Hell & Back, Fire Ants From Uranus, Bolzen, 26.10.2024 in München, Sunny Red - Bericht von alexanderdavide
Hell & Back, Fire Ants From Uranus, Bolzen, 26.10.2024 in München
Nach Einchecken im Hostel gehen die Augustiner in den Bräustuben runter wie Öl. Viel zu nahe hockt leider ein Alt-Nazi mit Russland-Propaganda T-Shirt vom verbotenen Compact Magazin. Sich mit derartigen Aussagen in der Öffentlichkeit blicken zu lassen, erfordert erschreckend viel Überzeugung. Anders gesagt: Der Typ hat nicht alle Latten am Zaun. So wie er dreinblickt ist er der unglücklichste Mensch der Erde und es freut mich ein bisschen.
Apropos Unglück: Das verfolgt mich heute in einem Maß, dass mich am liebsten vergraben würde. Darauf ein Frustbier
Endlich da und vollkommen bereit, dass dieser Scheißtag endlich Aufwind bekommt. Nachdem ich in den Keller hinabgestiegen bin, werde ich um mindestens 10 € gebeten. Anschließend begrüßt mich die Bar mit 4,30-4,60 € für die Halbe. Eine schöne Größe hat der Laden. Man merkt sofort, dass hier gelebt und gefeiert wurde.
Trotz meinem verspäteten Erscheinen habe ich nichts verpasst. BOLZEN aus Dachau fegt die Bühne mit schnellem, crustigen Deutschpunk, der von gesellschaftskritischen Inhalten geprägt ist. Auch wenn wir in München sind, darf man sie nicht mit dem gleichnamigen Noise Rock Duo der Weißwurststadt verwechseln. Wir erfahren, dass die Band als Soloprojekt startete. Interessant ist, dass es kein Schlagzeug gibt und das Getrommel stattdessen aus der Konserve kommt. Eine Ansage geht gegen die Leistungsgesellschaft, auch innerhalb der Szene. Bands werden an ihrem Output gemessen, Individuen an ihrem politischen Aktionismus usw.. Während ich auf dieser Plattform hier mit meiner unbedeutenden Meinung in gewisser Weise dazu beitrage, stimme ich ihnen zu.
FIRE ANTS FROM URANUS, landläufig FAFU genannt, vertritt heute den "tiefen Süden". Ich glaube, München ist nicht so weit weg, dass man Lindau oder Wangen nicht kennen würde, aber nehmen wir es mal so hin. Die Jungs habe ich nun schon öfters erlebt und mal abgesehen davon, dass sie ganz dufte sind, produzieren sie stabilen Punk mit Pop- und Rock'n'Roll-Einflüssen. Es gibt Bretter wie "Keep Your Trust" oder "Got Gum", aber auch leicht schnulzige Nummern wie "Legendary Summer" oder "When The Skies Fall". Egal was es ist, vor allem live macht es unfassbar viel Laune. So steigt auch meine.
Diese einsame Setlist sucht ihre Besitzer. Zu den anwesenden Bands gehört sie nicht und Nachforschungen führen ins Leere. Vielleicht kann Bierschinken helfen.
HELL & BACK navigiert mich vollends zurück in die Spur. Einige des recht zahlreich erschienen Publikums üben sich in tänzerisch anmutenden Bewegungen. Auch ich kann es nicht lassen, den ein oder anderen Punkrockfinger abzufeuern, aber ich habe schließlich was zu kompensieren.
Neben den bekannten Songs hören wir zwei neue namens "Bad Luck" und "Die Inside", die auf der bald erscheinenden LP "a constant buzz" sein werden. Die wird übrigens über Not Sorry Records veröffentlicht, wo die Stuttgarter neuerdings zu Hause sind. Zu Negative Adjectives kommt der Grilled Cheese Sandwich Mensch mit dem Künstlernamen DVNKEL auf die Bühne.
Der Spaß ist viel zu schnell vorbei und ich wünschte, ich könnte nochmal an den Anfang springen. Die Nacht ist allerdings noch jung. All My Hate For Tim organisiert irgendwie einen Kasten Augustiner vom Feierwerk und wir gehen zu All My Hate For Tom, wo wir jene Flaschen trinken, die wir morgen alle bereuen werden. Die FAFUs kommen auf die Idee, Essen zu ordern. Nach der Bestellung beim bekannten Lieferdienst müssen wir feststellen, dass der Laden gar nicht offen hat. Über Ewigkeiten wird versucht, die Angelegenheit zu lösen, aber vergebens. Gegen 4 Uhr breche ich ins Hostel auf, wo ich wahrscheinlich mal wieder jeden im Raum aufgeweckt habe. Es tut mir jedes Mal echt leid.