Kasino Soli Party: Black Square, Ezra, Rowdy und Schmier, Trio Randale, 06.04.2024 in Dortmund, Langer August - Bericht von Fö
Kasino Soli Party, 06.04.2024 in Dortmund
Heute also im Langen August. Erst ein paar Bands, dann ein paar DJs. Kannste machen!
Als wir ankommen, kriegen wir noch mit, dass es leichte Verzögerungen im Betriebsablauf gibt. Nunja, Beginn 19 Uhr war wahrscheinlich auch sehr optimistisch gewählt. Geht dann aber irgendwann los und das TRIO RANDALE marschiert gemeinsam mit den Konzertbesucher*innen in den Konzertraum.
Das Trio ist eigentlich ein Sextett, wenn ich mich nicht verzählt habe. Die Musik ist irgendwas mit Folk und Weltmusik im Hippiegewand, einschließlich Tanzperformance, Akkordeon und anderen Gimmicks. Schon irgendwie okay, aber nicht meins und auf Dauer belastend für meine Hör- und Sehnerven.
Kommen wir vom Sextett-Trio zum Duo-Duo: ROWDY UND SCHMIER nennt sich laut Ankündigung der folgende Act, und das Internet findet auch ausschließlich besagte Ankündigung, wenn nach dem Bandnamen gesucht wird. Na da sind wir mal gespannt! Aber erstmal müssen wir überhaupt mitbekommen dass es los geht, die Musik ist so leise dass wir davon im Innenhof zunächst gar nichts mitbekommen.
Die Musik ist deutschsprachiger Indie-Pop, würde ich mal sagen, aber mit nem ziemlichen weirdo-flair, was auch an den naiven mit Alltagswitz gesprenkelten Texten liegt, aber auch an der instrumentalen Umsetzung, die zu nem großen Teil daraus besteht, dass einige Elemente der Musik wie Percussions oder Bass zuvor selbst über son Loop-Gerät aufgenommen und dann abgespielt werden. Find ich ja immer wieder faszinierend, sowas! Zieht aber die Songs etwas in die Länge. Von den Texten hängen blieb mir ein Lied gegen Hamburg. Das ist okay, Städtebashing hat (außer im Fußball-Kontext) noch niemandem geschadet.
Danach EZRA! Sah ich zuletzt genau hier auf dieser Bühne, vor fast anderthalb Jahren beim 10jährigen der Autonomen Antifa 170. Zu hören gibt es Rap und ich muss sagen, so von meinem Gefühl her hat sie qualitativ nochmal gut dazu gewonnen. Texte persönlich bis politisch, Gangstarap kriegt auch sein Fett weg. Bloß sind die Texte nicht immer gut zu verstehen, soundmäßig ist das schon ziemlich breiig hier, schade. Aber gut, besser so als irgendwelche Dullis als Mischer.
Ist aber, ebenso wie die zuvor aufgetretenen Bands, einfach nicht meine Musik. Die Beats geben hier und da aber schon etwas mehr Wumms. Schön finde ich, dass Ezra bei den meisten Tracks ansagt, wer die Beats produziert hat. Da merkt man erstmal, wie viel da so hintersteckt, auch an personellem Aufwand. Auch wenn ich zu sehr Banause bin, um den Unterschied zwischen guten und schlechten Beats so wirklich beurteilen zu können.
Aufgrund einiger technischer Probleme und weil einige Bands (außer Ezra) sich nicht wirklich Mühe gegeben haben, den Zeitplan wieder einigermaßen einzurenken (zumindest soweit wir mitbekommen haben), liegt die Verspätung im Zeitplan mittlerweile bei fast 2 Stunden. Das ist mal so wirklich AZ-Mülheim-Anfang-2000er-Style! Aber anstatt nostalgisch zu werden, führt das bei uns älteren Semester eher zu Ermüdungserscheinungen. Teile der Truppe haben schon das Handtuch geschmissen, obwohl eigentlich wegen Black Square hier. Ich würde mir wirklich mehr Rücksichtnahme auf Menschen, die früh ins Bett wollen/müssen, wünschen! Aber gut, genug gejammert. Dafür mischt sich das Konzertpublikum mittlerweile mit Menschen, die wegen DJ-Gelöte hier sind.
Während mir allmählich die Augen zufallen und ich Freundschaft mit der starken Schulter der Wand schließe - endlich anlehnen! - beobachten wir den Bühnenumbau und zählen die Stunden, bis BLACK SQUARE ihren Auftritt starten. Aber dann geht's los! Auch schon fast ein Jahr nicht mehr gesehen. In der Zwischenzeit kam ein neues Album ("Zweifel") raus. Außerdem hat die Band ihren Social-Media-Aktivitäten entsagt. Viel passiert also! Das grundlegende Konzept hat sich nicht geändert, es gibt HC-Punk-Kracher, die immer durch ziemlich ausführliche Ansagen eingeleitet werden, was dem Ganzen deutlich mehr Substanz verleiht. Darunter auch aktuelle Themen wie der kürzlich in Dortmund von der Polizei erschossene Obdachlose, wozu einem Aktivisten die Bühne überlassen wird.
Finis Gesang hat nen ordentlichen Sprung gemacht, weiter weg vom charismatischen Schreien der ersten Aufnahmen gibt es jetzt ne weitaus größere Klaviatur der Vokalkunst zu hören, will sagen, da wird auch häufig mal gesungen. Klingt nicht mehr ganz so beißend-wütend-ohrenzerfetzend. Einerseits fehlt mir da die brachiale Wucht früherer Auftritte, andererseits geht mir das deutlich besser ins Ohr. Von daher geht das für mich klar!
Zu "Hagazussa" gibt es, wie schon häufiger wenn sich die Gelegenheit ergibt, ein Feature mit Ezra. Sehr schön! Schöner Auftritt, hat sich dann doch gelohnt darauf zu warten, auch wenn ich jetzt doch sehr froh ist dass das alles vorbei ist und ich ruhigen Gewissens gen Schlafgemächer wandeln kann. Gute Nacht!