Mantar, Kvelertak, Urne, 15.02.2025 in Berlin, Astra - Bericht von verSemmelt
Mantar, 15.02.2025 in Berlin
*handfeste Beleidigung
Tags zuvor stressfrei anreisen heißt in Cottbus sich anzuglotzen wie der Zug immer später losfahren soll und schließlich gestrichen wird. Reisezeit einfach mal verdoppelt. Ich hoffe nur die ausgebeuteten Arbeiter bekommen wenigstens ihre Ausfallzeiten bezahlt - eher nicht, oder? Die werden schön mit der S-Bahn Richtung Erkner vorbeigetuckelt sein und die letzten Meter in den Zug gestiegen sein. Positive Effekte kann man mit der Lupe suchen, negative leider zu hauf. Jedenfalls spielte mein Favorit des Wochenendes schon am Freitag. Mehr dazu im Monatsrückblick Februar.
So einen Eventim-Lappen hat bestimmt schon mal wer gesehen?! Kennt ihr auch rechts diesen Abriss?: "Zahlen Sie nur den links genannten Preis." Wegen Eventim fallen normale Ticketverkäufer halt weg. Ich habe das komplette Internet durchsucht - aber der aufgedruckte Preis war interessanterweise nirgends zu bekommen.
Am teuersten war wie immer Eventim selbst mit 44€. Zwei Subdingsbums hatten 43,50€. Der eigentliche Preis ist übrigens 35€+Gebühr gewesen. Tja. Am Einlass überrascht noch eine Person an der Abendkasse (45€) auf die Frage von einem mit Ticket wedelnden Menschleins "Ey halber Preis" mit "Nee, lass ma". Was Leuten so 10 Minuten in der Kälte stehen alles so wert ist...
Ansonsten sind wir doch recht zeitig da und es füllt sich mit dunkelgemischte, Publikum. Ausflugsgrüppchen, Turbojacken und sogar Menschen, die Merch von den heut spielenden Bands anhaben.
Die ersten heißen URNE und verkaufen ihre Doppel-LP für 42 Pfund Sterling. Da wäre 'nen europäischer Fuffi weg, alta. Aber ich habe eh immer das Gefühl, dass Abzocke in der Metalscene nicht wirklich hinterfragt wird. Immerhin ist die Band beschissen. Wird aber bestimmt so Freunde finden, die so Stuff wie Linkin Park abfeiern können? Keine Ahnung. Zwei der 4 Songs waren auch nicht ganz so jammerig.
Der Sänger erinnerte mich entfernt an den Mann aus Roseanne aus der gleichnamigen Serie. Einmal glotzte der dann bei diesen Gedanken ganz böse und ich muss aufpassen, dass nicht noch Urin aus meiner Blase tröpfelt. Nuja. Eine gewisse Enttäuschungskompetenz kann ich der Band aber bescheinigen, falls die auf so einen Schisser was geben, der in der Freizeit auch mal Eggpunk hört. Die beherrschen halt ihre Instrumente, sind super professionell, aber kein Plan. Vielleicht sollen URNE hier irgendwie gepusht werden?
MANTAR und die Scheibe "Ode To The Flame" habe ich für meine subjektiven Hörgewohnheiten-Genreverhältnisse arg gefeiert. Heute sehe ich die Band live zum ersten Male. Wir beäugen Dunkelheit und ein paar Kerzileins.
Nen Typ mit Mütze und ein OKF-Schlagwerker. Auf der Bühne ist mir letzteres aber tatsächlich egal. Und Shit. Ich muss doch nochmal zu euer (die Leserschaft) Unterhaltung in Richtung Gear Of The Dark - Podcast abschweifen. Ich habe da einige Aussagen bezüglich DIY-Szene in Deutschland letztens für extrem befremdlich befunden. Vielleicht sollte jemand, der hier in einer Eventim-Veranstaltung auf dem Zettel steht, diesbezüglich einfach die Klappe halten?!? Wenn über Kunst wie Bad Religion hergezogen wird, nehm ich vieles mit Genuss war, aber das Ganze kommt einfach so herablassend rüber gegenüber dem Nachwuchs, der demografisch harte Zeiten hat und trotzdem viel auf die Beine stellt. Augen auf. Die Sprachnachrichten sagten doch viel viel mehr! Episode 97 und 98 waren das. Eventuell habe ich das auch schlecht im Gedächtnis. Aber ich bin mir sehr sicher, dass ich gut mit den Augen gerollt habe und in der Regel wird man in dem Podcast ja auch gut unterhalten. Beste Episode war Mantar in Südamerika und heute hoffe ich auf einen Stromschlag im Mikro. Zwinkersmiley. Nein Quatsch. Nicht dass hier wer solche Seitenhiebe ernst nimmt?
Und sonst so? MANTAR ist schon verdammt stark. 2-3 Songs muss noch etwas am Sound tariert werden, anschließend dringt diese dichte Wand voll in meine Synapsen. Ansagen sind sparsam, was ich sehr schätze. Dann merke ich, dass ich echt was verpasst habe, diese Wucht in der letzten Dekade mal in einen kleineren Klub zu erleben. 70 Minuten Spielzeit sind für mich trotzdem zu viel. Da mache ich bekanntlich bei keiner Band einen Unterschied. Bei "Halsgericht" scheinen einige sehr textsischer zu sein, aber wie ich gerade sehe, wurde der Song schon vor dem am Vortag erschienenen Albums veröffentlicht.
Dann KVELERTAK und damit es nicht die komplette Pimmelparty auf der Bühne wird, hat sich Ivar bei seinem Nebenprojekt zumindest ein Shirt von Deponi angezogen in einer deutschen Version, wo Angriff draufsteht. Auch eine Band, die besser ich besser als die olle Urne gefunden hätte. Aber wie erwähnt... FKP F*ck U.
In der Mitte entstand ein permanenter Crowdsurfingkanal, wo auch Ivar immer wieder mal sich ins Publikum geben ließ. Die neuen Songs wie "Endling" wirken tatsächlich mainstreamtauglicher und könnten vielleicht neue Fans gewinnen, die vorher nicht so viel mit KVELERTAK anfingen konnten. Andererseits...
Sound ist wieder bombastisch. Vor der Bühne ist auf Jeden eine wilde Party und KVERLERTAK könnte man anno 2025 vielleicht auch als Partyband bezeichnen.
Ivar kurz vorm waghalsigen Absprung von den Schultern. So sah es zumindest von meiner anderen Perspektive aus. Dieses Bild wie ein paar andere auch lieferte "matsch".
Nach "Bruane Brenn" mache ich schon mal den Jackenrücktausch und ich glaub die haben ähnliche 70 Minuten geschafft. Zum Schluss freue ich mich noch über die Schlangen bei den Garderoben...Insgesamt sehr solide Sache das Ganze. Ich könnte mich nicht mal für einen Tagessieg entscheiden. Beide Bands sind ja dann doch sehr verschieden.