Sonntag, 13.10.2019:
Videopremiere: Parkplatzblick - Winter of 2017
Uns erreichte eine zu Tränen rührende Geschichte eines verschmähten Genies, die Einblicke gibt in ein rücksichtsloses Musikbusiness. Immer noch geschockt von dieser Tragödie (und dem daraus resultierenden Liedes) möchten wir nun den Künstler* selbst zu Wort kommen lassen, bevor ihr euch das Video selbst anschauen könnt:
Wenngleich das Video zu diesem Lied lustig und spritzig ist, so bleibt dessen Entstehungsgeschichte eher trauriger Natur, die aber, so traurig sie auch ist, erzählt werden muss!
Im Winter 2017 wurde ich von der Nürnberger Deutschpunkband Band Akne Kid Joe (AKJ) mit der Bitte kontaktiert, der Band als zweiter Keyboarder beizutreten. Grundsätzlich ist Deutschpunk ja nicht das Genre meiner Wahl (zu stumpf, zu simpel, immer 150bpm), aber offen und neugierig wie ich nun mal bin, schaute ich mir das Ganze an und gleich die erste Aufgabe, die mir die Band übertrug, reizte mich sehr.
Ich sollte eine neue Version des Lieblingsliedes von AKJ - ein Stimmungshit aus den 80ern - schreiben und einen deutschen Text liefern. Voller Elan erarbeitete ich eine Demo zu diesem Song, die nur so glänzte vor musikalische Finesse, Charme und Wortwitz. Die Band war begeistert und wir waren wir uns schnell einig, dass sollte die erste Single des neuen Albums werden sollten.
Dann aber meldete sich das Major Label der Band Kidnap Music zu Wort und äußerte Bedenken, was die Vermarktung und das Image der Band anging - zum einen wurde meine Version des Songs als zu avantgardistisch und verkopft angesehen und sei damit nicht geeignet für einen Auftritt im ZDF-Fernsehgarten. Zum anderen, was mir nie persönlich gesagt wurde und wie ich später über Dritte erfuhr, war ich als Person dem Label zu extrem: zu links, überhaupt zu politisch. Kidnap hatte Angst, dass durch mich, AKJ die Nachfolge der Toten Hosen auf dem deutschen Punkrockthron verwehrt werden würde, denn niemals würde die CDU Musik von der Band nach einem Wahlsieg spielen, wenn ich, als anerkannter und ernst genommener Politik-Künstler, eben jener Band angehören sollte.
So stand ich, kurz vor Beginn der Aufnahmen zum Album, vor der verschlossenen Proberaumtür und mir wurde per SMS mitgeteilt: "Wir machen ohne dich weiter".
Es brach mir das Herz und jahrelang grämte ich mich, rührte kein Instrument mehr an und wandte mich spirituellen Doom-Ska zu. Meine Freund*innen konnten es nicht mit ansehen und es waren Sandy26 und die Tofu-Team-Crew die mich ermutigten, meine Geschichte in eben jenem Song zu erzählen und die mich bei der Entstehung von Musik und Video tatkräftig unterstützen.
Heute habe ich meinen Frieden mit all dem gemacht, ich bin reifer geworden, was Mensch meinem neuen Album "Trotz Ablehnung Hier" (Release am 6.11.2019 via parkplatzblick.bandcamp.com) auch anhört. Persönlich finde ich es aber sehr schade, dass AKJ heute aus Imagegründen nicht öffentlich zu ihrem Lieblingslied stehen wollen - denn das würde wirkliche Größe beweisen.
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