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Pop Punk Cực Mạnh: Now Or Never, 7Uppercuts, 18.18, Jaigon Orchestra, Ðá Sô Tói, 21.09.2024 in Ho Chi Minh City (VN), Sân khu C30 Hòa Bình - Bericht von Zwen

Pop Punk Cực Mạnh Vol. 4, 21.09.2024 in Ho Chi Minh City (VN)

Während bei euch so langsam der Herbst in die Bude reinwehen dürfte, lebe ich jetzt seit fast 1 1/2 Monat in Fernost. Das letzte Mal, dass ich mich gemeldet habe, ist auch schon wieder über einen Monat her. Eigentlich wollte ich zwischendurch mal wieder auf ein Konzert gehen, habe aber die Venue nicht gefunden. Passiert, dementsprechend gibt es jetzt etwas später als gedacht einen weiteren Bericht aus Ho-Chi-Minh-Stadt. Bevor ich aber ins Konzert bzw. Festival reinspringe, erst noch einen kurzen Überblick über meine aktuelle Lebenssituation hier in Ho-Chi-Minh-Stadt.
Zunächst einmal bin ich von Distrikt 1 nach Thao Dien (Distrik 2) gezogen. Dadurch hat sich mein Arbeitsweg zwar drastisch verkürzt, die Preise fürs Essen gehen sind aber auch drastisch gestiegen und kosten jetzt sogar schon halb (!) so viel wie in Deutschland!! Außerdem musste ich mich von meinem Mitbewohner, einem Gecko trennen. (Wenn du das liest: Ich vermisse dich und ich hoffe es geht dir gut!) .
Taifun Yagi hat v.a. im Norden Vietnams und auf der chinesischen Halbinsel Hainan gewütet. Hier im Süden hat es nur normal geregnet, was aber auch zu Überflutungen der Straßen und Wege führte. So sah dann z.B. mein Weg vom Büro zu meinem Moped aus. Außerdem hatte ich Feuchtigkeit in meiner Wohnung, weshalb die Decke derselbigen kurzerhand mit einer Bastelschere geöffnet wurde. In die Löcher wurden sodann Handtücher gesteckt, mittlerweile sind auch diese wieder weg und die Löcher wurden konsequent mit Gaffa-Tape zugeklebt.
Auf den Schreck habe ich mir dann erstmal ein paar Eiswürfel in einer Tüte bestellt. Ordnung muss sein! Jetzt geht's aber los zum Konzert. Ich fahre heute mit Eigen- bzw. Leihmoped und dementsprechend werde ich heute auch keinen Alkohol trinken. In dieser Stadt gibt es nämlich genau zwei Verkehrsregeln: Fahr mit Helm und fahr nüchtern; zumindest ist es das einzige, was die Cops hier kontrollieren. Alles andere ist optional. 

Nachtrag: Angeblich kontrollieren die auch, ob man einen Führerschein hat, aber das habe ich noch nie erlebt und selbst wenn, kann man sich da bestimmt auch gut rausreden.
Die Location ist relativ weit weg von meiner Wohnung und der Verkehr ist ziemlich mörderisch, weshalb ich fast eine Stunde unterwegs bin. Dachte ich zuvor noch, dass die Einlasszeit von 16:00 Uhr ein schlechter Witz sei, spielt die erste Band tatsächlich schon, als ich um 18:07 Uhr die Halle betrete.
Besagte Band hört auf den Namen NOW OR NEVER und sind quasi die vietnamesischen All Time Low. Außerdem haben sie so ein E-Cello, was ganz schön was hermacht. Die Stimmung ist direkt zu Beginn richtig gut und die Musik kann auch einiges. Wenn Fö das Wort auf dieser Plattform nicht verboten hätte, würde ich glatt von "mitreißend" sprechen. 
Alles sehr gut gespielt. Bei einem Song holen alle ihre Handys raus und sorgen somit für absolute Stadionromantik. Später erfahre ich, dass das heute der allererste Auftritt von Now Or Never ist und bin einigermaßen erstaunt, wie kann man den bitteschön direkt nach Gründung so eine korrekte Show abliefern?!
Die Resonanz aus dem Publikum ist auch in höchstem Maße euphorisch. Alle feiern das und gehen gut ab und ich finde es gerade ziemlich erfrischend mal ein etwas anderes Konzert zu erleben, so gibt es hier vor dem Konzert-Saal nur einen kleinen Getränkestand, der vor allem Wasser und Softdrinks verkauft. Ich meine es gab zwar grundsätzlich auch in der Nähe irgendwo Bier zu erwerben, aber das hat niemand wahr genommen. Trotz Straight Edge war die Stimmung absolut euphorisch, aber gleichzeitig auch sehr rücksichtsvoll und positiv.
Die Punk-Rock-Holiday-Vibes durften auch nicht fehlen. Immerhin wurde die Bühne erst beim letzten Song gestürmt und den Künstler*innen auf der Bühne schien das auch sehr zu gefallen.
Was ist denn hier los?! Als nächstes folgt doch tatsächlich Ska! Das JAIGON ORCHESTER hat zumindest ein Blasinstrument auf der Bühne und die Gitarre spielt sehr entspannten 2Tone. Tatsächlich eine Musikrichtung, mit der ich erstmal gar nicht gerechnet habe, die aber gerade deswegen eine absolut willkommene Abwechslung ist. 
Mit dabei haben sie heute eine Gastsängerin, die auch mal für 1-2 Songs das Mikro ergreifen darf und ein paar coole Dance-Moves in den Raum wirft. Am Ende verabschiedet sie sich dann mit einem kleinen Mitmachspielchen mit Publikums-Interaktion, aber auf das klassische "Hey! Hey!" mit "Bye! Bye!" zu reagieren und dann so schnell von der Bühne zu verschwinden, dass das Publikum nicht mehr antworten kann, ist schon lässig.
Stimmung bleibt aber auch mit Standardband sehr stabil und die Leute skanken ein bisschen auf Humpahumpa, das ist sehr schön anzusehen. So kann ich mir dann Ska auch mal geben.
Nichtsdestotrotz freue ich mich, dass jetzt ein richtig dickes HC-Brett gespielt wird. Zumindest gibt es Windmühlen und eine kleine Wall Of Death. Mir zuckt es tatsächlich auch ein bisschen in den Beinen, aber ich will halt nicht der gigantische Europäer sein, der mal eben den Pit aufräumt. Aber auch zusehen macht Spaß. Neben mir haut jemand voller Euphorie seiner Freundin den Ellebogen ins Gesicht und entschuldigt sich sogleich mindestens eine Millionen mal, sie winkt lässig ab und fängt an zu lachen. 
Die Band die hier so wahnsinnig Druck macht heißt übrigens 18.18 und ist nach dem Getute von gerade wirklich genau das, was ich brauche. Leider bedienen sie das Knüppelgenre nur für gerade mal drei Songs und driften dann plötzlich in seichtere Gewässer ab und nehmen vor allem ganz stark Tempo raus. Waaarum?! Das ist zwar alles nicht schlecht, aber gerade war es doch um so vieles geiler!
So rauscht dann auch der Rest des Auftritts bei mir ein bisschen durch. Irgendwann gab es dann noch einen Gastauftritt, wodurch mir mittlerweile folgende Sachen auffallen. Zum einen ist die Anzahl an unterschiedlichen Menschen auf der Bühne trotz der vielen Bands relativ überschaubar, da viele Leute heute mehrmals auf der Bühne stehen (kennt man) und zum anderen tragen alle Musiker*innen diese "Welcome-To-The-Black-Parade"-Outfits. Ob den Künster*innen im Vorfeld wohl ein Dresscode mit an die Hand gegeben wurde? 
Zum Ende hin wirds dann nochmal emotional und alle legen sich hin, also ich habs nicht so ganz verstanden, aber schön anzusehen wars auf jeden Fall.
Dafür gibt es dann aber auch von der Band gerechtfertigter Weise Props. Mir knurrt aber so langsam der Magen, weshalb ich mich aufmache etwas essbares zu suchen.
Ich werde dann auch fündig. Um diese Instantterrine käuflich zu erwerben, muss man nur durch eine kleine Ü40-Geburtstagsfeier mit Tanz laufen und dann kann man sich für kleines Geld diese sehr moderne Speise in die Kauleiste jöckeln.
So langsam nähern wir uns dem Ende der Veranstaltung. Bevor aber gleich die 7Uppercuts die Bühne betreten, sind aber noch ÐÁ SO TÓI an der Reihe. Ich glaube ich lehne mich jetzt nicht zu weit aus dem Fenster, wenn ich sage, dass diese Band Pop-Punk gemacht hat. Irgendwie ist die Musik angenehm treibend. Außerdem werden die sehnsüchtigen Blicke von den Kids neben mir richtig interpretiert und diese laden mich ausdrücklich ein, mit ihnen ein bisschen Pogo zu tanzen. Das habe ich mich den ganzen Abend aufgrund des Größenunterschieds und des kulturellen Respekts nicht getraut, aber Einladungen sollte man bekanntlich lieber nicht ausschlagen. 
Hier sei nochmal auf die angenehmen, aber trotzdem ausgelassene Grundstimmung hingewiesen. Obwohl hier viele Leute doch ziemlich ausrasten, schauen alle auch immer ob es den anderen Menschen im Raum auch gut geht, was mich zu einem Hot Take bringt. So ist männlich gelesenes Publikum zwar deutlich in der Überzahl, trotzdem bekommen auch FLINTA genug Raum und können sich hier absolut wohlfühlen. Dementsprechend wollte ich an dieser Stelle nur mal den Denkanstoß geben, dass es vielleicht nicht immer nur an Männern liegt, sondern viel öfter am Alkohol. Oder Europäer sind einfach scheiße, wer weiß?
Letzte Band heute: 7UPPERCUTS. Das war ein sehr geiler Abend, ich bin aber auch irgendwie froh, dass er gleich vorbei ist, weil ich ein bisschen reizüberflutet und kaputt bin und obwohl es gerade erst kurz vor 22 Uhr ist, bin ich doch schon relativ müde. Egal, die Leute um mich rum haben mich für diese Band ganz schön hochgehypt, also tu ich mir das jetzt auch rein, außerdem hat mir die Mucke beim Reinhören auch sehr gut gefallen.
In der Rückschau muss ich jedoch leider sagen, dass bei mir vor allem die seeehr langen Ansagen hängen geblieben sind, die leider auch sehr viel Tempo aus dem Set nehmen. Irgendwie habe ich fast das Gefühl, dass - während die anderen Bands noch sehr dynamisch abgeliefert haben - sich hier vor allem auf einem gewissen Kultstatus ausgeruht wird. Das sollte so nicht sein und vor allem mich können sie damit nicht so wirklich beeindrucken. Vielleicht liegt es aber auch ein bisschen daran, dass bei mir einfach die Luft raus ist. 
Nach einem vor allem für vietnamesische Verhältnisse relativ langem Set ist dann aber auch irgendwann Feierabend und so setze ich mich aufs Moped und mache mich auf den Heimweg. Unterwegs dürstet es mich noch nach einem frisch gepressten Saft, den ich hier an der Ecke auch für lächerlich wenig Geld bekomme und falle somit eine gute halbe Stunde später glücklich und zufrieden in mein Bett. Was ein angenehm verrückter Abend!


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alexanderdavide
(alexanderdavide)
07.10.2024 18:05
Mal ein ziemlich anderer Blickwinkel. Cool! Dass "mitreißend" verboten ist, war mir nicht bewusst. Gibt es irgendwo eine Übersicht aller verschmähten Begriffe und Wendungen?
Zwen
(Zwen)
27.10.2024 05:59
@alexanderdavide: Keine Sorge, das ist nur redaktionsintern.

Die erste Band heißt übrigens 'Now Or Later' und nicht 'Now Or Never'. Ups!

(Fö)
27.10.2024 17:10
kaum ist Zwen vom Azubi zum Auslandskorrespondenten aufgestiegen, werden die "Neuen" gemobbt. Hierarchien können wir!
Zwen
(Zwen)
28.10.2024 07:30
Klar, und wo bleibt eigentlich schon wieder mein Kaffee?!

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Weitere Infos zu den Bands: 7Uppercuts, 18.18, Jaigon Orchestra, Da So Toi, Now Or Later
Location:
Sân khấu C30 Hòa Bình
141 Đ. Bắc Hải, Phường 14, Quận 10
7000 Ho Chi Minh City (Vietnam)
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