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The Libertines, AmyJo Doh and The Spangles, Luvcats, 05.02.2025 in Berlin, Columbiahalle - Bericht von Oberbüscher

The Libertines, 05.02.2025 in Berlin

Heute zu The Libertines in der Columbiahalle. Bisschen ungünstig mitten in der Woche im tiefsten Winter (der in Berlin immer noch ein bisschen kälter ist), aber was soll's: Die Karten waren ein Hochzeitsgeschenk von meinem Bruder, mit dem ich zumindest die ersten beiden Alben „Up the Bracket“ und „The Libertines“ in der zweiten Hälfte der 2000er rauf und runter gehört habe.
Und genau in die Zeit gehören die auch. Damals hat vor allem Sänger Pete mit Drogeneskapaden und Beziehungen zu Topmodels die Schlagzeilen der britischen Boulevardpresse gefüllt. Live angucken konnte man sich die damals aber nur getrennt voneinander, Pete Doherty mit den Babyshambles (Fuck Forever!) oder solo, Carl Barât und Gary Powell als Dirty Pretty Things, John Hassell bei Yeti. Libertines-Reunions gab es dann ab 2010 alle paar Jahre, aber irgendwie fehlte dann die Zeit, das Geld oder irgendwas anderes.
Es handelt sich also eher um eine Nostalgie-Veranstaltung, für uns und die 3500 anderen Besucher:innen, von denen niemand unter 30 ist, die Grenzen nach oben scheinen offen. Die Columbiahalle ist restlos ausverkauft und es sind auch alle gekommen. Man kommt nicht zum Klo, man kommt nicht zur Bar und man kommt nicht zur Bühne. Spätestens an der Garderobe (4€) fällt mir ein, dass ich eigentlich nicht mehr auf so große Konzerte gehen wollte...
Die Vorband heißt AmyJo Doh and The Spangles. Kannte ich vorher nicht aber irgendwer meint, dass AmyJo Pete Dohertys Schwester sei. Das verkündet sie dann auch direkt auf der Bühne, indem sie sich bei ihren „brothers of the Libertines“ bedankt.
Blitzrecherche ergibt zwei Alben, eins neu und eigentlich kann man sich das live auch ganz gut anhören. Indie-Punk zwischen Blondie und Amyl and the Sniffers, der vor allem von der Sängerin getragen wird. Der Song, der mir am besten gefällt, heißt „Rats“ und Amy beweist ihre Deutschkenntnisse mit den Worten „It’s funny that in German it’s called RAThaus.“ Wir 3500 Ü30er stimmen mit verhaltenem Applaus zu.
Die Spangles wirken im Kontrast zur schillernden AmyJo Doh(erty) ein bisschen blass. Amy trägt ein glitzerndes Abendkleid, die Jungs T-Shirts mit Herzchen auf der Brust. Auch die Gitarren wirken eher willkürlich. Am Ende duellieren sich noch Gitarre und Bass und das Ganze klingt dann irgendwie nach New Model Army. I don’t know, mates.
Die zweite Vorband verpasse ich vollständig, weil ich mal eben an der Theke neben der Bühne Bier holen will. Die Idee hatten allerdings auch die 3500 anderen Fans und es geht weder vor noch zurück. Wieder erinnere ich mich daran, dass ich eigentlich nicht mehr auf so große Konzerte gehen wollte...
Ich unterhalte mich mit einer Engländerin, die extra aus Liverpool angereist ist, weil die UK Shows der Tour wohl binnen Minuten ausverkauft waren. Generell ein sehr internationales Publikum heute.
Zurück in der Menge: Die zweite Vorband hieß wohl Luvcats. Mit „u“, nicht wie The Cures Lovecats. Klingen ein wenig so, als ob the Cardigans versuchen würden, das neue James Bond Theme einzuspielen. Mehr kann ich nicht berichten. Neben mir steht ein Mann in Leopardenjacke und Dachsfell um den Hals. Es sind mindestens 40 Grad in der Halle. I don‘t get it mate.
Jetzt erst fällt mir so richtig das Bühnenbild auf. Soll wohl ein Hotel darstellen mit viktorianischen Balkons. Über dem Eingang steht "The Albion Rooms". Ist wohl eine Anspielung auf einen Song, aber so tief bin ich da dann doch nicht mehr drin.
Dann kommen sie endlich. Pete, Carl, John und Gary. Alle da, alle lebendig. Und starten mit „The Dealney“, B-Seite von ersten Album. Geil!
Generell relativ viel ältere Songs, passend zur Band und zum Publikum. Klassiker wie „What Became of the Likely Lads“ kann ich mitgrölen. Die Neueren eher nicht so. Bei „The Night of the Hunter“ kommt eine Frau auf die Bühne und singt eine Strophe. Mein Bruder erklärt, dass es sich um die Sängerin der Luvcats handele.
Die neuen Songs sind ok. Werde ich mir später nochmal anhören, aber die alten Songs sind überragend. Zumindest für uns. Bei „What Katie Did“ bin ich wieder 16 und erinnere mich, was damals noch alles passiert ist...
Zwischen Babyshambles und Solokarriere hat sich Peter Doherty (so nennt er sich wohl) eine Art Mafia-Don-Habitus angeeignet, den er hier auch ausgiebig präsentiert. Wenn man sich an die NME-Cover erinnert, auf denen er große Mühe hatte aus englischen Taxen auszusteigen, wirkt das ein bisschen aufgesetzt. Trotzdem ist und bleibt es dieser lange Weg, der in jeder Silbe seiner Stimme durchklingt. Nicht nur das beeindruckt, sondern auch die Tatsache, dass er überhaupt noch in der Lage ist aufzutreten.
Aber das schöne ist, dass the Libertines eben nicht nur Pete sind, sondern da auch noch drei weitere Hochkaräter auf der Bühne stehen. Gary ist super fit und haut ein Drumsolo nach dem anderen raus. Der Mann ist 56 und hat zwischendurch bei den New York Dolls gespielt. Dann kann er von mir aus auch seine Jacke ausziehen.
Bei den neuen Songs darf zwischendurch auch John singen. Den hatte ich damals ehrlich gesagt am wenigsten auf dem Schirm. Ist auch glaube ich erst später dazugekommen. Trotzdem ok.
Und dann ist da natürlich Carl. Carl ist seit DPT-Zeiten keinen Tag gealtert und genau so muss sich seine Stimme 2002 auch schon angehört haben. Zu „Vertigo“ springt er auf der Bühne auf und ab und malträtiert seine Gitarre wie in den „Good Old Days“. Wann kommt endlich „I Get Along“?
 In „Shiver“ spielt er Klavier und überlässt dafür John das Zentrum der Bühne. In solchen Momenten wird deutlich, wer die treibende Kraft der neueren Platten und vermutlich auch der Reunion war. Für mich war Carl damals immer der „gesunde“ Gegenpart zu Petes selbstzerstörerischen Exzessen. Dafür stand er immer ein wenig im Schatten des Medienrummels um Pete. Skandale sind wohl letztlich doch mehr Rock'n'Roll als richtig gute Riffs.
Bei „Horrorshow“ bahnen wir uns dann auch mal kurz den Weg vor die Bühne. Zu „Can’t Stand Me Now“ wird dann auch ein bisschen gepogt. Brauche ich hier nicht, aber macht mal. Von nahem sehen die Jungs dann doch etwas älter aus, als auf den Bravo-Faltplakaten. „You’re My Waterloo“.
Ausgiebige Zugabe mit „What A Waster“, „Time for Heroes“ und zum Abschluss „Don't Look Back Into the Sun“. Das sind unsterbliche Lieder. Ich bin froh, dass ich ab und zu doch noch auf so große Konzerte gehe. Danke Niki!


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