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Ace Frehley, Brkn Love, 13.03.2025 in New York (USA), Sony Hall - Bericht von Lux

Ace Frehley, 13.03.2025 in New York (USA)

Endlich mal wieder ein Besuch in meiner Lieblingscity (neben Bad Cannstatt). 10 Tage geil mit meinen Freunden aus New York abhängen, Stand Up Comedy Shows glotzen, bissle saufen und meinen persönlichen Sticker-Rekord brechen. Beim letzten Mal verteilte ich ca. 1000 Egon Forever!-Aufkleber in der Stadt die niemals schläft. 2025 sollen es doppelt so viele werden. Brutal starker Zufall: Ace Frehley spielt während meiner Visite in der Sony Hall. Zu meiner persönlichen Beziehung und welchen künstlerischen und Popkulturellen Einfluss KISS auf mich hatten, lest ihr bitte alles in meinem Bierschinken-Review zum Buch von Martin Popoff. Sagen wir es so: Für mich persönlich sind KISS die wichtigste Band des gesamten Planeten und sogar der ganzen Galaxie. Deshalb muss ich den Spaceman unbedingt noch live gesehen haben, bevor dieser irgendwann mal endgültig unsere Hemisphäre verlässt.
Ich steuere die Sony Hall in Richtung des Broadways an. Den Box-Office Preis von knapp 70 Dollar muss ich erst einmal verknusen. In Gedanken bin ich bei meinem Freund Oile Lachpansen der wie ich ein massiver KISS-Fan und dessen Lieblingsmember zweifelsohne Ace Frehley ist. Der würde mir jetzt eine scheppern wenn ich wegen der Kohle diese vermutlich einmalige Möglichkeit auslassen würde. Ein bisschen handele ich dann doch noch etwas und begebe mich in die Konzerthalle, in welcher bereits der Support Act BRKN LOVE herumdudelt. Mir wird sofort klar: Das hältst du keine 3 Songs durch. Also wird schnell die Bar angepeilt und das erste Brooklyn Lager für 12 Dollar ins Mundloch geschüttet.
Die Location ist beeindruckend, allerdings nicht komplett gefüllt, dafür wahnsinnig amerikanisch. Es gibt einen Stehbereich vor der Bühne und drumrum sind Tische und abgetrennte Sitzecken. Mir wird klar: Ich werde Ace Frehley heute ziemlich nah sein können. Zur Vorband noch: BRKN LOVE machen gähnend langweiligen und aufpolierten Hard Rock mit großer Nickelbackigkeit. Es wird gepost, viele Soli gefiedelt und jeder Song ist so austausch- wie vorhersehbar. Außerdem ist der Sound leider sehr leise. Ich hoffe dass sich das beim Spaceman ändert. Nach dem vierten oder fünften völlig ausufernden Gitarrensolo gehe ich vor den Club zum Rauchen und komme dann rechtzeitig zum Drumcheck der Ace Frehley Band wieder in den Laden.
Nach kurzer Pause geht es dann los und Ace Frehley wird, wie seine ursprüngliche Band, vollmundig und epochal angekündigt. Auf einmal verspüre ich ziemliche Aufregung. Interessanter Fakt am Rande: Ace hätte 2022 eigentlich auf dem Bang Your Head Festival in Balingen spielen sollen, das wurde damals aber abgesagt. Sein letztes Konzert in Deutschland spielte er laut Internetrecherche 2015. Heute wird jedenfalls mit "Shock Me" der Abend eröffnet. Ich frohlocke, singe mit und freue mich sehr.
Der Sound ist viel besser als beim Support und Ace Frehleys Band gibt vor allem handwerklich keinen Grund zum Meckern. Was aber sehr schnell deutlich wird ist die Tatsache, dass der gute Spaceman im Gegensatz zu seinen Mitstreitern doch das ein oder andere Jährchen mehr auf dem Buckel hat. Er wirkt etwas träge und ungelenk, spielt und singt allerdings tadellos. Bei den Ansagen zischt dann schonmal der Zahnersatz und beim Ausziehen der Lederjacke benötigt der mittlerweile 73jährige Hilfe von der Crew. Mal abgesehen von all diesen unfreiwilligen und dennoch auffälligen Showelementen ist die Setlist eine der Besten die ich jemals erlebt habe. Vom neuen Album wird genau ein (sehr gutes) Lied gespielt. Der Rest stammt von seinem KISS-Soloalbum, Frehley's Comet oder von KISS selbst. Die Band spielt sogar Stücke die gar nicht von Ace im Original gesungen oder gar geschrieben wurden (z.B. "Strutter").
KISS habe ich in meinem Leben ein einziges Mal live gesehen und das war mit der letzten Besetzung. Nun viele Jahre später noch Ace Frehley mitzunehmen, ist mir wirklich ein Hochgenuss. Ich spüre allerdings immer noch den Kater von der scheiß Whiskeysauferei vom Vorabend (im Lucky Lyndon, empfehlenswerter Laden in welchem fast ausschließlich Midwestern Punk oder Grindcore läuft). Ace Frehley feuert aus allen Rohren: Cold Gin, Detroit Rock City, Love Gun, er spielt sie einfach alle nochmal rauf und runter, macht dabei einen mal mehr, mal weniger agilen Eindruck. Für das Movement und die Posen sorgt der sympathische Rest der Band.
Es kommt wie es kommen muss. Ein Gitarrensolopart der Spitzenklasse mit Rauch, Licht und Tamtam hat es in die Setlist geschafft. Hier geht der Ace so richtig auf und scheint mega Bock drauf zu haben. Außerdem konnte er schon immer was am Saiteninstrument und das zeigt er dem applausfreudigen Publikum in diesem very Moment. Apropos Publikum, selbiges ist sehr brav, singt nur gelegentlich mit und so richtige Rockkonzertstimmung kommt nur in den ersten beiden Reihen auf. Ein bisschen so wie bei einem Punkrockkonzert in Stuttgart. Ein Uralthippie neben mir kifft in eine Flasche rein und lacht sich dabei derbe den Arsch ab. Geiler Typ. Das wars dann aber auch schon mit Rock'n'Roll Beobachtungen in der Audience.
Zum Abschluss holt Ace Frehley seinen Wegbegleiter Richie Scarlet auf die Bühne. Dieser spielte u.A. auf Aces Soloalbum TROUBLE WALKIN' mit und oh boy ist das ein abgerockter Dude. Danke Richie Scarlet dass ich jetzt weiß wie es aussehen würde wenn ich meine spärliche Haarpracht bis zur Schulter wachsen lassen würde. Aber genug Lookismus, Ageism und Bodyshaming, der Spaß kommt mit Scarlet noch einmal auf die Bühne! Gemeinsam mit allen Beteiligten und dem Publikum wird "Rock'n Roll All Nite" abgefeiert. Ich habe nun endgültig keine Stimme mehr.
Mit dem letzten Gitarrenzupfer geht dann auch sofort das Saallicht an und alle verlassen in Windeseile die Sony Hall. Es gibt Tourshirts für 50 Dollar, von diesem Souvenir sehe ich ohne zu zögern ab. Es war ein toller und schräger Abend. Ja, ziemlich trashig an manchen Stellen und niemand im Publikum kam vermutlich drumrum sich Gedanken darüber zu machen ab wann ein Zenit wohl ganz offensichtlich überschritten ist. Ich wünsche Ace Frehley, sofern es ihm denn auch Spaß macht, noch viele Livekonzerterlebnisse. Glücklich gehe ich auf jeden Fall nach Hause. Und auch ein bisschen verwirrt. Aber auch mit dem Gedanken daran dass ich nun immerhin drei Mitglieder meiner Lieblingsband schonmal live gesehen habe. Auf dem Heimweg gönne ich mir noch ein Bud Lite aus der Papiertüte. Die nächsten Tage und Abende werden gefüllt sein mit weiteren Top-Events. Achja: Der Sticker-Rekord wurde im Übrigen schon drei Tage vor Abreise in Coney Island gebrochen.


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speedtom

31.03.2025 09:52
Ace Frehley, Lead Guitar!

Ich durfte Kiss in der Originalbesetzung 1996 in Frankfurt mit Ärzte als Vorband sehen...(na na nanana)...

schöner Bericht!

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Location:
Sony Hall
235 W 46th St
10036 New York (Vereinigte Staaten)
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