Erntepunk Fest: Bärchen und die Milchbubis, Die Verlierer, Siksa, Ponys auf Pump, Besuch im Klärwerk, 12.10.2024 in Cottbus, Chekov - Bericht von verSemmelt
Erntepunk Fest, 12.10.2024 in Cottbus
Ich fahr zu nem nahgelegenen Bahnhof und springe in den ersten Zug heut Nachmittag, der ohne Schienenersatzverkehr gelistet ist. Dafür ist der auch schön voll und mit fürchterlichen Menschen besetzt. Am Chekov trotte ich ein und mir wird entgegnet: "Schön, dass du jetzt erst kommst. Habe wieder total verkackt." Das eigene Review über RADICAL POOL FIGHTING fällt bei den zwei nachfolgenden Bands nicht so selbstzerfleischend aus. Ich fühle was berichtenswertes verpasst zu haben. Überschüssige Einnahmen gehen ansonsten heute ans superdupertolle Polylux-Netzwerk. Andererseits schlimm, dass es dieses durch (sub)kulturfeindliche Politik nötig hat.
Für mich darf heute BESUCH IM KLÄRWERK eröffnen. Die abwechslungsreichste Rumpelband des Planeten und es wird offenbart, dass man auch schon mal ein Klärwerk besichtigt hat.
Mindestens ein Mal werden die Instrumente nicht gewechselt. Hab das genau beobachtet. Ansonsten bin ich wieder durchgehend unterhalten. Bei "KrüKo" startet dann auch schon mal der erste Pogo.
Ganz zum Schluss erbittet die Band noch Spenden für einen neuen Synth. Ich überlasse das Warum der Phantasie des Lesers.
PONYS AUF PUMP mit teils verschnupfter Nase hatte ich tatsächlich bei weitem trashiger im Sound erwartet. Da muss ich heut explizit mal den Mensch am Sound loben. Klanglich war das für meine bisherigen Chekovbesuche eindeutig Platz 1.
Publikum hat enormen Spaß bei schönen Songs über Herpes, Bullen, Probezeit und einigen Männershice. Das war ein formidabler Auftritt und das lange Warten, die Band mal live zu sehen, hat gelohnt. Ansagen eh überragend.
Gestärkt durch einen leckeren aber ziemlich kalten Falafel-Wrap folgt ein harter Cut im musikalischen Ablauf mit SIKSA aus Polen. Nach einem 5-minütigen Intro, wo das später mit polnischen Lyrics intonierte Programm “...and the She-devil bangs with the bass” erklärt wird, folgt eine Art queere Spokenword-Bodypunk-Performance.
Während im Hintergrund auf der Bühne monoton ein verzerrter Bass und eine Art Störgeräusch gespielt wird, interagiert der "She-Devil" teilweise mit zwei Mikros bewaffnet mit dem Publikum. Zwischendurch gibt es alkoholbedingte Störaktionen - aber SIKSA steht hier über den Dingen und schmettert die Heiopeis gekonnt ab. Die wollten doch bei dem Lärm echt tanzen?!
Ich peile ansonsten nicht alles, was da in der guten Stunde passiert. Darunter sind 3 Workshops, wo jemand aus dem Publikum jeweils aus sich heraus kommen muss. Am Ende flattern dann die Flügel und wenn der Basssound nicht so enorm anstrengend gleich gewesen wäre - vielleicht hätte es mich irgendwie gepackt. So hinterlässt mich SIKSA ziemlich ratlos.
Publikumsgewinner sind dann wohl DIE VERLIERER aus Berlin. Eine Band, die bisher völlig an mir vorbei rauschte. Man hat aber auch nicht wirklich Lust auf Bands mit solchen Namen draufzuklicken. Das klang irgendwie nach Feuilleton.
Erntepunkfest sei Dank lerne ich eine fantastische Band kennen. Das atmet viel 80er Jahre Sound und hat was von meinetwegen Wipers und Abwärts. Mal schneller, mal schleppender, 4 Leute singen - Live liefern DIE VERLIERER jedenfalls übelst ab und die Zeit während des Konzerts verfliegt übelst schnell. Aktuell sind die noch einige Tage auf Tour. Empfehlung!
Geraucht wird auf der Bühne auch - wie es sich für Berliner Asis gehört. Natürlich stecken sich weitere in Berlin beheimatete gleich auch noch ne Kippe an. Selbst die Verschnupften. Hab das genau beobachtet.
Für mich lautet bedingt durch den letzten zurückfahrenden Zug der finale Programmpunkt BÄRCHEN UND DIE MILCHBUBIS. Vielleicht am ehesten bekannt durch "Jung kaputt spart Altersheime", den es zeitig im Set zu hören gab. Die hatten etwas Pech mit ihrer Neugründung. Hatte die auf Festivalflyern 2020 entdeckt. Aber da war halt was...
Ich kenne nicht wirklich was. Das war einfach vor meiner Zeit. "Kein Problem" von Rotzkotz gibt es zu hören, wobei hier ein Drummer von eben jener Band mitwirkt laut Wikipedia. Dann gibt es noch eine Art Duett mit "Liebes Tagebuch" sowie "Samen im Darm" der Cretins.
Teilweise sind die Songs megaprimitiv im Aufbau und tangieren mich nicht sonderlich, andere mag ich richtig gut. Auf jeden Fall ein megasympathischer Auftritt.