Ramoetry ist der pfiffige Name einer Ausstellung, die derzeit (29.04.-13.05.2016 im Bochumer
Neuland läuft. Macher Stefan kennen wir sonst als Moderator bei
punkrockers-radio.de, heute darf er selbst mal die Position des Interviewten einnehmen...
Zwen: Erste Frage: Du wirst heute interviewt. Fühlst du dich unwohl?
Stefan: Weil ich jetzt interviewt werde? Nö, ich kenne das ja. Miteinander sitzen, Bier trinken, quatschen...
Zwen: Ja, aber ich stell' jetzt die Fragen.
Stefan: Kein Problem.
Zwen: Okay, vorweg mal: Bei geschriebenen Interviews lesen die Leute eh nicht so weit, deswegen erklär' unseren Lesern doch mal kurz, worum es bei Ramoetry geht.
Stefan: Ich habe vor drei Jahren angefangen bei Interviews, die ich für punkrockers-radio.de mache, die Leute einfach mal Texte der Ramones lesen zu lassen. In der Regel interviewt man ja die Sänger und ich fand es cool, Sänger die Texte lesen zu lassen. Dann habe ich überlegt, welche Band man nehmen kann und dann kam ich auf die Ramones. Die kennen alle. Die Texte sind kurz und die meisten Leute mögen sie und viele verehren sie. Die erste Idee war ein Interview anders zu gestalten und nicht immer nur nach dem neuen Album zu fragen, sondern einfach mit den Texten eine neue Komponente reinzubringen. Irgendwann kam dann die Idee mit der Ausstellung. Es gibt 40 Aufnahmen von Leuten aus aller Welt, die Ramones-Texte lesen und davon habe ich zehn für die Ausstellung ausgewählt. Bei der Ausstellung gibt es zehn Stationen, wo man sich den Original-Titel anhören kann und die Interpretationen der Leute. Es gibt zu den Stationen Plakate, da stehen die Songtexte drauf und da sind Informationen zu den Leuten drauf, die gelesen haben. Die Aufnahmen sind übrigens alle auf Kassette, die man dann individuell abspielen kann.
Zwen: Außerdem sind auf den Plakaten noch Autogramme/Verewigungen der Interpreten.
Stefan: Das stimmt. Das habe ich aber nicht durchgängig gemacht. Bei einigen habe ich's vergessen und als ich mit den Interviews angefangen habe, da war die Idee zur Ausstellung noch gar nicht da.
Deswegen habe ich nicht daran gedacht alle unterschreiben zu lassen.
Zwen: Aber es ist schon interessant, dass man eine solche Ausstellung gerade mit den Ramones macht. Textlich bzw. lyrisch ist das ja alles sehr simpel.
Stefan: Ja, klar, aber den Ausschlag hat damals gegeben, dass alle die Band kennen. Zumindest kennt doch jeder, der Punk-Musik hört, die Ramones. Ich kann mir zumindest nicht vorstellen, dass jemand Punk hört und die Ramones nicht kennt. Es gibt eine große Textauswahl und die Texte sind kurz. Gerade zum Lesen ist das natürlich gut und wenn die Texte zu kompliziert sind, passt das dann vielleicht auch nicht.
Zwen: Ja, man merkt ja bei einigen Leuten, dass das nicht so passt.
Stefan: Das ist ja auch cool. Man merkt immer, ob die Leute da Bock drauf haben, oder nicht. Da sind Texte dabei, die über fünf Zeilen gehen und bei denen man dann nach 10 Sekunden fertig ist und dann gibt es wieder Texte die dann über 1 ½ Seiten gehen.
Zwen: Ich finde das auch spannend, dass es Leute gibt, die wirklich den Text komplett lesen, obwohl zehn Mal „Oh Baby!“ kommt und andere die dann sagen „Skip this“.
Stefan: Da waren schon gute Leute dabei. Teilweise gibt es einen kurzen Text einfach nur runtergeleiert und teilweise gibt es richtige Performances. Was Karl Nagel da zum Beispiel abzieht, das ist ja schon Theater.
Zwen: Ja, das ist schon stark, wie die Texte neu interpretiert werden. Karl Nagel ist da auch für mich ein Highlight. Dann finde ich noch Get Dead mit „Pet Semetery“ richtig geil und ich finde cool, dass Justin Sane die Geschichte hinter „The KKK took my Baby away“ erzählt. Die Geschichte sollte jeder Ramones-Fan kennen.
Was ist denn für dich noch so ein Highlight?
Stefan: Für mich ist, dass CJ Ramone gelesen hat, wichtig. Ich meine, der hat bei den Ramones gespielt. Den zu interviewen war geil und der fand die Idee super. Der Typ ist spitze. CJ hat „Born to die in Berlin“ gelesen. Ich hatte das gar nicht auf dem Schirm. In dem Song ist eine Passage auf Deutsch und er hat sich da durchgehangelt.
Zwen: Ich muss auch ganz ehrlich sagen, dass ich den Song vorher gar nicht kannte.
Stefan: Ich auch nicht. Von den 30 Songs, die ich ausgewählt hatte, kannte ich auch nicht alle, aber passte.
Zwen: Wie war das denn bei dir mit den Ramones? Wann hast du deine Liebe zu denen entdeckt, weil ich denke mal, dass sie auch in deinem Leben eine wichtige Rolle gespielt haben.
Stefan: Jein, also ich habe die Ramones gehört, aber ich habe mir die Ramones live, obwohl ich die Chance hatte, nicht angesehen. Die waren mir damals einfach zu groß. Eigentlich habe ich jetzt erst durch die Ausstellung so richtig Zugang zu der Band bekommen. Der Sinn der Ausstellung ist ja auch nicht, dass ich ein totaler Ramones-Fan bin. Mit dem Ramones habe ich eher versucht, einen Common Sense im Punk zu finden, trotzdem bin ich definitiv kein Die-Hard-Fan, aber heute ärger ich mich schon, dass ich sie nicht gesehen habe.
Zwen: Hast du denn zum Ende noch was zu sagen?
Stefan: Ja, kommt vorbei!
Zwen: Genau, ist eine wirklich tolle Ausstellung mit sehr viel Liebe gemacht. Ich bin hellauf begeistert und habe sogar ganz das Biertrinken darüber vergessen. Das heißt was. Kommt vorbei und nicht nur Ramones-Fans, kommt alle!
Stefan: Ja, würde mich freuen. Es gibt auch ein Rahmenprogramm. Am Dienstag (03.05.2016, Anm. d. Red.) ist hier ein Konzert. Die Ramones spielen zwar nicht, aber immerhin The Rattenpack. Am Mittwoch (04.05.2016, Anm. d. Red.) ist dann noch eine Lesung von den Leuten, die Punk im Ruhrgebiet geschrieben haben und ich werde noch ein paar Drum-Herum-Geschichten zu den Interviews erzählen, von CJ Ramone, Get Dead und vom Punk Rock Holiday.
Zwen: Wie lange läuft die Ausstellung noch?
Stefan: Die läuft bis zum 13. Mai. Vielleicht mache ich die dann noch wo anders, mal schauen.
Zwen: Und in welchem Rhythmus?
Stefan: Eigentlich ist jeden Abend geöffnet, außer montags. Steht aber auch alles auf der Website (
http://www.ramoetry.net/)
Zwen 05/2016