Vor kurzem habe ich eine Rezension des Albums „Schlechte Zeiten“ von der Band Lache geschrieben. Bei dieser Rezi kamen mir zahlreiche Fragen, vor allem bezüglich der Texte auf „Schlechte Zeiten“. Grund genug also, mal bei der Band nachzufragen und um Klärung zu bitten. Im folgenden könnt ihr das per Mail geführte Interview lesen. Richtig LESEN, das ist diese komische Art, schriftlich niedergelegte, sprachlich formulierte Gedanken aufzunehmen. Das war in ferner Vergangenheit eine üblich Art und Weise, Interviews mit Bands zu führen, bevor es diese „Podcasts“ gab. Im folgenden Interview werden wir über Leberwurst, Händchenhalten und über meinen Vater sprechen, somit ist dies wahrscheinlich das wichtigste Interview im Jahr 2020 auf bierschinken, wenn nicht sogar im ganzen Netz.
Peter: Könnt ihr die Band Lache bitte kurz vorstellen und mir sagen, wie es zu der Veröffentlichung eurer Debüt-EP „Schlechte Zeiten“ bei dem wahnsinnig erfolgreichen Major-Punklabel Bakraufarfita Records gekommen ist?
Jürgen: Hallo Bierschinken-Peter,
Lache (eine Ansammlung von Flüssigkeiten), jeder von uns steht für eine wasserbasierte Flüssigkeit und da sich Wasser bekanntlich den Weg mit dem geringsten Widerstand sucht, haben wir uns zufällig in der rot-weißen Lache Kölns zusammengefunden.
Thorsten – Mastermind/Gesang/Gitarre, steht für Weißwein. Till – Gitarre & der Mann, der Gitarrensoli im Punkrock wieder salonfähig macht, ist ein einfacher Typ, er vertritt die Bierfraktion in unserer Runde. Jari – Schlagzeug ist der offizielle Vertreter der WhiskeyCola-Mische. Da er ein süßer Typ ist, steht er natürlich auch auf süße Drinks! Ich versuche Bass zu spielen und bin der Vertreter der isotonischen Getränkegattung, irgendwer muss ja für den gesunden Elektrolyte-Haushalt verantwortlich sein.
Die EP haben wir bereits im April 2020 in Eigenregie auf Bandcamp veröffentlicht. Kurze Zeit später kam eine Nachricht vom Fö mit der Frage, ob wir nicht Lust hätten, dass Bakraufarfita die Scheibe nochmals digital auf sämtlichen Streamingportalen raushaut. Wir waren damit einverstanden, man lässt sich von einer Chart-Fabrik, wie Bakraufafita es ist, nicht zweimal bitten.
Peter: Die Texte auf „Schlechte Zeiten“ haben mir wirklich Kopfzerbrechen bereitet, könntet ihr mir zu einigen Textzeilen bitte ein paar Fragen beantworten.
In Schlechte Zeiten singt ihr von „schlechten Zeiten für Metzgerstöchter“: Warum sind es gerade schlechte Zeiten für Metzgerstöchter, wo der Metzger doch immer ganz viel leckere Mortadella und Leberwurst für seine Kinder am Start hat? Außerdem stellt sich die Frage, sind die Zeiten nur für Metzgerstöchter oder auch für Metzgerssöhne schlecht?
Thorsten: Wenn es dem Metzger schlecht geht, vor Allem finanziell, kann es der Metzgerstochter auch schlecht gehen. Da kann dann auch Mortadella oder Leberwurst oft nicht weiterhelfen. Ich selbst, obwohl überzeugter Fan der italienischen Küche, bin kein Mortadellafürsprecher, was mich glauben lässt, dass nicht alle Kinder durch Mortadellakonsum glücklich werden. Wurst, die so dünn geschnitten ist, dass man hindurch gucken kann, löst bei mir ein gewisses Unbehagen aus. Ich bin überzeugt davon, dass Mortadella der Grund für Wurst mit Gesicht ist. Wurst mit Gesicht könnte man auch als Erziehung hin zum Kannibalismus interpretieren. Und: Ist Mortadella eigentlich nichts Anderes als haute couture Bierschinken bzw. Schinkenspicker? Leberwurst fällt ganz aus. Führt bei mir immer zu Sodbrennen. Das Lied ist eigentlich die Schilderung einer Utopie, in der es nur noch Metzgerstöchter gibt.
Peter: Schlechte Zeiten: Warum nimmt der Sänger nur die Tagessuppe und was ist ein Tellerlecker?
Thorsten: Manchmal reicht eine Suppe, wenn man z.B. nicht so großen Hunger hat, oder die Suppe einfach sehr gut schmeckt. Nicht zu unterschätzen ist der Reminder-Effekt dabei: Bei Totenstille im Familienkreis eine Suppe essen. Wer kennt es nicht? Diese Kindheitserinnerungen! Gerade an stillen Feiertagen. Unvergesslich!
Tellerlecker: https://www.dwds.de/wb/dwb/tellerlecker
Wenn die Soße gut war, lecke ich auch gerne den Teller ab.
Peter: In „Fräulein Koslowski“ hat man keine Zeit, um den Flur zu wischen, weil man auf den Rentnerstrich muss, um Pfand zu sammeln: Ist es nicht möglich, den Flur zu wischen und trotzdem Pfand auf dem Rentnerstrich zu sammeln? So viel Zeit sollte Mensch doch wohl aufbringen können, oder?
Thorsten: In Anbetracht der steigenden Mietpreise, kann doch ein Mensch, der in einem Mietverhältnis lebt, davon ausgehen, dass das von einer, von den Nebenkosten ordentlich bezahlten, Reinigungskraft ausgeführt wird. Also: Nein! Und: Nein!
Peter: Fräulein Koslowski: Was zur Hölle ist überhaupt ein Rentnerstrich und wo findet man diesen und was bieten Rentner auf einem solchen Strich an?
Thorsten: Weiß ich nicht!
Peter: In „Stein“ wird der Wunsch geäußert, ein Stein zu sein und in einem Spitzenlohnland herum zu liegen: Warum sollte es so schön und wünschenswert sein, ein Stein zu sein? Gibt es nicht durchaus beweglichere Dinge und Lebewesen, in deren Existenz mensch sich hinein wünschen kann und was hat ein Stein davon, in einem Spitzenlohn-Land herum zu liegen?
Thorsten: Der Wunsch, ein Stein zu sein, ist für mich durchaus nachvollziehbar! Das Wort Stein beinhaltet ja durchaus eine positive Konnotation: Stein im Brett! Steinalt! Steiniger Weg (der ja immer in eine Verbesserung der Lebenslage führt). Steinzeit! Ton Steine Scherben! Natürlich auch negativ. Aber nur selten wie z.B. Steinschlag! (Wichtig hier: Teilkasko ohne Selbstbeteiligung, sonst muss man selbst latzen!) Nicht zu unterschätzen: Die passiv-aktive Rolle des Steins bei vielen bedeutenden Revolutionen! Vielleicht einfach die Franzosen fragen…
Peter: Außerdem geht es im Text von „Stein“ um einen barfüßigen und telefonisch erreichbaren Gott: Was ist so besonders daran, dass Gott barfuß laufen kann, das kann mein Freund Maurice auch! Wer ist diese Moni, mit der Gott telefoniert hat und was hat sie ihm getan, dass er sie nicht leiden kann? Vor allem aber, erreicht man Gott nur über Festnetz, hat er ein Handy, hat er dieses 5G und wie lautet verdammt noch mal seine Telefonnummer?
Thorsten: Gott kann besser als Maurice barfuß laufen. Moni: Monika Mumm, eine unangenehme Inkossoanwältin aus Hürth, die sich bei sämtlichen Anrufen tot stellt, danach aber auch nichts mehr fordert. War mal Mrs. Sporty 2011 in einem Fitnesstudio in Hürth und hat das auch auf Youtube kundgetan. Nach zu vielen Hassmails ist sie dann zu Dailymotion gewechselt: https://www.dailymotion.com/video/x3wqqrl Eine tolle Frau! Ich weiß auch nicht, ob man Gott anrufen kann. Würde mich aber interessieren, warum der Fragesteller die Nummer 9247 jetzt hier ausgelassen hat. Hat er etwa bemerkt, dass Axel Kurth bereits im September 1995 bewiesen hat, dass unter dieser Nummer niemand dran geht?
Peter: Ebenfalls in „Stein“ wird „Daddy Memphis“ erwähnt: Ohne wen klingt Daddy Memphis scheiße und ist diese komische Fun-Oi!-Punk Band gemeint? Habt ihr da etwa irgendwelche Verbindungen?
Thorsten: Daddy Memphis ist Daddy Memphis ist Daddy Memphis...und es hat sehr viel Spaß gemacht, da zu spielen.
Peter: Bei Luft und Liebe dreht es komplett ab und ich frage mich: Kennt der Texter der Band vielleicht meinen Vater, von dem er dessen liebstes Sprichwort: "Wer billig kauft, kauft zweimal!" zitiert? Haben sich er und mein Alter beim Autos anzünden kennengelernt oder gar beim Putenbrust essen und Lindenstraße gucken? Wenn ja, was sagt eigentlich meine Mutter dazu? Findet die das ok?
Thorsten: Ja ich kenne deinen Vater. Aber wir haben keine Autos angezündet. Das hab ich nur erfunden.
Peter: Luft und Liebe: Ist Händchen halten nicht das Mindeste, wenn man nachts zu zweit im Wald sitzt und nicht redet?
Thorsten: Nein! Das Mindeste ist Saufen! Und das ist Chefdenkersache. Ich war aber auch schon mal betrunken. 1998.
Peter: Zu guter Letzt: Wer soll in „Luft und Liebe“ sein Maul halten, weil noch 5 Minuten Zeit im Separee übrig sind?
Thorsten: Gegenfrage: Ist sowas, gerade in einem Separee, nicht Privatsache?
Peter: Vielen Dank für die Klärung und Beantwortung meiner Fragen, ich hoffe durch die Antworten bin ich nicht mehr so verwirrt und kann nachts endlich wieder schlafen!
Habt ihr noch irgendwelche letzten Worte?
Jürgen: Danke für die Fragen Bierschinken-Peter! Hoffentlich wurdest du durch die Antworten aufgeklärt und dein zerbrochener Kopf puzzelt sich wieder so zurecht, wie er vorher mal war.
Bleibt gesund, viel Spaß und kommt gut nach Hause!
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