A Punkrock Guide To Parenting Teil 5

Wie ist es, wenn man vom Punk zum Papa oder zur Mama wird? Alte Gewohnheiten, Lebens- und Denkweisen stehen auf einmal auf dem Prüfstand. Nichts ist mehr, wie es mal war, das ist vielen schon vorher klar. Doch wie dicht die Minen auf dem weiten Feld zwischen Dosenbier und Drei-Monats-Koliken liegen, da machen sich die wenigsten eine Vorstellung von. Daher möchte ich euch in dieser „Kolumne“ immer mal wieder einen Einblick darin geben, wo möglicherweise die Nähte spannen beim Spagat zwischen Pogo und Pampers.

Das heutige Thema lautet: Ich stinke und ich schnarche!


Wer kennt ihn nicht, diesen ultrawitzigen Schenkelklopfer "Punk ist nicht tot, er riecht nur komisch". Zum Totlachen! Aber machen wir uns mal nichts vor, dein Odor war in all der Zeit deines Punkerdaseins meistens nicht das beste. Schon von Weitem konnte man ihn deutlich wahrnehmen. Die Basisnote bestand dabei aus einer Mischung von Achselschweiß, nasser Hund, Bierfahne und nicht richtig getrockneter Kleidung. Erweitert um die Herznote bestehend aus Fußschweiß, bedingt durch das Tragen von dicken Stiefeln zu egal welcher Jahreszeit, leicht süßlichem Cannabis-Aroma und tränentreibender Intim-Smell durch Bondage-Hosen, die jegliche Luftzirkulation im Untergeschoss verhindern. In der Kopfnote konnte man zudem meist ein wenig Haarspray und Patschuli erahnen. Soweit so unangenehm. Seitdem du deine Familie erweitert hast, wurde das Spektrum an Gestank, der von dir, deiner Kleidung und deinem Lebensumfeld ausgeht, jedoch exorbitant ausgebaut. Dabei muss man allerdings betonen, dass dies ausnahmsweise mal nicht auf deinen Deckel geht. Denn gehörten „Shower Days“ schon in der Vergangenheit nicht zu deinen Lieblingstagen im Monat, ist dir nun ein ausgiebiges Reinigen unter fließendem Wasser kaum noch möglich. Die Begründung hierfür lautet schlicht und einfach: keine Zeit! Ärgere dich nicht, dies ist ein Phänomen, das rund um den Globus in den besten Familien zu beobachten ist. Ich empfehle euch eine Doodle-Umfrage, um zu ermitteln, wann, wer wie lange duschen oder baden möchte und ob dies mit den Plänen der anderen Familienmitglieder kollidiert. Im Zweifel hilft da nur der bereits aus dem Ministerium frech empfohlene Waschlappen.
Das alles ist aber nicht das Einzige und schon gar nicht das, was den Ausschlag in Sachen Gestank gibt. Die seltene Körperpflege wäre ja nur halb so schlimm, wenn du nicht ununterbrochen mit Körperflüssigkeiten und Sekreten aller Art benetzt würdest. Klumpenweise Babyscheiße klebt irgendwann an deiner Kleidung sowie an deinem Körper und bei jedem Windelwechsel wird eine neue Schicht aufgetragen. Sämtliche Polstermöbel sind mit einer dicken, klebrigen Schicht Sabber, Rotze und Popeln überzogen, sodass du nicht nur vollgespeichelt wirst, wenn du dein Kind oder deine Kinder auf dem Arm hast, nein, selbst wenn du mal kurz Pause hast und dich versuchst abzulegen, treibst du mit dem Gesicht voran auf einer Luftmatratze aus Speichel über deinem Sofa, ohne es wirklich zu berühren. Aber sorge dich nicht, egal wo du auftauchen wirst, jeder der weiß, dass du nun Kinder hast, wird dir maximales Verständnis für dein Odeur entgegenbringen. Womöglich haben sie selbst welche und sondern somit ähnliche Gerüche wie du ab. Was im Moment viel mehr zählt und in die Bewertung deines Lebens durch andere Leute einfließen wird, ist nicht wie ungepflegt du bist sondern wie gepflegt deine Kinder sind. Und wo wir bei deinen Kindern sind, die wird der Muff, der von dir ausgeht und der in euren vier Wänden hängt, vorerst am wenigsten stören, denn bei ihnen gilt:

"Ja, ich stinke und schnarche, ich bin dumm und hab kein Geld, ich bin häßlich und doch liebt es mich, wie keinen zweiten auf der Welt."

Peter 06/2024