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Die Jugend von Gestern, Eat Them, No Surprising News, Hydrotherapy, 31.01.2025 in Essen, Emokeller - Bericht von Fö

Die Jugend von Gestern, 31.01.2025 in Essen

Allgemeine welt- und innenpolitische Lage: Eher scheiße. Alle machen sich lustig über Trump, während uns selbst hier ein wirklich kalter Merz bevor steht. Da will ich mich jetzt gar nicht groß reinsteigern (tu ich trotzdem), aber wollte nur mal kurz loswerden, an alle die sich gegenwärtig überfordert fühlen und verzweifeln vor so viel Egoismus auf der Welt: Ihr seid nicht alleine. Und es wird immer Widerstand geben. Den wünschen wir uns oft großflächiger und radikaler, aber oft reichen auch die kleinen Sachen, uns daran zu erinnern, dass es noch gute Menschen auf der Welt gibt. Selbst wenn es aktuell so scheint, dass die Mehrheit Arschloch-Parteien wählt und gewählt hat. Die Guten, die Glanzlichter, die blühenden Knospen, das ist für mich definitiv dieser ganze Themenbereich DIY-Kultur, der mir immer wieder hilft, mit der großen Gesamtscheiße da draußen klar zu kommen. Also, hört nicht auf euch zu engagieren!
So, genug Vorgeplänkel, kommen wir zum kulturellen Teil. 4 Acts gibt es heute im Emokeller zu bestaunen. Nummer 1 hört auf den Namen HYDROTHERAPY. Kannte ich bisher nicht. Ich weiß auch nicht was das mit Wasser zu tun hat, vielleicht weil Emo ja allgemein nah am Wasser gebaut ist. Oder vielleicht, weil, wenn ich das richtig mitbekommen habe, ein Teil der Band in Hamburg lebt, was ja auch am Wasser liegt. Wie auch immer!
Trotzdem bezeichnen sie dies als Heimspiel. Gemessen an den Reaktionen im Publikum glaube ich ihnen das sofort, da schwirren sehr viele Buddy-Vibes durch den Raum. Die Musik ist, ja, irgendwas mit Indie und Emo und vielleicht Punk, leicht schrammlig und Lo-Fi. Musik bei der ich spontan denke "dafür ist sogar die Emokeller-Bühne zu groß", ohne das abwertend zu meinen. Es braucht mehr solcher Bands, die man einfach nur irgendwo in ne kleine Ecke stellen kann, und allen die vorbei latschen zaubert es ein Lächeln ins Gesicht. Toll! Nur dass heute kaum jemand vorbei latscht, die Reihen stehen sogar relativ eng gedrückt!
Die Lichteffekte im Emokeller sind heute nochmal auf ein Minimum reduziert. Bei der nächsten Band "DIE JUGEND VON GESTERN" dachte ich für lange Zeit, dieses Fotodokument würde das farbenfrohste bleiben, das ich heute Abend hinbekomme. Die nachfolgenden Bilder sind daher mit einer Belichtungszeit von etwa 5-30 Sekunden entstanden (das ist übertrieben, aber Fake News machen Spaß).
Ja genau, DIE JUGEND VON GESTERN, das sind die beiden hier. Sie feiern heute Record Release Party ihres Debütalbums! Na endlich! Am Merch gibt es eine schöne Vinylscheibe zu erstehen. Eingangs muss ich erwähnen, dass ich bis kurz vorm Auftritt dachte, die Band so langsam müde zu sein. Einfach zu oft gesehen in den letzten Jahren, an jeder Steckdose die Dortmund zu bieten hat (deswegen: guter Move, Releaseparty in Essen, Chapeau!)
Aber was soll ich sagen, das ist einfach irre gut. Der Laden ist proppevoll (zu recht), der Auftritt der (für mich zumindest) intensivste und mitreißendste den ich je von ihnen gesehen habe. Mittlerweile sind mir halt auch einfach die meisten Songs geläufig, das macht es einfacher. Ich habe noch ein Geständnis zu machen: Das Album hab ich noch gar nicht gehört. Der zunehmende Materialismus geht mir auf den Keks, ich kauf keine Vinylplatten mehr. Streamingdienste sind auch scheiße. Alles was mir bleibt sind Livekonzerte und Bandcamp (wo es das Album aber noch gar nicht gibt). Und wer weiß, lange macht es Bandcamp bestimmt auch nicht mehr, ich halte bereits Ausschau nach Alternativen.
PS: Hoffentlich lesen das meine Label-Geschäftspartner*innen nicht.
Kamerakind Johnny Donnert hat sich in die ersten Reihen vorgemogelt und uns die exklusive Lizenz für dieses exzellent geschossene Foto übertragen. Vielen Dank, Johnny Donnert! Johnny Donnert, Sproß einer Fotograf*innenfamilie, zeigt hier die ganze Garde seines jahrelang trainierten Könnens. Grazile Ästhetik, dynamische Perspektive, voluminöser Farbaufbau und gekonnte Melange aus flächigen Arrangements und präziser Detailbildung. All diese Attribute gelten natürlich auch für die Musik von DIE JUGEND VON GESTERN, was dieses Foto als Zeitdokument nochmal doppelt wertvoll macht.
Für die Zukunft wünsche ich mir mehr Mikrofon-Time für Katha. Alles andere kann so bleiben. Auf der eigenen Releaseparty als zweites aufzutreten find ich auch total süß, welchen Grund auch immer das gehabt haben mag. Und sich einer Zugabe zu verweigern, damit kannste bei mir ja eh punkten. Die Jugend von Gestern, einfach mehr Punk als ihr alle zusammen
Es folgen EAT THEM. Die hab ich schon mal irgendwann gesehen, konnte mich aber kaum dran erinnern. Nagut, jetzt hier. Es ist irgendwie auch so Emo, nahezu Midwest-Emo, aber mit der Brücke zum Mathcore. Jetzt weiß ich auch wieder, warum ich letztes Mal dachte, das sei ne Instrumental-Band. Es gibt einfach unfassbar lange Passagen ohne Gesang. Die Band ist eine einzige Jam-Session.
Der Auftritt fängt etwas fahrig an, da gleich zweimal ne Saite reißt und neu aufgezogen werden muss. Dann steigert es sich, wird sogar richtig gut, fällt dann aber massiv wieder ab, was aber glaube ich eher an meinen Hörgewohnheiten liegt: WARUM SPIELEN DIE SO LANGE? So ein knackiger 25-Minuten-Auftritt, das wär's gewesen. Ich hab nicht auf die Uhr geschaut, aber rein intuitiv (ich habe ein sehr gutes Zeitempfinden!) haben sie etwa 2 Stunden und 46 Minuten gespielt. Zuzüglich Saiten aufziehen. Zuzüglich Zugaben. Gab es Zugaben? Keine Ahnung, für mich hat sich alles nach 25 Minuten wie Zugaben angefühlt. Also nicht wie "wir-spielen-jetzt-den-Hit-Zugaben", sondern wie "puh-was-können-wir-denn-noch-spielen-Zugaben".
Dann NO SURPRISING NEWS. Dass der nochmal auftritt, ist nun wirklich surprising. Niemand hat danach gefragt, trotzdem ist er da. Ich habe gerade in den Bierschinken-Archiven geblättert und festgestellt, dass es dieses Projekt nur 3 Jahre lang gab. Das muss man sich mal vorstellen! Das ist ungefähr so, als würden sich Die Jugend von Gestern morgen auflösen. Nunja, jetzt der erste (und einzige) Auftritt seit 9 Jahren.
Also, der Schreivogel da ist No Surprising News, ein Singer/Songwriter, der traditionell ohne Mikrofonierung auftritt. Es gibt andere Traditionen (wir wundern uns, dass er Schuhe trägt), die über den Haufen geworfen wurden. Die Musik ist so diese emotionale Punk-Schiene, teils wütend, teils in sich gekehrt, immer gespickt mit so Parts die sich gut mitsingen lassen. Zwei Sachen überraschen mich: erstens, ich kenne die Lieder noch. Und zweitens, viele andere im Raum auch. Krass. Haben die vorher noch die relevanten Textzeilen auswendig gelernt?
Ist irgendwie schon geil, wenn da alle mitschreien. War es vor 10 Jahren auch, aber damals war das, in meiner Erinnerung zumindest, halt eh so drin im Zeitgeist. Auf Shows mitwippend rumstehen und ab und zu mitschreien, und weiter mitwippen, dann wieder ne Zeile mitschreien. Echt, so war das damals! Und No Surprising News hat genau die richtigen Lieder dafür geschrieben. Was ein Visionär!
Zwischendurch kommt noch eine pathetische Ansage über Die Jugend von Gestern und warum er heute spielt (ich vermute, er hat sich im betrunkenen Kopf selbst eingeladen und kam aus der Nummer nicht mehr raus, so klang das zumindest). Desweiteren liest er, um seine Finger etwas zu entspannen, aus seinem offiziellen Pressetext vor. Bisschen süß.
Hier, tolles Foto, mega so am abrocken und so.
Ja, so war das. Mitwippen und Rumschreien. Rumwippen und Mitschreien. Das war toll damals! Die meisten Singer/Songwriter heutzutage setzen sich auf Barhocker und flüstern beim Singen. Das ist doch öde. Schreit mal mehr, seid wütend, und damit schließe ich den Bogen zur Einleitung dieses Berichtes.


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