Riot In School, 08.02.2025 in Ho Chi Minh City (VN)

Auf ins Soma, der Laden, in dem ich letztes Jahr mein erstes Konzert hier in Ho Chi Minh-Stadt gesehen habe! Das ist jetzt auch schon wieder über ein halbes Jahr her und in der Zwischenzeit haben sich ein paar Dinge geändert. Damals habe ich z.B. noch in einer Airbnb-Wohnung im Rotlichtbezirk von District 1 gewohnt. Nun wohne ich im deutlich entspannteren Thao Dien und kann heute sogar zu Fuß zur Location laufen. Da Noise Saigon, Band höchstselbst und der offizielle Flyer höchst unterschiedliche Anfangszeiten nennen, bin ich mir gar nicht so sicher, wann ich mich auf den Weg machen soll. Da mir jedoch langweilig ist und ich mich jetzt eh auf kein Buch oder ähnliches mehr konzentrieren kann, laufe ich ein wenig eher als geplant los, weshalb ich ungefähr zwischen den Zeitangaben am Soma ankomme. Da aber die Band noch draußen steht und auch der Innenraum noch komplett leer ist, beschließe ich noch eine Runde über die Walking Street zu gehen.

Ich weiß nicht, ob ich es schon mal geschrieben habe, aber Thao Dien hat einen der enttäuschendsten Nachtmärkte auf dem ich jemals war. Also, der Nachtmarkt ist nicht unbedingt scheiße, bleibt aber weit unter den Erwartungen. Vor allem weil hier tatsächlich morgens deutlich mehr los ist als nachts. So sind die Straßen zwar schön geschmückt und von offizieller Seite wird hier definitiv versucht etwas aufzubauen, aber wie ein Arbeitskollege von mir treffend sagte "Ich glaube da geht keiner hin, weil keiner hingeht und weil keiner hingeht, geht keiner hin." Besonders witzig finde ich, dass hier abends die Straße für Mopeds und Autos gesperrt wird. Prinzipiell finde ich solche Maßnahmen ja gut, aber ob man das nun an Orten machen muss, wo eh schon nicht so viel los ist...weiß ich nicht...

Egal, wie gesagt, schön aussehen tut es. So gibt es genügend Futter für die Kamera, aber leider nicht genug für meinen Magen bzw. fehlt mir einfach der geile Streetfoodstand mit frittiertem Shit. Idealerweise auch vegan oder vegetarisch.

Nach meiner ausgiebigen Runde gehe ich dann mal nach drinnen, wo immer noch nicht viel passiert. Dementsprechend bestelle ich mir ein Bier und setze mich erstmal an den Tresen. Wenn ich den Hocker drehe, habe ich sogar einen guten Blick auf die Bühne. Der Typ neben mir fragt, ob er den Hocker auch vor die Bühne mitnehmen darf. Darf er nicht, weil es ein Stehkonzert ist. Wenn die Beastie Boys für das Recht auf Party eingestanden haben, möchte ich an dieser Stelle betonen, dass Black Hole Bomb und Public Mischief für Bestuhlung vor der Bühne eingetreten sind. Leider scheinen wir den globalen Kampf gegen die Steh-Mafia verloren zu haben.

Jetzt aber schnell das T-Shirt ausziehen und ein paar Poppunk-Riffs auf der Klampfe rausklamüsern. Die Klimaanlage ballert zwar volles Rohr, das merke ich aber erst zum Schluss als sich der Saal so langsam leert und ich doch tatsächlich ein wenig fröstel. Dank der regen Bewegung im Publikum ist es aber aktuell noch muckelig. Heute werden sogar die Windmühlen ausgepackt, was ich bei Poppunk ein wenig seltsam finde, aber ok.

Der Auftritt an sich ist aber recht kurzweilig und macht auch dementsprechend Spaß. Die Songs gehen tatsächlich ganz gut nach vorne und alle drei Musiker erledigen ihren Job angemessen. Spannend finde ich heute die diagonale Bühnenaufstellung, bei der das v.a. das Schlagzeug nach vorne gerückt wurde. Würde ich gerne öfter sehen dieses.

Nun aber die nächste Band: NOW OR LATER sehe ich nun tatsächlich bereits zum dritten Mal. Ich wage mal zu behaupten, dass das nicht viele Leute von sich sagen können. Heute kämpfen sie aber die ersten beiden Songs erst noch ein bisschen mit dem Sound. Tatsächlich bin ich gerade dabei zu denken "Okay, das wird nicht mein favorisierter Auftritt der Truppe", dann wird aber der richtige Knopf gedrückt und alles klingt einfach nur unglaublich tight.

Ich habe nicht ganz verstanden, ob der Bassist nur als Aushilfe da ist, oder ob er seinen festen Platz am Viersaiter bei Now Or Later gefunden hat. Seinen Job macht er auf jeden Fall sehr gut und besonders die Highlights "Slowdance" und "Thuy Tinh" gehen einfach extrem gut rein.

Und so kommen wir auch schon zur Hauptband. Wie auch schon vor ein paar Monaten ist der Headliner extra aus China angereist. Heute heißt dieser zwar RIOT IN SCHOOL, die Musik ist aber ganz ähnliche Musik wie Oh! Dirty Fingers. Selbst bezeichnen sich die vier Dudes mit den Ramones-Frisuren aus Chengdu als Alternative Rocker.

Joa, das passt schon irgendwie. Man könnte sie auch grob ins Grunge- oder Indie-Genre einordnen. Dann spielen sie aber auch wieder Songs, die Aufgrund von Effektpedalen und kreativen Drum-Fills eher an Noise erinnern. Darüber hinaus gibt es eine komplett ausgeflippte Bühnenshow, welche mich direkt an Fugazi denken lässt.

Kaum kommt mir der Gedanke reißen Riot In School auch mal eben mit "Waiting Room" den Laden ab. Geil!

Zum Ende hin werden die Songs aber etwas ruhiger. Vielleicht geht der Band allmählich die Puste aus, vielleicht möchten sie sich aber auch einfach nur an die anderen Bands und Teile des Publikums anbiedern. Mein Adrenalinpegel geht dadurch bedrohlich nach unten, weshalb ich beschließe mir den letzten Song nicht mehr ganz zu Ende anzuhören und stattdessen bei entspannten 30 Grad gemächlich nach Hause zu laufen.

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