Dark Folk 'n' D-Beat Fest: The Varukers, Neuroot, Clyde and the Milltailers, Lightnin' Luke, The Tuning Pegs, 13.07.2024 in Bochum, Wageni - Bericht von der Redaktion
Dark Folk 'n' D-Beat Fest, 13.07.2024 in Bochum
Puh...so viele Menschen hier. Im Biergarten stehen gefühlt 300 Personen. Erste Hochrechnungen lassen vermuten, dass es später im Laden schön eng und stickig werden wird. Passt! Als ich ankomme, spielt Lightnin' Luke bereits und hat das Publikum schon in seinen Bann gezogen. So bringt er uns das jodeln bei! Hab ich jetzt auch noch nicht erlebt, dass im Wageni gejodelt wird.
Definitiv! Wunderschön und passende Kulisse für die Musik. Nur der Autolärm lässt uns wieder in den dreckigen Pott angekommen. So magisch ist dieser Auftritt. Die "leisen" Acts des Abends spielen heute auf der Außenbühne. Kommt sehr gut! Der Außenbereich ist auch wirklich schon gut gefüllt mit sehr bunt gemischten Leuten. Toll!
Das beste ist, dass Luke auch Geige bei der Super-Dooper-Band "Bridge City Sinners" spielt. Das ist für mich einer der Gründe weshalb es mich heute ins Wageni verschlagen hat. Solo überzeugen er kann dann auch noch! Zu hören gibt es von Luke halt irgendwas mit Folk, Akustikgitarre und viel charismatisches Gerede zwischendurch. Gefällt!
Als das Publikum auf seine mäßigen Gesangschöre bei den "Mitmach-Parts" aufmerksam gemacht, verbessert dieses sich mit jeden Song. Gut, dass er nun nicht von dem schlechten Konzert in Bochum erzählen muss. Diese Androhung konnte dann alle überzeugen. Unglaublich gute Stimmung!
Ich kann zu der Band wenig sagen, weil ich überwiegend nur in Gesprächen war. Anschließend THE TUNING PEGS! Auch wieder irgendwas mit Folk, diesmal aus Bochum. Zwei Leute, die Akustikgitarre(n) spielen oder auch mal Banjo. Letzteres bringt direkt wieder ordentliche Cowboy-Prairie-Vibes in die Angelegenheit.
Das eine Cover zu viel geht auch nicht vorbei. Bei dem "Hurt"-Cover (Nine Inch Nails) blutet leider mein Herz. Ach egal, mehr Nine Inch Nails in dem Soundgewand bitte covern! Gefühlt wird ausschließlich fremdes Liedgut dargeboten, man korrigiere mich wenn dem nicht so sein sollte. Das ist auch schon alles was ich zu bemängeln habe, ich steh halt einfach nicht auf Coverbands.
Zum letzten Song gesellt sich Pascal Briggs zu den beiden und wird damit nach langer Zeit mal wieder auf einer Bühne gesichtet (statt davor oder dahinter). Und gemeinsam wird "I fought the law" geträllert. Vermutlich in der Clash-Version, alles andere wäre Frevel.
Definitiv! Gefühlt kommt aus diesen Umfeld keine schlechte Musik. Weiter geht es mit CLYDE AND THE MILLTAILERS! Die Milltaillers, das ist in diesem Fall, welch Überraschung, Luke alias Lightnin' Luke, nur diesmal mit Geige statt Gitarre. Clyde und Luke ergänzt durch noch mehr Leute sind übrigens auch als Bridge City Sinners unterwegs, von denen man ja doch mal gehört haben sollte.
Clyde spielt größtenteils eine sogenannte Resonator-Gitarre. Zumindest sieht sie so aus, kundige Musiknerds mögen mich korrigieren. Die Resonatorgitarre kennzeichnet sich dadurch aus, dass der Schall nicht durch einen Hohlraum im Korpus gejagt wird, sondern durch irgendwelche mechanischen Elemente. Das klingt dann lauter und etwas metallischer und ermöglichte quasi schon "lautes" Gitarrenspiel bevor die E-Gitarre erfunden wurde. Ich weiß das alles nur weil die Band All Aboard! mal irgendwann ganz stolz verkündete, eine Resonatorgitarre sei auf einem ihrer Alben zu hören. Heute sehe ich mal eine live!
Die Song übers Bubatz wirkt mit der Stimme natürlich gleich 1000 mal besser. Musik ist wieder sehr folkig, was auch niemanden mehr wundert. Der Gesang im näselnden Südstaaten-Slang gehalten, was das alles sehr authentisch macht. Die Texte, soweit mitbekommen, bissig und sarkastisch. Die Menschen unterhaltsam. Cool!
Auffällig ist, dass der Laden "erträglich" voll ist. Anscheinend kamen die meisten für den Folk vorbei. Weiter geht es drinnen mit Lärm! NEUROOT legen los. Niederländische Band, die es auch schon ne ganze Weile gibt. Zu hören gibt es so die 80er harte Seite des Punk. Erinnert mich teilweise an Motörhead, die später noch gecovert werden.
Ist so ne Band, mit der ich mich nie groß auseinander gesetzt habe - was natürlich auch daran liegt, dass die schon lange vor meiner Zeit aktiv waren. Zwischenzeitlich auch aufgelöst, wenn ich das richtig gelesen habe. Das Konzert macht schon ganz gut Laune, da werden amtlich Fäuste geballt und Oberkörper rumgeschubst.
Der Altersunterschied in der Band ist ein wenig auffällig. Mhh...könnte der Gitarrist Sohn eines anderen Mitglied sein?
Nichtsdestotrotz! Unglaublich gutes Zusammenspiel und die Energie vom Sänger/Bassisten ist einfach der Hammer! Als ob einer in den 80ern die Pause-Taste gedrückt hat und beim Konzert wieder auf Play gedrückt hat.
Wieder mal im Biergarten gequasselt. Ich kann zu der Band nichts sagen. Schließlich THE VARUKERS! Noch so ne Alte-Garde-Band. The Varukers gelten als eine der ersten D-Beat-Bands, gemeinsam mit Discharge, bei denen Sänger Rat auch mal kurzfristig gesungen hat.
Ich habe nach wie vor keine Ahnung was D-Beat überhaupt ist. Irgendwie eine spezielle Schlagzeugtechnik. Aber die Feinheiten sind mir zu nerdig. Auf jeden Fall ein beliebter Musikstil für Leute mit Tattoos und schwarzen Jeanskutten mit über 100 Nieten. Zielgruppe bin ich da nicht gerade, aber live macht mir sowas mal wieder Spaß!
Sänger Rat scherzt zwischendurch auch immer mal mit dem Publikum, insbesondere mit den ersten Reihen (die dürfen auch alle mal das Schreien übernehmen) und auch sonst sieht man hier ne Band, die sich offensichtlich freut, in kleinen Punk-Läden zu spielen. Geil! Publikum auch weitestgehend angenehm.