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Casanovas Schwule Seite:
Der Mann mit dem goldenen Knie
Es hat lange gedauert, bis die Bierschinken-Redaktion ihr Testexemplar in die Hände bekam, noch länger habe ich gebraucht, um dieses Review zu verfassen, aber ich wollte noch mal ausprobieren, ob sich mein erster Eindruck der Platte bei mehrfachem Hören über mehrere Wochen noch ändert. Das Ergebnis: Nein.

Casanovas Schwule Seite schlagen zurück, 13 Jahre nach ihrem oft kopierten und dennoch unerreichten Meisterwerk "Das Rock'n'Roll-Imperium schlägt zurück". Von den Herren der Schöpfung hinter dieser CD niemals als Deutschpunk bezeichnet, spielen sie doch größtenteils in irgendwelchen deutschsprachigen Schrabbelbands und so ist es kaum verwunderlich, dass sich ein Großteil der entstandenen Fanbasis aus genau dieser Splittergruppe des musikalischen Spektrums rekrutiert. So auch ich.

Und für eben diese Fans, die sich sonst mit flotten 3-Akkord-Songs fit halten, ist die vorliegende Platte nichts weiter als eine herbe Enttäuschung. Songs wie "Der Mann mit dem goldenen Knie" gibt es auf einigen Chefdenker-Veröffentlichungen auch, mir fällt das als erstes "Der Optimismus der 50er Jahre" ein, also ein langsamer Altherrenocksong mit mehrstimmigen Gesangsharmonien, die zwar etwas schiefer wirken, als bei ihren aufwendiger produzierten Kollegen im Radio, aber genauso nerven. Im verschwurbelten Text dieses Liedes wärmt Claus sich wohl für seine Königsdisziplin auf, in welcher er im nächsten Song brilliert: Das Aufzählen von Ortsnamen!
Der Song beginnt fast genauso wie "Höllenfeuerlicht" vom ersten Album, wenn mich nicht alles täuscht, dann werden Orte aufgezählt, in denen Krieg ist, das Ganze in deutlich erhöhter Geschwindigkeit im Vergleich zum ersten Song, geht auch gleich ganz gut rein.
"Das Spiel ist aus" lebt auch vom charakteristischen Krächzgesang und ist im Gegensatz zum ersten Song mit etwas mehr Kraftausdrücken beschenkt worden, die in einem absurden Gegensatz zu den "uuh uuh"-Hintergrundchören stehen, aber das kann man mit Hinblick auf den Bandnamen eigentlich über die gesamte EP sagen.
Auch der letzte Song kann nicht musikalisch überzeugen, der Text ist aber ganz geil, da er unterschiedliche Redewendungen verwurstet, das hat mir schon auf dem ersten Album von Affenmesserkampf außerordentlich gut gefallen. Das Lied versinkt aber wieder in technisch bestimmt total ausgefeiltem, für meine Ohren aber stinklangweiligem Gitarrengedudel und schließt mit einem endlosen Solo.

Also insgesamt: Ein fragwürdiges Machwerk, das sich ein Haufen Fans wahrscheinlich trotzdem bedingungslos kaufen wird, obwohl die Band einfach das gemacht hat, worauf sie Bock haben. Dem geneigten Punker wird die Musik recht schnell auf die Nüsse gehen, behaupte ich mal, aber das war vielleicht nie die Zielgruppe von CSS und wird es auch nicht mehr, was auch immer man aufgrund des Bandnamens auch vermuten mag.

Für Vinylsammler und Freunde von Skurrilitäten im Wohnzimmer lohnt sich der Kauf der Platte dennoch, da im Booklet eine Fotolovestory mit Barbiepuppen drin ist, in der auch der Mann mit dem goldenen Knie eine Rolle spielt. Auch der kurz gehaltene Promotext erinnert mich daran, warum man diese Band früher abgefeiert hat und es wahrscheinlich auch noch in Zukunft tun wird.
Gerdistan 04/2013
Casanovas Schwule Seite - Der Mann mit dem goldenen Knie

Stil: Punkrock
VÖ: 03/2013, 7", CD, Trillerfisch Records


Tracklist:
01. Der Mann mit dem goldenen Knie
02. Überall Krieg
03. Das Spiel ist aus
04. Weisheit mit Messer und Gabel



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Chris

09.04.2013 17:57
Ist halt keine CSS-, sondern eine Chefdenkerplatte. Das sind halt eigentlich verschiedene Baustellen.
Sascha

10.04.2013 11:20
EIGENTLICH. Uneigentlich klingt seit zehn Jahren alles gleich aus der Richtung, egal, welcher Bandname draufsteht.
Kabl

10.04.2013 11:38
Gerade flog eine nackte Brieftaube an meiner Bude vorbei und schiss. Heraus kam jedoch kein AA, sondern diese vier Lieder.
Eigentlich bin ich bei allem was Gerdistan schreibt schon rein aus Prinzip gegensätzlicher Meinung, weil Gerdistan einfach ein Hippster-Schnösel mit Hang zu den Atzen ist. Hier muss ich ihm aber in einigen Punkten recht geben: Lied 1 ist recht unspektakulär und klingt nach Chefdenker. Lied 2 finde ich absolut großartig - echt geil! Lied drei geht so in Ordnung. Lied vier finde ich noch langweiliger als Lied eins. "Das Lied versinkt aber wieder in technisch bestimmt total ausgefeiltem, für meine Ohren aber stinklangweiligem Gitarrengedudel und schließt mit einem endlosen Solo." Teil zwei des Satzes stimmt. Teil eins nicht. Denn das ist technisch nicht ausgefeilt, sondern klingt, wie wenn jeder im Proberaum spontan ein Solo intoniert.
Vorschlag: Die Bandmitglieder von Knochenfabrik, Chefdenker und CSS tun sich zusammen, spielen Headliner-Shows bei etablierten Festivals und hauen alle Hits raus. Da kann man bestimmt reich werden und alle feierns ab!
Gerd

10.04.2013 11:50
Chris: Korrekt, und Chefdenker sind ne langweilige Countryband geworden, das predige ich seit Jahren. Vielleicht glaubts mir endlich jemand.
oberpenner chris

11.04.2013 13:17
ik sehs ganz ähnlich! siehe:

http://uglypunk.de/2013/03/casanovas-schwule-seite-%E2%80%93-der-mann-mit-dem-goldenen-knie/


Philriss
(Philriss)
11.04.2013 15:03
Krieg nennt doch die gleichen Städte wie BiK's Saufen in...

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