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Kettcar, Nichtseattle, 31.01.2025 in Hamburg, Georg Elser Halle - Bericht von maks

Kettcar, 31.01.2025 in Hamburg

Hamburg steht an und das mit dem Zug. Geil! Ich kalkuliere wie gewohnt mit drei Zug-/Bahnausfällen zum ICE-Umsteigebahnhof. Direkt die erste S-Bahn ist pünktlich und wartet bereits 15 Minuten vor der Abfahrt (fast) nur auf mich. Am ICE-Bahnhof habe ich dadurch 90 Minuten Zeit zur totalen Entspannung. Ich freue mich, dass auch diese Verbindung pünktlich ist. Doch noch bevor wir losfahren kommt die Info, dass auf unserer Strecke ein Zug defekt zum Halten gekommen sei und wir einen Umweg fahren müssen. Schon jetzt bedeutet das +30 Minuten.
Pff, ich hab keine Eile. Hüstel!
Immerhin komme ich noch pünktlich genug zur Menschenkettenbildung der OMAS GEGEN RECHTS. Schön zu sehen, wie viele Menschen hier sind. Und trotzdem ist mir angesichts der politischen Umstände derzeit mulmiger als je zuvor.
Danach lecker vegane Bowl. Schanzendöner fällt zur Zeit aus, da ich aus gesundheitlichen Gründen derzeit auf diverses Zeug verzichten muss. Wir werden alle nicht jünger. Ich sowieso nicht mehr.
Auf dem Hinweg hole ich das nach, was mir am Montag auf Grund meines Wahlwohnsitzes nicht möglich war: Ich halte auf dem Harald-Stender-Platz vor dem Millerntorstadion an der Gedenktafel für die Opfer des Nationalsozialismus inne und der Moment wiegt schwer. Ich kann mich kaum wieder lösen und gehe irgendwann mit einer gehörigen Portion Wehmut in mir langsam weiter.
Den Schalter umzulegen fällt nicht leicht. Erst die Masse von Menschen schafft es, mich zurück in die Gegenwart zu holen.

Für mich ist es die erste Bunkererklimmung und die Aussicht von hier oben ist tatsächlich imposant.

Hier auf dem Foto: die Aussicht von unten.
Ich habe als Auswärtiger die Entwicklung irgendwann nicht mehr so ganz mitbekommen, habe nur noch im Kopf, dass einmal mehr die Anwohner*innen des Viertels nicht wirklich gefragt wurden und am Ende mehr ein Prestigeobjekt für Touris entstand, als dass die Interessen der Anwohner*innen im Fokus standen. In der Summe heißt das: Selbst mit öffentlichem Park auf dem Dach (für dessen Zugang mensch unten bereits Blicke in seine Taschen ertragen muss, bevor es durch die mit Ampeln versehenen hohen Drehkreuze geht), ist die durch den Tourismus schon lange überstrapazierte Bevölkerung einem weiteren Touri-Magneten ausgesetzt.
Bunte Kiez-Kultur findet mensch hier oben übrigens bestenfalls als Auftragsarbeit, bzw. nicht wirklich. Aufkleber: Fehlanzeige. Bei dem Versuch zu stickern fliegt mensch direkt vom Bunker und mindestens ein Securitymensch hat offenbar sogar schon mal die Cops deswegen gerufen, die nicht sonderlich amused waren für so einen Scheiß überhaupt kontaktiert worden zu sein. Tja, niemand muss Cop sein.

Oben angekommen sehe ich noch das 1:0 für den FC St.Pauli, welches Team auch immer da unten gerade spielt. Durch wiederholten Elfmeter. Eine glückliche Führung. Soviel dazu.
Ich muss zugeben, dass das hier drinnen nicht so wirklich meine Konzertwelt ist. Zu groß, zu viele Leute und auf der Suche nach einem Getränkestand stehe ich zunächst vor drei Garderobenständen. Dann stehe ich 20 Minuten an und bekomme 0,3 Liter schlecht gezapftes Jever für 5 Euro! Ohne Pfand. Oha. 

Trotzdem freue ich mich sehr darauf, Marcus, Reimer und Erik gleich auf der Bühne stehen zu sehen. Erik kenne ich noch gar nicht soo lange, Marcus und Reimer allerdings schon aus ganz alten ...But Alive- und Rantanplan-Tagen. Ich hole an dieser Stelle aber besser nicht weiter aus.
Marcus kommt auf die Bühne und kündigt den Supportact an: NICHTSEATTLE aus Berlin. Dahinter verbirgt sich die Singer/Songwriterin Katharina Kollmann und ich bin sehr gespannt. Ich hatte vorher mal reingehört und die Songs erinnern mich musikalisch ein gutes Stück an die langsameren Kettcar-Songs. Als Marcus spricht, hängen die Menschen an seinen Lippen und er verkündet, dass das, was jetzt kommt, die besten Texte sind, die es derzeit in Teutschland gibt: "Ihr müsst halt einfach nur mal die Schnauze halten", um diese auch wahrzunehmen. Ich mag das voll: Ruhige Songs mit guten Melodien und Texten, die berühren.

Und dann passiert das Erwartete: Katharina beginnt und gefühlt der ganze Raum labert. Ich könnte angesichts dieser Respektlosigkeit in hohem Bogen vom Bunker kotzen. OK, ich stehe relativ weit hinten, vielleicht war es vorne besser, aber hier hinten sind sämtliche Kleingrüppchen, ab dem Moment, wo Marcus wieder verschwindet, mit Gelaber beschäftigt und von der Gesamtakustik klingt es nicht so, als sei es weiter vorne wesentlich besser wäre. Auf einem Kettcar Konzert hätte ich tatsächlich etwas mehr Sensibilität erwartet. 
Auf dem Weg zum Luft schnappen steht plötzlich J. vor mir. Der wohnt wie ich im Ruhrgebiet, da habe ich ihn allerdings seit 5 Jahren oder so nicht mehr gesehen. Witzig, wir können es beide kaum fassen. Dann berichtet er seiner Bekannten aus Hamburg, die daneben steht, woher wir uns kennen und wie spektakulär diese Begegnung doch sei und dann sagt sie: "Ja, wir kennen uns auch. Vom Manchester Punk Festival, da haben wir kurz geschnackt. Du bist doch der Typ von RilRec." Ich kann mich null erinnern, bin aber noch perplexer als gerade, wie klein diese Welt doch ist.

Als Kettcar die ganz alten Songs spielen, bin ich schon wieder überrascht über den Effekt, den diese bei mir auslösen. Für mich ist ja ...BUT ALIVE noch immer das, was mich ursprünglich mit Kettcar verbindet und ich mochte ja sogar die "Hallo Endorphin" sehr, damals, als Marcus den Punk verraten hat (gähn!). Kettcar war immer für mich das "Neue" und jetzt gibt es diese Band tatsächlich seit 23 Jahren und auf einmal überkommt mich ein "Früher"-Gefühl, als sie ihre alten Songs spielen. Wird klar, worauf ich hinaus will? Nicht? Verdammt.
Ich bin nicht der mega riesen Kettcar-Fan, das gebe ich gerne zu. Aber es gibt Songs, die ich ganz großartig finde, z.B. München oder Balkon gegenüber. Und ich mag die Leute halt sehr. Insgesamt habe ich jedenfalls meine Freude, vor allem, als ich hinten im Türrahmen stehe, von draußen Luft abbekomme und von vorne den Klängen lauschen kann. So mit etwas Abstand draufgucken und aufsaugen.

Als Ende ist, warte ich noch etwas, ob meine Mitgeher*innen mir noch übern Weg laufen, das ist aber nicht der Fall. Also einmal kurz ab zum FCSP-Clubheim, gucken ob da, wo die Aftershowparty stattfinden soll, schon was geht, obwohl ich vorher schon weiß: Egal wie das da jetzt aussieht, ich geh eh nicht mehr rein. Es ist schon fast Mitternacht und für mich ist das unfassbar spät. Ich weiß, in Hamburg geht mensch erst in 2 Stunden vor die Tür. Aber.
Ach ja, Fotos oder gar laufende Bilder vom Gig und von innen generell: War leider nicht möglich, war kein Platz mehr für weitere Handys oberhalb der Köpfe. Ihr findet sicher was bei youtube.

Gute Nacht und danke für den schönen Abend!


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