Der Krater Bebt Open Air Tag 3: Bonaparte, Rogers, Kochkraft durch KMA, Galactic Superlords, Dein Ernst, Love Forty Down, Petra Pack, Andi und die Affenbande, 27.07.2024 in Megesheim, Krater - Bericht von alexanderdavide
Der Krater Bebt Open Air Tag 3, 27.07.2024 in Megesheim
Durch den Torbogen trete ich leider erst nachdem HELLRAISERS & BEERDRINKERS sowie LULU UND DIE EINHORNFARM bereits gespielt haben. Zu Lulu würde ich, im Hinblick auf das erst kürzlich zurückliegende SEEPOGO, wahrscheinlich nichts Neues sagen können. Interessiert hätte mich, ob Hellraisers noch ihre "Prost Band" Sache machen. Da hätte ich heute mit Freude zugeprostet. Aprospos: Der Biercheck ergibt, dass es Maierbier aus Nördlingen gibt, was anstandslos reinläuft.
GALACTIC SUPERLORDS sind als Dritte an der Reihe und müssen in ziemlich gähnende Leere blicken. Nach meiner Patrouille des Campingplatzes kann ich sagen, dass sich einige noch um ihre Hydration kümmern. Ich kann ehrlicherweise nicht leugnen, dass ich beim Lesen des Bandnamens auch nicht gerade entzückt war. Umso mehr bin ich darüber überrascht, was ich schließlich zu hören bekomme. Das ist nämlich einwandfreier Hard Rock. Die 80er Anleihen wahrgenommen, kann ich auch den Bandnamen besser nachvollziehen.
Gebt euch mal die Höhe der Bühne, auf der gerade KOCHKRAFT DURCH KMA spielt. Die fühlen sich da offensichtlich ganz wohl und liefern eine super Show ab. Für mich ist es eh eine absolute Liveband, der ich vor Ort voll gerne meine Aufmerksamkeit schenke. Höre ich mir das auf meinem MP3-Player an, ist es nur leider nicht mehr so. Heute gefällt mir vor allem der erste Teil des Sets, der für meine Ohren eine schöne Balance zwischen Punk und Elektro wahrt. Gegen Ende wird mir Letzteres zu viel.
Achja, fast vergessen: Eine kleine Bühne gibt es ebenfalls. Diese nennt sich "Kometenhöhle" und ist im Vergleich zu dem Koloss von Hauptbühne wohl in der Waschmaschine eingegangen. Da hätte man meines Erachtens ein paar Euronen umschichten sollen. Nachdem die Rockband für Kinder ANDI UND DIE AFFENBANDE bereits drei Mal spielte, folgt PETRA PACK. Die Band besteht aus vier Frauen an Bass, Gitarre, Mikrofon und Synthesizer sowie einem Schlagzeuger. Zu Hören gibt es eine Mischung aus Pop, Punk, und Indie. Bevor ich die Schublade aufmache, gibt es Abstecher in Italo-Pop und Reggae. Bunt ist es auf jeden Fall.
Darauf folgend machen ROGERS die Hauptbühne unsicher. Seitdem sie mir den Abschluss vom SEEPOGO 2023 mit ihrer aufgesetzten Art und grauenhaftem Bühnenlicht, das einem die Netzhaut wegbrannte, voll versauten, kann ich das nicht mehr. Chri verkündet gegen Ende des Sets, unzählbare Biere mit seinen Fans am Merchstand trinken zu wollen. Ich bin kaum überrascht. Dieselbe Leier gab es schon beim besagten SEEPOGO während ihre Merch-Leute gleichzeitig mit den Kisten durchs Publikum in Richtung Nightliner liefen.
LOVE FORTY DOWN habe ich 2021 zum ersten Mal live aufgeschnappt und anschließend über die Self-Titled EP, den zu der Zeit einzigen Release, schätzen gelernt. Gut, dass es mit "Don't Be A Stranger" im Frühjahr 2022 schnell Nachschub gab. Die vier Ulmer offerieren melodischen Punk der härteren Gangart. Während die Strophen komplexer sind, laden die Refrains ein, mitzugröhlen und Punkrockfinger in die Höhe zu strecken. Die Anzahl meiner miterlebten Liveshows bewegt sich mittlerweile im unverhältnismäßig hohen Bereich, sodass ich mit Sicherheit sagen kann, dass die Band in Sachen Weiterentwicklung und Selbstverbesserung niemals rastet. Was bemerkenswert ist und sich echt auszahlt, sollte vielleicht trotzdem ab und an mit einer Prise Gemütlichkeit angegangen werden.
Mittlerweile haben sich doch einige Menschen auf dem Festivalgelände eingefunden. Ich schätze und hoffe, das liegt nicht an BONAPARTE, denn mir machen weder der dargebotene Indie-Trash-Rock noch die grotesken Striptänzerinnen Eindruck. Was immer schon pietätlos war, wie kann man das 2024 noch so instrumentalisieren? Aber mit Sicherheit habe ich nur die Vibes aus Berlin nicht "verstanden".
DEIN ERNST macht so eine abgespacete Mischung aus Pop und Rock, was auf witzig gemacht ist. Trotz meiner Liaison mit dem Krater Bebt Rumpunsch fühle ich mich nicht wirklich unterhalten.
Es ist 0 Uhr irgendwas und eigentlich gebe es jetzt noch RASGARASGA auf der Hauptbühne und UDO BUTTER & DAS TEAM in der Höhle, aber ich muss die Biege machen. Das Krater Bebt ist in seinen Grundlagen eine feine Sache. Das Festivalgelände lädt zum Verweilen ein, es gibt ausreichend Material für die verschiedenen Ernährungs- sowie Trinkweisen und die Preise sind gut. Für die signifikante Menge an Besuchern, die mehr mit Saufen als mit Musik und Kultur zu tun hat, kann das Festival nichts, aber das Booking finde ich, zumindest für dieses Jahr, ausbaufähig. Ein stringentes Konzept ist mir nicht ersichtlich und es mangelt an internationalen Künstlern.