Die Geggen Gaggas, 15.11.2024 in Augsburg

Gerdistan: So, paar Worte zum Ablauf. Ich hab den Abend organisiert, also schreib ich was zum Drumherum, während Kabl euch die Bands beschreibt - mit Ausnahme der Geggen Gaggas, da bin ich dann wieder gefragt. Alles klar soweit? Los geht's!

Los ging es damit, dass eine satirische Italoschlager-Band aus dem Bekanntenkreis sich überlegt hat, dass doch die Geggen Gaggas Support machen könnten, wenn sie vor 5000 Leuten in Kempten auftreten. Da sich die Geggen Gaggas ja musikalisch stets im Wandel befinden und es qualitativ dabei nicht immer nach oben geht, musste eine Feuerprobe her, und die soll eine Woche vor besagtem Auftritt in der Ballonfabrik zu Augsburg stattfinden. Da die meisten anderen Mitglieder des gemeinnützigen Vereins, der die Ballonfabrik betreibt, die Geggen Gaggas absolut furchtbar finden, blieb das wieder mal an mir hängen. Also los, noch n bisschen Booking dazu. Eine erste Anfrage ging raus an HC Baxxter, der zunächst zugesagt hatte, dann aber nach Hörprobe der Geggen Gaggas wieder ab. Selbstcancelung bereits vor der großen Kontroverse.

So kam es dann, dass ich aus meinem Email-Ordner die Mail von Johi von den TOi!letten rausgekramt habe, die sich seit ca. 8 Jahren unentwegt bei uns bewerben. Wenn nicht heute, wann dann? Außerdem hat eine neue Band aus München ihre Platte bei Duophonic in Augsburg pressen lassen und hat den klangvollen Namen "die Klobürsten". Nach Probehören der Platte für gut befunden und dazugebucht. Abgerundet wird das Ganze durch die Augsburger Newcomer-Band "Norbert", die sich mit einem Song über Nudelsaucen mit Körperflüssigkeiten bei der Ballonfabrik beworben haben. Auch hier gilt: Wenn nicht jetzt, wann dann?

Zu meinem großen Erstaunen sind alle Bands pünktlich und ausgesprochen freundlich, Equipment wird bereitwillig ausgeliehen, alles geht sehr entspannt seinen Gang.

Kabl: Vorne weg: Die Generalprobe vor dem Roy Bianco Support-Auftritt hat immens Spaß gemacht. Ich schreib nix weiter über unseren Gig, das darf Gerd machen und, natürlich, darf man die Geggen Gaggas getrost völlig scheiße finden. Also, bitte gerne wüste Beschimpfungen und Empörungen in die Kommentare. Doch, mir war es ein Anliegen, über diesen Abend einen Bericht zu schreiben, da mir die anderen drei Bands allesamt richtig gut gefallen haben. Ich kannte keine vorher (Ausnahme: "Sprühstuhl" von den TOI!letten war mal auf einem Plastic-Bomb-Sampler drauf). Und los.

Gerdistan: Das Design des Flyers hatte ich, hauptsächlich aus Faulheit und grafischer Inkompetenz, an "der wo glänzt" von den Geggen Gaggas outgesourct. Kann ja keiner ahnen, was dabei herauskommen würde.

Gerdistan: Die Toiletten haben ihren Slogan "Dreckiger Oi aus Darmstadt" nach irgendwelchen Streitereien mit Darmstädter SHARP-Skins abgelegt, deshalb kommen heute spontan die Geggen Gaggas aus Darmstadt. Mir solls recht sein.
Ein Vereinsmitglied von uns druckt die Flyer in der Druckerei, in der er arbeitet - sehr zu Amüsement der übrigen Mitarbeiter:innen.

Das sind Norbert.
Kabl: Gerd nannte es 80s/New-Wave-Punk. Hätte ich jetzt nicht so bezeichnet, ich finde, die drei Buben können richtig gut spielen, haben sehr schöne Songs und machen einfach starke Musik. Die Texte sind teilweise (insofern ich etwas verstanden habe) schon ein bisschen ordinär bzw. extravagant, aber musikalisch ging es für mich eher in die Richtung des Bandshirts, das der Herr links im Bild trägt. Sehr überraschend gute Band aus der Region (Krumbach), ich hoffe, das war nicht das letzte Mal, dass sie in der schönen Ballonfabrik gespielt haben.
Gerdistan: Mittlerweile wohnen sie alle in Augsburg!

Gerdistan: Kurze Umbaupause, dann betreten die Klobürsten die Bühne. Das Album mit dem Titel "Arbeit" und schönem Strichmännchen-Artwork habe ich mir schon ein paar Mal angehört und für sehr gut befunden. Auch klasse finde ich, dass die Buben von Norbert ihr Banner links neben das von den Geggen Gaggas gehängt haben und die Klobürsten einfach das namensgebende Reinigungsinstrument davor. Heute Abend nimmt sich niemand zu ernst und das gefällt mir ausgezeichnet. Mittlerweile ist der Saal übrigens auch ganz gut voll, Menschen tanzen und bei jeder Band singen auch ein paar mit, aber meistens unterschiedliche Gäste.

Kabl: Wenn ich mich festlegen müsste, die beste Band des Abends. 2-3 Akkorde pro Lied, aber irgendwie nicht stumpf, sondern irgendwie...ja, irgendwie...wie wenn eine Doom-Metal-Band angepissten Punk spielt. Also, man bleibt extrem lange auf einem Akkord und kotzt währenddessen wütendes Geschrei aus. Besonders hervorzuheben der Herr links, dem bei den Ansagen schon fast die Adern platzen aus Hass. Dennoch immer mit dem nötigen Maß an Augenzwinkern. Einfach nur erfrischend geil und anders, und das T-Shirt-Artwork ist nochmal eine 10 von 10. Besser geht es kaum!

Gerdistan: Dann die Geggen Gaggas. Zwischenzeitlich ja eher ein Elektro-Projekt mit Beats aus den voreingestellten Presets eines unterklassigen Keyboards, wurde angekündigt, dass die Band heute mal wieder in ihrer Urform auflaufen würde.

Gerdistan: Das stimmt allerdings nicht ganz, denn wie man hier den Bassisten "der wo glänzt" vor dem eben erwähnten Keyboard sehen kann.

Gerdistan: Es wird sich also bunt durch die Bandgeschichte georgelt, mal mit Gitarre, Schlagzeug, Bass und Gesang, manchmal nur mit Keyboard. Lieder sind kurz (Bocchnik) oder lang (An der Adria), oder kommen einem zumindest so vor, weil sie so scheußlich sind.

Gerdistan: Publikumsinteraktion darf auch nicht fehlen, Polonaise durch den ganzen Saal, alle machen mit. Schlagzeuger bzw. Multiinstrumentalist "der wo in der Pissrinne schläft" greift sich auch gern mal die Quetschkommode oder eine Trompete.

Gerdistan: Kabl aka "der wo aufm Fahrrad schläft" ist zufrieden. Die mitgereisten Fans aus Dörfern mit albernen Namen haben den Spaß ihres Lebens. Das kann ja was werden in Kempten!

Gerdistan: Irgendwann fliegt auch Klopapier durch den Saal und ich weiß leider, dass das aus den eigenen Reihen (also dem veranstaltenden Verein) kam - das muss man ja am nächsten Tag auch alles wieder wegräumen.

Gerdistan: Headliner sind heute die TOi!letten, die ich schon mal in Nürnberg in der Desi bewundern durfte.
Kabl: Zum Abschluss noch eine Band, bei der ich einfach ein penetrantes Dauergrinsen im Fressbrett hatte. Es geht textlich ausschließlich um Scheiße, dennoch wird ganz klar gegen die rechten Trottel Position bezogen ("Kot Night, White Pride", "Braun ist zu schön für Faschisten"). Der Überhit ist aber "Der Scheiße-Nebel". Ich habe das immer noch ständig im Ohr. Was für ein gelungener Abschluss!
Gerdistan: Schließe mich vollumfänglich an, Konzeptbands und -konzerte sind die Zukunft!

Kabl: Fazit: Ich hatte selten nicht mehr so einen Spaß bei einem Konzert, bei dem ich keine Band außer der eigenen je gehört habe. Vor allem allesamt sehr nette und korrekte Menschen. Da gibt es einfach nichts zu meckern. Ich bin ganz beflügelt und habe mir direkt am nächsten Tag noch Chefdenker in Günzburg angeschaut - da ich aber kaum Fotos gemacht habe, wird es dazu jedoch keinen Bericht geben.

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