Toxoplasma, The Innocent Prostitutes, Die Zechpreller, Atri Gener...

Oi, ein Deutschpunk-Abend zieht auf. Dazu gehts zum ersten Mal nach Tannheim in den Schwarzen Adler. Ich bin gespannt!

Der Schwarze Adler wirkt wie ein düsterer, abgelebter Bunker mit schmalen Gängen. In gewisser Weise erinnert er mich ans Sunny Red in München, die Getränkepreise eingeschlossen. Früher gab's hier viele Konzerte der alternativen Sorte. Heute stehen hauptsächlich Technopartys auf dem Programm.

ATRI GENERI eröffnet mit schnellen Stromgitarren, die durchaus herhalten müssen. Was sich weitestgehend klassisch punkig lauscht, überfällt mich gelegentlich mit Ska-Rhythmen, doch dank der Abwesenheit von Blasinstrumenten finde ich es gar nicht so schlimm. Inhaltlich verstehe ich quasi nichts, weil es Probleme mit dem Mikrofon von Obelix gibt. Sowieso ist der Sound bis hierher ziemlich mau. Also male ich mir selbst schöne Texte aus und freue mich darüber, dass ich endlich mal gute Laune an diesem Tag habe.

Die ZECHPRELLER dämpfen den soeben gewonnen Aufwind. Suffkopf-Punk mit teilweise arg schiefem Gegröle u. a. über Vereine Memmingens bestimmt die nächsten Minuten. Es wundert mich nicht, dass ich die Person, welche vorhin samt Bierflasche die zwei Stufen vom Barbereich herunterfiel, nun an der Rhythmusgitarre wiederfinde. Mein Highlight ist aber, wie eben diese Person den Versuch einer nostalgischen Ansage des Vocals-Menschen torpediert, indem sie zwischenfunkt und das Publikum zum wiederholten mal auffordert, mehr Stimmung zu machen. Vielleicht sollte man dafür einfach gute Musik produzieren und einen sehenswerten Auftritt abliefern.

Der Deutschpunk von THE INNOCENT PROSTITUTES wirkt anfangs ziemlich steif und die Songs ziehen sich auch eher wie Kaugummi. Zur Halbzeit überspringen sie ein, zwei Songs aus Zeitgründen, die wohl noch zum langweiligen Teil gehörten, und zeigen sich ab "Träume" plötzlich von der Schokoladenseite. Textlich ist alles mit Herz am linken Fleck geschrieben. Danke, so lässt es sich aushalten!

TOXOPLASMA existieren gelinde gesagt schon seit Zeiten, in denen ich noch nicht mal entfernt daran dachte, auf die Welt zu kommen, und spielen seitdem affengeilen Deutschpunk: dreckig, roh und den salzbedeckten Finger stets in der Wunde. Deutschland hat zwar immer noch nichts dazugelernt, aber dafür sind die zwei übrigen Originalbesetzungen gereift wie guter Wein.

Es braucht nicht mal einen Song und die Bude lodert. Geil! Rücksichtsvoll ist das Pit durch einige Besoffene nur leider nicht, was den Spaß für so manche mindert.

Zeitnah nach dem letzten Ton geht es heimwärts. In der Dunkelheit steigen wir fast ins falsche, nicht abgeschlossene Auto. Auf dem Land herrscht halt noch Vertrauen.

Toxoplasma, The Innocent Prostitutes, Die Zechpreller, Atri Generi, 22.03.2025 in Tannheim-Egelsee

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