Eleanor, Seventh Son, Diarsia, 29.03.2025 in Ho Chi Minh City (VN), Saigon Kick - Bericht von Zwen
Eleanor, Seventh Son, Diarsia, 29.03.2025 in Ho Chi Minh City (VN)
Bevor ich jedoch vom Konzert berichte, hier noch ein kleines Foto zum Thema Arbeitssicherheit in Südostasien. Keine Sicherung, keine Arbeitskleidung, nicht mal Schuhe. Das kann man machen, ich bin aber froh, dass das Zuhause nicht getan wird. Ein wenig enttäuscht war ich dann aber doch, dass es bei der Pause hier um 11 Uhr morgens kein Bier, sondern nur Fluppen gab, naja.
Okay, aber wieder zurück zum Konzert. Als wir reinkommen spielt die erste Band ELEANOR (hier ganz hinten im Bild) schon. Irgendwie dachte ich, die wären heute Headliner, aber vielleicht haben die Bands ihre Reihenfolge heute auch einfach bei einer Runde Croco Doc entschieden. Das wäre natürlich absolut fair.
Jetzt aber auch mal komplett im Bild: ELEANOR. Und das ist nicht die gleichnamige Pop-Punk-Band über die dieses Medium mal irgendwann berichtete, sondern Gothic Metal mit zwei Sängerinnen, die - sobald sie mal nicht das Mikro bedienen - die Bühnenperformance mit Tanzeinlagen bereichern. Kann man machen, die Songs sind sehr clean und professionell gespielt. Ein guter Start in einen vielversprechenden Abend.
Passend zum Thema und weil ich das hier angebotene wässrige Huda nicht mehr sehen kann, bestelle ich mir heute Sapporo. Das ist auch gut kalt und geht gut rein. Etwas befremdlich finde ich nur, dass mein erstes Getränk noch wirklich mit Liebe gemacht wurde und sogar über einen Eisrand an der Glasmündung verfügte, während das zweite Bier nicht nur wärmer war, sondern auch (und da bin ich mir sehr sicher) in einem kleineren Glas (und somit auch als eine kleinere Biermenge!) serviert wurde! Ey!
Noch was zu Eleanor? Ja, war gut! Band hat Bock, Publikum hat Bock und besonders der Drummer ist sehr tight. Passt, weiter!
Ein bisschen Angst hatte ich ja im Vorfeld vor der lokalen Band DIARSIA, einfach nur weil sie Death-Metal machen und das ja gerne mal ein bisschen belastend sein kann. Tatsächlich war die Angst aber komplett unbegründet, vor allem weil Frontmensch Jezzika Nguyen nicht nur eine absolut starke Show abfeiert, sondern auch schnell deutlich wird, dass sie ihr Genre nicht so bitterernst nehmen, sondern ihr Set mit einem Augenzwinkern runterrocken.
Aber auch der Rest der Band macht eine absolut gute Figur, der Drummer sitzt mit seiner Schießbude neben der Bühne und trümmert raus, als wäre er ein Roboter. WAS EIN GEMETZEL! Meine Fresse! Aber auch an den Saiten gibt es ein stabiles Geknüppel und das obwohl der Bassist noch sehr neu zu sein scheint.
Besonders gut wird es dann am Ende, als die Band ihre Ballersongs noch mit ein bisschen Trash samplen lässt. Das Publikum feiert zurecht und als gäbe es kein Morgen. Vietnams feinster Mordorcore!
Jetzt nur noch SEVENTH SON, die zweite Band aus den nordöstlichen Gefilden des Pazifiks. Die machen grob gesagt Classic Metal/Rock. Die näheste Referenz, die mir einfällt, wären dann wohl Iron Maiden oder auch die ein oder andere Hair-Metal-Band. Auch hier macht die Band wieder alles richtig, leider wird der Sound im Laufe des Abends immer grottiger, was ich nicht wirklich verstehen kann. So fällt mehrmals das Mikro aus und der Mischer, welcher schräg hinter dem Schlagzeug sitzt, scheint auch nicht mitzubekommen, dass die anderen Instrumente den Gesang überscheppern. Tatsächlich ist es ja nicht das erste Mal, dass der Sound in dieser Venue nicht mal semi-gut ist. Ich verstehe sowas nicht: da holt man sich regelmäßig internationale Bands ins Haus und geizt dann bei Mikros und Dämmungsmaßnahmen.
Die Band lässt sich jedoch nicht die Laune verderben und liefert stabil ab. Okay, das habe ich jetzt bei allen drei Bands geschrieben, aber was soll ich sagen? So isses halt und seit wann bin ich denn hier Metal-Experte?! Denkt ihr ich könnte mich auch nur auf einem annähernd oberflächlich qualifizierten Niveau zu den Bands äußern? Tja, dann seid ihr hier absolut falsch.
Tatsächlich steht der Abend ja auch unter dem Motto des friedlichen Austauschs der japanischen und vietnamesischen Kultur. Dementsprechend entschließt sich der Sänger auch spontan zu verschwinden und mit einer riesigen Vietnam-Flagge zurückzukehren. Grundsätzlich ist das Schwenken von Nationalflaggen auf Konzerten so gut wie immer zu verurteilen. Hier sehe ich es aber etwas anders. Zunächst einmal wird hier als Zeichen der interkulturellen Verständigung und Freundschaft von einer japanischen Band die vietnamesische Flagge geschwenkt und zum anderen darf man ja nicht vergessen, dass das heutige Vietnam nicht nur aus dem Kampf gegen den westlichen Imperialismus hervorgegangen ist, sondern auch auf den Idealen des Sozialismus aufbaut, was man ja nicht zuletzt auch deutlich an der Flagge sieht. Seit den 90ern gab es hier einige Reformen und Vietnam hat sich natürlich auch an den Westkapitalismus angepasst, dennoch empfinde ich den Patriotismus hier als deutlich angenehmer als in Europa, vor allem deswegen, weil er in Europa ja auch oft mit Rassismus und Herrenmenschen-Denken einhergeht, was ich hier noch nie erleben musste.
Bevor ich diesen Bericht beende, muss ich nochmal kurz aufs Saigon Kick zu sprechen kommen. Nach dem heutigen Abend, habe ich mir tatsächlich vorgenommen diesen Laden nicht mehr zu besuchen. Der Sound wird gefühlt von Mal zu Mal schlechter und dies ist letztendlich auch nur ein Beispiel dafür, dass sich die Betreiber des Ladens allgemein eher wenig Mühe zu geben scheinen. Hier mal ein Auszug aus dem Veranstaltungstext (präsentiert von KI):
The night will be filled with the culture and vibrancy of Japan. Japanese snacks, Japanese Beer Sapporo, and these 2 exiciting Japanese bands.
Abgesehen davon, dass zwei Bands am heutigen Abend aus Japan kommen, habe ich ansonsten von japanischer Kultur nicht viel mitbekommen. Sapporo (und Huda) sind hier jeden Abend die Standard-Biere und von den Snacks habe ich überhaupt nichts gesehen. Das finde ich unterm Strich schon ein bisschen schwach. Trotzdem ein netter Abend, bei dem immerhin mein musikalischer Horizont erweitert wurde. Außerdem war es bis jetzt in Bezug auf Personalie auf der Bühne der diverseste Abend hier im Saigon Kick. Dafür: ありがとう!
The night will be filled with the culture and vibrancy of Japan. Japanese snacks, Japanese Beer Sapporo, and these 2 exiciting Japanese bands.
Abgesehen davon, dass zwei Bands am heutigen Abend aus Japan kommen, habe ich ansonsten von japanischer Kultur nicht viel mitbekommen. Sapporo (und Huda) sind hier jeden Abend die Standard-Biere und von den Snacks habe ich überhaupt nichts gesehen. Das finde ich unterm Strich schon ein bisschen schwach. Trotzdem ein netter Abend, bei dem immerhin mein musikalischer Horizont erweitert wurde. Außerdem war es bis jetzt in Bezug auf Personalie auf der Bühne der diverseste Abend hier im Saigon Kick. Dafür: ありがとう!