Sommerschlacht 2024: Grips & Schaden, Shitshow, Infant Sanchos, The Dead End Kids, Dosenstolz, The Not Amused, Fotokiller, Günther and the Jauchs, Cataphiles, Bruch, 09/.10.08.2024 in Wakenstädt, Schießplatz - Bericht von der Redaktion
Sommerschlacht 2024, 09./10.08. in Wakenstädt
Das Öl ist alle, wie hört sich das denn an? Steht man da wie ein Vollidiot? Dabei hatte ich doch höchstens eine Woche vorher Öl nachgefüllt! Aber der Chefrockerkunde bzw. -mechaniker sagte: Ein Liter Verbrauch auf 1000 km wäre noch im Normbereich....Wissta Bescheid!
Relativ spontan und ohne Karten im VVK zu besorgen, entscheiden auch meine Begleitung und ich uns, einen Ausflug ins schöne Mecklenburg Vorpommern zu machen, allerdings reicht uns der Samstag. Alle Versuche, im Vorfeld herauszufinden, welche Band wann spielt, scheitern und so machen wir uns gemütlich am späteren Nachmittag auf den Weg. Die Fahrt verläuft bis auf den vor uns fahrenden Pick up (wo kommt eigentlich diese Pick-Up-Schwemme her und warum nutzt nie, nie, nie jemand die Ladefläche?!), der mit den Stickern "I love guns & titties" und "Redneck State of mind" geschmückt ist, ereignislos. Relativ spontan und ohne Karten im VVK zu besorgen, entscheiden wir uns einen Ausflug nach MV zu machen und fahren schon Donnerstagnachmittag los. Ich habe bisher immer nur Tolles vom Festival gehört und freue mich, es endlich mal selbst besichtigen zu können. Wir müssen nach 20 Minuten Fahrt einen Abstecher in eine Werkstatt machen, weil Marderspuren unter der Motorhaube sichtbar sind und das Öl alle ist. Als ich 'Werkstatt in der Nähe' in die Suchmaschine eingebe und dort anrufe und die Situation schildere und frage, ob wir spontan vorbei kommen können und sie Öl haben, schalt es mir entgegen: 'WILLST DE MICH VERARSCHEN! Na klar habn wa Öl. Komm rum!' Auf den Hinterhof werden wir von 5 Männern, die meisten glatzköpfig, umringt und skeptisch beäugt. Wir können unser Zeckendasein nicht wirklich leugnen und holen unsere besten Smalltalkskills hervor, ich präsentiere meinen Berliner Akzent extra deutlich und 20 Minuten später ist Öl im Motor und alles gescheckt, dass nix weiter kaputt ist. Das war irgendwie strange, lustig, aber auch anstrengend....
Achja, die Fotos sind tlw. unterste Kanone, meiner schlechten Kamera sei DANK! In Ansätzen zu erahnen: GRIPS & SCHADEN. Die und ihr Geigen- Kontrabass-Schlagzeug-Akkordeon-Akustikgitarren-Arrangement mag ich sehr und deswegen ist das für mich der perfekte Start in den Konzertabend. Instrumente werden wild durchgetauscht und es gibt sogar einige neue Lieder. Sie schaffen es immer wieder, mich so emotional anzusprechen, dass ich danach ein wenig dünnhäutig und sensibel bin. Besonders im Gedächtnis geblieben und irgendwie sehr berührend war ein Lied über einen Rückblick ins jüngere Punker*innen Ich.
Ein weiteres Manko dieses Berichtes: ich verpasse den Festivalopener GELIEFERT vor und PMS HITFABRIK nach Grips und Schaden aus Gründen und weil ich unbedingt was essen und kurz durchatmen muss. Unverzeihlich, ich weiß... Finde es auch wirklich schade und hoffe, die Besichtigung der Bands irgendwann mal nachholen zu können. Was ich bisher von den beiden Bands mitbekommen habe, lässt darauf schließen, dass ich Großartiges versäumt habe. Es ist gut voll vor der Bühne und getanzt wird auch.
SHITSHOW bekomm ich in den letzten Zügen noch mit.War bestimmt gut, sind die Gedanken, an die ich mich erinnere.
INFANT SANCHOS pusten uns allen die Rübe weg. Einerseits durch die Lautstärke (der Techniker weigert sich konsequent, leiser zu stellen und hat schon seine Feierabendbiere aufgebraucht), aber auch durch die Beats und die sehr illuster vorgetragene Sprech-Sing-Schreiweise des Sängers. Ich werde Megawach und bin voll dabei. DANCEN. SÄNX YOU.
...Dead End Kids an selbigen Ort. Diese beschließen den Konzertabend. Langsam merkt mensch, dass die auf größeren Bühnen ab und zu zu Hause sind, Mitmachspielchen schleichen sich ein, die keine*r braucht. Metallorange und Pollonaise sind da noch harmlos, aber wehret den Anfängen! Musikalisch gibt es nix zu meckern, geht gut nach vorne und zeckt.
Ps: der zweite Mensch auf der Bühne kontrolliert, ob da nur eine Spotifyliste abgespielt wird. Wäre das schlimm? Micha vom Kaffeestand beschallert die Nacht. Mit Paskows Mailand lockt er die Meute ins Zelt, der Toilettenstern startet die Krakeelerei, dann folgen alsbald Mühlheim Asozial, Oidorno, Wizo und Skeptiker, spätestens jetzt wirbeln viele Fäuste bierselig in der Luft und Menschen singen enthemmt in den Raum. Als es mir zu amipunkmäßig wird, verabschiede ich mich ins Bettchen. Sehr schöner erster Tag....
Der Samstag startet mit einer multimedialen Lesung von Geralf Pochop: Untergrund war Strategie - Punk in der DDR. Er lässt uns teilhaben an seinem Zugang zu Punk und Punkmusik, schildert die Repressalien, die er durch den Staat erleiden musste und wir bekommen Einblick in einzelne Punkkonzertveranstaltungen der 80er Jahre in der DDR. Diese äußerst interessante Lesung war einer meiner Highlights dieses Festivals.
So. Wir sind auch endlich da, breiten die Picknickdecke aus und laben uns an den mitgebrachten Dosengetränken. Getränke dürfen mit aufs Festival-Gelände gebracht werden, es gibt aber auch allerlei Stände mit Bier, Softdrinks und Cocktails, die unsere Gäng im Lauf des Abends ebenfalls gut unterstützt. Witzig!
Da waren wir auch des Öfteren drin. Erstaunlich, wie viele Menschen in so eine kleine Kabine passen. Es gibt auch eine Minihütte, Größe alte Telefonzelle, wo mensch reingehen kann und übelster Techno ballert dir in dem abgedunkelten Kabuff das Hirn weg. Hab ich paar mal aufgesucht.
Für uns die erste Band des Tages. Eben noch im Auto gehört und für gut befunden. Schön räudiger Deutschpunk mit Texten gegen Macker, Arbeit und Studenten. Ein Lied geht raus an die vielen Leute, die trotz rechtem Vollidiot*innen Aufmarsch den zeitgleich stattfindenden CSD in Bautzen feiern. Könnte "Heten treten" gewesen sein, ich weiß es allerdings nicht mehr genau. DOSENSTOLZ
Wir verharren länger als geplant, poppiger Punk zum mitwippen, vorgetragen von gut gekleideten Menschen. THE NOT AMUSED, waren auch da. Die zeitlich, örtliche Überschneidung mit mir, war sehr kurz.
Bei FOTOKILLER träumt es sich so schön dahin, das Tanzbein zuckt, der Körper schwingt, was für eine tolle Band. Wave hat die Retrogrungewelle abgelöst, was für ein Glück. Ich will in diesem Moment für immer diese Welle reiten!
Merkt euch diese Einstellung, der Sound war perfekt (wenn mensch was für die Ohren zur Lautstärkereduktion hatte)!
Ihr standet da bestimmt über ne halbe Stunde... Ansonsten gab es woanders noch Falafel, Pommes, Waffeln und irgendwas hab ich bestimmt vergessen... FOTOKILLER erleben wir nur von weitem, da wir gerade in der Pizzaschlange festhängen. Das Warten hat sich aber gelohnt, die vegane Pizza war wirklich sehr lecker.
Leider finde ich niemanden, der/die mit mir ein Liedchen trällern möchte. Aber ich erfreue mich an inbrünstigen Darbietungen von "Rock me, Amadeus", "Denkmal" und mindestens drei Mal "Monsun". Die KARAOKE zieht auch zwischen den Konzerten durchgehend amüsierlustige Menschen an und verbreitet gut Laune.
Vor allem sollte mensch dann auch endlich springen und nicht erst fünf Minuten sinnfrei auf der Bühne rumstehen.
Ob er daraus gelernt hat? Wir werden es nie erfahren. Zu GÜNTHER AND THE JAUCHS brauch ich ja eigentlich nix mehr schreiben. Bin verliebt seit dem ersten Tag und mag ihre Konversation auf der Bühne. Witzig ihre Irritation, als sich dieses Bürschchen auf die Bühne schleicht und springen will. Sollte mensch nie zum Ende eines Liedes machen...
Der Mensch am Bass hat ein Faultier an seinem Instrument hängen, das fand ich gut.
Mein Bessserwisser-Ich beißt sich jetzt auf die Zunge. Soll es nur. Irgendwie haben sie es geschafft, vom 18 Uhr Slot auf die Primetime 22 Uhr zu springen. Respekt und wieviel Geld ist da geflossen? Zudem sollte es mehr Lieder und Ansagen gegen Esoquark geben. Fand ich gut.
Musikalisch nicht so meine Baustelle, machen live aber ordentlich Druck und die vehemente Ansage gegen betrunkene Macker, die vor der Bühne umher und in andere rein torkeln, weil sie nichts mehr auf die Reihe kriegen, spricht mir aus dem Herzen.
Die haben mir sehr gut gefallen! Viel Hall, viel Deathrock, etwas Goth, ein wenig PostPunk und darüber dieser immer irgendwie distanziert wirkende Gesang. Außerdem steckt im Namen eine Katze. Wobei CATAPHILES gar nichts mit Katzenliebhaber*innen zu tun haben, sondern Menschen bezeichnen, die verbotenerweise in die gesperrten Pariser Katakomben hinabsteigen. Geht auch legal und ist sehr beeindruckend. Also falls ihr mal in Paris seid, es lohnt sich. CATAPHILES
Leider müssen wir uns nach ein paar Liedern auf den Rückweg machen. Auf dem Weg zum Auto schnappen wir von dem vor uns gehenden Panker die Aussage "Um zehn im Bett liegen ist schon geil." auf. Und was soll ich sagen, recht hat er. Schaffen wir heute zwar nicht, aber dafür war es ein schöner Abend.
Ich bin von den Bremer*innen auch begeistert. Besonders, dass die dunklen Songs mit einem gewissen Tempo vorgetragen werden, finde ich gut.
Es dauert bis Samstag ca 23.30 Uhr, bis ich checke, dass es eine dritte Bühne gibt. Danke an die liebe Person, die mich dahin brachte. Und was soll ich sagen, Ballerbude als Name spricht für sich...
BRUCH aus Dresden donnern uns so einen vor den Latz, dass ich die ganze Zeit am Grinsen bin. Es gibt textsichere Menschen im Publikum und ich bin sofort Fan. Zwischen den Liedern hört mensch von draußen den Ska der Los Fastidios und alle drängen die Band, doch möglichst schnell weiter zu spielen:) Für mich ein super Abschluss des Festivals, bevor ich den Waffelmenschen noch beim einpacken helfe und zum Schlafplatz trotte.
Fazit:
Sympathisches, kleines Festival ohne Bezahlkarten, Bullenreiten und sonstigem Kirmes Schnickschnack. Gute Musik, bezahlbares (veganes) Essen, entspannte Leute, schöne Location. Wenn es in der Nähe eine nette Pension gibt, vielleicht nächstes Mal sogar beide Tage.
Dem möchte ich nur ein besonderes Lob an die Bookingmenschen hinzufügen. Ich komme wieder! Und wo ist eigentlich Sterni Ramone abgeblieben? HAAAALLLLOOOOO.....
Sympathisches, kleines Festival ohne Bezahlkarten, Bullenreiten und sonstigem Kirmes Schnickschnack. Gute Musik, bezahlbares (veganes) Essen, entspannte Leute, schöne Location. Wenn es in der Nähe eine nette Pension gibt, vielleicht nächstes Mal sogar beide Tage.
Dem möchte ich nur ein besonderes Lob an die Bookingmenschen hinzufügen. Ich komme wieder! Und wo ist eigentlich Sterni Ramone abgeblieben? HAAAALLLLOOOOO.....