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Dienstag, 07.07.2020: Western Addiction im Interview



Vor wenigen Wochen erschien das neue Album von Western Addiction. Wir hatten zu diesem Anlass Sänger Jason im Interview. Dieser zeigte sich dabei sehr mitteilsam und beantwortete uns bereitwillig nicht nur Fragen zu "Frail Bray", ihrem neuesten Werk, sondern auch zu weiteren Themen wie der Corona-Pandemie und der laufenden Rassismus-Debatte in den USA.

Peter: Euer neues Album wurde vor Kurzem veröffentlicht, was kannst du mir darüber erzählen und könntest du all unseren Lesern, die es noch nicht gehört haben, erklären was sich im Kontrast zu eurem letzten Album „Tremulous“ verändert hat?
Jason: Wir haben versucht, eine große, helle Hardcore-Punk- und Rock’n’Roll-Platte zu machen. Es sollte AC/DC und gleichzeitig POISON IDEA vereinen. Es wurde Ende 2019 im Atomic Garden East in Oakland von Jack Shirley (Deafheaven, Gouge Away, Jeff Rosenstock, etc.) aufgenommen. Es war das erste Mal, dass ich es wirklich genossen habe, im Studio zu sein.
Ich denke was sich verändert hat war, dass wir den Gesangsmelodien mehr Beachtung geschenkt haben. Wir hatten alle Melodien bereits ausgearbeitet, bevor wir ins Studio gegangen sind. Ich glaube, dass da das Geheimnis für das Gelingen von guten Songs liegt, so dass ich versucht habe, die Songs nicht aus der Fabrik (meinem Schlafzimmer) zu lassen, bevor ich alle meine Ideen für die Melodien ausgeschöpft hatte.

Peter: Ich habe gelesen, dass die Songs „Roses Hammer“ Part I und Part II die Themen Mutterschaft behandeln. Könntest du mir das bitte näher erläutern?
Jason: Korrekt. „Part I“ behandelt die Kraft von Frauen, Mutterschaft und Misogynie. Die Geburt ist eine der kraftvollsten Ereignisse auf der Erde und sie wird sehr falsch verstanden und zu wenig respektiert. Meine Frau ist eine zertifizierte Doula (Anm. d. Red.: Doulas verstehen sich als Schwangerschafts-, Geburts- und Wochenbettbegleiterin. Quelle: Wikipedia), so dass ich die Möglichkeit hatte, mich näher mit den Hintergründen zu beschäftigen und ich ein besseres Verständnis für dieses Phänomen gewonnen habe. Ich dachte, es hätte es verdient, in einem Song respektiert zu werden.
„Part II“ ist eine Geschichte, die ich mal in den Nachrichten gelesen habe, über eine Frau, die so sehr ein Kind wollte, dass sie eine andere Mutter ermordete und ihr das Kind weggenommen hat. Ja, Mord ist falsch, aber in einer Art und Weise konnte ich mich in sie hineinfühlen, weil es so speziell ist. Ich befürworte keine Form von Gewalt, aber ich habe einfach versucht, zu erahnen, wie sich das anfühlen muss. Ich glaube, es gibt eine Menge Druck auf Frauen, Kinder zu bekommen und daher kommt sowas, aber keine Mutter zu sein ist genauso tapfer und ein ganz normales Streben im Leben.

Peter: War es von Anfang an geplant, zwei Teile aus dem Song zu machen, die dann in einem Stück resultieren?
Jason: Ja. Ich wollte zwei Songs kombinieren und sie mit der gleichen Thematik und musikalischen Signaturen verbinden. Wir haben versucht, unsere Songs sehr kurz zu halten, um die Leute nicht zu ermüden, also hat es geholfen, den Song aufzubrechen. Ich habe gehört, dass die zweite Hälfte des Songs als "Stoner Punk" bezeichnet wird, was ziemlich lustig ist.

Peter: Mir gefällt besonders der knorrige Bass-Sound. Ist dieser durch das Instrument selbst entstanden oder wurde er durch die Aufnahme im Studio so „dick“?
Jason: Danke dir! Unser Bassist Mitch Paglia ist ein fantastischer Bass-Spieler. Wir haben Glück, weil wir eine Mischung aus anständigen Musikern sowie Ausrüstungsleuten haben. Unser Gitarrist Ken Yamazaki ist sehr versiert und hilft uns allen, die Sounds hin zu bekommen, die wir brauchen. Mitch benutzt im Studio einen 78 Fender P-Bass, der durch ein 8x10 Ampeg-Gehäuse ohne Pedale oder ähnliches läuft. Ich bin mir mit dem Verstärker aber nicht ganz sicher. Mitch sagt, das Geheimnis sei, die Saiten „as hart as fuck" anzuschlagen. Wenn wir live spielen, benutzt er einen Gallien-Krueger 800RB Amp mit einem Sansamp Pedal.

Peter: Die Texte auf eurer neuen Platte wirken im Gegensatz zu euren vorherigen hoffnungsvoller. Woher kommt diese Hoffnung?
Jason: Ich bin eine von Natur aus ängstliche und depressive Person, daher wurde ich mit der Zeit der Verzweiflung einfach müde und entschied, dass ich eine Platte über die Hoffnung machen wollte. Die Welt ist momentan ein kolossales Chaos, aber wir können nicht einfach aufgeben. Du kannst niemals aufgeben. Wenn wir die Hoffnung verlieren, sind wir fertig. Ich habe mich bewusst entschieden, eher teilzunehmen als zu kritisieren. Ich hoffe, es inspiriert andere, Hoffnung zu haben und es auch zu versuchen. Der beste Weg, um Einfluss auf die Welt zu nehmen, besteht darin, andere mit Respekt zu behandeln.

Peter: Woher kommt dein Interesse an einem Thema wie der Zensur von Kunst in den frühen Jahren des letzten Jahrhunderts?
Jason: Ich besuchte die Magritte-Ausstellung im San Francisco Museum of Modern Art und der Dozent diskutierte darüber, wie ein Teil seiner Kunst von der Regierung zerstört werden könnte, und es fiel der Begriff „entartete Kunst“. Ich fand es faszinierend, dass Kunst als so radikal angesehen werden kann, dass sie zerstört werden muss. Deshalb habe ich es nachgeschlagen und diesen großartigen Dokumentarfilm über die berüchtigtste Kunstausstellung der Welt im Jahr 1937 in Berlin gefunden. Daher kam mein großes Interesse an dem Thema, also wurde es ein Lied.

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Peter: Bist du ein großer Kunstfan? Was sind deine Lieblingskünstler?
Jason: Ja bin ich. Ich liebe Kunst und Museen. Ich bin nicht kunsthistorisch versiert, ich mag es einfach. Ich finde es sehr beruhigend. Wenn ich durch die Museen gehe, verlangsamt sich mein Körper tatsächlich und meine Herzfrequenz stabilisiert sich. Es ist komisch. Ich denke, ich bin eine visuelle Person und ich reagiere stark auf die Bilder. Meine Lieblingskünstler sind Hieronymus Bosch, Andy Goldsworthy, Cy Twombly und andere. Eines meiner Lieblingsgemälde ist „Rainy Season in the Tropics“ von Frederic Edwin Church. Es sieht fast so aus, als würde es vor lauter Licht leuchten.

Peter: In dem Song „Lurchers“ geht es, wenn ich es richtig verstehe, darum, den Kampf für eine bessere Welt niemals aufzugeben. Wenn ich mich richtig erinnere, bist du wie ich Vater einer Tochter. Deine Texte waren in der Vergangenheit immer sehr dunkel. Hat dich der Gedanke, dass es falsch wäre, ein Kind in diese zerbrochene Welt zu setzen, beschäftigt, bevor es geboren wurde? Oder hat sich die Hoffnung, dass deine Kinder die Welt irgendwann zu einem besseren Ort machen könnten, einfach durchgesetzt?
Jason: Ich denke tatsächlich die ganze Zeit darüber nach, fast jeden einzelnen Tag. Ich habe auch eine ältere Tochter und sie öffnete mir die Augen dafür, wie besonders Kinder sind. Ich bin ihr Stiefvater, aber ich habe sie kennengelernt, als sie ein Jahr alt war. Als wir den Entschluss fassten ein zweites Kind zu bekommen, wusste ich, wie besonders es ist, also war ich mit der Idee völlig einverstanden. Dies war zu einer Zeit, als die Welt zwar Probleme hatte, der Klimawandel aber noch als ein „zukünftiges Problem“ galt, und die Situation nicht so wie heute war. Es ist eine Art zweischneidiges Schwert und wenn ich Eltern heutzutage dieses Konzept erklären muss, fühle ich mich schuldig, aber ... sie sind nun in der Situation, diese endgültige Entscheidung treffen zu müssen. Wenn du ein Kind hast, verstehst du wirklich, was „Liebe“ ist. Da ist diese kleine Person, die du mehr als alles andere auf dieser Welt liebst, sogar mehr als deinen Ehepartner, und es gibt kein besseres Gefühl, das ich auf der Erde erlebt habe als dieses. Aber… ich habe auch unglaubliche Schuldgefühle und mein Körper schmerzt, wenn ich an die Zukunft denke. Ich würde meinen Entschluss nie zurücknehmen, aber würde ich heute vor der Entscheidung stehen, könnte es sein, dass sie anders ausgefallen wäre. Und ja, ich bin sogar darauf angewiesen, dass sie die Welt besser machen und ich versuche, ihnen dafür die richtigen Werkzeuge in die Hand zu geben. Ich möchte, dass sie bei allem, was sie tun, über die Umwelt, Rassismus usw. nachdenken. Es ist mir sehr wichtig, dass sie gute und glückliche Menschen sind, und ich versuche zudem neu zu kalibrieren, was „Erfolg“ bedeutet. Ich mag das kapitalistische Nullsummenspiel, zu dem die Welt geworden ist, nicht. Ich kann nicht verstehen, warum wir es nicht schaffen, die Welt für alle gleich gut zu machen.

Peter: Wie ist die aktuelle Situation in Kalifornien in Bezug auf das Corona-Virus? Unterliegt Kalifornien immer noch einem „shutdown“?
Jason: Die SF Bay Area war die erste, die geschlossen und die letzte, die wieder geöffnet wurde. Nun ist sie bis auf einige Arten von Unternehmen „größtenteils“ geöffnet. Da unser Präsident das Virus jedoch am Anfang als "Schwindel" abgetan und keine landesweite Sperrung vorgenommen hat, starben viele, viele Menschen. Anstatt von Anfang an und für kurze Zeit das Richtige zu tun, wird die Pandemie jetzt ausgedehnt. Ich denke, Gavin Newsom (Anm. d. Red.: Gouverneur von Kalifornien) hat gute Arbeit geleistet, um die Dinge schnell runterzufahren, wie es die Zahlen beweisen. Seit dieser Woche muss jeder in Kalifornien eine Maske tragen, was ich toll finde. Es ist so einfach, eine Maske zu tragen und deine Mitmenschen zu respektieren. Diese Leute, die sich darüber ärgern, dass sie Masken tragen müssen, sind für mich Monster. Wenn ich wüsste, dass ich dafür verantwortlich bin, dass die Großeltern von jemandem krank werden, würde ich von Schuldgefühlen geplagt werden.

Peter: Deine Band kommt aus San Francisco - als ich vor ein paar Jahren dort war, war ich schockiert über die Anzahl der armen und obdachlosen Menschen in der Stadt. Hier in Deutschland sieht man momentan viele Bilder aus New York, wo die Schlangen vor den Lebensmittelausgaben der Suppenküchen lang sind. Wie ist die aktuelle Situation in eurer Stadt, ähnlich wie in New York? Wie geht es euch privat, sind eure Arbeitsplätze von der Krise bedroht?
Jason: San Francisco ist der schlimmste Ort, den ich je gesehen habe, und ich bin schon 1997 hierher gezogen. Es ist das Epizentrum eines Nebenproduktes des grassierenden Kapitalismus und es ist herzzerreißend. Ich war in vielen großen Städten auf der ganzen Welt und SF ist bei weitem die schmutzigste. Hier liegen die Nadeln auf der Straße. Sogar einige meiner Freunde, die in größeren Bands spielen, fürchten sich davor, auf Tour hierher zu kommen. Ich bin sehr gerne in NYC und denke, dass es in Bezug auf die Infrastruktur besser ist als in SF. Natürlich hatte NYC aber größere Probleme, was den Virus angeht.
Privat habe ich das Glück, von zu Hause aus arbeiten zu können. Ich bin einer der Glücklichen, aber da die Regierung so willkürlich gehandelt hat, hat dies die Krise verlängert und die Wirtschaft kämpft und das könnte mich letztendlich treffen. Das Geschäft meiner Frau war in Gefahr, geschlossen zu werden, und jetzt kann es nur zu 1/3 ausgelastet werden. Sie besitzt einen Salon, daher ist sie in physischer Gefahr, wenn die Leute die Regeln nicht befolgen.

Peter: Die Veröffentlichung eines Albums inmitten der Corona-Pandemie ist sicherlich nicht optimal. Weißt du, wann es euch möglich sein wird, die Songs live zu spielen?
Jason: Es muss eine der schlimmsten Zeiten sein, um eine Platte herauszubringen, aber ich bin einfach nur dankbar, dass ich gesund bin und die Reaktionen auf das Album waren bis jetzt ziemlich schmeichelhaft. Ich fühle mich schuldig, weil ich in dieser Zeit für die Platte geworben habe, in der die Leute so viel Schmerz durchmachen. Einerseits bin ich stolz auf das, was wir gemacht haben, aber es ist sicherlich nicht wichtiger als die Qual der Welt. Alle unsere Shows wurden abgesagt und während wir gerade sprechen, versuchen wir, unsere Sommerfestival-Tour in Europa zu verschieben. Wir wollen einfach so viel wie möglich spielen und würden gerne einige Touren in Europa machen.

Peter: Die Corona-Krise ist noch nicht wirklich vorbei und schon erschüttert die nächste Krise die USA. Was denkst du über den Tod von George Floyd und die anschließenden landesweiten Proteste?
Jason: Rassismus ist eine historische Plage in unserem Land, die endlich das Rampenlicht bekommt, das sie verdient. Was jedoch seltsam ist: wenn du eine einfühlsame Person bist, weißt du bereits, dass dies eigentlich seit 400 Jahren so ist wie es ist. Unser Land wurde auf dem Völkermord an den amerikanischen Ureinwohnern gegründet. Ich weiß das. Meine Rockerfreunde wissen das. Meine Familie weiß das. Aber ... ich glaube nicht, dass die Mehrheit der Amerikaner das weiß, oder dass sie sich weigert, dies zu akzeptieren. Ich habe kürzlich angefangen, die Geschichte der Vereinigten Staaten zu lesen, und ich kannte vorher schon alle Mythen um Christoph Kolumbus und über die Brutalität, aber es war wirklich herzzerreißend, sie gründlich zu lesen. Dieses Land versinkt momentan in Schmerz, aber es ist NICHTS im Vergleich zu dem, was Afroamerikaner täglich durchmachen. Das müssen wir alle lernen, auch ich, das heißt hier ist dringend Bildung von Nöten. Wir müssen den systemischen Rassismus begreifen und aus dem Gefüge unserer Nation, in das er eingebrannt ist, entfernen. Die Leute regen sich jetzt über die umgestürzten Statuen auf. Aber mir leuchtet ein, dass dies Symbole des historischen Rassismus sind. Lassen wir sie los und beginnen ein neues Kapitel, in dem alle Menschen respektiert und auf eine Stufe gestellt werden. Als weißer Mann ist es meine Aufgabe, aktiv antirassistisch zu sein. Ich hoffe, dass es bald ein gleiches Erwachen bezüglich der Umwelt gibt. Für mich ist das Problem glasklar und sehr aktuell, da 2018 meine Heimatstadt niedergebrannt ist, doch die meisten Menschen ignorieren es.

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Peter: In den Jahren 2018 und 2019 erschoss die Polizei in den USA durchschnittlich 1.000 Menschen, die meisten von ihnen waren farbige Menschen. Was denkst du, warum ist das Risiko, von der Polizei in den USA zu sterben, so viel höher als im Rest der Welt?
Jason: Wegen systemischen Rassismus. Ich habe mich immer als eine nicht rassistische Person betrachtet, aber ich habe in den letzten Wochen so viel mehr gelernt und bin dafür sehr dankbar. Ungerechtigkeit hat sich über Jahrhunderte und Jahrzehnte in jeden Bereich unseres Lebens eingeschlichen. Sie muss ausgerottet werden. Ich sehe im Fernsehen, wie diese Männer sterben und es handelt sich klar um Morde, aber die Leute versuchen, sie auch noch zu rechtfertigen? Es gibt dabei nichts zu rechtfertigen. Wenn du jemanden ermordest, gehst du ins Gefängnis. Ich habe Freunde, die Polizisten sind, und diese speziellen Freunde sind gute, intelligente Männer. Also mache ich mir die Sache nicht leicht. Ich sage nicht, dass alle Polizisten offene Rassisten sind. Aber man sieht nun, wie sich unsere Augen für das Ungleichgewicht des Systems geöffnet wurden und da wir alle Teil dieses System sind, müssen wir uns alle ändern. Unser Präsident hilft dabei auch nicht und weiß genau, was er tut. Seine „dog-whistle“ Sprache ist gefährlich und führt in unserem Land zu Spaltungen (Anm. d. Red.: Hundepfeifen-Politik oder -Sprache bezeichnet in politischen Aussagen die Nutzung einer Sprache, die je nach Publikum unterschiedlich verstanden wird, es handelt sich somit um eine Form von codierter Sprache, die es erlaubt , eine versteckte Bedeutung in Aussagen einzubetten, die nur die eigene Anhängerschaft versteht. Quelle: Wikipedia). Es ist beschämend und schändlich.

Peter: Das Lied „the leopard and the juniper“ ist eine abstrakte Kritik des globalen Kapitalismus. Ich würde sagen, dass sich Kapitalismus und Rassismus gegenseitig bedingen. Was würdest du sagen, kann es eine USA oder eine Welt geben, in der es weniger oder keinen Rassismus gibt, wenn der Kapitalismus nicht verschwindet?
Jason: Ich stimme dir da zu. Der Kapitalismus verstärkt den Rassismus. Das Ergebnis daraus ist die Unterdrückung einer Gruppe von Menschen. Stell dir vor, wie wunderbar diese Welt wäre, wenn wir alle harmonisch zusammenleben würden. Wenn wir Frieden, genug zu essen und einen anständigen Ort zum Leben hätten. Ich denke, die Vorstellung von „Erfolg“ muss sich ändern. Erfolg bedeutet für mich, glücklich zu sein, geliebt zu werden und genug Geld für Nahrung zu haben. Die Pandemie hat mich gelehrt, dass ich eigentlich nichts kaufen muss. Ich brauche nur Nahrung und meine Familie. Die Medien und die Gesellschaft spielen jedoch mit unserem Verstand, weil sie Geld mit Erfolg gleichsetzen. Nichts ist weiter von der Wahrheit entfernt. Ich habe lange gebraucht, um das herauszufinden und mir ins Bewusstsein zu rufen. Außerdem möchte ich nicht herausfinden, wie es wird, wenn der Kapitalismus in seine finale Phase geht. Wenn die Erde dann völlig erschöpft ist und es Chaos auf den Straßen gibt, wem kann das nutzen?

Peter: Ich mag es, dass deine Texte meistens sehr poetisch, kryptisch und manchmal wie abstrakte Gedichte sind, so dass die Bedeutung und die Botschaft dem Hörer nicht immer sofort klar werden. Was inspiriert dich beim Schreiben der Texte?
Jason: Ich weiß, dass die meisten Leute sich nicht für Texte interessieren, aber für mich sind sie wirklich wichtig. Wenn ich spüre, dass jemand keine Zeit in seine Texte gesteckt hat, stört mich das. Meine Lieblingslyriker bringen mich zum Nachdenken. Als ich Greg Graffin zum ersten Mal hörte, hat es mich umgehauen. „Was sind das für Worte, die der Mann da sagt?“ Ich musste sie erst nachschlagen. Was mich inspiriert, ist normalerweise ein Thema, das mir wichtig ist oder das ich für würdig halte, um darüber ein Lied zu schreiben. Dann versuche ich, es einfach auf eine neue oder interessante Weise zu beschreiben. Ich habe einen seltsamen Job (ich benenne Produkte, Dienstleistungen und Unternehmen) und sehe daher viele Wörter. Ich war in der Schule in Englisch nie wirklich gut oder ein Fan von Wörtern, aber ich bin eine neugierige Person und ich habe das Gefühl, dass bestimmte Wortkombinationen magisch sind, also katalogisiere ich sie die ganze Zeit. Dies sind die letzten 5 Artikel, die ich in meinem Katalog geschrieben habe und die es hoffentlich in einen Song schaffen: „dark scheduling, the rot runs deep, cleaved, killdare, yellowhammer“. Wenn die Welt mir etwas Interessantes zeigt, fange ich es ein und verwende es dann, um es thematisch in einem Song einzubauen. Es ist ein seltsamer Ansatz, aber ich mag ihn.

Peter: Warum wählst du diesen Weg und machst nicht direktere und klarere Aussagen, um deine Statements los zu werden?
Jason: Persönlich mag ich nur Songs, die in Geheimnisse gehüllt sind oder mich zum Nachdenken bringen. Ich habe auf dieser Platte sogar versucht, zugänglichere Texte zu schreiben. Ich sehe Kids in der ersten Reihe singen und sie benutzen alle diese verrückten Worte, und das ist meine Schuld (lacht). Ich denke auch, dass jeder sagen kann, was offensichtlich ist, aber es ist meine Aufgabe, aus den Wörten die ich benutze, etwas Geistreiches und Besonderes zu machen. Wenn es nichts Besonderes ist, warum sollte ich es sonst aufnehmen?

Peter: Was sind eure Pläne für die nahe Zukunft?
Jason: Wir wollen nur so viele Shows wie möglich spielen. Wir haben auch noch zwei Songs von der Aufnahmesession übrig, die wir auf irgendeine Weise veröffentlichen werden. Wir haben mit Brenna von Last Gang "I’m Not the Man That I Thought I’d Be" neu aufgenommen und ich denke, es ist ziemlich gut geworden und ich kann es kaum erwarten, dass die Leute es hören.

Peter: Vielen Dank für deine Zeit und die Antworten auf meine Fragen. Möchtest du noch etwas sagen?
Jason: Vielen Dank, dass ihr unserer neuen Platte eine Chance gebt und reinhört. Bitte kommt und sagt „Hallo“, wenn wir in eure Stadt kommen. Peace.


Peter 07/2020
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