Warum präsentieren wir eigentlich dieses Konzert da in Mainz? Die Frage hat tatsächlich letztens jemand aus der Redaktion gestellt. Vielleicht bringt ja das folgende Interview Klärung. Genauer gesagt, geht es um die Party zu 5 Jahre Keep it A Secret und 4 Jahre We Want The Airwaves, die am 20.11. im Caveau in Mainz gefeiert wird, mit den Bands Steakknife, When There Is None und EvilMrSod. Wer da gerne hin würde: Am Ende des Interviews verlosen wir ein paar Tickets!
Nun aber zu Veranstalter Cornelius und seinen Antworten...
Fö: 5 Jahre Keep it a Secret und 4 Jahre We Want The Airwaves. Erzähl doch mal kurz, was das überhaupt für Sachen sind und warum man die feiern sollte.
Cornelius: Keep it a Secret ist der Namen, unter dem ich seit 2010 DIY-Konzerte veranstalte, hauptsächlich in Mainz und manchmal in Wiesbaden. Ein Jahr später (also 2011) hat mich dann mein Freund Philip gefragt, ob ich mit ihm die nächsten beiden Monate je an einem Freitag Punkrock auflegen wollte. Ich habe vorher schon mit ein paar Freunden auf Trashparties aufgelegt, aber meine Lieblingsmusik laut spielen zu können und im Idealfall damit andere zum Tanzen zu bringen ist schon geiler. Als Namen haben wir uns auf We Want The Airwaves geeinigt, wie der Ramones-Song. Eigentlich sind wir beide davon ausgegangen, dass das überhaupt nicht funktionieren und es bei den zwei Mal bleiben wird. Hat es aber offensichtlich doch, denn am Freitag wird die Party schon 4. Philip wohnt mittlerweile in Darmstadt und hat da seine eigene Kneipe, und zum Jubiläum konnte er leider nicht. Aber zum Fünfjährigen klappt das dann hoffentlich wieder.
Und warum man das feiern sollte? Beide Daten fallen auf den gleichen Tag, da war das naheliegend. Auflegen muss also eh, und wenn drei Bands spielen, muss ich weniger tun, haha.
Fö: Wenn ich mich richtig erinnere, ist es mittlerweile auch 5 Jahre her, dass wir uns erstmalig über den Weg gelaufen sind. Damals warst du mit deiner Band A State of Grace unterwegs. Gibt es die Band noch? Hast du sonst musikalische Ambitionen?
Cornelius: Oh, stimmt, das war im Unten Links in Dortmund, zusammen mit Favorit Parker. Mittlerweile sieht man sich ja auch immer mal wieder auf Konzerten oder Festivals. Die Band gibt es wohl noch, ich bin aber seit diesem Mai nicht mehr dabei. Ich wollte gerne mehr live spielen als der Rest, aber vor allem seit unser Sänger als Tontechniker unterwegs ist (darf ich Werbung machen? Ja? Cool:
www.interauralaudio.com), hat das dann überhaupt nicht mehr geklappt. Wir haben dann noch ein letztes Konzert zusammen gespielt, in der Metzgerstraße in Hanau, quasi unser Wohnzimmer, das war wirklich super, weil viel mehr Leute aufgetaucht sind als wir kannten und die uns sogar wirklich sehen wollten. Der Rest der Band will jetzt wohl ohne mich weitermachen, aber bis in den Proberaum haben sie es bisher nicht geschafft. Jedenfalls mögen wir uns noch alle
Ich habe mir jetzt endlich mal vorgenommen, wieder Musik zu machen und mich gerade die Tage deshalb mit dem Sänger der argentinischen Band Euforia (
www.facebook.com/euforiaweb) getroffen, der vor anderthalb Jahren in Mainz gestrandet ist, und auch endlich wieder eine Band haben will. So wie es aussieht, wird es wohl eine Punkrock-Band werden, haha.
Fö: "We Want The Airwaves" wirbt mit "Die einzige Punkrock/Skapunk/Hardcore-Disco in Mainz". Hast du dir da ein Monopol aufgebaut oder ist die Szene einfach so klein, dass sich in die Nische eh keiner verirrt?
Cornelius: Ich würde ja jetzt behaupten, dass neben mir einfach alle abstinken und sich deswegen keine Konkurrenz etabliert, haha. Nee, es gibt schon noch ein paar Läden, da spielen die DJs auch mal Postpunk oder 77er Punk, Blondie etc. Aber ich würde schon behaupten, dass du nur bei We Want The Airwaves die 7 Seconds, Against Me! oder auch mal lokale Mainzer Punkbands zu hören bekommst. Außerdem bin ich auch der einzige, der Skapunk anfast - über Ska kann man ja viel schimpfen, aber auf die Bosstones und Operation Ivy lass ich nichts kommen. Eignet sich halt auch sehr gut, um Leute zum Tanzen zu bringen. Und das ist als DJ nun mal mein Job.
Zur Szene: Mainz ist an sich voll das Dorf und profitiert von der Nähe zu Wiesbaden, Frankfurt und Darmstadt. Im Prinzip kann man in der Stadt weggehen und man trifft garantiert Menschen, die man kennt. Im Haus Mainusch, also dem selbstverwalteten Zentrum auf dem Unicampus, sowieso.
Fö: Wie sieht's allgemein bei euch aus mit Punkrock? Welche Plätze würdest du Ortsfremden empfehlen? Gibt es schöne Konzertläden, Plattenläden, Imbissbuden etc. bei denen dem geneigten Punkrocker das Herz auf geht? Habt ihr interessante Bands, die es verdient hätten auch außerhalb von Mainz ein Begriff zu sein? Was sind so die Big Player im lokalen Punkrock-Biz?
Cornelius: Scheiße, hätte ich schon einen Bandnamen, könnte ich jetzt voll abräumen! Meiner Einschätzung nach gab es vor ein paar Jahren im allgemeinen noch mehr Mainzer Bands, aber ein paar gibt es schon noch, auch wenn die alle schon so um die 30 sind, z. B. WeSay, Mary Red oder iAnimal (die sind sogar schon um die 40). Wilde Zeiten werden wohl einigen ein Begriff sein, und die Frohlix haben dieses Jahr wohl Dreißigjähriges, sind aber nicht mehr wirklich aktiv.
An punkigen Orten gibt Mainz nicht so viel her, das Mainusch gewinnt definitiv in dieser Kategorie. Ansonsten gibt es noch das Hafeneck, eine gemütliche Kneipe, die dem Frohlix-Sänger gehört, und den Punkshop, ein Mailorder. Jungejunge, das ist echt nicht so viel ...
Fö: In Zuge meiner umfangreichen (haha!) Interview-Recherchen fand ich folgendes Zitat über dich: "...mit Cornelius von Keep it a Secret einen Champions League Verdächtigen Veranstalter entdeckt" (Toto/Skin of Tears). Was, meinst du, unterscheidet dich von anderen Veranstaltern?
Cornelius: Oh, danke für die Blumen, wo ist das her? Was mich von anderen Veranstaltern unterscheidet? Pu, keine Ahnung. Ich hab mal aus Scheiß zu Crazy Arm gesagt, dass ich nur Shows veranstalte, damit ich nicht so weit zu Konzerten fahren muss. Das stimmt natürlich nicht, aber eigentlich buche ich ja nur das, worauf ich Bock habe, und normalerweise freue ich mich dann ja auch auf ein Konzert, auch wenn das oft viel Arbeit ist. Ich war ja selbst schon auf Tour und kenne also beide Seiten. Wenn eine Band satt ist und sich gut aufgehoben ist, kann auch mal die PA kacke sein, das ist dann nicht ganz so wichtig.
Fö: Für das Jubiläum hast du mit Steakknife, When There Is None und EvilMrSod drei recht unterschiedliche Bands an Land geholt. Siehst du den Abwechslungsreichtum als Konzept oder war beim Booking eher der Zufall im Spiel?
Cornelius: Zufall war das nicht. When There Is None standen als erstes fest. Das ist so eine dieser Bands, wo es mit den Menschen einfach unheimlich gut passt. Genauso sieht es mit Pablo aka EvilMrSod aus. Beide hab ich gezielt eingeladen. Steakknife hatte ich 2008 für mein erstes richtiges Punkrock-Konzert gebucht, als ich noch für das AStA-Kulturreferat der Uni Konzerte veranstaltet habe. Als die Anfrage zur neuen Platte reinkam, war das Lineup dann fest.
Fö: Was wäre denn dein persönliches Wunsch-Lineup zum, sagen wir mal, zehnten Jubiläum? Gibt es Bands, mit denen du immer schon zusammen arbeiten wolltest?
Cornelius: Ich mache ja jetzt auch das Booking für die Kreativfabrik in Wiesbaden (
www.facebook.com/kreativfabrik.wiesbaden) und da haben wir auch eine Skatehalle im Haus. Da will ich unbedingt mal eine Spermbirds-Show machen. "My God rides a Skateboard" zum Zehnjährigen, das wäre was.
Fö: Und andersrum: Gab es in der Vergangenheit auch negative Zwischenfälle? Eventuell sogar Bands, denen du mittlerweile lieber aus dem Weg gehst?
Cornelius: Ja, gibt es schon, aber nichts dramatisches. Das sind dann eher mal regionale Bands, denen egal ist, dass das alles ganz schön viel Arbeit ist. Kam aber zum Glück bisher selten vor. Tourende Bands sind da echt viel dankbarer.
Fö: Wenn du mal privat auf ein Konzert gehst, in welcher Rolle schaust du dir primär die Band an? Als Besucher, als Veranstalter, oder überlegst du schon, wie die Musik wohl in der Disco funktionieren würden?
Cornelius: Ich gehe primär auf Konzerte, weil ich Musik mag. Manchmal ertappe ich mich dabei, dass ich im Veranstaltermodus bin und versuche das dann bewusst auszuschalten. Der DJ in mir versucht auch mal, sich den Song zu merken, bei dem die Leute total abgehen und den ich nicht kannte (ja, kommt vor). Oft juckt es mich aber auch einfach in den Fingern und ich will wieder selbst Musik machen. Also anscheinend immer so ein bisschen von allem.
Fö: Wie stellst du das Programm für so einen Disco-Abend zusammen? Gibt es Songs, die immer im Gepäck sein müssen? Probierst du auch mal Genre-Fremdes aus? Wie reagierst du auf Songwünsche? Sorry für so viele Fragen auf einmal. Als Bonus noch: Welche Medien legst du auf - Vinyl, Mp3, CD, Drehorgel?
Cornelius: Fangen wir mal hinten an: Vinyl und CDs. Dadurch und durch das eingegrenzte Genre ist die Songauswahl am Abend ja schon mal eingegrenzt, ich hab halt keine 10.000 Songs dabei. Zu Beginn (= wenn eh noch keiner da ist), spiele ich dann das, was ich gerne hören will. Oder auch mal "The Decline", da kann man locker ein Bierchen trinken gehen, haha. Jawbreaker muss immer dabei sein, aber gefühlt-vergessen habe ich eh jedesmal irgendwas.
Genrefremdes, was meinst du? Ich könnte jedes mal, wenn ich bei Airwaves auflege, Guns'N'Roses spielen, aber das mach ich nur bei meinem Cover Special einmal im Jahr (das Misfits-Cover von denen ist groß!). Ansonsten kommen als Wünsche die üblichen Dinge: spiel den Song noch mal / spiel das sofort, ich geh gleich / hasdusysem? / kann ich mein Handy anschließen? (Das alles kommt dann aber eher von den Leuten, die sich so in den Club verirren und nicht extra für Punkrock gekommen sind)
Fö: Hast du auch öfter Gast-DJ's da? Wie funktioniert das allgemein mit der Arbeit bei Keep it a Secret und We Want The Airwaves, hast du immer Leute, die dir unter die Arme greifen oder schaffst du alles alleine?
Cornelius: Ich lade mir immer mal wieder ein paar Freunde ein, so auch jetzt beim Jubiläum. Da sind Buzz Dee und tob* von Profile Me dabei, die auch regelmäßig in Frankfurt in diversen Läden auflegen. Ansonsten kommt da nicht so viel bei rum, als dass man da groß Leute einfliegen lassen könnte.
Keep it a Secret mache ich eigentlich auch alleine. Für die Shows suche ich mir dann immer ein paar nette Menschen zum Helfen. Ein großes Danke an dieser Stelle mal an Tilly und Daniel von Antifa Gourmet ™, die mittlerweile meistens das Kochen übernehmen.
Fö: Abschließend noch: Mit welchem Song beendest du am Liebsten einen Abend und mit welchem würdest du dieses Interview beenden? Und, was noch viel interessanter ist: Warum?
Cornelius: Rausschmeißer-Songs gibt es ja einige, aber den Song, den ich wohl am meisten dazu benutzt habe, müsste Snuff - Take me Home (Piss off) sein. Platz 2 und 3 dann EA 80 - Auf Wiedersehen und Die Bullen - Feierabend.
Um dieses Interview zu beenden? Schrappmesser - Auf alles reimt sich saufen, zum Beispiel auf Bier. Geht immer.
Fö: So, Danke für das Interview! Viel Spaß bei der Sause!
Cornelius: Sehr gerne! Und danke!
Und nun die Verlosung! Tataaa!
Wir verlosen 2x2 Karten für den Abend. Was du dafür machen musst? Uns einfach
übers Kontaktformular deinen Namen schreiben und als Extra-Info noch, sagen wir mal, nach wie vielen Fragen du aufgehört hast zu lesen. Einsendeschluss ist der 19.11.!
Fö 11/2015