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Freitag, 03.03.2023: Im Interview: Rantanplan



Hat ja ne Weile gedauert, bis das neue Album von Rantanplan "Ahoi" erschienen ist. Warum und über andere Themen sprach Zwen mit der Band am Releasetag im Essener Don't Panic (zum Konzertbericht geht es hier). Und das Interview lest ihr nun!
Ja richtig, lesen! Interviews im Leseformat gibt es immer noch, Podcasts fuck off. Danke fürs Abtippen an Tine!


Zwen: Ich würde einfach mal anfangen mit ein paar Fragen zum neuen Album „Ahoi“. Erzählt doch mal die Geschichte, warum Ahoi jetzt so fröhlich ist und was da eigentlich vorher passiert ist.
Torben: Ob es jetzt so fröhlich geworden ist, weiß ich nicht. Man muss jetzt auch unterscheiden. Fröhlichkeit und Albernheit sind eine fließende Grenze. Es ist ein positives Album auf jeden Fall, wo viel Hoffnung mitschwingt und es geht um viel Liebe und Sehnsucht. Wir wollten es ja eigentlich am 28.01.2022 schon veröffentlicht haben und mussten diesen Releasetag kippen, weil die Ahoisessions in der Pandemiezeit ziemlich aus dem Ruder geraten sind. Da sind schlimme Sachen bei raus gekommen und es war düster und depressiv. Die Songs wurden dann immer dunkler und trauriger und das wollten wir gar nicht. Wir wollten mit “Ahoi” ein fröhliches Signal setzen, raus aus diesem Coronascheiß! Ein Schiff mit neuen Segeln und alles wird wieder gut und das ist nach hinten losgegangen.
Die Lieder hätten sich auch nicht gehalten und dann haben wir gesagt, weg mit Scheiß, wir machen alles nochmal ganz anders. Dann durfte man wieder ins Studio und wir haben zusammen geprobt und waren zusammen im Studio. Dann haben wir nochmal was richtig Geiles gemacht, haben noch einmal neue Songs geschrieben und das war genau richtig. Das ist dann so aus uns „rausgeflossen“. Wir sind mit Benno ins Clouds Hill Studio gegangen und das war so eine alte Mixtur, die sowieso gut funktioniert. Die Zusammenarbeit hat dann noch einmal richtig Bäm gemacht. Benno hat ja auch bei uns Schlagzeug gespielt und auch mal mit produziert. Dann hat er Bass gespielt auf der “Licht und Schatten”, dann hat er die “Stay Rudel” gemischt und jetzt hat er wieder komplett produziert. Richtig geiles Teil!
Ulf: Rückblickend war es das Beste, was wir machen konnten. Noch einmal auf 0 und Restart.
Torben: Und jetzt ist das Ding draußen und der ganze Druck ist weg. Das ganze Kapitel „wird es das Album überhaupt geben?“. Es war ein bisschen so wie bei Guns’ N' Roses “Chinese Democracy”, das Album, das 10 Jahre angekündigt wurde und nie rauskam und dann irgendwann doch. Das war ja hier auch so. Wird es das Album geben? Daher ist es auch heute so schön, dass das Album draußen ist. Darauf einen Maracujasaft!

Zwen: Alles ist ja nicht weg. Da sind noch 2 Songs, die auch als Singles veröffentlicht wurden.
Torben: Die können wir ja nicht löschen, die sind jetzt halt da. “Nüchtern betrachtet” ist ja auch ein schönes Lied, aber es ist auch gleichzeitig ein sehr trauriges Lied. Es geht ja um den sehr traurigen Bezug der Menschen zum Alkohol.

Zwen: Spielt ihr das überhaupt ? In Oldenburg habt ihr es nicht gespielt.
Torben: Nein, eher nicht. Wir haben jetzt 15 neue Songs, die wir eher spielen würden. Vielleicht spielen wir “Nüchtern Betrachtet” oder “Sand am Meer”. Aber erst einmal spielen wir 15 andere.

Zwen: Wie viel Lokalpatriotismus darf Punk? Weil auf eurem neuen Album geht es ja viel um die See. Lokalpatriotismus zur See. Wie viel geht, wie viel geht nicht mehr?
Torben: Ein bisschen Lokalptriotismus auf dem Wasser ist ja nicht schlimm. Ist das wirklich Lokalpatriotismus? Ich weiß es nicht. Wäre ich Australier, würde ich wahrscheinlich den Pazifik abfeiern.
Ulf: Das werden wir sowieso oft gefragt, warum wir auch mit Sankt Pauli diesen harten Bezug immer so feiern müssen. Aber wir machen es einfach. Was dann geht und was nicht geht, das entscheiden dann sowieso meistens andere. Die dann schreiben „Boah, schon wieder“ oder „Boah, genau richtig“. Da gebe ich nicht mehr so viel drauf.
Torben: Sowas wie “Hamburg 8 Grad Regen” ist ja wirklich uralt und da kann man jetzt sagen Lokalpatriotismus, aber bei Ahoi fällt sowas ja auch weg. Dieser Bezug zum Hamburger Hafen. Der wird erwähnt, ja, aber dabei geht es ja nicht um eine Stadt oder so. Wir bemühen uns da auch maritime Songs zu schreiben, weil das in uns schlummert.
Ulf: Torben hat ja auch einen familiären Bezug dazu.

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Zwen: Also, weniger Hamburg und mehr Meer.
Daran anschließend würde ich auch gerne fragen, gibt es für euch gerade neue Bands, wo ihr sagt, die sind gut, da sollte man mal reinhören?
Torben: Team Scheisse hat mich überzeugt, als das Album rauskam. Aber das ist ja auch nicht mehr neu.
Ulf: Ich weiß ja jetzt nicht, ob euch das nicht zu kommerziell ist, aber die Interrupters find ich gut.
Torben: Ja, die höre ich auch sehr gerne. Sind ja auch nach wie vor große Bands. Ich bin ja geneigt, Vizediktator zu nennen.

Zwen: In der Vergangenheit hattet ihr extrem viele Label- und Besetzungswechsel. Beispielsweise Rod Records, zuletzt Drakkar Records und jetzt seid ihr bei Sbäm Records. Wie kam es dazu und wie blickt ihr zurück auf diese ganzen Wechsel?
Torben: Es ist ja so, dass man gesignt wird für ein Album oder zwei und danach schaut man halt, ob man sich noch einmal einigen kann, oder ob überhaupt das Interesse daran besteht. Bei Drakkar lief der Vertrag gerade aus und Sbäm hat angefragt. Labelchef Stefan sagte, er würde so gerne ein Album mit uns aufnehmen und grundsätzlich sind Leute, die auf einen zukommen und sagen: „Boah ich find das toll, was du machst und würde gerne… machen“ immer besser, als wenn ich losgehe und versuche etwas zu suchen. Dann wird einem gesagt, ja klar, das bring ich raus und dann machen die aber nichts außer Presse und es zur Verfügung stellen. Deswegen haben wir Stefan gleich den Zuschlag gegeben, weil er so begeistert und euphorisch war.
Ulf: Den kannten wir ja schon von früher, der hat bei der 20 Jahre-Tour auch dieses Zungendesign gemacht.
Torben: Der hat auch öfter T-Shirt-Designs für uns kreiert und bei einem Festival vor ein paar Jahren mit uns gespielt.
Und dann haben wir gesagt, wir machen das. Der Deal ist sehr fair und der fairste Deal bei einer Plattenfirma, den wir bis jetzt bekommen haben. RodRec gibt es ja auch schon lange nicht mehr. Da kannst du ja keine Alben mehr veröffentlichen.

Du hast ja auch mit den Besetzungswechseln gefragt und wir sind Weltpokalträger in Besetzungswechseln. Ist halt schwierig. Bei Rantanplan ist es ja nicht so, dass man davon seine Miete zahlen könnte. Sondern gerade eben einen Mietanteil. Deswegen müssen sich Menschen umorientieren und in der Coronazeit gab es auch viel familiären Zuwachs bei manchen Mitgliedern. Aber zum Glück sind wir so eine große Familie. Wir haben immer gefühlten Notstand, aber dann gibt es halt auch immer jemanden, der am Bass einspringt oder Kay Petersen kommt noch einmal zurück für eine Show.
Ulf: Aus jedem Wechsel ist immer eine Verbindung geblieben, sodass, wenn wir sagen, dass Not am Mann ist, einer da ist. Wir sind halt eine große Fußballmannschaft.
Torben: Ein großes Künstlerkollektiv.
Aber durch die Wechsel ist auch immer was geblieben. Wir haben jetzt oft mit Benno und Kay Songs auch geschrieben, auch für die “Ahoi”. Wir haben da einfach eine sehr gute Dynamik und können was ganz Tolles zusammen kreieren. Da wurschteln so einige im Hintergrund rum.
Ulf: Gero wollte morgen auch nach Hamburg kommen. Der wollte das Backstagebier wegsaufen.

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Zwen: Dann habe ich noch eine Frage von der Redaktion, die mich gerade gar nicht so betrifft…
Torben: Du distanzierst dich also jetzt schon von der Redaktion

Zwen: Genau. Die Frage ist nämlich: Warum spielt ihr nicht mehr „Sterben“ und „Ich erinner mich an alles“.
Torben: Das stimmt doch gar nicht. Das ist eine glatte Lüge! Fakenews!
“Sterben” spielen wir wahrscheinlich heute nicht. Aber das haben wir häufiger Mal in der letzten Zeit gespielt. Und “Ich erinnere mich an alles” werden wir auch heute spielen. Das haben wir in letzter Zeit mal ein paar Mal weggelassen, aber wir haben 150 oder 160 Songs und wir werden ja gesteinigt, wenn wir Songs wie das “Unbekannte Pferd” nicht spielen. Deswegen gibt es Songs, die wir grundsätzlich spielen, aber wir müssen ja auch uns selbst gerecht werden. Wir haben hier jetzt 36 oder 37 Nummern heute im Programm, danach bin ich aber auch nur noch am pfeifen und du kannst mich in die Ecke schmeißen und auswringen. Mehr geht einfach nicht. Da variiert man dann immer. Dann kommt der Track rein und ein anderer raus. Wir sind ja schon mit neuer Show unterwegs.

Zwen: Zum Schluss habe ich noch eine kleine Schnellrunde.

Helge Schneider oder Diggen von Slime?
Beide: Diggen

Zwen: Swiss und die Anderen oder RodRec?
Beide: Swiss

Zwen: Roth-Händle oder Ernte 23?
Beide: Roth-Händle

Zwen: Holsten, Becks oder Astra?
Ulf: Cuba Libre
Torben: Ich bin halt absolut kein Biertrinker. Was soll ich sagen? Maracujasaft

Zwen: Ich bin dann soweit durch. Wollt ihr noch etwas sagen ?
Torben: Immer wieder Bierschinken lesen, richtig geil. Danke für das Interview. Wir sind da gerne wieder zu bereit.
Ulf: Lasst die Hompage so wie sie ist. Das ist mir persönlich wichtig. Ich komm da gut drauf zurecht.

Zwen: Ah, voll vergessen: Ist der gute Mann auf dem Cover wirklich ins Elbbecken gefahren ?


Torben: Tatsächlich ist er in die Alster gefahren. Das ist hochgradig lebensgefährlich, an den Ladungsbrücken mit dem Fahrrad ins Wasser zu fahren. Die Strömungen sind nicht geeignet dafür. Das sollte man nicht nachmachen.

Zwen: Ihr konntet es dann auch nur einmal machen?
Torben: Klar, das Foto kannst du nur einmal schießen, auch an der Alster. Und da war das auch schon heftig genug.
Ulf: Aber es war geil, als es geklappt hat. Der war auch ganz schön angespannt.
Torben: Tatsächlich war die Idee ja als erstes da. Also wir machen ein Ahoi-Album mit Szenengröße Hotte, der dann so ins Wasser fährt und haben dann das Cover umgesetzt. Erst danach kamen die Songs.


Zwen 03/2023
Mehr zu: Interview Rantanplan
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verSemmelt
(verSemmelt)
04.03.2023 16:40
Hab jetzt übelst Bock auf düster-depressiven Skapunk bekommen!
Roland der Voland
(Roland der Voland)
21.03.2023 16:19
Danke für`s tippen. Ich lese lieber

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