Dead Years, Krycek, 22.02.2025 in Berlin - Bericht von der Redaktion
Dead Years, 22.02.2025 in Berlin
Ich komm kurz vor Hosenknopf und hab Angst, dass es schon zu voll ist, aber diese ist unberechtigt. Und ich hab nicht vor einen Bericht zu schreiben, sondern will mich ganz der Musik hingeben. Um so schöner, wenn andere Menschen die Arbeit machen, paar Zeilen bekomm ich hin. Merci matsch!
Vorgeschichte: eigentlich waren DEAD YEARS schon letzten Mai hier angekündigt. Ich war zum Bierschinken eats FZW im April 24 (bei dem sie im Lineup standen) schon nicht gefahren und hatte dies als Trost vor Augen. Das Album Night Thoughts kam nämlich im Februar bei MyRuin raus und die Platte lief bei mir schon einige Zeit heiß (warum zur Hölle hab ich die im Jahresrückblick vergessen?). Aber leiiiider mussten DEAD YEARS krankheitsbedingt letztes Jahr absagen, so dass das jetzt ein sehr langes Warten auf das nachgeholte Konzert für mich war… Eine Dreiergruppe weist mir den Weg. Ein enger, niedriger Gang führt an einen Ort mit positiver Grundstimmung.
Nachdem bei mir schon den ganzen Tag zuhause „Night Thoughts“ aufm Plattenteller rund lief, hatte ich etwas Angst, zu spät dran zu sein und nicht mehr reinzukommen (was mir mit meinem mangelhaften Zeitgefühl schnell mal passiert). Aber zu unserem Glück (h*einz_zweidreI hat sich unterwegs noch animieren lassen, mich vor Ort zu treffen) ist heute einiges an Parallelveranstaltungen, so dass es bei Ankunft noch erstaunlich leer ist. Gut, um sich ganz entspannt am Tresen mit Bier einzudecken und sich erwartend vor der Bühne einzufinden. Während wir noch ganz im Gespräch vertieft sind, betritt der Bassist von Krycek die Bühne und effektiert ein sehr langes Intro zusammen. Zwischenzeitlich (weil meinerseits zuvor nur Augen für Dead years waren) frage ich mich, ob wir jetzt n experimentelles ein-Mensch-Projekt sehen, aber nach und nach begeben sich drei weitere, zur Band gehörende Menschen an ihre Instrumente bzw. hinters Mikro…
Und irgendwie steh ich, als es losgeht, direkt vor dem Sänger und ahne drei Sekunden vorher, dass er mich bestimmt gleich anbrüllt. Ich sollte recht behalten, muss lachen und halte die Stellung... Nicht pünktlich (obwohl mit Ausrufezeichen angekündigt) starten KRYCEK einen Dieselmotor. Zumindest klingen die Effekte, die der Bassmensch zusammenschraubt, anfangs sehr nach Trecker. Langsam entwickelt sich dieser klanglich zum Ufo.
Dein „Ich befürchte, wir werden gleich angebrüllt“-Kommentar lässt mich auch grinsend in meiner Position ausharren, als genau das Sekunden später passiert. Plötzlich ist es auch so voll, dass man sich auch kaum noch irgendwo anders hin begeben könnte. Musikalisch gibt es kein stumpfes Hardcore-Geballer (wie schon das Intro vermuten ließ). Es gibt auch mal zwischenzeitliche Taktwechsel innerhalb der Songs und die Gespräche zwischen den Songs sind genau mein Humor…Irgendwann muss ich mir aber doch ein neues Bier holen und höre den Rest von weiter hinten an.
Ich steh live ja auf dieses mathcore-artige, -aller zehn Sekunden ein anderer Takt- Gefriemel, auf Platte gebe ich mir das aber eher selten... Sehr viele verschiedene Beats in kurzen Songs mit tollen Titeln wie "Die Sorgentöchter der braven Bürger von Malibu" (heißt der wirklich so?). Vom Blastbeat zum 5/8tel begleitet, werden die bestimmt auch vielversprechenden Texte schreiend vorgetragen.
Und trotzdem hören alle gleichzeitig auf! Profis! Der Bassist kann sich auch nicht mehr halten und schiebt mich von der ersten Reihe in die Fünfte. Bin kurz verwirrt, dananch entschuldigt er sich aber tausend Mal, na ok...
Haha, gut, dass ich mich da schon in Sicherheit gebracht hatte! Am besten gefallen mir KRYCEK, wenn sie einen straighten Beat etwas länger halten, sonst komm ich nicht hinterher. Allerdings scheint die Band sich zeitweise selbst zu überholen. Sänger: "Sollen wir Affen noch spielen?" Gitarrist: "Ich hab den gespielt, ihr nicht."
Ja, das Klo ist immer son Thema für sich. Sobald es voller wird, empfehle ich denen, die es nutzen können auch das „Außenklo“ um die Warteschlange zu entlasten. An dem Abend war die Pissrinne draußen aber wohl auch eher unappetitlich, wie mir berichtet wurde… Aber hier lernt man vorm Klo einfach auch immer wieder nette Menschen kennen. Das gemeinsame Warten verbindet. In der Pause wird jemand in der Toilettenschlange der Band eine schöne Crust-Kante attestieren. Mir hat es gut gefallen. Apropos Toilettenschlange: ganz am Ende erfahre ich von einem draußen gelegenen Pinkelbecken. Allerdings ist das hauseigene stille Örtchen ziemlich gemütlich.
Ja, der Sound war wirklich ausgesprochen gut. Nur Profis am Werk heute. Guten Sound trotz gewölbter Betondecke hatten schon KRYCEK. Bei DEAD YEARS wird der Sound sogar noch ein Stückchen präziser.
Ich bin sooo schockverliebt in diese Band. Ich komm mit dem Grinsen gar nicht hinterher... Der gleichzeitige Wechselgesang funktioniert auch live hervorragend. Überhaupt finde ich DEAD YEARS auf Platte toll und heute hier in diesem Keller noch toller, auch weil es noch ein bisschen mehr knallt.
Da sagst du was! Ich habe selten eine Band so perfekt abliefern sehen, wie an diesem Abend. Schockverliebt trifft es recht gut. So fühle ich mich das ganze Set lang. Augen zu, mitsingen und tanzen. Egal was um mich herum passiert, ich lasse mich absolut mitreißen!
Egal. Haters gonna hate, lovers gonna love! Letztes Jahr beim Rock am Berg mittags das erste Mal gesehen und für gut befunden, entfaltet sich hier im kleinen Rahmen der Sound und die Musik noch deutlich besser und wie viel Lob verträgt eigentlich so nen Bericht?
Achja, ich mag es schon, wenn Bands was zu erzählen oder sagen haben, aber geht auch ohne... Zwischen den Songs wird nicht viel angesagt, aber wer will schon Ansagen, wenn er*sie Musik haben kann?
Detektei MATSCH, nichts bleibt unbemerkt und verborgen!
Gut, dass du das hier festhältst! Mir ist das während des Konzerts tatsächlich auch beim jeweils ersten Song aufgefallen. Aber dann passierten noch so viele andere schöne Dinge, dass ich dieses winzige Detail direkt wieder vergessen hab. Eine Gemeinsamkeit von DEAD YEARS und KRYCEK ermittle ich im schuhlosen Schlagzeugspiel beider Bands (der eine barfuß, der andere mit Socken). Mir zieht es wiederum die Schuhe aus, mit welcher Geschwindigkeit und gleichzeitigen Power sich der Drummer von DEAD YEARS durch die melodischen Songs achtelt.
Hier mal noch ne andere Perspektive. Nicht viel Schnickschnack, dafür Schlag auf Schlag gute Songs und viel Spielfreunde. Noch Wünsche offen?
Ich ergattere die Setlist und überschütte einen Bandmenschen mit Lob, vielleicht etwas zu überschwänglich, sorry dafür! Mundharmonika. Hui. Vielleicht ist das schon die Zugabe, vielleicht kurz davor. Insgesamt gibt es von DEAD YEARS 12+3 Songs und ich weiß gar nicht, ob ich mehr will, weil es schon so gut war.
Ich wusel noch etwas am Merchtisch rum, Krycek spenden die Einnahmen vom Merch an Wildwasser, was sie während des Konzertes erwähnen. Noch ein Getränk an der Bar und dann hopse ich auch schnell nach Hause. Danke liebe Konzertlocation, danke Plus 1 Shows, danke Dead Years und Krycek, es war sehr schön mit und bei Euch!
Ey, was n Abend! Nach dem Konzert leert sich der Raum ähnlich schnell, wie er vorhin plötzlich voll war. Ich nutze die Zeit auch noch um eins der schicken Shirts in meinen Besitz übergehen zu lassen, mich dabei am Merch kurz festzuquatschen um danach den Abend bei ein paar leckeren Getränken in bester Gesellschaft an der Bar ausklingen zu lassen. Matsch, das nächste Mal begrüßen wir uns aber, ok?
Ja, sehr gerne! Ich steh dann wieder vorne links. Viele nette Menschen verlassen relativ zügig den Konzertraum. Ich stehe noch ein bisschen rum, bevor ich mich auf den Rückweg begebe. Und klar will ich mehr.