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Montag, 25.12.2017: Interview mit Linus Volkmann



Linus Volkmann ist seit Jahren ein Vielschreiber in der deutschen Fanzine- und Magazin-Landschaft und Vielen kein Unbekannter. Bald kommt er auf Lesetour und gastiert auch am 14. Januar im Dortmund Labsal, unweit des Bierschinken-Hauptquartiers. Grund genug, endlich mal den Mailaustausch zwischen Linus und Schuldenberg von Anfang des Jahres rauszukramen!


Bierschinken: Linus, alles fing bei dir mit dem „komm küssen“-Fanzine an?
Das "komm küssen" war in den Neunziger Jahren ein Zusammenschluss von drei weinerlichen Studi-Fanzines. Eins davon hieß "Spielhölle", das hatte ich bis dahin und für 15 Ausgaben lang betrieben. Mit "komm küssen" ging es also nur weiter. Los ging es streng genommen mit dem Urknall beziehungsweise, liebe religiösen Bierschinken-Leser, mit der Schöpfung.

Bierschinken: Ok, der Urknall. Wann explodierte die Musik in deinem Leben und erzeugte ein schwarzes Loch, in das du hinein gesaugt wurdest? Oder religiös: Wann begann die Zeit des Erwachens?
Musik hat mich schon sehr früh fasziniert. Ich mochte auch das ganze Brimborium drum herum, also zum Beispiel Charts. So schön geordnete Tabellen könnte ich mir stundenlang anschauen. Da ich vom Dorf komme (Südhessen), wurde ich erstmal Metal-Fan (wir hatten ja sonst nichts) und dann kam auch noch Fun-Punk. Vorher war bereits so Synthie-Pop on. Aus dieser herrlichen Melange ergab sich dann mein bis heute so beliebter Musikgeschmack.

Bierschinken: Wir wollen Fakten. Bitte jeweils ein Bandname zu Metal, Funpunk und Synthie-Pop. Keine Hemmungen, Mut zum Hit.
Weiß nicht jeder, welche Bands der genannten Stilrichtung die Geilen sind? Ich fürchte, du hast recht, nein, die Leute haben ja eh immer falsche Vorstellungen. Also sage ich es gern. Synthie-Pop: The Twins, O.M.D., C.C.Catch. Metal: Sodom, Kreator, Voivod. Funpunk: Walter Elf, Abstürzende Brieftauben, Die Frohlics. Hätte sicher auch abwegigeres Zeug drauf, aber warum es sich so eitel und schwer machen - außerdem wusste ich ja schon kaum, wie man Frohlics schreibt.

Bierschinken: Das Interview schreibt sich quasi von allein. Also nun bitte deine drei Genres im Jahre 2017 und dazu auch bitte mit Beispiel. Und danach lassen wir das biographische und wollen mal ein paar Meinungen hören.
Durch meinen Job als Redakteur bei Intro (für 14 Jahre! Was habe ich mir dabei bloß gedacht?) bin ich natürlich auf vielen Felder zuhause. Ich empfehle 2017: Hayiti mit "Moscow Mule" (Cloud Rap), "The Far Field", das neue Album der Future Islands (Drama-Indie) und alles von den Shitlers (deutscher Melodic-Punk), deren aktuelle Platte heißt "This is Bochum not L.A.". So, und jetzt endlich zu meinen vielen "interessanten" Meinungen. Die "Leser" sind bestimmt schon ganz aufgewühlt.

Bierschinken: Die Ära der Rock-Musikstars ist vorbei?
Verstehe die Richtung dieses zur Frage umgestalteten Aussagesatzes nicht? Sicherlich gibt es eine Diversivifizierung auch in der Musikwelt, was viel mit der kleinteiligeren und schnelleren Netzkultur zusammenhängt. Den großen Samstag-Abend-Mainstream mit "Wetten dass...?"-Universalität gibt es kaum noch. Allerdings war das doch immer das Ziel von Punk. Keine Helden mehr, nieder mit dem Mainstream. Auch wenn natürlich nicht Punk gewonnen hat - im Gegenteil - möchte ich sicher nicht der Ära großer Rockmusikstars hinterher trauern. Scheiß Instustrie, scheiß Gitarren schwingende Männer, scheiß Stadionrock. Jeder, der untergeht, ist eine Kerbe am Bettpfosten. Doch mal ganz ehrlich, zum Beispiel die Toten Hosen werden bis ans Ende ihrer Tage Riesenläden füllen. Da kann man noch so sehr irgendwas für vorbei deklarieren wollen. Eigentlich wird man den ganzen Mist ja doch nicht los.

Bierschinken: Und alles was wir hassen / Seit dem ersten Tag / Wird uns niemals verlassen / Weil man es eigentlich ja mag?
Ich finde Stars aufregend. Ich sehe mich selbst immer auch als Fan - und wenn ich mehr Zeit hätte, würde ich meine Idole auch stalken. Allerdings gilt meine Gunst sicher nicht Big Shot Rockstars. Das ist alles so verdammt Penis - und unglaublich weit weg von mir.

Bierschinken: Danke fürs Interview.


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Schuldenberg 12/2017
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