Irgendwann im vergangenen Jahr kam die Idee auf, doch einfach mal ein Interview mit Robinson Krause zu machen, wo sie doch erstens beim 15 Jahre Bierschinken spielten und zweitens ne neue Platte in den Startlöchern hatten. Aber Ideen im Umfeld von Robinson Krause brauchen immer etwas länger, um zu reifen...mehr dazu später.
Interview dann also im Rahmen eines Konzertes mit Affenmesserkampf und Bijou Igitt am Strich in Dortmund, während wir eh auf Affenmesserkampf und die Backline warten, eng zusammen gepfercht im Tourvan der Band, mit Gastappearances diverser weiterer Protagonisten, Schlunzen und Kobolden.
Als Diktiergerät fungierte übrigens ein Nokia 112, kann ich nur empfehlen! Das Ding schafft es tatsächlich, eine halbe Stunde Gespräch auf 1 Megabyte zu komprimieren!
Fö: Ich hab mal gehört, dass man bei nem Interview als erste Frage immer fragen sollte, wer wer ist, damit man später beim Abtippen die Stimmen zuordnen kann. Das versuch ich mal! Wer seid ihr jeweils, welche Funktion habt ihr in der Band und welche Zauberkraft hättet ihr als Pokemon?
Anmerkung: Hat übrigens nicht ganz geklappt, die folgenden Namen sind also einfach ausgewürfelt. Eigentlich hat immer die Band als Konglomerat geantwortet
Robin: Ich bin Robin, ich hab eine Funktion in der Band, aber ich hab halt leider von Pokermon...
Elias: Poker-Mon?
Robin: Ich weiß echt nichts darüber! Ich weiß nur dass es jetzt Poker-Mon Go gibt, dieses neue Ding, aber was das genau heißt, weiß ich auch nicht. Ich weiß nur, dass es aus Sindelfingen oder aus Japan kommt. Oder Korea.
Aron: Ich bin Aron, spiele auch in dieser Band und hab auch von Pokemon keine Ahnung, ich weiß dass Klassenkameraden das gespielt haben, mit Karten oder so, oder das nur geguckt haben im Fernsehen, eins von beiden.
Elias: Ich bin Elias, ich bin der Probenterminadministrator der Band. Meine Zauberkraft als Pokemon: Geld für Bier leihen.
Robin: Scheiße, ich hab das ja völlig verpeilt mit der Zauberkraft, bei der ersten Frage schon, oder?
Elias: Oder ich würde unsichtbar sein, aber das funktioniert dann auch nicht.
Aron: Ich könnte Braunkohle in Flöz verwandeln.
Robin: Also quasi son bisschen alchimistenmäßig am Start? Ich bin dann wahrscheinlich son Entfesselungskünstler. Wenn man mich mit verbundenen Augen und Händen in nen reißenden Fluss werfen würde, dann würde ich mich befreien.
Elias: Ich weiß was ich wär! Ich könnte rückwärts fliegen nur dadurch dass ich Bäuerchen mache!
Fö: Ihr bringt, oder habt schon, oder wollt, oder, also, neue Platte. Warum hat das so lange gedauert?
Aron: Also wir haben das ganz schnell aufgenommen, innerhalb von anderthalb Wochen war alles im Kasten. Dann hat der Mischer, der Christian, das auch ziemlich schnell fertig gemacht, weil er dachte, wir hätten Bock auf so ne ganz schnelle Nummer. Und dann haben wir uns bestimmt ein halbes Jahr nicht mehr gemeldet.
Dann wollten wir immer noch irgendwas verändern oder neu singen und haben das über Jahre nicht hingekriegt. Auch das Artwork und wie die Platte heißen soll. Irgendwann haben wir die Spuren alle fertig gemacht, dann konnte er das alles mischen und mastern - und dann haben wir uns wieder ganz lange nicht gemeldet.
Dann haben wir's irgendwann gebacken gekriegt, das Artwork fertig zu kriegen und alles ans Presswerk zu schicken, die haben das dann auch gepresst, aber dann hatten wir immer noch keinen Kontakt mit unserem Vertrieb Cargo aufgenommen. Dann haben wir die Platte erstmal verkauft - darf man das schon sagen? Cargo weiß jetzt auch so langsam von uns und verkauft die auch bald.
Elias: Wann haben wir aufgenommen? Ende Oktober 2014!
Aron: Trillerfisch, unser Label, hat sich auch bei uns nicht gemeldet und wir nicht bei denen, das war ein harmonisches Schweigen.
Robin: Man muss dazu sagen, dass wir ständig mit Claus in Kontakt waren, aber es ging eigentlich nie um die Platte, das lag halt nicht so im Fokus.
Elias: Aber jetzt ist die Platte ja bald draußen.
Fö: Gibts da nen fixen Veröffentlichungstermin?
Aron: Heute gab's ne Nachricht auf Robins Telefon, dass es demnächst ne Idee gäbe dass es nen Termin geben könnte.
Robin: Dieser VÖ-Termin ist ja fast eher unwichtig, wir verkaufen die ja schon...
Elias: Das dürfen wir nicht sagen!
Robin: Kannst du kurz auf Pause drücken? Wir ****** die ja schon. Dieser VÖ-Termin ist halt einfach nur ******, damit das in den digitalen Vertrieb und die Plattenläden geht, deswegen muss das einmal diese offizielle Geschichte durchlaufen. Und wann der genau ist kann man immer noch nicht sagen, weil wir müssen denen erstmal die ganzen Sachen schicken. Die Sache ist noch heiß!
Fö: Arbeitet ihr denn mittlerweile nicht schon längst an was anderem?
Aron: Robin schreibt 'n Buch...
Die Autotür öffnet sich und ein bärtiger Kobold schaut rein
Kobold: Wollt ihr eigentlich noch losfahren?
Robin: Nein, wir quatschen gerade! Du kannst dich gerne einklinken!
Kobold geht wieder
Robin: Der war von Bijou Igitt, der eine. Der wollte nur fragen was abgeht. Der hat total Ähnlichkeit mit Mirko von Affenmesserkampf.
Aron: Also, Robin schreibt 'n Buch, Öli macht 'n Soloprojekt, und ich geh in Mutterschaftsurlaub.
Elias: Nee, wir haben doch schon ungefähr 3 Minuten neue Sachen, auf 4 Stücke aufgeteilt.
Aron: Also so 2030 können wir mit ner neuen VÖ rechnen.
Fö: Und die Gays of Thunder, gibt's die noch?
Elias: Wir spielen morgen auf nem Geburtstag!
Robin: Da kommen wir nicht so wirklich zum neue Lieder schreiben, weil wir auch nie zum Proben kommen.
Fö: Ich bin beim Hören der Platte stehengeblieben bei nem Song über Eppendorf. So für nicht-Hamburger: Was genau ist Eppendorf und was ist so schlimm daran?
Elias: Dann bist du schon sehr früh stehen geblieben!
Aron: Eppendorf ist son Schickimickistadtteil, früher ein Arbeiterstadtteil, durchgentrifiziert und jetzt ist es am Ende der ganzen Schiene ein Double-Income-No-Kids im hochpreisigem Segment.
Robin: Porsche Chayenne stehen da rum.
Aron: Hat aber auch das Potential, bald wieder von ner Planierraupe erwischt zu werden, so dass dann alles von vorne beginnt. Aber das ist mehr ne Hoffnung.
Robin: So ein Superreichenviertel, in so ner Gegend umgeben von anderen Stadtvierteln wo einfach richtig Hamburger Geldadel am Start ist.
Elias: Da gibt's so Läden, wo du 150 Camenbert-Sorten kriegst, und Schleichkatzenkaffee und sowas.
Robin: Aber du kannst auch ein Negligee für 70.000 Mark kaufen.
Elias: Von Bijou Igitt. Die kommen da alle her. Die haben da Eigentum!
Die Kobolde neben dem Auto gucken komisch
Elias: Da guckense, ne? So selbstverliebt, ach, der Portier macht ja alles, ne?
Robin: Ich finde, die nächste Frage sollte Mirko von Affenmesserkampf beantworten. Egal welche!
Fö: Okay! Mirko, spielst du Konzerte lieber Wasser trinkend und filigran abliefernd oder sturzbesoffen nichts mehr hinkriegend?
Mirko: Das ist leider keine Frage des Wollens!
Robin: Mir geht es meistens um den ganz schmalen Grat in der Mitte. Diese ganz feine, hauchdünne Linie.
Aron: Der hat 'nen Höhenunterschied von 8000 Metern, oder Kilometern. Aber im Grundriss isses ja dann ganz dünn. Aufriss viel, Grundriss wenig, das ist diese Formel.
Fö: Mal zum Thema Affenmesserkampf. Ihr seid so oft zusammen unterwegs, warum haltet ihr das immer noch aus und gibt's da irgendwelche geheimen Insider-Tourstorys die ihr keinem erzählt außer mir?
Aron: Mittlerweile reisen wir nur noch in getrennten Autos. Heute hatten wir schlechte Laune im Auto, weil wir Mirko dabei hatten.
Elias: Was war die Frage nochmal?
Aron: Das Geheimnis ist tatsächlich das gemeinsame Hören eines bestimmten Musikers, den wir an dieser Stelle aber nicht nennen, das würde rechtliche Konsequenzen haben.
Elias: Emphase mehr auf Klassenfahrt als auf musikalisch abliefern. Neunte Klasse Skiurlaub. Hauptschule.
Robin: Es gab eine Nacht, die hat sehr zusammengeschweißt, ich weiß nicht mehr wo das war...
Aron: In Hanau!
Robin: Jedenfalls da wo Antitainment herkommen. Da haben wir in so nem Laden gespielt und danach da gepennt.
Elias: Und wir wurden in der Kneipe eingeschlossen.
Aron: Hätte nämlich sein können, dass Nazis kommen.
Robin: Nee, das war in Neubrandenburg.
Aron: Nein, auch in Hanau! Wir wurden eingeschlossen zu unserem eigenen Schutz. Aber der Zapfhahn war noch auf. Und es gab 'ne Besenkammer. Mit nem Besen.
Robin: Und zum Schluss standen wir alle mit 'nem Besen falschrum in der Hand und haben im Takt mit nem Besen rumgeklopft
Aron: Die Augen wurden immer röter, weil wir uns den Staub in die Augen gekloppt haben.
Robin: Und das war wie Blutsbrüderschaft.
Aron: Wir haben uns angefasst. Danach war nichts wie vorher.
Elias: Platon wurde nach Griechenland ausgewiesen.
Fö: Was war der ungewöhnlichste Ort, an dem ihr je gespielt habt?
Robin: Da ist der Strich auf jeden Fall vorne mit dabei!
Aron: Der ungewöhnlichste Ort war in Irland, wir haben ne Tour gespielt mit Section 4, und am letzten Tag, an einem Sonntag um 14 Uhr, haben wir in nem katholischen Jugendzentrum, einer Community Hall, unten im Keller gespielt, und die einzigen Zuhörer waren unsere Freunde Boris und Vincent.
Elias: Und der Mischer.
Vincent: Und einer von der Metalband die nach euch gespielt hat.
Aron: Wir waren halt total fertig, es war ein ganz kleiner Raum, niemand da, und wir waren eher so auf Relaxing aus.
Vincent: Der Tag davor war ein Festival auf nem Acker mit sehr viel Selbstgebrautem.
Robin: Das war wiederum geil!
Fö: Wie kam es denn überhaupt zu dieser Irland-Tour, in England wart ihr auch schonmal oder?
Elias: Wir haben Section 4 einfach klassisch angeschrieben, und die haben sich total enthusiastisch gemeldet und als ziemlich geile Leute entpuppt.
Aron: Einmal Irland, einmal England, und einmal sind wir mit denen durch Deutschland getourt.
Fö: Man hört ja oft dass es eher schwierig ist, in England oder Irland zu spielen.
Elias: Betriebswirtschaftlich ist es schwierig, aber ansonsten...das ist eben ein bisschen anders.
Aron: Dass man Freigetränke und Essen kriegt, und Spritkohle und Pennplatz, das kann man da einfach knicken, man kann sich freuen wenn man sich noch irgendwo auf dem Fußboden dazwischen klemmen darf, aber eigentlich muss man sich da alles selbst organisieren und auch mal den Pint für 6 Euro zahlen, aber das haben wir dann halt gemacht.
Elias: Ich finde das auch geil da, in Irland spielst du hauptsächlich in so alternativen Pubs, aber auch in England, dem "Mutterland des Punk", da ist diese ganze Infrastruktur die hier so selbstverständlich ist, einfach nicht vorhanden. Wenn dann sind das dann so kleine Sachen die kurz mal entstehen und dann schnell wieder weg sind. Aber das ist schon beachtlich, irgendwie hat das doch immer ganz gut geklappt. Die Leute die das gemacht haben waren auch weniger so richtige alteingesessene Wir-Haben-Alles-Gesehen-Punker, sondern enthusiastische Leute, die sich wirklich freuen dass was in ihrer Stadt passiert.
Die Autotür öffnet sich schon wieder, ein Veranstalter-Schlunz steckt den Kopf rein
Schlunz: Sagt mal, habt ihr zufällig Salz?
Robin: Ich hab Gras und Taschentücher! Oder ein Snickers mit weißer Schokolade!
Schlunz: Wir brauchen irgendwas, um Nudeln zu salzen.
Elias: Warte auf Affenmesserkampf, die haben Lecksteine im Bus.
Aron: "In jedem Tourbus gibt es Salz", so heißt unser nächstes Album!
Fö: Apropos Essen. Was war der ungewöhnlichste Ort, an dem ihr euch je übergeben habt?
Elias: EM 2012, da bin ich durch Zufälle in der Ukraine bei einem Spiel der deutschen Nationalmannschaft gelandet, hab davor richtig getankt, und während die Nationalspieler die Hymne gesungen haben, war ich unten in den Katakomben mit der Klofrau und hab gegöbelt was das Zeug hält.
Robin: Wie war das bei mir, auf dieser Zugtour, mit Hannes, von Berlin weg, da hab ich son ganzen Großraumwaggon geflutet. Da habe ich mir irgendwie 'nen Virus angesoffen, ich war die ganze Fahrt am Kotzen, ich weiß gar nicht wo das alles her kam. Ich lag auch im Abteil und die Leute mussten über mich rüber steigen.
Aron: Robin hat in den metallenen Mülleimer gekotzt, diese Dinger mit dem Klappscharnier, das heißt unten war alles offen.
Robin: In Schwerin hatten wir nen Zwischenstopp, da hat Öli gesagt ich müsste nen Red Bull trinken, das ätzt das alles weg, und tatsächlich ging's dann. Das war wirklich ne Grenzerfahrung.
Aron: Ich hab im Volksbad in Flensburg, ein sehr schöner Laden wo direkt darüber echt schön eingerichtete Bandwohnungen sind, da haben wir gespielt, haben vermutlich ein ganz bisschen was getrunken, da bin ich dann besoffen eingeschlafen, meine Freundin lag neben mir, und ich bin davon wachgeworden, wie ich ihr in den Nacken gekotzt habe. Das war romantisch.
Mirko: Das war glaube ich das zweite Konzert, das wir zusammen gespielt haben.
Elias: Aus diesen Kotzgeschichten könnten wir n ganzes Interview machen!
Fö: Ich bin auch schon fast am Ende mit den Fragen. Euer Masterplan für ein sorgenfreies Leben?
Aron: Bedingungsloses Grundeinkommen und dann mal gucken.
Elias: Erster Arbeitsmarkt.
Robin: Können wir die Frage streichen?
Fö: Die peinlichste Platte in eurer Sammlung?
Handy klingelt, wir müssen Affenmesserkampf eben erklären, wie sie zum Laden kommen
Aron: Ich hab so ne relativ alte AC/DC-Platte, die wahrscheinlich andere total cool finden würden, die finde ich total scheiße. Die würde ich sofort wem schenken wenn die wer haben will. Außer Leif.
Elias: Ich hab eine mit so Märschen aus dem Dritten Reich, das ist mir echt peinlich, das musst du auch nicht abdrucken.
Affenmesserkampf kommen an, Begrüßungsrituale, sämtliche Gesprächsfetzen gehen im allgemeinen Kuddelmuddel unter.
Fö: Noch ne Zugabefrage: Wenn morgen Wahlen wären, was würdet ihr zu Mittag essen?
Aron: Gnocchi in so ner geilen Minestrone!
Fö 07/2016