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Uni Boys, Slander Tongue, Pet Cop, 09.07.2024 in Dortmund, Speicher100 - Bericht von der Redaktion

Uni Boys, Slander Tongue, Pet Cop, 09.07.2024 in Dortmund

Fö: Es passiert wieder was in Dortmund! Schön, dass es mittlerweile echt ein paar Akteur*innen gibt, die Sachen an den Start bringen, auch wenn die Möglichkeiten eigentlich immer weniger werden. In Sachen "man muss halt nehmen was da ist" tut sich aktuell Dings e.V. sehr hervor. Die sitzen eigentlich im Speicher 100, dessen Räumlichkeiten aber, abgesehen von den Büros, seit einiger Zeit u.a. wegen Brandschutzbestimmungen nicht nutzbar sind. Trotzdem bietet die Umgebung Möglichkeiten! So war hier kürzlich noch die Ravemesse und gegenüber findet monatlich die Kieseljam statt, auch wenn diese zuletzt wegen schlechtem Wetter in den Projektspeicher in der Nachbarschaft verlegt werden musste. Schön, wenn Vernetzung funktioniert! Heute geht es dann weiter mit "Harbour Sounds" an der Wasserkante. Stark!
Tobias Dressler: Den Anfang von PET COP's Auftritt, der ohnehin nicht viel länger dauert als die erste Veröffentlichung des Duos, verpasse ich um wenige Minuten. Mit 7-9 Jahren Verspätung ist Egg Punk also auch in NRW angekommen. Auf Tape bzw online kommt das alles irgendwie besser rüber als live, vielleicht weil es auch auf Tape aufgenommen wurde. Was will man auch erwarten von einem Genre, welches während der Pandemie inflationär in Kinderzimmern weltweit hergestellt und genau dort auch konsumiert wurde. Das Publikum wirkt auch noch nicht bereit für Live-Musik oder ist geplättet von der Hitze. Applaudiert wird jedenfalls größtenteils mit den Händen in den Hosentaschen. Da hat die Band schon ein bisschen mehr verdient!
Fö: Ich glaube, einige waren einfach irritiert, was das da überhaupt ist! Ich weiß es ja auch nicht. Egg Punk, klar, aber was ist schon Egg Punk. Wahrscheinlich was, das von den harten crustigen miesepetrigen Nietenpunks mit Eiern beworfen werden würde. Ich hab irgendwann im Internet so ne Schautafel gesehen wie Egg Punk und Chain Punk sich unterscheiden - find ich grad nicht wieder, aber ich find's herrlich, wie daraus ne Wissenschaft gemacht wird. Wunderbar nerdy. Wurde also vermutlich von einem Egg Punk hergestellt, denn nerdy ist definitiv ein Attribut der Egg-Punk-Welt.
Fö: Es gibt Gesang in unmöglichen Tonhöhen, Gitarre und Bass, kein Schlagzeug, dafür Beats und Klangteppiche, die eher klingen wie von außerirdischen Wesen einmal mit ihrem UFO drüber gebügelt. Die Lieder sind ungefähr ne Minute lang und das Set vielleicht ne Viertelstunde. Keine Ahnung wovon die Texte handeln, laut Bandcamp von "telekinesis and parasites and stuff". Voll geil! Mehr davon!
Fö: Danach SLANDER TONGUE! Einzige Band heute die ich schon vorher kannte - aber live bisher immer verpasst habe. Vom Stil her wieder etwas besser einzuordnen, so dieses Powerpop/Garage/Poppunk-Ding. Kannste auch bei Bandcamp hören und passt super zu den Sonnenstrahlen, die sich gerade im Kanal spiegeln.
Fö: Wesentlich in Erinnerung geblieben ist mir nur, dass sie nach dem Soundcheck darauf bestanden, wie vereinbart erst um 20 Uhr anzufangen, was eine ungewöhnlich lange Pause folgen ließ. Sie fingen dann aber doch 5 Minuten vor 20 Uhr an. Ist das noch Punk? Ach, sowieso nicht.
Fö: Locker-flockige Tanzbeinschwinger. Wobei sich das Publikum mit dem Tanzen noch etwas zurückhält, aber vielleicht ist es dafür einfach zu warm hier. Man will ja nicht austrocknen. Apropos austrocknen: Ich prangere an, dass es kein alkoholfreies Bier gab. Sind wir hier in den 70ern, oder was?
Tobias Dressler: Uni Boys sind eine, im Vergleich zu mir, junge Band aus Los Angeles. Musikalisch orientiert sich das Quartett stark am 1970er Power Pop a la Plimsouls und Paul Collins Beat. Sie halten sich sehr dicht am Original, so dass am Ende fast ein bisschen die Abwechslung fehlt. Aber das ist schon Jammern auf hohem Niveau. Der Auftritt ist echt gut.
Fö: Ich hab keine Ahnung mit was ich die vergleichen würde, aber du wirst schon recht haben. Für mich klingt das wie Slander Tongue, aber das mag an der vorherigen Band liegen. Vielleicht etwas mehr Beach Boys mit drin. Und sonnige Gemüter. Muss wohl sein, wenn man aus Kalifornien kommt.
Fö: Ans Mikrofon dürfen sie auch alle mal, was dem Ganzen definitiv noch etwas Kick gibt. Anzumerken wäre noch, dass der eine Gitarrist ohne Schuhe auftritt. Sie erzählen, er würde mehr Schuhe zerstören als andere Leute Saiten, ungefähr ein Paar pro Show. Ganz schön teure Tour.
Fö: Achja: Auch in diese Band lässt sich natürlich bei Bandcamp reinhören! Aber ich glaube die Tour ist schon vorbei, waren jetzt ne ganze Weile in Europa unterwegs. Wenn sich nochmal die Gelegenheit auftut: Wahrnehmen!
Fö: Ob am Ende noch ne Zugabe gegeben wird, wird diesmal nicht daran gemessen, ob das überhaupt jemand will, sondern ob die dunklen Gewitterwolken noch weit genug weg sind. Und kurz nach Konzertende bricht dann tatsächlich der Orkan los. Haben eigentlich alle überlebt?

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