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Montag, 20.04.2020: Im Interview: Muff Potter


Muff Potter sind wieder da. Also eigentlich waren die das ja schon letztes Jahr, aber jetzt Reunion mit neuen Song(s) - also zumindest einen kennt mensch jetzt schon mal und der ist ziemlich fein. Wo auf dem letzten Studio-Album ‚Gute Aussicht‘ Live-Sound, Krach und Anti-Pop den Takt vorgaben, schmiegt sich ‚Was willst du‘ mit Schraddel-Gitarre und Kniedel-Gitarre an deine Schulter.. Ach wie schön, und das ist nicht ironisch gemeint. Die Story zu dem Lied ist, dass sich die vier Potters im Dezember 2019 trafen, um herauszufinden, ob gemeinsam neue Songs schreiben noch geht und scheinbar tut‘s das und gut für alle, denen diese Band gefehlt hat.

Also hier schnell ein kleines Interview! Die Antworten gaben:
TN - Thorsten Nagelschmidt
BB - Brami Brameier



1: Gibt's Muff Potter jetzt eigentlich mit Nagel oder Thorsten Nagelschmidt?
TN: Die einen sagen so, die anderen so.

2: Bist du nostalgisch bei dem Spitznamen - ich stelle mir vor, dass mensch damit nach so langer Zeit auch viel verbindet? Und wann war dir klar, dass es Zeit ist, den Namen abzulegen?
TN: Nein. Ich heiße weiterhin so und für manche bestimmt für immer. Zwei Identitäten zu händeln, das ist ja wohl das Mindeste, was man 2020 händeln können muss.

3: Bleibt es bei der Selbstbeschreibung ‚Angry Pop Musik‘ oder darf auch Punk gesagt werden? Oder lieber Indie-Pop? Oder Post-Wave-Prog-Punk?
TN: Post-Wave-Prog-Punk ist schön.

4: Hat euch irgendjemand, die/der euch Nahe steht und deren/dessen Meinung ihr wichtig findet, gesagt: “Lasst das mit Muff Potter? Grabt den toten Hund nicht aus, sonst endet ihr wie die Toten Hosen?”
TN: Niemand, dessen Meinung uns wichtig ist, glaubt, dass wir wie die Toten Hosen enden könnten.

5: Welche Erwartungen sollte Mensch an eure Reunion nicht haben?
TN: »Geil/Mist, genau wie früher!«

6: Was hat euch in den letzten 10 Jahren ohne Muff Potter am meisten gefehlt? Und was überhaupt nicht?
TN: Mir hat es am meisten gefehlt, mit diesen Typen in einem Raum zu stehen und Musik zu machen, laut zu sein, auf dem Beat zu surfen. So manche Diskussion im Tourbus, die man schon so oder ähnlich 1000x geführt hat, haben wir alle wahrscheinlich nicht unbedingt vermisst. Aber so ist das eben in einer Band, zumindest in unserer Band. Wenn das mit der Musik funzt, nimmt man so was in Kauf.
BB: Mir haben die langen Diskussionen im Tourbus gefehlt. Da hatte man mal richtig viel Zeit, sich über jeden kleinen Scheiss auszutauschen. Oft zwar ohne konkretes Ergebnis, aber meist macht man hinterher ja doch alles ganz anders, als man eigentlich geplant hatte. Das Touren insgesamt hat mir jedenfalls schon gefehlt.

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7: Habt ihr denn fix entschieden, ein neues Album aufzunehmen? Und wenn ja, an was wird es mich musikalisch erinnern?
TN: Nein.

8: Wie stellt ihr euch zukünftigen Releases vor - weiter wie den aktuellen Song “Was willst du” via Huck’s Plattenkiste, eurem eigenen Label? Oder wäre eine Rückkehr zum Major auch denkbar? (Haben ja andere Bands auch schon gemacht.) Und inwiefern spielt D.I.Y. eigentlich (noch) eine Rolle für euch?
TN: Das können wir alles noch nicht sagen. Der DIY-Aspekt ist immanent wichtig für diese Band – war es allerdings auch zu unseren Universalzeiten, was verkürzt betrachtet wie ein Paradox klingen könnte, in der Praxis allerdings keines ist.

9: Wie bereitet ihr euch auf die Hater*innen und ewig gestrigen vor? Berührt es euch überhaupt noch, wenn Leute sagen: “Die hätten sich mal nach Bordsteinkantengeschichten auflösen sollen?”
TN: Nein.

10: Sowas schon zu oft gehört?
TN: Nein. Ehrlich gesagt habe ich das so noch nie gehört. Es kann natürlich trotzdem sein, dass es Leute gibt, die genau das denken.

11: Leider hören viele unser Leser*innen Ska, deswegen: Wollt ihr nicht mal in einem Song Off-Beats an der Gitarre einbauen?
TN: Nein.
BB: Hab heute noch "The Clash" gehört. Positives Beispiel für nicht-nervigen Offbeat-Einsatz. Das muss reichen.

12: Können wir bei der kommenden Tour Mitklatsch-Animationen zu erwarten? Oder einen Bläsersatz im Hintergrund?
TN: Nein.

13: Habt ihr eigentlich das Gefühl, dass sich seit ‚Schwester im Rock‘ was verändert hat oder ist der Song immer noch aktuell?
TN: Ich denke schon, dass sich ein bisschen was geändert hat, und wenn es nur die Awareness für das Thema ist. Natürlich aber längst nicht überall und längst nicht so umfassend, wie es nötig wäre.

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14: Thorsten hat ja mehrere Bücher geschrieben, in denen “die Band” zwar anonym drin bleibt (sowohl Bandname als auch Mitglieder), aber Muff Potter ja schon deutlich zu erkennen scheint. Wie fühlt sich das eigentlich für die anderen an? Fühlt ihr euch treffend wiedergegeben?
BB: Häufig erfahre ich ja erst durch die Bücher, was so passiert ist. Und ja, die Art, wie wir charakterisiert werden, passt ganz gut. Eigentlich ist es Nagels Elefantenhirn zu verdanken, dass viele Dinge nicht einfach verschütt gegangen sind. Er meint ja immer, das hätte damit zu tun, dass er sich immer alles aufschreibt. Aber es ist auch wirklich so, dass er der einzige ist, der nach 10 Jahren noch genau weiß, was wer an welcher Stelle in unseren Songs spielt. Wirklich erstaunlich.

15: Hat mal jemand überlegt, seine Sicht der Dinge aufzuschreiben? Quasi als Replik auf Thorstens Bücher?
BB: Siehe Antwort zu Frage 11, Satz Nr 2.

16: Auf euren Reunion Shows habt ihr im Verhältnis überwiegend Songs von den Platten “von Wegen”(7) und “Steady Fremdkörper” (6) gespielt. Wie ist die Setlist für 2019 eigentlich entstanden? Gabs ne Liste mit allen Songs und dann wurden Klebepunkte verteilt?
TN: Wir haben etwa 26 oder 27 Songs geprobt und von denen dann jeden Abend 23 Stück gespielt. Wichtig war uns, keine Songs zu spielen, mit denen wir musikalisch oder textlich nichts mehr anfangen können. Und wir wollten ein paar Sachen dabei haben, mit denen wahrscheinlich die wenigsten gerechnet haben, zB »Das Frozen Man Syndrom«, das wir in den Jahren vor der Auflösung kaum noch gespielt haben oder »Wie spät ist es und warum«, das noch nie live gespielt worden war. Im Sommer und zur Tour im Herbst haben wir dann jeweils nochmal andere Songs ins Programm genommen. Und uns dann gesagt: Wenn wir weiter Konzerte spielen wollen, dann müssen neue Songs her.

17: Kurze Nachfrage: hat jeder einfach mal so Songs in den Raum geworfen und gesagt, die will ich spielen und den auf keinen Fall. Und was geht denn musikalisch überhaupt nicht mehr?
TN: Ich glaube wir haben das Glück, in unserer über 16-jährigen Bandgeschichte kaum etwas gemacht zu haben, für das wir uns jetzt schämen. Das mag heroisch klingen, aber wir wissen diese Tatsache sehr zu schätzen. Ist ja nicht selbstverständlich, schon gar nicht bei einer Band, die man mit 16 gegründet hat. Wenn dann geht es eher darum, dass einzelne Songs nicht so gut geworden sind, wie man sie sich irgendwann mal vorgestellt hat oder uns auf textlicher oder musikalischer Ebene nicht mehr so berühren, wie sie das vielleicht mal getan haben. Ich persönlich finde zum Beispiel »Heute wird gewonnen, bitte« 2-3 Songs zu lang. (2-3 Wortspiele zu viel sind vielleicht auch drauf.) Aber es gibt nicht den EINEN Song, der mir jetzt unangenehm wäre.

18: Zum Abschluss noch ne kurze Dalli-Dalli-Runde!
Beste Punkplatte der letzten (sagen wir) 2 Jahren?
TN: Ich mag das Album »Material« der jungen Band Die Arbeit aus Dresden. Das geht aber eher in die Richtung Post-Wave-Prog-Punk. Mindestens.

19: Kassel oder Aschaffenburg?
BB: Kassel. Hannes Wader besuchen.

20: Fest oder Flauschig?
BB: Beides ist wichtig.

21: Akustik Punk oder Punkverrat?
TN: Punkverrat.

22: Dosenbier oder RedBull?
TN: Bitte nicht.

23: Schluss machen/Band auflösen via SMS oder Email
BB: Fax

24: Rise Against oder Against Me
BB: Against Me. Aber lieber Pixies.

25: Pflaumenkuchen oder Veggiewurst?
TN: Beides.


kraVal 04/2020
Mehr zu: Interview Muff Potter
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