Weiter geht die
Festival-Interview-Reihe! Hier stellen wir euch diverse empfehlenswerte Festivals vor! Meldet euch gerne, wenn ihr Wünsche habt, welches Festival mal hier auftauchen sollte.
Nummer vier ist das Untergang Festival im AZ Mülheim/Ruhr, das dieses Jahr am 15.04.23 stattfindet und Besucher*innenzahlen irgendwo im mittleren dreistelligen Bereich erwartet.
Dieses Jahr nur eintägig und nicht nach Weihnachten, sondern nach Ostern. Gute Nachricht für alle, die diese Daten eh immer verwechseln! Freuen dürft ihr euch auf
Todeskommando Atomsturm, Östro 430, Die Bullen, Scheissediebullen, Oiro, Chupacabra, Kotzschmerztablette.
Tickets ab 11 Euro bekommt ihr
hier, mehr Infos gibt's zum Beispiel auf unserer
Veranstaltungs-Seite.
Im Interview treffen wir auf gleich mehrere Leute aus dem Veranstaltungsteam. Und sie haben Präsente mitgebracht! 2x2 Karten gibt es zu gewinnen. Mehr dazu am Ende des Artikels.
Und hier das Interview:
1: Die erste Frage liegt wohl auf der Hand: Eigentlich wart ihr immer gesetzt als 2-Tages-Ding am Jahresende, letztes Jahr dann (pandemiebedingt) ein Tag im März, auch diesmal bleibt es Frühjahr. Warum nur noch ein Tag und warum ne andere Jahreszeit?
T: Wir haben erst versucht im Dezember zu planen, doch da hat nicht eine Band die wir angefragt haben zugesagt, daher haben wir das kurzerhand ins Frühjahr verschoben, auch in der Hoffnung, dass die Coronainfektionen bis dahin weit zurückgegangen sind. Dass wir gerade nur noch ein Tag machen liegt einfach daran, dass wir alle älter werden und die Gruppe auch kleiner wird. Wir hoffen, demnächst mal wieder einige neue Leute dabei zu haben und dann geht es auch wieder 2 Tage lang.
S: Leute, wirklich: wenn das Untergang dauerhaft wieder zwei Tage stattfinden soll, brauchen wir neue Leute, die sich engagieren! Meldet euch!
Lippe: Jopp, aber mit nur mit ordentlichem Lebenslauf.
2: Damals, am 21.12.2012, sollte laut streng wissenschaftlichen Deutungen des Maya-Kalenders eigentlich die Welt untergehen. Ich denke ja, dass wir nur dank des zu dem Zeitpunkt stattfindenden ersten Untergang Festivals überlebt haben. Wie war das so, das erste Mal sowas aufzuziehen?
T: Eigentlich war damals meine Idee, meinen 21. Geburtstag mit einem Konzert zu feiern, das ist aber irgendwie eskaliert, es haben immer mehr Bands gefragt, ob sie spielen können und daraus resultierend ist dann dieses Festival gewachsen. Ich hatte mir dann ein paar Leute gesucht, die Bock haben das Ganze mit aufzuziehen und nun klappt es schon einige Jahre.
3: Wer steckt denn so hinter der Untergang-Konzertgruppe? Bitte nennen Sie alle Namen, Strukturen, Sozialversicherungsnummer und eventuell vorhandene Adelstitel.
S: Der harte Kern besteht aus:
Timo, Schoko, Scheiße, Hilfi, Lippe, Moppel, Carra, Jana Und A.
Es gibt noch viele Leute die dann bei der Durchführung unterstützen, aber nicht wirklich an der Planung beteiligt sind. Unsere Adelstitel sind bedeutungslos, seit man diese für 49,99 im Internet kaufen kann. Strukturen haben wir keine und unsere Sozialversicherungsnummern sind fortlaufend in o.g. Reihenfolge beginnend mit der 37628905627873
4: Jetzt mal ehrlich: Wie lange braucht ihr eigentlich, um die AZ-Räumlichkeiten nach so einem Festival wieder besenrein übergeben zu können?
T: Mal geht es schneller, mal langsamer. Kommt meistens auf den Alkoholpegel am Samstagabend an. Üblicherweise schaffen wir es, den Großteil bis Mittwochs nach dem Festival wieder aufzuräumen.
J: ...Und auf die Verletztenquote bzw. den Grad des Seuchenbefalls. Ich kann mich an eins der letzten Male erinnern, an dem nur noch Scheiße hinterher ansatzweise aufrecht stand. Lasst euch davon bitte nicht abschrecken und macht trotzdem mit! Wir lesen beim Aufräumen regelmäßig unsere eigenen Knochen wieder mit auf und bauen sie wieder zusammen.
S: Es ist auf jeden Fall immer eine Qual. Auch hier ein Appell: Bringt eure leere Flaschen zur Theke!
Lippe: ...und scheißt in keine Waschbecken!
5: Wie kommt das Lineup zustande und nach welchen Kriterien wählt ihr die Bands aus?
S: In der Regel hat jeder von uns ein paar Wünsche, die zusammengetragen werden. Dann wird geschaut, was man bezahlen kann, was musikalisch passt und dass nicht nur Typen auf der Bühne stehen. Bis vor der Pandemie war das ein ganz gutes Konzept, inzwischen ist das Booking schwerer geworden. Die Gründe sind da wahrscheinlich vielfältig.
Auf Bewerbungen von Bands reagieren wir kaum. Das hat verschiedene Gründe. Zum einen machen wir das Festival für uns, also spielen in erster Linie Bands, auf die wir Bock haben. Da ist das Lineup meistens voll bevor wir uns Bewerbungen anhören können. Man darf sich natürlich gerne bei uns bewerben, wir versprechen aber nichts.
6: Gibt es ein Awareness-Konzept?
S: Wir arbeiten daran
T: Eigentlich gibt es sowas in der Art, es heißt nur nicht Awareness... Seit 2015 verteilen wir am Einlass Flyer mit einer Art Guideline, was geht, was nicht, wo man sich melden kann, wenn Hilfe benötigt wird, aber auch, dass es ein DIY Festival ist und die Leute auch mal ne (kaputte) Flasche wegräumen können, statt zu sagen "Boah ist das dreckig!"
7: Wie erlebt ihr als Crew/Orga/Helfende etc. das Festival selbst? Bleibt da auch mal Zeit, abzuschalten und selbst Bands zu gucken?
S: Wir teilen uns regelmäßig die Verantwortung ganz gut auf, dass jeder auch mal Bands gucken und feiern kann. Es gab aber auch schon Festivals, wo ich das Gefühl hatte, gar nicht zur Ruhe zu kommen und nur unter Strom zu stehen. Ich denke aber, das liegt in der Natur der Sache und es geht hier jedem von uns ähnlich. Grundsätzlich ist das Untergang trotz Stress und Pannen und wenig Schlaf immer ein großer Spaß und ein Highlight des Jahres für mich.
Lippe: Ich habe seit Jahren auf dem Festival nie mehr als zwei Songs von einer Band gehört. Dafür ist einfach immer zu viel am Tag/Abend los.
8: So, jetzt aber mal Zeit für Anekdoten! Was waren denn so die ungewöhnlichsten, spannendsten oder witzigsten Begebenheiten, die ihr so im Rahmen des Festivals erlebt habt?
S: Davon gibt es viele und die meisten kann ich hier aus verschiedenen Gründen nicht erzählen. Beim Rausschmeißen der Leute am Sonntag um 13 Uhr passieren die komischsten Dinge. Da war einmal dieses Pärchen, was mich gefragt hat, ob sie noch eben zu Ende ficken könnte, bevor ich sie rausschmeiße. Oder mein damaliger Mitbewohner, der eine Stunde lang mit einem Megaphon versucht hat, die Leute zum Abhauen zu bewegen. Die waren wirklich hart genervt von ihm, sind aber nicht gegangen, sondern haben gebrüllt, dass er endlich die Schnauze halten soll.
J: Ich finde, der rührendste aller Momente ist immer der Sonntag morgen, wenn ich Leichen zählen komme und alles noch Lebendige in friedlich zerschlagenem Einklang leise irgendwelche hängengebliebenen Songs des Festivals in ihren Schlafsack oder wahlweise die eigene muckelige Kotzelache hineinsingt und mich dabei selig anlächelt und das ganze Gebäude mit klebriger Patina bedeckt diesen gewissen Duft verströmt.
Lippe: Dieser eine Moment als ich einem Typ ein Bier verkauft habe und es dann auf dem Boden fiel. Zu gut war dieses Bier, so dass es vom Boden gekostet wurde. Am zweiten Tag des Festival bot sich der Boden dafür wahrlich an, denn "Dreck reinigt ja den Magen." Leicht verschmiert im Gesicht schaute er mich nach dem Gaumenschmaus an. Ich erklärte ihm, dass ich ihm auch ein neuen Bier hätte geben können. Meine Worte erbosten ihn leider. Daher werde ich seine folgenden Worte nie vergessen: "Ey, Bier ist Bier!"
H: Absolutes Highlight vor einigen Jahren. Typ taumelt nach 8 Stunden Anreise durch den kleinen Eingang in die Halle, kotzt auf den Boden und legt sich zum Pennen ab. Warm und weich. Tagessieg in der Promilleliga gegen 19 Uhr.
T: Hey Leute! Stop! Was auf dem Untergang passiert, bleibt auf dem Untergang!
9: Was ist eure größte Angst bei der Planung des Festivals?
S: Eigentlich ist schon alles passiert, was passieren kann. Wir sind auch auf alles vorbereitet (bis auf Weltkrieg). Ich warte ja auf den Tag, an dem jemand aus Versehen sein Bier ins Mischpult kippt.
T: Das schlimmste was eigentlich bei der Planung passieren kann ist, zumindest aktuell, der positive Coronatest, vorallem bei den größeren Bands.
10: Vielen Dank, damit wären wir schon fast am Ende! Eine letzte Frage noch: Wenn, zum Beispiel wegen Weltkrieg, nur eine einzige Band auf dem Festival spielen dürfte, welche wäre das?
S: Natürlich Sunflowers of Death!
T: Die Ärzte
J: Agrotóxico
Lippe: Idles
Ticket-Verlosung
So, und nun zur Ticket-Verlosung! Wir verlosen 2x2 Karten für das Untergang Festival 2023. Dafür musst du uns nur die einfache Frage beantworten, mit wie viel Promille du vor hast, beim Festival aufzutauchen. Antwort an uns übers Kontaktformular (oder über Social Media und andere Kanäle, hauptsache es erreicht uns), dann bist du im Lostopf. Viel Glück! Einsendeschluss ist der 26.03.2023.
Das Gewinnspiel ist beendet und die Gewinner*innen werden informiert
Fö 03/2023