griff. Auch hier ist der Sound okay. Man kann alles gut hören, aber auch mit den Umstehenden quatschen.
Die Songauswahl holt mich natürlich völlig ab. Immerhin kenne ich ein paar davon. "Princess of the night", "Denim & Leather" und "Motorcycle Man" animieren mich zwar zum stellenweisen Mitsingen, nur dieses "Tausende Deutsche klatschen im Takt" ist mir suspekt. Außerdem stelle ich fest, dass sich meine supercoole Punker-Frisur überhaupt nicht zum Headbangen eignet. Nach zwei Minuten liegen die einfach platt auf dem Kopf wie ein Helm...Mist.
Dann endlich: JUDAS PRIEST. Zunächst verstecken sich Band und Schlagzeug noch hinter einem Frontdrop (heißt das wohl so, wenn ein Backdrop mitten auf der Bühne hängt? Weil unter einem "Vorhang" stelle ich mir nun wirklich was anderes vor...), welches zu den ersten Tönen weggezogen wir.
So richtig Vollgas können die Metal-Rentner natürlich nicht geben. Aber Rob Halford spaziert munter über die Bühne, animiert die Menge zum Mitsingen (und Klatschen, aber das dann ohne mich) und wechselt quasi zu jedem Song den Mantel. Richtig genial ist auch der Drummer, dessen Sticks bei jeder sich bietenden Gelegenheit zwischen den Fingern gewirbelt oder durch die Luft geworfen werden, als würde ihre Funktion gar nicht darin bestehen, auf ein Trommelfell geschlagen zu werden. Nach einer halben Stunde darf dann einer der Gitarristen ein ausgiebiges Solo hinbrettern, welches heimlich dazu genutzt wird, die ganze Band deutlich lauter zu drehen. Das wurde aber auch Zeit!
Das riesige, beleuchtete Dreizack wechselt die Farben und wird mal rauf, mal runter gefahren. Schon sehr imposant.
Auch die Auswahl der Songs überzeugt mich. "Breaking the law" ist schon früh dabei. Außerdem erkenne ich noch "Love Bites", das wohl doch schon mal durch meine Gehörgänge geschoben wurde. Auch "Painkiller" ist dabei und als Rausschmeißer höre ich noch "Living after midnight", welches ich gar nicht als Judas Priest-Song eingeordnet hätte...Schön schön! Zwischendurch war Halford natürlich auch noch mit dem Motorrad auf der Bühne, wie sich das für eine Priest-Show eben gehört
Immerhin kann ich JUDAS PRIEST jetzt auch mal auf meine "Hab ich mal Live gesehen"-Liste schreiben. War auch für unbedarfte Metal-Fans wie mich ein gutes Konzert! Priest haben auch etwas länger gespielt, als ursprünglich geplant war. Das ist schon okay so. Preislich natürlich alles gar nicht meine Welt (T-Shirts zu Preisen von Gebrauchträdern!). Trotzdem wird der Abend in guter Erinnerung bleiben.

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Horace
(Horace)
10.04.2024 14:38
Endlich wieder ROCK!

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