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Guntiafestival Tag 1: nacht, Ranz Böllner, The Plastic Smile, Scumbag Roads, All Bricks, 29.06.2024 in Günzburg, Jugendhauswiese - Bericht von alexanderdavide

Guntiafestival Tag 1, 29.06.2024 in Günzburg

Nach Bier mit Freunden in Laupheim geht es für mich um 16 Uhr los nach Günzburg. In Ulm tauche ich noch in die Sedelhöfe Unterführung ab, um Falafel zu futtern. Positiver Nebeneffekt: Hier unten ist es bei dieser Hitze gut auszuhalten. Gegenüber vom Hauptbahnhof fällt mir noch dieses scheußliche Gebäude auf, das mir die Frage aufdrängt, was es mit den Flaggen auf sich hat.
All Bricks eröffnet das zweitägige Guntiafestival. Die Ulmer Band existiert schon eine halbe Ewigkeit, zeitweise sogar mit zweiter Gitarre, startete aber erst Ende 2022 nach einer längeren Pause wieder durch. Trotz des langen Bestehens hat die Welt bislang nur eine EP mit 6 Songs erhalten. Live wird mit bislang unveröffentlichten Werken ergänzt. So gibt es heute 12 Songs auf die Ohren. Musikalisch würde ich All Bricks als melodischen Skatepunk beschreiben, der gerne energisch die Faust in die Luft streckt, manchmal wiederum sanfter rüberkommt. Die Inhalte drehen sich hauptsächlich um persönliche Wahrnehmungen und Ansichten. Teilweise geht es ins Gesellschaftliche über. Erfrischend finde ich die unprätentiöse Art der Band, die weder auswendig gelernte Ansagen noch aufgesetztes Image kennt. Hier gibt es nur ehrlichen Punk und nette, zugängliche Menschen.
Ein weiteres Urgestein, allerdings mit deutlich mehr Veröffentlichungen, sind die Lokalmatadore Scumbag Roads. Die 1991 gegründete Band spielt 3-Akkorde-Punk mit Drecksack-Attitüde getreu dem Bandnamen. Die Musik ist enorm eingängig, Ramones-poppig und hat guten Drive. Mich erinnert es stark an Teenage Bottlerocket. Ich freue mich, dass es noch Bands in der Stilrichtung gibt und finde es schade, dass nicht so wirklich was nachkommt.
Plötzlich lacht mich dieses freundliche T-Shirt an. Freiwild mag ja keiner, ist kein Geheimnis, aber das gießt mal wieder Öl ins Feuer.
The Plastic Smile aus Stuttgart blickt ebenso auf eine lange Bandgeschichte zurück: 1994 als "Scrambled Eggs" gegründet, benannte sich die Gruppe 2010 in den heutigen Namen um. Bemerkenswert ist, dass die klassische Dreierbesetzung noch immer aus den Gründungsmitgliedern besteht und es auch keine Wechsel zwischendrin gab. Erst im März 2024 hat die Band ein neues Album veröffentlicht, weswegen ich gespannt bin, eine Kostprobe live und in Farbe zu bekommen. Ein paar ältere Gassenhauer werden ebenfalls zum Besten gegeben, was ich mit Freude annehme. Genauso glücklich bin ich über die Wetterlage, denn wir haben einen wunderbar warmen Sommerabend während parallel das Fußballspiel Dänemark gegen Deutschland im Regen absauft. Das wird tatsächlich auf einem TV gezeigt, der neben der Bühne platziert ist, sodass einige Besucher mehr Fußball als Band schauen. Ich würde es ohne Glotze besser finden, selbst wenn manche dann gehen würden.
Ranz Böllner and The Heavy Metal Warriors haben sich 2008 in Günzburg dazu entschieden, den Metal der 80er wieder aufleben zu lassen und das mit dem Ranz ernst zu nehmen. Mit aerodynamisch engen Hosen und wallendem Haar schwingen sie ihre stilgerecht geformten Klampfen. Ein Bandmitglied hat selbst Schienbeinschoner an, möglicherweise um sich nicht die Knie bei all den Posen wund zu scheuern. Musikalisch kann man eigentlich nicht mal meckern. Ein Gast meinte: "Man merkt, dass die Songs geklaut sind, aber sie sind gut geklaut." Ob das gesamtheitlich so stimmt, kann ich mit meinem aufs Minimum reduzierte Wissen über 80s Metal allerdings nicht sagen. Wo ich mir aber sicher bin, ist, dass mir Spaßbands prinzipiell nicht gefallen. Vielleicht liegt es daran, dass ich Musik viel zu ernst nehme. Während ich ernst bleibe, haben immerhin viele der Besucher ihren Spaß.
Als ich dann wiederum die Setlist lese, fängt mein angetrunkenes Ich an, das langsam witzig zu finden: "Längere Pause mit Gelaber", "Gitarrengeplänkel mit viel Hall" und "spielen wie auf CD" ist schon geil.
nacht schmettert zum Abschluss Death Metal, angereichert mit einer guten Portion Pathos, von der Bühne. Die Leipheimer sind die Dienstjüngsten des Tages. Von ihnen gibt es erst eine Single aus 2023. Die musikalische Gute-Nacht-Geschichte nehme ich als technisch einwandfrei wahr, doch trifft sie einfach gar nicht mein Gusto, sodass ich Recht schnell neben die Bühne ausweiche.
Anschließend reiten wir durch Nacht und Wind zurück nach Ulm. Gegen 1:30 Uhr stolpern wir dort zufällig in einen Geburtstag hinein. Nach Tequila und einer erfolgreichen Runde Bierpong wird noch über Gott und die Welt philosophiert, bevor der Tag beendet wird.
Wie schon letztes Jahr, halte ich abschließend für mich fest, dass das Guntiafestival eine super Veranstaltung ist: direkt in der Stadt, trotzdem schön auf der Wiese des ehemaligen Jugendhaus umringt von Bäumen gelegen, stattliche Bühne mit gutem Sound und das alles für lau. Veranstalter ist übrigens Rockcity Günzburg, ein non-profit Verein zur Förderung von Rockmusik in und um Günzburg, der für die Region von echt großer Bedeutung ist. Da würde sonst wenig bis gar nichts stattfinden. Props gehen auch an den Imbiss für die vegane Bratwurst und den echt freundlichen Service trotz Hitze und nicht enden wollenden Andrangs bis in die Nacht.

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