Rantanplan, Molly Punch, 06.09.2024 in Gelsenkirchen, Stadtgarten - Bericht von der Redaktion
Laut gegen Rechts mit Rantanplan und Molly Punch, 06.09.2024 in Gelsenkirchen
SUGAR VAN macht deutliche Ansagen und bei all der Wichtigkeit und Richtigkeit, und der Sinnhaftigkeit, die Moderation mit einer Drag Queen zu besetzen, ist uns das ganz persönlich zu viel Animation. Zum Glück finden viele andere das toll und das ist auch gut so. Ob Ansagen a la "ich betrink mich jetzt" und beim nächsten Auftritt "seid ihr schon betrunken?" in Richtung der (unter anderem recht zahlreichen) Jugendlichen wirklich Sinn machen, möchte ich dann aber doch bezweifeln (nein, es war nicht die Oberbürgermeisterin, sonst hätte ich es vermutlich doch gefeiert). Ich bin insbesondere bei solchen Veranstaltungen ("Laut gegen Rechts") im öffentlichen Raum (derzeit sowieso, aber auch sonst), wo der Weg nach dem Gig durch einen dunklen Park unvermeidbar ist, ja lieber klar im Kopf und würde jeder anwesenden Person eher raten, ebenfalls einen solchen zu bewahren, anstatt sich abzuschießen und nicht alleine die Heimreise anzutreten.
zu Beginn der Veranstaltung hörte ich davon, dass ein paar Faschos am Eingang stehen und Fotos machen. Das Ganze lässt mich aber doch eher kalt. Ihr Hass ist doch sowieso willkürlich gegen alles, egal ob sie dich kennen oder nicht. Meine letzten 14 Tage liefen dagegen ganz anders, ich glaube ich habe durchgehend geschlafen. Als wir uns dann an diesem Wochenende (bzw. an einem Tag dieses Wochenendes) doch mal aufraffen (wir werden alle nicht jünger, pling!) und gar ankommen, sticht noch der dörfliche Charakter Gelsenkirchens durch. Kurz danach beginnt Drag Queen SUGAR VAN SHOCK mit ihrer Moderation, gefolgt vom Vorwort der Oberbürgermeisterin. OK...
Gut, dass auch solche Acts hier auftreten, wenn auch nur kurz, aber sie ziehen immerhin auch ein paar Kids hier hin und das ist wichtig. Ob das jetzt Rap, HipHop oder whatever war: Sorry, mir fehlt da schlichtweg jede Ahnung in dieser Genre-Ecke. Als dann MIC.CHECK seine äußerst kurze Einsongplaylist (oder waren es zwei noch kürzere Songs?) runterrappt und kurz danach FUNKY KOALA für ähnliche Musik 20 Minuten in der Running Order bekommt, spazieren wir ein Stück durch den Stadtpark und halten am Mahnmal kurz inne.
Dann die wundervollen MOLLY PUNCH, für die sich viel zu viel zu viel zu wenig Menschen vor die Bühne begeben. Vermutlich schon mal erwähnt: Für mich derzeit eine meiner TOP5-Bands ohne sagen zu können, wer die anderen 4 sind.
Die, die schon hier sind und sich nach vorne trauen, haben jedenfalls sichtlich ihren Spaß und es kommt zunehmend Bewegung in die ersten Reihen (hier nicht im Bild).
Damit auch alle, die auf SUGAR VAN SHOCK hören, wissen, wovon sie am nächsten Tag Kopfschmerzen hätten haben können...
Ich fände ja selbst als Gernebiertrinker generell geil, wenn es immer zusätzlich einen Stand gibt, an dem es ausschließlich Antialkoholisches gibt. Am "Bierstand" dann gerne beides. Klaro, auch immer eine Frage der Personalquantität, ich hatte aber zumindest hier nicht den Eindruck, dass es zu wenig helfende Hände sind. So oder so: Danke an alle, die hier ehrenamtlich tätig waren, meinen "Einwand" bitte als ergänzend konstruktiv einordnen. ;)
... wenn nicht, wie auf vielen solcher Veranstaltungen, die Bierstandcrew mit den viel zu wenig Zapfhähnen etc. viel zu überfordert gewesen wäre. Selbst ohne vorhandene Vieltrinkabsicht erwähnenswert, denn schließlich müssen sich hier auch die Menschen, die sich antialkoholisch versorgen wollen, ewig lange anstellen. Das liegt nicht primär an den Menschen hinter dem Stand, sondern wie so oft an den viel zu wenigen Getränkeverkaufsständen, so dass sich teilweise Schlangen bis kurz vor die Bühne bildeten. Vielleicht wollte mensch aber auch nur den Trink-Animationen unauffällig entgegenwirken.
das Konzert besuchen wollten wir sowieso. RANTANPLAN und MUUSKE sind uns in den letzten Wochen immer mal wieder über den Weg gelaufen, manchmal standen wir auf der selben Bühne und irgendwann kennt man sich dann halt. Da kam es uns grade recht, dass der PISSTOLE Gig abgesagt worden war. Gepackt hatten wir die Karre schon und dann kam uns die Idee: wir fragen einfach bei MUUSKE, ob wir uns am merch dazugesellen dürfen! Gesagt, getan. Einen Anruf später gab es grünes Licht und wir konnten gar nicht glauben, mal wieder mit so einem Schabernack durchzukommen. Währenddessen beeindrucken Pineapple Paul und Co. damit, dass sie - obwohl sie hier gar nicht auftreten - den Merchstand entern und großflächig Pisstole-Merch anbieten.
Danach treten MUUSKE auf und wir stehen derweil hinter dem (nicht im!) Bierstand und versuchen uns zu unterhalten. MUUSKE ist nicht meins, sorry, soweit ich das mitbekommen habe, war es vor der Bühne aber schon um einiges voller. Es gibt auch keine Fotos. Ist ja hier schließlich kein Musikmagazin mit Anspruch, sondern purer Ego-Scheiß.
zu Hause haben wir noch schnell zwei MUUSKE Stirnbänder gemacht. Wir hatten ein bisschen Bammel, wie ernst vor Ort alles ist und wollten offiziell als die Mercher von MUUSKE auftreten. Vor Ort war aber alles lässig und ziemlich entspannt. Allerdings wollten dann plötzlich Besucher*innen die MUUSKE Stirnbänder kaufen. Als ich der Sängerin das Geld von den Stirnbändern in die Hand gedrückt hab, hat die erstmal gar nix mehr verstanden. Annehmen wollte sie die Moneten aber auch nicht, stattdessen sollten wir uns davon dann lecker Bierchen kaufen. Fairer Deal. Noch ein letztes unschlagbares Angebot und dann wird auch schon wieder gerockt (kleiner Insider), mit Bengalo gewedelt und rumgewirbelt.
Headliner RANTANPLAN und nu isses auch richtig voll. Mit Skapunk kann ich ja eigentlich nicht mehr viel anfangen, bei RANTANPLAN ist das aber anders. Mich verbinden mit der Band alte Tage, wenn aus diesen auch nur noch Sänger Torben übrig geblieben ist. Jeder Auftritt ist dennoch mit schönen Erinnerungen verbunden und so ist die Freude auch bei mir groß. Zumal ich an solchen Tagen auch immer eine Hand voll Leute vor der Bühne treffe, die ich von den alten RANTANPLAN-Gigs noch kenne und bei anderen Konzerten so gut wie nie sehe.
was für eine geschickt eingebaute Toten-Hosen-Referenz, Maks! Kleine Showeinlage am Rande: Mitten im Set springt auf einmal rasend schnell ein Typ auf die Bühne, schmeißt die Mikrofonständer (etc.?) um, springt genauso schnell wieder runter und rast davon. Die Wahrscheinlichkeit, dass es sich um einen aufrechten Antifaschisten handelt, der nur keinen Skapunk mag, ist wohl eher gering. Just in dem Moment entschließe ich mich dazu, doch zu tanzen und ausgerechnet, wo ich meinen ersten Tanzschritt nach links mache, rennt der Typ doch tatsächlich gegen meinen Fuß und kommt ins straucheln, kann sich aber so gerade noch fangen. 10 Meter hinter mir steht dann der nächste Besucher, der ganz zufällig auch gerade seinen ersten Tanzschritt macht und die fast beendete Strauchelphase um noch einmal 10 Meter verlängert. Den Rest erledigt die Security (ich bin kein Security-Fan, erst recht nicht, wenn diese optisch zwischen Ordnungsamt und Bahn-Security anzusiedeln ist; an Tagen wie diesen macht es aber offenbar tatsächlich Sinn, wenn ein paar wachsame Augen mehr neben den eigenen vorhanden sind).
Danke an die Falken, dass ihr das hier ermöglicht habt. Diverses LineUp, wichtige Ansagen, umsonst und draußen. Schön und wichtig war´s. Gute Nacht!
Rantanplan spielen mit ner Menge Energie und Ausdauer. Alles passt, doch plötzlich gibt es die Ansage „Nur noch 6 Minuten“. 10 Songs standen wohl noch auf der Liste, aber es hilft alles nix. Das Set wird verkürzt. Nach der Show klüngeln Pudel und ich noch am Bus von Rantanplan herum, wir quatschen und hören Musik, so laut wie es die Anlage ihres Gefährts eben hergibt. Wir klönen rum und trinken und rauchen und haben eine gute Zeit. Den Zwischenfall mit dem Sturm der Bühne hatte ich gar nicht mitbekommen, sodass ich nochmal frage, was los war. Torben der Sänger fasst kurz zusammen und erwähnt ein pikantes Detail: der Bühnenflitzer war mit Glasflasche bewaffnet und hat die Band nur knapp verfehlt. Innerhalb von wenigen Sekunden war die ganze Sache auch schon vorbei. Echt krass, wie schnell sowas geht. Ich mag mir nicht vorstellen wie es gelaufen wäre, hätte der Nazi ein Messer gehabt.
Während wir da so stehen, versuche ich Rantanplan nach Wattenscheid in unseren Proberaum zu locken. Spontan kam mir die Idee, mit denen ein Live-Album aufzunehmen. Nach und nach bearbeite ich jedes einzelne Bandmitglied und sie sind alle dabei. Nur Torben der Sänger sagt, er müsse ins Hotel und Bier trinken. Prompt entgegne ich, dass wir ja dann auch einfach mitkommen könnten ins Hotel und Torben sagt ja. Es gibt 8 Betten, heute sind sie nur zu sechst. Pudel und ich können unser Glück kaum fassen. Die Band souverän: Es wird einfach weitergespielt und nach dem Song gibt´s von Torben ein kurzes "das war dann wohl ein Nazi". Ich hab mit RANTANPLAN auch schon brenzligere Situationen erlebt, als nach den Pogromen in Rostock-Lichtenhagen bei einem Soli-Konzert vor dem Sonnenblumenhaus Leuchtspurmunition auf die Bühne geschossen wurde und wir nach dem Gig mit Motorrad-Polizeieskorte zum Hotel gebracht wurden. Dagegen war das heute, abseits der üblen Prellung unterhalb des dicken Zeh-Gelenks, tatsächlich ein eher kleiner Zwischenfall. Dennoch halten wir auf dem Weg zum Auto die Augen noch ein Stück weiter offen und hoffen sehr, dass alle gut nach Hause gekommen sind. Da wo der Park kurz durch eine Straße getrennt wird, haben sich tatsächlich auch ein paar Cops samt Wanne positioniert. Ob es mit dem "Störer" zusammenhängt oder das eh geplant war, entzieht sich meiner Kenntnis.
zapzerap landen wir also echt im Hotel und bezahlen keinen Cent. Das Frühstück ist auch inklusive! Wie geil ey!! Torben hat nach 30 Jahren Bühne echt einige Storys auf Lager. Er erzählt von alten Filmen und Schauspielern, die ich nur vom Namen kenne. Er meint Silvester Stallone und seine Filme. Welche waren das? Rocky? Keine Ahnung. Jedenfalls ging es auch um Vietnamkriegsfilme. Irgendein alter Bekannter von ihm war wohl in Vietnam am kämpfen gewesen und hat da übles Zeug durchgemacht. So kugeln-in-die-Beine-geschossen-kriegen-aber-noch-den-Kameraden-auf-den-Schultern-tragen Zeug. Ganz abgefahren. Am Ende wurde der dann wohl dem Silvester Stallone sein Berater für einen der Filme. Anfangen kann ich damit aber gar nix. mir sagt das alles Nix. Bei allem zeitlich vor Herr der Ringe veröffentlichtem bin ich raus.
im Hotel gucken wir dann noch ne Wiederholung von einem Tatort mit Ulrike Folkerts. Der ging gut los. Ein Typ liegt tot und blutüberströmt im Kiosk rum. Danach bin ich eingeschlafen. Am nächsten Morgen bin ich ziemlich im Eimer. Es mangelt mir an Flüssigkeit und als die wieder drin ist, geht es steil bergauf. Das Frühstück schmeckt köstlich, denn es ist umsonst. Ich zeige einen coolen Trick mit gekochten Eiern und wie man sie aus der Schale rauspusten kann. Wir schlagen uns den Magen voll und ich ärgere mich, dass ich keine Tupperdose dabei habe. Jedes Mal der gleiche Fehler. Dann machen wir uns vom Acker. Unter den Scheibenwischer klemmen wir noch Socken, Unterwäsche und ein Stirnband, so als kleines Dankeschön. Dann steigen wir ins Auto und fahren zurück nach Dortmund.