Sunliner, Küste, 06.11.2024 in Ulm, Hemperium - Bericht von der Redaktion
Sunliner, Küste, 06.11.2024 in Ulm
Diesem Gedanken scheinen einige Menschen etwas abzugewinnen, denn das Hemp füllt sich schnell und in einem Maß, das für unter der Woche kurz vor hitverdächtig ist! Chris hat SUNLINER auf Tour durch Europa motiviert, im Hemperium vorbeizuschauen. Da kann man übrigens nicht nur Konzerte gucken, sondern auch vegane Schmankerl genießen. Support macht die KÜSTE Punk GbR mit Hauptsitz in Ludwigsburg. Für einen Mittwochabend, der gerade einmal 8-10 € abverlangt, ist das doch ganz solide.
Was Alex sagt! Ich bin zwar auf dem Weg nach Ulm nicht Blutspenden gewesen, verliere vielmehr eher Schweiß, weil ich nach Arbeiten, Kids von der Schule holen, Abendessen machen und dann 50 km nach Ulm düsen, um rechtzeitig im Hemp zu sein, um mit den Bands Soundcheck zu machen, recht knapp dran bin.
Geht sich aber aus und Küste und Sunliner machen mir den Job einfach. Sunliner brauchen gerade mal 5 Minuten für den Soundcheck. Angespornt von dieser Zeitvorgabe toppen das Küste mit - nach eigenen Angaben - 3,5 Minuten.
Das ist mindestens Weltrekord. Auf dem Weg zum Konzert verliere ich in Erbach einen halben Liter Blut, gewinne dafür ein Abendessen bei netter Tischdeko. Geht Blutspenden!
Wortreiche Ahnungslosigkeit triffts wohl besser. Ich hab von Tasteninstrumente ungefähr so viel Plan wie eine Möwe vom Stricken, um dieses Bild zu bemühen. Ich sehe ein Shoreline (Zwinker zwinker) Shirt auf der Bühne rumwieseln und grins mir einen. Ich kanns nicht ändern, ich habe ein Faible für solch unterschwelligen Gags. "Küste ist die kreischende Möwe, die dir auf dein Fischbrötchen scheißt." Selten eine treffendere Selbstbeschreibung einer Band gelesen. KÜSTE ist die Manifestation dessen, was ich nett gemeint als Nervensägenmusik bezeichne. Themen wie toxische Männlichkeit, Scheindemokratie und Schwurbler werden auf passiv-aggressive Art weggekreischt. Im persönlichen Kontakt nerven die Möwen überhaupt nicht. Die sind nämlich ganz lieb. Von Küste untrennbar ist der Synthesizer, den sie immer wieder in längeren Abschnitten voll zur Geltung kommen lassen. Im Nachgang werde ich mit Löd per Kurznachrichten heiß diskutieren, welch interessante und vielfältige Gerätschaft das doch ist.
Stimmt, Sunliner sind auf Platte runder, vielschichtiger aber auch zahmer.
Ich hab die Jungs so kennen und lieben gelernt, bin also etwas überrascht, wie roh und kantig das live klingt! Aber nachdem ich mich reingehört habe, taugts mir voll! Die Instrumentierung ist live eben deutlich reduzierter als auf Platte und Sunliner machen das mit einer großen Portion Energie mehr als wett!
Das reduziertes Arrangement würde live nicht funktionieren, wenn die Band so "brav" wie auf Platte spielen würde. SUNLINER spielen ihren Auftritt noch geschmeidiger als ich es je erwartet hätte. Wahrscheinlich könnte man sie mitten in der Nacht aufwecken und es würde genauso gut laufen. Das Set ist ein bunter Mix aus neu und alt, wobei es mir live ein Stück punkiger vorkommt und die leichte Indie-Färbung wegfällt. Während mich manche Songs ziemlich kalt lassen, finde ich andere wiederum absolut großartig. In dem Set gilt meine Freude vor allen Dingen dem Stück "Worry", das einen tollen Spannungsbogen hat. Unter dem Strich bin ich sehr zufrieden. Minuspunkte gibt es lediglich für die Shirtlosigkeit hinter den Drums ab der zweiten Halbzeit.
Das ist das Stichwort. Ich habe mich auf den Doppelpack Sunliner gefreut, nach der Show im Hemp noch mal mehr. Morgen tausche ich aber Mischpult gegen Bass. Ich mache einen schnellen Abgang zum Zug. Mit dem RE5 muss ich erst nach Laupheim fahren, um dort den RS21 zurück nach Erbach zu nehmen, wo mein Auto auf die Heimfahrt wartet. Gute Sache. See you tomorrow in Aulendorf!