Detlef, Kruste, Alles Auf Horst, Operation Semtex, Heiter bis Wolkig, 25.05.2024 in Bocholt, Vogelhaus - Bericht von Zwen
Detlef, 25.05.2024 in Bocholt
Ich fahre also gegen 12 Uhr in Dortmund los und denke doch ernsthaft, dass es realistisch ist, die Planwagenfahrt um 15 Uhr noch zu schaffen. Das ist natürlich absoluter Blödsinn. Im Endeffekt war ich nämlich erst gegen 18 Uhr am Start.
Die Tour an sich aber - vor allem nachdem man Gelsenkirchen hinter sich gelassen hat - ist absolut schön. Besonders schön ist auch, dass ich zwei Mal am Flugplatz Schwarze Heide, also dem Ausrichtungsort des Ruhrpott-Rodeos, vorbeifahre. Lieber Alex Schwers, ich habe absolut Bock, aber den Rasen musst die Tage nochmal mähen.
Irgendwann komme ich dann aber in Bocholt an. Bocholt hat einen ALDI-Süd und das obwohl es geografisch deutlich (!) nördlicher liegt als z.B. Dortmund. Voll dumm, ich will auch einen ALDI-Süd in Dortmund, wo die Kassiererin mir "einen schönen Tag in unserer kleinen Idylle" wünscht. Naja, Hauptsache es gibt bei beiden Läden Dosenpilze und Backwaren. Aber die Auswahl an veganem Sushi und Onigiri ist hier natürlich wieder deutlich geiler als daheim.
Die Planwagenfahrt habe ich also verpasst, genau wie den Auftritt von Heiter Bis Wolkig. Da bin ich aber auch gar nicht so traurig drüber.
Schließlich komme ich genau richtig um mir das hier ausgeschenkte Bier zwischen die Kiemen zu stellen und Operation Semtex zu sehen. Es gibt den halben Liter Stauder für 5,50 €. Das ist natürlich gesalzen, aber andererseits nach knapp 90 Kilometern mit dem Fahrrad genau das, was ich brauche.
Schließlich komme ich genau richtig um mir das hier ausgeschenkte Bier zwischen die Kiemen zu stellen und Operation Semtex zu sehen. Es gibt den halben Liter Stauder für 5,50 €. Das ist natürlich gesalzen, aber andererseits nach knapp 90 Kilometern mit dem Fahrrad genau das, was ich brauche.
Die erste Band, die ich mir heute anschaue sind OPERATION SEMTEX, die ich zuletzt vor zwei Jahren gesehen und vor einem Jahr in der Hirsch Q grandios verpasst habe. Ich freue mich tatsächlich sehr, auch wenn der neue Gitarrist Niklas und die Bundesprüfstelle für Jugendgefährdende Medien mir einen Strich durch die Rechnung machen. Niklas, weil er verständlicherweise eher die neueren Songs kann und auch eher spielen möchte und letztere, weil sie weniger ein Herz für richtige Banger und eher ein Herz für Ordnungshüter*innen zu haben scheint. Da kann man wohl nichts machen, aber die neuen Songs gehen auch gut rein.
Wie zum Beispiel die überarbeitete und nun jugendfreie Version von "ACAB" oder die Liebes-Hymne auf Hansa Pils. Der Punkrockfinger darf natürlich trotzdem nicht fehlen.
Es folgen musikalische Beiträge der lokalen Musikkapelle ALLES AUF HORST. Die haben sichtlich Bock und amüsieren den aktuell schon sehr angetrunkenen Pöbel. Für die ersten Besucher*innen musste tatsächlich schon um 19 Uhr ein Taxi geholt werden. Während also von der Bühne Songs wie "Bier trinken ist wichtig" (kein Cover) ertönen, schlummern andere bereits zu Hause ihren Rausch aus.
Während Barne, der Milo des Niederrheins, immer wieder den Gang ins Publikum pflegt, spielen die anderen ein ganz amtliches, hin und wieder rumpliges Set. Am Ende dürfen sie Songs sogar nochmal spielen. Das juckt ja jetzt auch nicht mehr. Bier trinken ist wichtig!
Weiter geht es mit intelligenten Songs der Kölner Hobby-Philosophen von DETLEF. Wat soll man denn da noch sagen? Das Set ist wirklich mal wieder der Oberhammer und es wird sich munter durch das Repertoire von Detlef gespielt.
Zu hören gibt es dementsprechend ausschließlich Hits, von "Neulich an der Resterampe", "Nur die Besten sterben dumm", "Scheiße ich muss pissen", "Just like Donnerstag", "Ich hasse Kopenhagen obwohl ich nie da war" bis hin zu "Männer, die gern tanzen". Da ist es fast schon etwas traurig, dass Detlef mittlerweile selbst so viele eigene geile Songs haben, dass sie gar nicht mehr die Zeit haben noch was von Supernichts zu spielen.
Ach ja, "Wie kann man sich nur nicht für Fußball interessieren" wurde selbstverständlich auch gespielt.
Zum Schluss dann noch KRUSTE, eine Band mit der ich noch nicht warm geworden bin und dies wahrscheinlich auch nicht mehr werde. Der Witz mit den Ganzkörperkondomen wird ja auch echt nicht witziger.
Und so gibt es wieder deutschen HC a la Adam Angst, KMPFSPRT und was sonst noch alles so nervig ist an der deutschen Sprache. Dazu wird hektisch auf der Bühne rumgewackelt.
Ne, das wird mir alles zu viel und ich konzentriere mich jetzt lieber darauf dieses Bierchen hier leer zu trinken und mich schon mal mental irgendwie darauf vorzubereiten den Heimweg anzutreten.
Während ich mich draußen sachgerecht vermumme, werde ich noch Zeuge wie die Duisburger*innen Hilfi in ihr Auto bugsieren. Und dabei hatte er vor ein paar Stunden noch mein sehr höfliches "Ich hol dir jetzt erstmal ein Bier, du Arschloch!" noch mit einem bestimmten "Nö!" verneint. Ich weiß doch auch nicht....
Erster Pipi-Stopp nach gerade mal 20 Minuten Fahrt. Ich bin doch sehr erstaunt, wie viele Leute hier um die Uhrzeit noch mit dem Fahrrad unterwegs sind. Nach Dortmund muss aber niemand. Ich merke aber selbst, dass ich das mit dem Pegel und dem Level an Müdigkeit selbst nicht mehr schaffe, also verlasse ich im nächsten Waldgebiet den Weg und spanne meine Hängematte zwischen zwei Bäumen auf. Obwohl es relativ feucht ist, schlafe ich dank Pegel direkt ein.
Am nächsten Morgen wache ich so gegen halb sieben auf, bin total durchgefroren und muss erstmal pissen. Ein Mal aus dem Schlafsack gekrochen, habe ich keine Lust da wieder reinzukriechen, v.a. weil mittlerweile einfach alles nass und klamm ist. Also, geht es weiter. Es sind ja nur noch 60 Kilometer.
Die ländliche Idylle wirkt in dem Licht sodann noch ein wenig idyllischer. Gestern hatte ich mir bei meinem Boxenstop klugerweise noch eine Flasche Wasser besorgt. Blöderweise merke ich, dass ich stilles Wasser gerade einfach nicht runterkriege und so fahre ich wahlweise schwitzend oder frierend, ohne zu trinken, mache aber immerhin viele Pausen.
So kurz vor Bochum merke ich dann, dass mir der Kreislauf so langsam abschmiert und ich mich mal kurz an der Nordsterntrasse auf eine Bank setzen muss. Auf dieser fallen mir umgehend die Augen zu und so schlafe ich friedlich während Familien mit Kindern auf ihrem Sonntagsspaziergang an mir vorbeigehen und die Sonne genießen. Ich freue mich als ich 45 Minuten später - diesmal gut von der Sonne durchgewärmt - und deutlich stabiler auf den Beinen aufwache und die letzten 15 Kilometer mehr oder weniger easy packe.