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Illegale Farben, Boi Juno, 09.05.2024 in Dortmund, Subrosa - Bericht von maks

Illegale Farben, Boi Juno 09.05.2024 in Dortmund

Im Westpark ist heute Ska und die Sonne scheint. Das sind jetzt schon mal zwei Dinge, die mich nicht zwingend nach draußen locken. Und das auch noch, wo das Thermometer meine Toleranzschwelle von 20 Grad geknackt hat. Zum Glück haben wir einen Keller. (Ich hörte sogar von Menschen, die wegen Erstgenanntem die Stadt verlassen haben, bevor sie sich doch noch dazu verleiten lassen, in den Westpark zu stolpern.) Ach ja - und Vatertag ist auch noch. Schüttel. Eigentlich kein guter Tag um den Keller zu verlassen.

Andererseits ist eine etwas grau-schwarz angehauchte Musik im abgedunkelten Raum vielleicht auch gar nicht das Verkehrteste um dieser frühsommerlichen Tristesse zu entkommen. Ich schreib schon wieder in Rätseln. Also Augen zu und durch.
Aber machen wir uns nix vor: Um an Tagen wie diesen pünktlich im Subrosa zu sein, muss ich mich dem Tageslicht trotzdem stellen. So ist auf Grund des Lichteinfalls diese Empfehlung noch gut zu erkennen.
Wir kriegen die schönsten Plätze im schönen Subrosa. Eine Zeit lang saßen hier gefühlt bei jedem Konzert zwei Stammgäst:innen noch älteren Semesters als ich, die diese auch verständlicherweise einforderten. Lange nicht gesehen. Ich hoffe es geht euch gut.

Wenige Minuten später ist der Laden auch plötzlich gerappelt voll mit einem Publikum, das mich fragend sitzen lässt. Es ist ein bisschen wie Vatertag ohne traditionelle Bollerwagen- und Saufscheiße. Also so der Anti-Vatertag und dafür Familientag. Viel mehr so "Papa geht jetzt mal mit oder ohne Mama und Kids schön auf Konzert". Teils mit "bester Papa von Welt"-T-Shirt. Entsprechend ist hier auch die Altersstruktur. Fragend, weil, ich mich frage, ob das hier - völlig wertungsfrei - das klassische ILLEGALE FARBEN-Publikum ist.
Das ist jedenfalls BOI JUNO. Nach einem Intro, das das Schlimmste befürchten lässt und einen eher schnulzenlastigen englischsprachigen ersten Song, besteht das Set aus äh... weiteren Songs. Aber in teutsch.
Es ist irgendwas zwischen Singer-/Songwriter, Pop und - sorry - leicht Schlager angehauchte Melodien. Teils mit "Band vom Band" (sprich: "Bänd vom Band"), teils selber Gitarre klampfend und teils Mundharmonika spielend. Wobei mir die Songs mit ohne künstliche Beschallung besser gefallen.

Auffallend: Der Protagonist trägt unter seiner Fred Perry-Trainingsjacke ein Borussia Mönchengladbach-Trikot. Da stellt sich dem gemeinen Fußballfan natürlich die Frage, ob das so ein clever ausgeklügeltes Trigger-Ding ist, was nicht zu sehr auffallen soll. Schalke-Trikot in Dortmund wäre deutlich drüber. Aber "die andere Borussia", obwohl es ja angeblich nur eine gibt (die Frage ist welche), hier zu tragen, ist mehr so die unterschwellige Art. So wie Düsseldorf-Trikot in Leverkusen, statt Köln-Trikot. Oder so ähnlich. Und jetzt wird es noch komplizierter: Er wohnt in Köln. Glaub ich. Ja, sorry für diesen fachfremden Ausflug.
Pluspunkt gibt es für ein Lied mit "Katze" im Refrain. Da soll irgendwer bescheid sagen, wenn die wieder da ist. Ansonsten gefällt die Stimme und die Texte finde ich teilweise auch ganz nett. Darüber hinaus trifft es aber leider nicht so mein persönliches Geschmackszentrum.
Irgendwas zwischen amüsant und traurig ist die teilweise doch große Überforderung von Teilen des Publikums mit All Gender-WCs. Gefühlt 2/3 der Personen, die ein Klo betreten, kommen aus selbigem wieder raus und gehen auf das andere. Und das nicht wegen Überfüllung. Einer pöbelt mich sogar kurz an, warum ich ihm - wo ich doch die ganze Zeit neben den WCs stehe - nicht gesagt habe, dass er auf das "falsche" (aka vermeintliche Frauen-)WC gegangen sei.
Danach ILLEGALE FARBEN. Größtenteils aus Köln, bissi aber auch aus Dortmund (Schlagzeuger Jens), was das Ding hier zumindest zu einem kleinen Heimspiel werden lässt.
Mit 5 Menschen, 2-3 Gitarren (je nach Song) und jede Menge Fußpedal-etc-Zeux auf dem Boden ist der Platz mitunter etwas eng. Aufgrund des Genres ist das aber durchaus kein wirkliches Problem.
Die kleine Menge der Personen, die hier und heute zwischen 12 und 45 Jahre alt ist, beweist die Tanzbarkeit dieser Post Punk-Songs. Die Protagonisten auf der Bühne bewegen sich dazu, so gut es geht.
Mich persönlich holt das jetzt auch nicht sooo ab. Ich wipp zwar artig mit, zur völligen Eskalation meinerseits fehlt mir dann aber doch irgendwas. Ob das Puzzleteil auf der Bühne oder in mir selber fehlt, wage ich nicht zu beurteilen. S. gefällt es jedenfalls ganz hervorragend, wie hier deutlich am rechten Bildrand zu erkennen ist.
Der Großteil des Publikums ist jedenfalls begeistert und Sänger Thilo freut sich auch und beweist es unter anderem durch diese Eskalationseinlage. 
Ich wusste tatsächlich gar nicht, dass BAZOOKA ZIRKUS-Thomas gar nicht mehr zur Band gehört und hatte nur den TOXOPLASMA-Ausstieg auf dem Schirm. Schade, hatte mich tatsächlich auf ein Wiedersehen gefreut. Aber aufgeschoben und so weiter.
Ja, würde ich Schulnoten vergeben, würde der Abend eine bekommen. Mach ich aber nicht, weil es subjektive Kackscheiße ist. Ich sach ma so: "Ich hatte einen ganz netten Abend, nicht mehr und nicht weniger." Über Musik schreiben ist wie über Architektur tanzen. Das ist immer noch besser als nichts. Auch wenn es halt nichts ist. Gute Nacht!

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