Vorhang auf für eine neue
Interview-Reihe! In den kommenden Wochen stellen wir euch diverse große und kleine Punk-Festivals vor, sprechen mit den Verantwortlichen und lassen vielleicht auch mal hier und da ein paar Freikarten rüberwachsen. Alles unter der Prämisse, euch mal die vielen schönen Festivals vorzustellen, die es zu besuchen lohnt! Natürlich könnt ihr uns auch gerne Festivals vorschlagen.
Den Anfang macht das
Rock am Kuhteich! Findet statt vom 4. bis 6. Mai 2023 in Deutzen bei Leipzig und hat mit 750 Gästen ne angenehme Größe. Tickets kosten 55 € (plus 5€ Müllpfand) - aber nicht mehr lange, es geht auf ausverkauft zu! 2 Tickets verlosen wir am Ende dieses Artikels.
Ein Auszug aus dem Lineup:
Rantanplan, Toxoplasma, Todeskommando Atomsturm, Dyse, TV Smith, Crim, The Sensitives, Mutabor, Missstand, The Melmacs, The Sensitives, The Dead End Kids, The Melmacs, Molly Punch, Antimanifest, Bei Bedarf, Crim,...
Mehr Infos findet ihr unter
https://rock-am-kuhteich.de und natürlich auf unserer
Veranstaltungs-Seite
Im Interview haben wir Lutz. Lutz ist quasi Wiederholungstäter und hat sich bereits 2017
hier zum Interview eingefunden. Nebenbei schreibt er übrigens auch sporadisch für Bierschinken und dokumentiert seine Bandentdeckungen, schaut doch mal
hier!
So, nun die Fragen...
1: Hi Lutz, vielen Dank für deine Zeit! Ich assoziiere das Rock Am Kuhteich ja zum Großteil mit deiner Person, aber mit Sicherheit stecken da doch mehr Leute hinter oder? Wie viele Leute seid ihr ungefähr in der Orga und am Festivalwochenende selbst? Wie organisiert ihr euch?
Lutz: Hallo Fö, Kulturdesign ist der Verein hinter Rock am Kuhteich und dessen Vorsitzender bin ich. Da ich einst die Idee für das Festival hatte und sozusagen das Baby mit aus der Taufe gehoben habe, bin ich natürlich erster Ansprechpartner wenn es um die Geschichte von Rock am Kuhteich geht. Desweiteren wohnen nicht mehr alle Vereinsmitglieder in Borna und daher sind Orga-Gänge mit dem Kulturpark/Behörden und Presse, sprich alles mit Präsenz in Borna und Umgebung mein Betätigungsfeld. Aber natürlich ist das alles nicht alleine zu stemmen, da wir das alles 100% DIY machen und wir alle außerhalb der Kultur unser Geld verdienen. Unser Verein hat 9 Mitglieder, wobei jeder sein Spezialgebiet hat: Finanzen, Gema, Bühne, Gas Wasser Schei... usw. Und jeder wiederum hat seine Leute, die ihn wieder unterstützen, so dass wir am Festival-WE auf ca. 100 Helfer kommen. Das alles ist mittlerweile zu einer großen Familie zusammen gewachsen, wo es immer eine große Freude ist, sich im Mai wieder in die Arme zu schließen.
2: Wenn ich das richtig gelesen habe, gibt es das Festival bereits seit 2010, und seit 2017 seid ihr im Kulturpark Deutzen. Was gab es sonst für wichtige "Meilensteine" in eurer Geschichte?
Lutz: Ich glaube der erste Meilenstein war, dass 2010 mit Dritte Wahl ein voller Erfolg wurde und wir damit allen Zweiflern und braunen Gegnern gezeigt haben, dass man auch in der Provinz ein links-alternatives Festival aufziehen kann.
Danach hat es eine Weile und viele rote Zahlen (Geld aus der eigenen Tasche) gedauert, bis wir unsere Linie gefunden haben und in die Erfolgsspur gekommen sind. Als Eintages-Festival gestartet, zu zwei Tage gewechselt, um festzustellen, dass drei Tage das einzig Sinnvolle ist.
2015, als wir das erste Mal sicher schwarze Zahlen geschrieben haben, war für mich persönlich sehr emotional, denn damit stand fest, dass unser Baby eine Zukunft hat. 2016 mit tollem Wetter und einem krönenden Abschluss im alten Freibad und damit Verabschiedung aus Borna. Das Ziel, Borna kulturell zu beleben, musste leider 4 km weiter nach Deutzen verschoben werden, aber zum Glück haben wir die interessierten Bornaer mitgenommen. 2017 Neustart im Kulturpark und gleich ausverkauftes Haus und natürlich 2019 unser 10jähriges mit Dritte Wahl und wieder ausverkauftes Haus. Da sind noch nicht die großartigen Konzerte mitgenannt, die wir erleben durften.
3: Was genau war denn der namensgebende Kuhteich? Der ist ja vermutlich in Borna geblieben oder? Aber auch das "neue" Gelände liegt am Wasser. Kann man dort auch schwimmen? Was macht das Gelände sonst noch "besonders"?
Lutz: Der Kuhteich ist in Borna geblieben. Ein kleiner Teich, in dem ich schon als Kind mit Anna (Mitbegründer/Gründungsmitglied)geangelt habe und der direkt an die erste Location angrenzte. Der Kulturpark, unser jetziges Gelände, ist eine sehr schöne Parkanlage mit guter Infrastruktur und viele Bauten aus Weidenmaterial, die wir für uns und unsere Gäste nutzen können. Hier wacht man früh zwischen Bäumen und mit Vogelgezwitscher auf und kann erstmal entpannt an den ca 800 Meter entfernten See gehen. 2022 gab es auch wieder viele, die den Sprung ins erfrischende Nass gewagt haben. Es ist schon ein sehr großer See, den wir gegen den Kuhteich getauscht haben.
4: Ihr seid mit Anfang Mai ja relativ früh im Jahr dran. Habt ihr diese Entscheidung schon mal bereut, so wetter- und temperaturtechnisch?
Lutz: Bereut, glaube ich, nie. Natürlich, bei Schneeregen am Morgen oder Temperaturen um den Gefrierpunkt kommen schon mal kurz solche Gedanken, aber da wir auf 750 Gäste begrenzt sind und bei uns eher die wettererpropten MusikFreaks am Start sind, ist das nicht wirklich ein Problem. Seit dem ersten Open Air überdachen wir den Bereich vor der Bühne...ist nicht wärmer aber trocken...und hat auch schon gute Dienste bei Hitze geleistet. von -5 bis +25 Grad hatten wir schon alles gehabt. Aber standard sind bei uns 15 bis 20 Grad und Sonne, außer die Eisheiligen schlagen zu.
5: Wie viele Leute kommen überhaupt? Sieht ja aus, als sei das Festival bald ausverkauft und wie du erwähnt hast, liefen auch die letzten Ausgaben gut. Denkt ihr langfristig darüber nach, euch eine größere Fläche zu suchen?
Lutz: Es bleibt bei 750 Gästen am Tag. Das gliedert sich in 600 WE Tickets und 150 TagesGäste auf. Natürlich kommen mit Helfern und Künstlern noch zusätzliches Publikum vor der Bühne dazu.
Aktuell sind noch ca. 70 Tickets zu haben und dann gibt es nur noch Tageskarten und NEIN wir suchen kein neues Gelände. Der Park ist so schön, dass ein Umzug nicht in Frage kommt. Und eine Vergrößerung würde definitiv den familiären Charakter zerstören.
Jetzt geht es darum, das Niveau zu halten und jedes Jahr kleine Veränderungen anzustreben, um den Gästen immer wieder Neues zu bieten und die Spannung zu halten. 2023 Ausbau der BiergartenBühne, um näher an unsere Gäste zu kommen.
6: Nach welchen Kriterien entscheidet ihr, ob eine Band ins Lineup kommt oder nicht? Und wie kommt ihr auf die Bands?
Lutz: Der Idealfall ist, sie sind live großartig, werden gesichtet und gebucht. Die Bands sollten wissen was sie tun und auch eine gewisse Bühnenpräsenz haben.
Das Ziel ist, dass am Ende ein abwechslungsreiches Programm zusammen kommt, wo sich jede Band von der anderen unterscheidet und ihren eigenen Stil hat.
Egal ob Folk/Punk/Rock/Stoner/Liedermacher/Ska und und und - Hauptsache nicht 5 Bands, die den gleichen Acker pflügen.
7: Gibt es Unterstützung von der örtlichen Bevölkerung und den Behörden, oder sind die eher skeptisch über die Ansammlung von Bunthaarigen?
Lutz: Ich glaube, nach 11 Festivals ist auch bei uns eine gewisse Routine eingezogen und das Vertrauen von den Behörden in unser Tun gewachsen.
Kritik kommt eher hinter vorgehaltener Hand aus dem Spießertum, aber die Zusammenarbeit mit den Behörden ist korrekt.
8: Wie geht ihr vor, wenn es mal unangenehme Zwischenfälle unter den Gästen gibt? Habt ihr ein Awareness-Konzept?
Lutz: Grundsätzlich sind wir ein sehr friedliches Festival, wo bisher in 11 Jahren 3 Gäste eher gehen mussten weil sie es nicht verstanden haben.
Wir haben ein Securityteam was in diese Richtung geschult ist und mit unseren Leuten gut vernetzt ist. Für 2023 wollen wir an gewissen Punkten nochmal genauer hinschauen und mit unseren Gästen ins Gespräch kommen, um sie noch mehr für das Thema zu sensibilieren.
9: So, jetzt aber mal Zeit für Anekdoten! Was waren denn so die ungewöhnlichsten, spannendsten oder witzigsten Begebenheiten, die du so im Rahmen des Festivals erlebt hast?
Lutz: Ungewöhnlich ...sicher Schneeregen am Samstag Morgen und trotzdem am Abend volles Haus beim vorletzten Gig von Fuckin`Faces.
Witzig sicher, wo die Wallerts die Nummern der falsch geparkten Autos kurzerhand eingesungen haben. Im alten Freibad, wo wir bei Starkregen nicht mehr wussten wohin mit dem Wasser und am Verzweifeln waren.
Als uns kurz vor dem Open Air der Keller mit dem Stromanschluss mit Wasser vollgelaufen ist und wir mit Pumpen geackert haben, dass uns der Strom frei geschaltet wird. Oder Mr Irish Bastard, die im Schlamm mit dem Tourbus feststeckten und wo wir im Schlamm getaumelt sind, um sie frei zu bekommen. Oder Alarmsignal, die unter dem Namen 161 als Überraschungsheadliner abgerissen haben.
Es sind so viele kleine Dinge, die man über die Jahre erlebt hat und schwer in zwei Sätze zu fassen sind - und natürlich die Geschichten, die besser am Lagerfeuer bleiben.
10: Vielen Dank, damit wären wir schon fast am Ende! Eine letzte Frage noch: Wie stellst du dir den perfekten Festivalablauf vor?
Lutz: Wenn alle cool drauf sind: Bands, Gäste, Helfer. Wetter 22 Grad, alle Bands sind pünktlich, genug Bier da, die Technik funktioniert und wir einen Hammer Sound haben.
Und natürlich ausverkauftes Haus und alle Bands werden gefeiert als wenn es ihr letzter Gig ist. Das war es eigentlich schon.
Bierschinken: Super, vielen Dank! Dann drücken wir mal die Daumen, dass Anfang Mai genau das eintritt
Ticket-Verlosung
So, und nun zur Ticket-Verlosung! Wir verlosen 2 Karten für das Rock am Kuhteich 2023. Schick uns einfach deinen vollen Namen übers Kontaktformular (oder über Social Media und andere Kanäle, hauptsache es erreicht uns), dann bist du im Lostopf. Viel Glück! Einsendeschluss ist der 20.02.2023.
Die Verlosung ist beendet und die Gewinner*innen wurden informiert!
Fö 02/2023