Wasted! Open Air Tag 3: Haze'Evot, Aktiv Dödshjelp, Bird's View, N.T.Ä., Paralyzed, Dumb Bats, La Vire, Toni Komisch, Jaydee, 08.06.2024 in Obernzenn, Obernzenner See - Bericht von der Redaktion
Wasted! Open Air Tag 3, 08.06.2024 in Obernzenn
neuer Nachbar um 3 Uhr nachts aus unerfindlichen Gründen sein Auto startete und laufen ließ bis ich schließlich aus dem Zelt krabbelte, habe ich recht gut genächtigt. Vor dem ersten Bier heißt es See genießen und die eiskalte Dusche nutzen. Auf welchem Festival kann man bitte so schön in den Tag starten?
Kalte Dusche? Das war jetzt definitiv Gletscherwasser und ich bin kurz vorm Erfrieren. Ich Vollidiot habe heute Nacht allerdings auch eher so auf statt im Schlafsack gepennt. Naja, werde ja auch noch erwachsen & dann soll sowas nicht mehr vorkommen. Abgesehen von dem Umstand, dass mein
Kalte Dusche? Das war jetzt definitiv Gletscherwasser und ich bin kurz vorm Erfrieren. Ich Vollidiot habe heute Nacht allerdings auch eher so auf statt im Schlafsack gepennt. Naja, werde ja auch noch erwachsen & dann soll sowas nicht mehr vorkommen. Abgesehen von dem Umstand, dass mein
JAYDEE hätte ich zum (wieder hervorragendem!) Frühstück nicht gebraucht. Empfand ich eher als störend. Das Hefeweizen war auch wieder lecker! Es schlägt 9 Uhr, also ab zum Festivalfrühstück. Heute schiebe ich mir ein belegtes Baguette mit Hummus und einen veganen Schoko-Bananen-Kuchen rein. Das Weizen schmeckt auch schon wieder. Währenddessen spielt JAYDEE Klassiker des Punk Rocks und moderiert ein Open Mic, wo es den ein oder anderen Gastauftritt gibt.
Diese Wirtschaft ist mein Untergang. Das Essen schmeckt toll, Preis-/Leistung ist unschlagbar, unsere Tischnachbarschaft ist schon wieder viel zu liebenswert und der Wirt kredenzt einen bisher unprobierten Selbstgebrannten. Verflucht, is der gut! Nach ausgiebigem Frühstück stellt dieses Mal fehlnavigiert einen Mangel an Bargeld fest, also läuft es ähnlich wie gestern: Trampen ins Dorf (Danke Michel!), mit frischen Moneten versorgt in die Dorfkneipe, schnell füllt sich der Tisch mit Festivalgesellschaft und es wird gegessen, getrunken und gelacht. Einer kommt auf die Idee Geld in den Automaten auf der Toilette zu werfen, weswegen wir in den Genuss eines Päckchen "Energie-Stoß" kommen. MHD ist 2010, aber was kann daran auch schlecht werden? Es schmeckt jedenfalls wie normales Magnesiumpulver. Der nette Wirt, Markus, nimmt uns freundlicherweise im Auto mit zurück aufs Festival. Lieben Dank für die Gastfreundschaft!
Hab ich verpasst wegen festgequatscht. LA VIRE eröffnet das musikalische Programm des heutigen Tages. Die Band aus Lincoln, UK haben eingängigen Hard Rock mit Einflüssen aus Grunge im Gepäck. Die Gruppe wirkt sehr sympathisch, macht ihr Ding bestimmt gut, aber mich holen sie damit nicht ab.
Das Curry war echt lecker. Sowieso war alles sehr lecker, was ich auf dem Wasted verköstigt habe. Lediglich die Pizza hätte ein wenig besser sein können. Wie die erste Kapelle die letzten Töne von sich gibt, versorge ich mich für nen Zehner mit veganem Linsencurry auf Reis und einer guten Portion Krautsalat. Das schmeckt und meinen Wasserhaushalt habe ich ebenfalls aufgestockt.
Ich bin nach ein paar Songs gegangen. Sterbenslangweilig, kann ich gar nichts mit anfangen. DUMB BATS locken viele Turbojugendliche vor die Bühne, was sowohl an ihrem Actionrock bzw. Deathpunk Sound als auch an der eigenen Mitgliedschaft der Band liegt. Heute morgen auf dem Campingplatz habe ich zufällig was von den Stuttgartern gehört, was mich gespannt auf den Auftritt machte. Wie ich es nun vollem Umfang erlebe, trifft das Dargebotene mal mehr, mal weniger meinen Geschmack. Trotzdem bin ich mir sicher, dass Genreliebhaber mit Dumb Bats voll auf ihre Kosten kommen.
Huch, verpasst. Habe mit ein paar Irren am Auto Schnaps verhaftet und viel THE BLUES BROTHERS gehört. PARALYZED spielen Stoner Rock gemischt mit Blues. Das bringen sie super rüber und obwohl es nicht mein Metier ist, finde ich in dem Moment gut rein. Ich kann nicht leugnen, dass das unter anderem an der Friedenspfeife liegt, welcher der liebe Domi, den ich beim Frühstück kennenlernte, mit mir teilt. Passt mega zur Musik!
Hatte mir auch etwas mehr Action erhofft, sowohl auf als auch vor der Bühne. Funktioniert vermutlich in einem Club deutlich besser, war aber so nun wirklich ein fantastischer Gig und definitiv mein Wasted!-Highlight! Wir kommen zu dem Act, auf den ich mich heute am meisten freue. N.T.Ä. aus dem Saarland gibt melodischen Streetpunk zum Besten. Ich bin großer Fan der energischen Stimme und des stürmischen Soundgewands, das von melodiösen Linien durchzogen ist. Die Inhalte sind bedingungslos politisch und werden klar und deutlich, trotzdem appetitlich serviert. Zum Song "Scream" weht passend die FCK AFD Fahne, was sich hoffentlich einige bei den anstehenden Wahlen zu Herzen nehmen. Interessant ist übrigens, wie N.T.Ä. das ein oder andere deutsche Wort in die eigentlich englischen Texte mischt. Man kennt das von Pascow, wo es sprachlich nur anders herum ist. Mir gefällts. Nach all dem Lob finde ich nur die Live Show etwas statisch. Sie spiegelt für mich leider nicht dasselbe Feuer der Musik und Texte wieder.
Ohweia - ich kann BIRD‘S VIEW auf Scheibe wirklich gut leiden, aber ich habe mir das live ganz anders vorgestellt. Ich langweile mich regelrecht, sodass ich beschließe den Campingplatz zu verunsichern. Zu BIRD'S VIEW wird es etwas voller vor der Bühne. Während die Rockband aus Frankfurt beim Publikum gut ankommt und einige Kinder am laufenden Band stagediven, erscheint mir die Rockband aus Frankfurt sehr generisch und bleibt bei mir nicht hängen.
Währenddessen singen wir am Camp ein paar Pascow-Hits zur Akustikgitarre, es kreisen Bierflaschen und Sportzigaretten. AKTIV DÖDSHJELP - nicht zu verwechseln mit den nahezu gleichnamigen Crust Punks Aktiv Dödshjälp - hatte bei mir im Voraus Interesse geweckt, zum einen was die Musik angeht und zum anderen wie man den Bandnamen ausspricht. Die Besetzung erinnert an Hardcore und tatsächlich ist es irgendwie eine Mischung aus Hardcore Punk und sehr energischem Hard Rock. Einige Songs knüppeln ordentlich und in Verbindung mit der energiegeladenen Show gefällt es mir ziemlich gut.
HAZE'EVOT macht den Abschluss. Die Band aus Tel Aviv offeriert einen wilden Mix: manchmal ist es Punk, manchmal Techno, manchmal gar Soul. Die Liste geht weiter. Mir geht solch eine Genrewildwasserfahrt selten rein, zumal in diesem Fall viele musikalische Richtungen mit von Partie sind, mit denen ich wenig anfangen kann. Vielleicht mangelt es mir auch einfach an Flexibilität. Experimentelle Hörer kann Haze'Evot bestimmt für sich gewinnen. Unabhängig davon gibt die Band wirklich alles und es macht Freude zuzuschauen.
Word! Das Wasted! hat mir auch extrem gut gefallen. Als Gesamtpaket wirklich unschlagbar gut! Da komme ich gerne wieder! Nur muss ich jetzt irgendwie wieder zu Kräften kommen, ich bin nämlich auch komplett am Ende. Nach 3 Tagen Wasted! Open Air bin ich komplett im Eimer, aber unfassbar zufrieden. Das Wasted! ist ein wahrhaft tolles Festival, das mit viel Liebe und ohne kommerzielle Absichten betrieben wird. Von Omas Frühstück über mittägliche Biergarten-Spezialitäten bis hin zu Food Trucks ist man bis in die Nacht kulinarisch gut versorgt und das zu guten Preisen. Dasselbe gilt für alkoholische und antialkoholische Getränke. Das Lineup ist gut gewählt im Bereich von Stoner, Punk und Rock und eben nicht immer dieselbe Leier wie bei einigen anderen deutschen Festivals. Sollte man mal eine Pause brauchen, bietet die Umgebung genügend Natur zum Abschalten. Die Lage am Obernzenner See ist einfach sagenhaft für ein Festival. Dadurch, und durch Dinge wie Hüpfburg, Kinderschminken und Auftritt eines Kinderliedermachers, ist das Festival sogar ziemlich familienfreundlich. Das absolut einzige, was man vermissen konnte, waren Organisationen oder sonstige szenetypische Stände.