Bakraufafita erweitert seinen Stall und veröffentlicht die neue Platte von Lulu & die Einhornfarm. Ohne lange zu überlegen sage ich der Intervieweinladung zu. Lulu und ich verabreden ein Kennzeichen zum Wiedererkennen am geheimen Treffpunkt im Prenzlauer Berg. Leider kann ich nirgends die versprochene rote Hose mit Rosenmuster auftreiben. Völlig berechtigt werde ich als Faker begrüßt. Erste Eindrück zählen so viel und ich hab meinen schon versaut. Positiv betrachtet kann es von nun an nur noch bergauf gehen. Ab sofort sollen alle ein bisschen netter und weniger assi sein. Der Affront zielt zum Glück auf Fabi, der ebenfalls zum Interview gestoßen ist. Zum Warmwerden hab ich mir ein paar kurze Entscheidungsfragen überlegt.
Phil: Wizo oder Slime?
Lulu: Boah, ich find beide naja. Alex Schwers spielt doch bei Slime, also Slime. Alex, wir wollen gern auf dem Punk im Pott spielen.
Phil: Metallica oder Manowar?
Lulu: Metallica, die sind irgendwie sexier. Manowar haben so schwarz gefärbte Haare und Männer die gefärbte Haare haben finde ich prinzipiell ziemlich unerotisch.
Phil: Bier oder Schinken?
Lulu: Bier.
Fabi: Schinken.
Lulu: Da ist es in der Band wohl genau fifty-fifty.
Phil: Langer oder dicker Penis?
Lulu: Oh, dick.
Fabi: Muschis
Phil: Bönx oder Fö?
Lulu: Fö, weil er die Pornokuhle hat. Bönx ist halt immer besoffen, ich weiß nicht so genau. Und Fö hab ich noch nicht so oft besoffen erlebt. Und Bönx prinzipiell immer.
Phil: Aus eurer Perspektive, welches sind die großen Themen eures Albums?
Lulu: Mein Liebesleben wahrscheinlich. Es wird aus allen Perspektiven beleuchtet. Mal bin ich der dominante Part, mal bin ich der unterdrückte Part... Nee, eigentlich geht es gar nicht um mich. Eigentlich geht es um alles, was ich so im Fernsehen sehe. Und ich schau sehr viel Fernsehen. Also hauptsächlich Berlin - Tag und Nacht. Eigentlich hätten wir das Album auch Berlin - Tag und Nacht nennen können.
Phil: Was würdet ihr gerne mal in einer Rezension über eure Platte lesen?
Lulu: Dass wir uns in einen Brunnen stürzen und erschießen sollen. Hab ich aber glaub ich schon mal gelesen, im Ox oder so. Weiß ich nicht mehr so genau.
Fabi: Stimmt, aber so richtig schlimmes gab es noch nicht.
Lulu: Nee. Aber ich würde gerne mal was richtig fieses, asoziales lesen. Bisher waren leider alle sehr nett. Also, die drei die es gibt, die waren sehr nett.
Fabi: Außer in den Veranstaltungssachen. Wenn du da mal durchguckst: wer sind diese Lulu & die Einhornfarm. Die sind voll scheiße
Lulu: Was?
Fabi: Ist ganz geil eigentlich. N paar Hater gibt’s schon.
Phil: Ist das auch ein großes Karriereziel, Hater zu haben?
Lulu: Ja, eigentlich schon.
Fabi: Das gehört ja dazu. Ohne Liebe kein Hass und andersrum. Wäre ja scheiße, wenn es alle gut finden würden.
Phil: Einige eurer Hits handeln von Jungs. In einem Interview mit dir habe ich gelesen, dass du nie aufhören wirst über die Penisse deiner Exfreunde zu singen. Wieso ist das für dich so ein großes Thema?
Lulu: Vielleicht es ist einfach der Penisneid, weil ich keinen habe. Ich hab keine Ahnung. Penisse beschäftigen mich schon sehr und ich kann mich innerlich auch nicht beruhigen. Das klingt zwar n bisschen opfermäig, aber ich denke schon ziemlich oft an Penisse. An Fabis Penis denke ich übrigens nicht.
Fabi: Das ist beruhigend.
Lulu: Das mach ich nämlich nicht. Wenn ich Leute gut kenne, dann hör ich auf an ihre Penisse zu denken.
Fabi: Ich denk auch nie an deine Muschi.
Phil: Beim Durchhören der Platte ging es oft um - in meinen Ohren - unbefriedigenden Sex und unerfüllbare Erwartungshaltungen (Tinder in Zulumumbu; ungeschützter Sex in Ohne Gummihoppse; Ficki Ficki; Essen, Ficken, Fernsehgucken). Sind dies Themen, die ihr aus dem Fernsehen habt oder sind die in eurem Bekanntenkreis relevant?
Fabi: Das sind auf jeden Fall Themen, die du nicht von uns hast. Das ist schon mal klar.
Lulu: Also, was die Texte angeht, da haben die Jungs gar nichts mit zu tun. Die merken eh immer erst was ich singe wenn wir es aufnehmen, weil die sonst so laut sind, dass sie es gar nicht verstehen. Und es ist denen auch total rille.
Aber natürlich, ich hab mich auch schon mal auf Tinder angemeldet. Ich bin jetzt gerade auch auf Tinder, bin aber schon ein bisschen älter und musste deshalb mein Suchprofil anpassen und hab dann mal geguckt, was da so mit Männern ab 30 abgeht und es ist erschreckend. Männer ab 30 haben hauptsächlich hässliche Frisuren. Die sehen alle aus wie 50, also wie meine Eltern hab ich so das Gefühl.
Vielleicht ist das auch nur eine Masche. Auch wenn ich mit denen schreibe, kommt immer sowas wie „ja, wie siehts denn bei dir mit Kindern aus?“ und „Ja, mir wär das ja schon wichtig“ und ich denk so was? Leute, ich bin 30. Was ist denn mit euch los. Ich will doch jetzt noch keine Kinder haben.
Und das Gummiding, ist halt Standard. Männer wollen immer noch Gummi bumsen. Ist halt so. Weiß zwar nicht warum, aber wenn ich für jede Anfrage n Hunni bekommen hätte, dann hätt ich auf jeden Fall schon zweihundert Euro.
Phil: Warum ist Deutschland in euren Augen ein Opfer?
Lulu: Keine Ahnung, ich fand den Satz lustig. Und dann kam da so n Spasst an und meinte, dass hätten Rantanplan schon geschrieben. Dann gabs erst mal wieder Stress.
Phil: Mit Rantanplan oder mit dem Fan?
Lulu: Nee, mit Rantanplan haben wir letztes gespielt und irgendwie hab ich Suff erzählt, dass ich Trompete spiele. Ein paar Tage später hat der Typ mir dann geschrieben, ob ich für ihn einspringen kann. Man, du Opfer, ich spiele keine Trompete!
Die Emotionen kochen merkbar hoch. Vermutlich ist es angebracht, wieder eine schnelle Runde einzuschieben.
Phil: Pfeffi oder Mexikaner?
Lulu: Pfeffi. Schwierig. Kommt immer drauf an. Wenn ich hunger hab, dann Mexikaner.
Phil: Justin Bieber oder Justin Timberlake?
Lulu: Oh, Justin Timberlake! Ich bin doch jetzt auch nicht so n Pädo.
Phil: Vegan oder fleischhaltig?
L + F (synchron): Fleisch
Phil: One Night Stand oder Fernbeziehung?
Fabi: One Night Stand
Lulu: Ja
Phil: Bärbel oder Wölfi?
Lulu: Bärbel und Wölfi. Zusammen. Dreier mit Bärbel und Wölfi, das wäre der Traum. Ich hätte dann bestimmt neue Inspirationen.
Die Ablenkung hat merkbar Wirkung gezeigt. Jetzt kann ich mich wieder an heikle Themen rantasten.
Phil: Unzweifelhaft werden bei euch immer mit der Bandbeschreibung auch gleich die Toten Crackhuren im Kofferraum genannt. Welchen Einfluss haben die Crackhuren auf Lulu?
Ich beobachte Stöhnen und Augenrollen bei Fabi. Scheinbar ist dies genau das Salz in die offenen Wunden. Es fallen ein paar unschöne Worte über Scheißfragen, Drecksthemen und frühere Interviewpartner, die ich leider nicht wiedergeben mag.
Lulu: Es ist ja so, dass 50% der Band auch bei den Crackhuren waren und ich meine Bitches immer gerne mitnehme. Die kommen im Übrigen auch gleich. Deshalb ist das ein Thema, da kommt man nicht drum rum. Und da wir nichts sonst weiter im Leben haben, identifizieren wir uns auch mit dieser Band.
Fabi: Du.
Lulu: Ich und meine Freunde!
Phil: Im Oktober spielt ihr in Dortmund beim großen Bierschinken Festival. Was verbindet ihr mit dem Ruhrgebiet?
Lulu: Gar nichts, außer Schmutz. Die Luft ist ein bisschen..
Fabi: ...dreckig.
Lulu: Ja, genau. Also, hier ist es zwar auch dreckig, aber dort sieht man den Dreck auch in der Luft. Vielleicht ist dies aber auch nur das, was ich in meinem Kopf habe. Und besoffene Menschen. Alle sind immer besoffen. Außerdem kommen die Shitlers aus dem Ruhrpott. Das bedeutet, dass das ne super Gegend sein muss. Jedes mal bin ich fasziniert, wenn man diese unfassbaren Menschen... Weißste?
Phil: Leider hab ich das Konzert vor ein paar Wochen verpasst.
Lulu: Warum?
Phil: Ich glaube, ich hatte keinen bock.
Lulu: Es war wirklich grandios. Ich glaube, sie haben eineinhalb Stunden gespielt und zehn Lieder geschafft. Es war wirklich – toll.
Phil: Mein Kollege tenpints kam bei eurer
Rezension gar nicht mehr aus dem Schwärmen, wobei ich mir unsicher bin, ob dies aufgrund der Musik geschah oder aufgrund der Personen, die in dieser Band sind. Daher die wichtigste Frage zum Schluss: Wer von euch ist gerade noch zu haben?
Lulu: Philip und ich. Die Intelligenten beiden.
Fabi: Ich eigentlich auch.
Lulu: Häh, du bist doch.
Fabi: Nein, nein.
Lulu: Schon wieder? Nein!
Fabi: Doch
Lulu: Fabi hatte die hübscheste Freundin der Welt! Alena, wenn du das liest, komm zurück! Zu mir auf jeden Fall!
Dann möchte ich noch einen Aufruf starten: Philip sucht auch noch jemanden, aber nicht für Liebe, sondern für Essen
Phil: Vielen Dank. Habt ihr noch eine Message an eure Fans?
Lulu: Ihr seid alle scheiße
Fabi: Und die Kastanienallee ist richtig scheiße!
Lulu: Häh, was ist das den für ein Schlusswort? Was möchtest du denn damit sagen?
Fabi: Dass die Kastanienallee scheiße ist.
Phil: Das ist doch mal ein gutes Schlusswort.
Philriss 09/2016